Corona treibt den digitalen Handel weiter voran. Adidas verbucht schon ein gutes Drittel seiner Umsätze im Onlinegeschäft. Mit weiterem Wachstum ist fest zu rechnen. Wie die Postbank herausgefunden hat, kaufen immerhin 9 von 10 Teenagern im Internet ein – und wegen Corona nun noch verstärkt. Logisch, dass dann auch Werbung neue Wege sucht: Bitmojis im Ralph-Lauren-Look auf Snapchat sollen die Marke bei der jüngeren Zielgruppe verankern.
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HANDEL NATIONALAdidas verdoppelt Onlineumsätze Adidas hat im zweiten Quartal einen drastischen Umsatzrückgang verzeichnet (-34 Prozent), natürlich vor allem wegen Coronakrise und Lockdown. Online aber brummt das Geschäft. Der Umsatz über den unternehmenseigenen E-Commerce-Kanal stieg im gleichen Zeitraum um 93 Prozent. Der durch eigene sowie partnerbetriebene Plattformen erzielte Onlineumsatz machte damit insgesamt über ein Drittel des Gesamtgeschäfts aus. Der Ausblick von Vorstandschef Kasper Rorsted: "Wir sehen Licht am Ende des Tunnels." Im globalen E-Commerce-Geschäft
verzeichnet das Unternehmen weiterhin hohes Wachstum "im zweistelligen Bereich".
Henkel definiert Digitalisierung als zentralen Hebel
Der Umsatz ging zwar im ersten Halbjahr zurück (-6 Prozent), der Gewinn noch deutlicher (-28,7 Prozent), doch zeigt sich Henkel-Chef Carsten Knobel insgesamt zufrieden damit, wie sich das Unternehmen in der Corona-Krise bewährt hat. Was das Konsumentengeschäft betrifft: Beauty Care wurde durch den Lockdown bei Friseuren gebremst. Laundry & Home Care wurden dagegen von der hohen Nachfrage bei Reinigungsmitteln angeschoben. Henkel hat unter anderem die Digitalisierung als zentralen Hebel zur Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit definiert. Im ersten Halbjahr verzeichnete Henkel im Laundry & Home Care- und Beauty Care-Geschäft insgesamt
einen starken Anstieg des digitalen Umsatzes um mehr als 60 Prozent. Auf Konzernebene nähert sich der Anteil der digitalen Umsätze am Gesamtumsatz "dem mittleren Zehn-Prozent-Bereich".
Finnischer Lieferdienst startet in Deutschland
Während Delivery Hero in Japan
den Konkurrenten Uber Eats angreifen will, startet in Berlin-Mitte und am Prenzlauer Berg der finnische Food-Lieferdienst Wolt. Das Unternehmen aus Helsinki ist inzwischen in 23 Ländern und über 80 Städten weltweit vertreten.
Rund 100 lokale Restaurants stünden in Berlin bereits in den Startlöchern, um ihr Essen von Wolts Lieferanten an ihre Kunden liefern zu lassen, heißt es vom Unternehmen. In Deutschland herrscht nicht gerade Armut an Lieferservices. Aber Wolt betont, sich im harten finnischen Markt für das internationale Geschäft gestählt zu haben.
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HANDEL INTERNATIONALCorona bringt Shop Apotheke operativ schwarze Zahlen Dank deutlich höherer Nachfrage in der Corona-Krise hat Shop Apotheke aus Venlo operativ schwarze Zahlen geschrieben. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg auf 6,3 Millionen Euro, nach einem leichten Minus im Vorjahr. Unter dem Strich bleiben die Zahlen dennoch rot.
Aber es gibt einen optimistischen Ausblick und das Versprechen, den Same-Day-Delivery Service auf weitere Metropolregionen auszuweiten und noch im zweiten Halbjahr 2020 einen eigenen Marketplace zu launchen.
Doch kein "brick & mortar"?
Retail Dive taucht ein in die Welt der "digital native brands". Und fragt sich,
was aus den Plänen zum Aufbau von stationärem Geschäft wurde. Der Trend zu "brick & mortar" habe noch vor Corona Konjunktur gehabt. Doch die Pandemie zwang nicht wenige, die Pläne zu stoppen und nach Alternativen zu suchen.
///// TRENDS & TECH
Bitmojis im Ralph-Lauren-Look Snapchat und das Mode-Label Ralph Lauren haben eine Zusammenarbeit vereinbart,
wie unter anderem Mashable schreibt. Das Ziel: Snapchat-Nutzer sollen ihren Bitmoji in dem für die Marke typischen polo-inspirierten Look einkleiden können. Bitmojis sind die niedlichen animierten Avatare, deren Aussehen die Benutzer nach Belieben anpassen können. Snapchat betrete damit Neuland, um Luxusmarken über die traditionelle Werbung hinaus in die spielerische Welt der Apps zu bringen.
Teenager kaufen noch mehr online Laut Jugend-Digitalstudie der Postbank hat die Corona-Pandemie auch im Einkaufsverhalten Jugendlicher Spuren hinterlassen. 35 Prozent der 16- bis 18-Jährigen sagen, dass sie seitdem mehr online bestellen. Im Schnitt geben sie 77 Euro pro Monat aus, das sind 42 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt kaufen neun von zehn Teenagern im Internet ein. Bei männlichen Jugendlichen sitzt das Geld der Studie zufolge lockerer: Sie geben im Schnitt 92 Euro pro Monat aus, Mädchen hingegen nur 63 Euro.
Die Studie gibt auch Hinweise, was dahinterstecken könnte: Jungen haben monatlich deutlich mehr Geld zur Verfügung, nämlich durchschnittlich 272 Euro, Mädchen hingegen nur 165 Euro.
Retouren im FokusIm November 2020 erscheint das "Retourenkompendium" des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel e.V. (bevh) mit Beiträge unter anderem aus Hochschulen und von E-Commerce-Experten aus dem deutschsprachigen Raum. Zwei
spannende Beispiele stellt der bevh vorab schon einmal vor: Am Lehrstuhl von Prof. Dr. Bernd Jörs an der Hochschule Darmstadt (Fachgebiet Informationsökonomie und Online Marketing Engineering) haben sich drei Studierende mit Maßnahmen von Onlinehändlern gegenüber Kunden beschäftigt, die regelmäßig sehr viele der bestellten Ware zurücksenden. Ergebnis: Fast 56 Prozent der befragten Kunden von Onlinehändlern finden das in Ordnung, nur 14 Prozent lehnen es ab. Eine weitere Arbeit, die Eva Aumüller am Lehrstuhl von Prof. Dr. Jan-Paul Lüdtke (Fachbereich E-Commerce) an der Fachhochschule Wedel geschrieben hat, beschäftigt sich mit innovativen Wegen, um unerwünschte Retouren zu reduzieren. Ergebnis: Bei Kundinnen wirkt die Information über die von der Retoure verursachte Kohlendioxidemission. Bei Kunden überzeugen eher bessere Passformhinweise. Ob die Forscher auch die Auswirkungen von Corona schon auf dem Schirm haben? Schließlich hat zum Beispiel die
Otto Group festgestellt, dass die Anzahl der Retouren deutlich zurückgegangen ist. Grund sei das bewusste Bestellen der Kunden nahe am Bedarf.