Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht überdurchschnittliche Zahlen oder gar Rekorde für den Online-Handel vermeldet werden. Auch heute nicht. Aber es zeigt sich auch wieder, dass sie ungleichmäßig verteilt sind und einige Branchen nur leicht touchiert haben. Dort gab es dann oft nur einige wenige Gewinner, während die Mehrheit fast leer ausging. Wenig (finanziellen) Nutzen aus der Bewegung hin zum Online-Shopping haben unter anderem die Möbelhändler gezogen, nur wenige haben auf die Entwicklung umfassend reagiert und ihre Technik ausgefeilt. Zugelegt haben die Lebensmittelkonzerne, aber die Zahlen sind noch bei weitem ausbaufähig. Und für die ständigen Bewegungen auf dem Markt der Lieferdienste mit neuen Anbietern ist die Zahl der Nutzer extrem niedrig.
///// HANDEL NATIONAL
GfK meldet Rekordverkaufszahlen für technische Geräte
Die GfK hat die Verkaufszahlen für das erste Halbjahr ausgewertet, zu den Ergebnissen gehört ein neuer Rekord für den globalen Markt (ohne Nordamerika) der technischen Konsumgüter. Die weltweiten Umsätze erreichten ein Volumen von 433 Milliarden US-Dollar, ein Rekordanstieg von 26 Prozent. Für die zweite Jahreshälfte rechnen die Konsumforscher wegen der hohen Umsätze von Juli bis Dezember 2020 mit einem moderaten Wachstum. Bei der Unterhaltungselektronik ging es um 18 Prozent auf 42,8 Milliarden US-Dollar nach oben. Begründet wird das Plus mit höherer Nachfrage nach "Entertainment at Home", besserer Ausstattung und zusätzlichen Geräten wie Kopfhörern für die Arbeit im Homeoffice. Weltweit gaben die Verbraucher 27 Prozent mehr Geld für IT-Geräte aus, nach oben ging es auch bei Klein- und Großgeräten im Haushaltsbereich. Für den Online-Verkauf vermelden die Statistiker einen "beispiellosen Höchststand", auf ihn entfallen mittlerweile 35 Prozent des weltweiten Verkaufs.
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Mit der GründerInnenstadt-Initiative unterstützen Facebook und Instagram Unternehmerinnen beim Aufbau krisenfester Geschäftskonzepte
Laut Facebooks Wirtschaftsstudie zur Lage von Kleinunternehmen aus dem Jahr 2020 beklagten 53 Prozent der von Frauen geleiteten Unternehmen während der Pandemie Umsatzeinbußen, während es bei von Männern geführten Unternehmen 37 Prozent waren. Grund genug für Facebook, die Mittelstandsinitiative GründerInnenstadt ins Leben zu rufen. Mehr zur GründerInnenstadt-Initiative.
Mytheresa mit kräftigem Umsatzwachstum
Mytheresa springt auf der Umsatztabelle weiter nach oben. Im Geschäftsjahr 2021 ging es nach Unternehmensangaben um 36,2 Prozent auf 612,1 Millionen Euro nach oben. Dabei sei der Umsatz des Online-Modehauses vom vierten Quartal 2019 bis heute um 60,5 Prozent angestiegen. Der Ebitda sei um 55,2 Prozent gewachsen, zum Jahresabschluss liege der Wert bei 54,9 Millionen Euro. Als Begründung nennt die MYT Netherlands Parent B.V., die Muttergesellschaft der Mytheresa Group GmbH, die Veränderung des Kundenverhaltens und das Geschäftsmodell, das sich auf Luxuskunden und "starke Partnerschaften mit den Marken" konzentriere. Bei den Neukunden sei ein starkes Wachstum gelungen. Der Trend der Kunden zu digitalen Angeboten werde sich fortsetzen, ist die Unternehmensleitung überzeugt.
Der Online-Möbelhandel hat viel Potenzial
Für den Möbelhandel gibt es online noch beträchtliche Wachstumsmöglichkeiten, berichtet Möbelkultur, bezugnehmend auf eine Untersuchung der E-Commerce-Agentur Shopmacher. Ihre Digitalisierungsstrategie bewerteten die Möbelhändler selbst nur mit 3,1, die Händler, die einen eigenen Online-Shop nutzen, sähen die Lage nicht ganz so düster, ihre Durchschnittsnote liege bei 2,3. Bei den technischen Hilfsmittel stünden Virtual Reality und 360-Grad-Anwendungen an der Spitze. Große Defizite gebe es bei der Nutzung von Omnichannel-Diensten, so könnten die Kunden nur bei neun Prozent der Händler die Produkte online reservieren und kaufen. Insgesamt sei der Möbelhandel eher zurückhaltend gegenüber der elektronischen Variante. So stuften nur 43 Prozent den E-Commerce als "erfolgskritisches Zukunftsbusiness" ein, für die Mehrheit stelle er nur ein Zusatzgeschäft dar.
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HANDEL INTERNATIONALShopify hat für den grenzüberschreitenden Handel die neue technische Lösung Shopify Markets freigeschaltet. Nach den internen Daten des Unternehmens hätten im Juli rund 40 Prozent der deutschen Nutzer von Shopify grenzüberschreitend verkauft, ein Drittel des Traffics komme aus dem Ausland. Weltweit habe der Anteil bei 27 Prozent gelegen. Für deutsche Händler sei der internationale Verkauf nun mit der Anpassung der fremden Währungen und Zahlungsmethoden sowie einer auf den jeweiligen Markt abgestimmten Preisgestaltung möglich. Mit Shopify Markets sei die Prüfung der Produktverfügbarkeit möglich, dazu auch die Anpassung der lokalen Sprachen und die Abrechnung von Zöllen und Einfuhrsteuern. Die Erstellung der lokalen Plattformen könne über ein zentrales Dashboard erfolgen.
Portmeiron steigert Verkaufszahlen um ein Drittel
Der Porzellan- und Keramikhersteller Portmeiron hat seinen globalen Verkaufszahlen einen kräftigen Schub versetzen können. Dank der Aktivitäten im Online-Handel ging es in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres um ein Drittel nach oben, schreibt Internet Retailing. So liefen in den Hauptmärkten Großbritannien und USA mittlerweile 51 Prozent über den Online-Shop. Insgesamt seien die Umsatzzahlen um 24 Prozent höher als in der ersten Hälfte 2019, von den Mehreinnahmen solle nun ein Teil in den E-Commerce fließen. Damit würden die Maßnahmen des vergangenen Jahres fortgesetzt, denn in dieser Zeit seien neue Mitarbeiter für den Online-Verkauf und das digitale Marketing eingestellt worden. Auf der Liste stünden aber auch Investitionen in die IT und der Ausbau der Kundendatenbank.
Amazon erhöht in den USA den Stundenlohn
Für Mitarbeiter bei Amazon in den USA könnte es bald höhere Beträge auf den Gehaltspapieren geben. Der durchschnittliche Stundenlohn soll von 17 auf 18 US-Dollar ansteigen, schreibt The Guardian. Der Satz sei zuletzt im Mai auf 17 US-Dollar gesetzt worden, der Mindestlohn liege bei 15 US-Dollar. Der Konzern stehe unter Druck, den Mitarbeitern ein besseres Angebot zu machen, um auf das Wachstum im Online-Shopping und die Weihnachtszeit vorbereitet zu sein. An einigen Standorten werde neuen Angestellten eine Antrittsprämie von 3.000 US-Dollar angeboten, das Ziel sei ein Anstieg der Mitarbeiterzahl um 125.000. Die Zahl der Standorte soll auch weiter wachsen, alleine im September seien 100 neue Zentren geplant.
Lebensmittelkuriere in New York bauen sich eigene Pausenplätze
In New York haben die Gefahren und Arbeitsbedingungen für die Fahrer der Lebensmittellieferdienste solche Dimensionen angenommen, dass sie nun selbst aktiv wurden. Nach einem Bericht von The Verge haben sie sich auf Parkplätzen Möglichkeiten eingerichtet, um Pause machen zu können, Nickerchen einzulegen oder die Batterien für die Lastenräder aufzuladen, da ihre Arbeitgeber dies nicht anbieten. Die Plätze seien über die Stadt verteilt, in einigen Fällen hätten sie Karten der Chase Bank bekommen, damit sie sich in den Lobbies der Banken vor schlechtem Wetter schützen könnten.
///// TRENDS & TECH
Auch in der Lebensmittelbranche hat die Pandemie zu einer Veränderung des Einkaufsverhaltens geführt. Der Anteil der Verbraucher, die ihre Lebensmittel auch im Internet kaufen, ist von 16 Prozent vor Corona auf jetzt 26 Prozent angestiegen, vermeldet Bitcom nach einer neuen repräsentativen Befragung. Die fleißigste Gruppe sind die 30- bis 49-Jährigen, hier kaufen 36 Prozent online, bei den 16- bis 29-Jährigen sind es 32 Prozent, von den Käufern zwischen 50 und 64 Jahren sind es 26 Prozent, von den Älteren nutzen nur acht Prozent das Internet. Die besten Karten der Anbieter haben Hofläden und Gemüsekisten, sie werden von zehn Prozent genutzt, alle anderen Händler kommen nur auf einstellige Werte. Die Lieferdienste nutzen nur sieben Prozent. Inzwischen gibt es aber wieder einen Weg zurück in die Lebensmittelmärkte, 82 Prozent kaufen wieder im Supermarkt ein.
Die Nutzer der Marketing Automation von Adnymics können nun auch Direct Mails für einen direkteren Kundenkontakt einsetzen. Die neue Anwendung basiert nach Angaben des Unternehmens auf Künstlicher Intelligenz, mit der das Kundenverhalten analysiert werde. Daraufhin folge eine auf jeden Kunden zugeschnittene Direct Mail, das Produktempfehlungen oder andere Hinweise erhalte. Der Druck der Anschreiben erfolge vollautomatisch, der Versand werde europaweit abgedeckt, verspricht Adnymics. Zum Einsatz kämen die Anschreiben häufig bei Geburtstagsmailings, Warenkorbabbrüchen, zur Begrüßung neuer Kunden oder der Reaktivierung bestehender Kunden.
Fynax informiert in neuer Interview-Serie
Die Steuerberatung Fynax informiert in einer neuen Interviewreihe über Trends und Chancen im Online-Handel. Untersucht werden unter anderem die Folgen des Booms im E-Commerce für kleine und mittlere Unternehmen und die Herausforderungen, denen sich die Neueinsteiger stellen müssen. Als Interviewpartner beschäftigen sich die Fynax-Leiter Nadja Müller und Saravanan Sundaram mit diesen Themen. Den Anfang macht Saravanan Sundaram mit Fragen zu den Auswirkungen von Corona und der Zukunft des E-Commerce. So ist er sich sicher, dass sich der Trend zum virtuellen Handel fortsetzen werde. Er glaube, dass die Umsatzgrenze von 100 Milliarden Euro in diesem Jahr übertroffen werden könne. Kleinere Geschäfte seien aber gefordert, ihre Präsenz im Internet zu verbessern.
///// NACHHALTIGKEIT
Puma will die Sportler mit der Ausrüstung aus Herzogenaurach ein bisschen näher an Sport in sauberer Luft bringen. Im nächsten Schritt will der Sportartikelhersteller seine Schuhe in nachhaltigeren Kartons verkaufen. Die neuen Kisten, die in diesem Jahr ausgegeben werden, sollen zu 95 Prozent aus recyceltem Material bestehen, meldet Puma. Diese Initiative sei ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit mit der Umweltorganisation Canopy, die im Frühjahr gestartet wurde. Papier und Karten sollten nun aus wiederhergestelltem oder zertifiziertem Material produziert werden, um die Zerstörung von Wäldern zu vermeiden. So könnten rund 33.600 Bäume pro Jahr geschützt werden, erkläre Puma. Ab 2023 sollen in den Läden des Sportartikelkonzerns keine Plastiktaschen mehr ausgegeben werden, Utensilien wie Kleiderbügel sollen durch alternative Varianten ausgetauscht werden.