Die Luft für die Internetriesen könnte in Europa dünner werden. Der Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments hat mit der Zustimmung zum Digital Markets Act (DMA) ein deutliches Zeichen gesetzt, um ihre Macht zu begrenzen. Der DMA untersagt den Konzernen, dass sie ihre Produkte in ihren Suchmaschinen oder Marktplätzen bevorzugen. Dazu kommen Regelungen, die die Vorgaben zur Nutzung der Kundendaten für personalisierte Werbung verschärfen. Auch die Übernahme anderer Unternehmen sind nur unter erhöhten Bedingungen möglich. Bis zur Umsetzung hat der DMA noch einiges vor sich, denn das Parlament muss sich nach der Abstimmung noch mit der Kommission und dem Rat einigen, aber ein erster wichtiger Schritt ist erfolgt. Damit der Markt des Online-Handels ein Markt bleibt, dürfen die Abgeordneten nicht einknicken.
///// HANDEL NATIONAL
Widerstand gegen Amazons Logistikpläne in Memmingen
Amazon hat sich Memmingen und den dortigen Flughafen als Standort für ein neues Logistikzentrum ausgesucht. Eine Unterallgäuer Firma habe bereits einen Bauantrag beim Landratsamt in Mindelheim eingereicht, doch nun rege sich Widerstand gegen die Pläne, meldet die Augsburger Allgemeine. Die Aufnahme von zehn wöchentlichen Frachtflügen sei ab 2028 geplant, der Mietvertrag für das Verteilzentrum solle über 15 Jahre laufen, Amazon habe 140 neue Arbeitsplätze angekündigt. Widerstand gebe es nun in Gemeinden im Umland, die das Nichteinhalten von Baugrenzen und ein mangelhaftes Verkehrskonzept kritisierten. Nach der Kreisverwaltung habe sich auch der Bund Naturschutz gemeldet, er spreche von der "umweltschädlichsten Form des Gütertransports". Andere Gemeinden führten an, dass Amazon keine Wertschöpfung für die Region bringe.
Betriebsratswahl bei Gorillas endgültig freigegeben
Nach der Entscheidung des Arbeitsgerichts Berlin vergangene Woche für die Durchführung einer Betriebsratswahl bei Gorillas ist die Geschäftsleitung des Lieferdienstes mit dem Versuch des Stopps erneut gescheitert. Auch das Landesarbeitsgericht Berlin habe den Antrag des Unternehmens abgelehnt, die am vergangenen Montag gestartete Wahl dürfe fortgesetzt werden, meldet Business Insider. Damit könne bereits am Samstag ein Wahlergebnis vorliegen. Die in den vergangenen Wochen vorgenommenen Umstrukturierungen des Unternehmens mit einem Franchisemodell hätten nach Auffassung des Anwalts des Wahlvorstands gezeigt, dass es nur um die Verhinderung des Betriebsrats gegangen sei. Die Richterin fand die schnelle Umsetzung des Franchisemodells "ungewöhnlich". Das vom Unternehmen als Begründung angegebene rasche Wachstum des Unternehmens hätten der Richterin nicht ausgereicht. Die Wahl könne noch wegen möglicher Verfahrensfehler angefochten werden, sie werde aber stattfinden.
Schumacher Packaging stockt die Produktion auf
Zu den Gewinnern der Pandemie gehört neben dem Online-Handel und der Logistikbranche auch die Verpackungsindustrie. Nun reagiert mit Schumacher Packaging ein weiterer Anbieter und stockt die Produktionskapazitäten auf. Der Kartonhersteller investiere 700 Millionen Euro, unter anderem wolle er in Greven bei Münster die größte Wellpappe-Fabrik Europas errichten, schreibt die Lebensmittelzeitung. Das Investitionsvolumen liege bis 2025 bei rund 300 Millionen Euro, in der Folge sollten rund 250 neue Arbeitsplätze entstehen. Durch den Aufbau von Wind- und Solaranlagen wolle Schumacher Packaging bis 2035 klimaneutral produzieren.
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HANDEL INTERNATIONALWalmart startet in den USA zusammen mit Drone Up den Aufbau eines Liefernetzwerks mit Drohnen. Der erste Standort werde in Farmington im US-Bundesstaat Arkansas sein, berichtet Geek Wire. Walmart hat sich erst vor fünf Monaten an Drone Up beteiligt und einen Vertrag für die Lieferdrohnen abgeschlossen. Nun zeige die schnelle Umsetzung innerhalb von wenigen Monaten die Stärken von Drone Up, erklärt ein Walmart-Verantwortlicher. Die Kunden könnten die Verfügbarkeit von Drohnen in ihrer Stadt überprüfen, dann online einkaufen und die Drohnenlieferung bestellen, für die anfangs zehn US-Dollar berechnet würden. Für die Lieferzeit würden mindestens 30 Minuten angesetzt, sie erfolge wetterabhängig von acht Uhr bis 20 Uhr. Damit habe Walmart Amazon überholt, das 2016 die ersten Tests mit Drohnen gestartet hatte und 2019 einen baldigen Start angekündigt hatte.
Geringere Ausgaben europäischer Konsumenten
Nach den Ergebnissen des "The European Consumer Payment Report 2021" hat sich das Einkaufsverhalten in Europa gegenüber der Zeit vor Corona verändert. Von den 24.000 Befragten aus 24 Ländern gaben 60 Prozent an, dass sie heute weniger kaufen würden als früher, berichtet die Handelszeitung. Jeweils die Hälfte der jungen Erwachsenen und Frauen habe die Nachhaltigkeit als Kriterium für den Konsumverzicht angegeben, Eltern und ältere Erwachsene entschieden sich öfter für Reparaturen. Eine Einschränkung für einen noch stärkeren Wechsel zu nachhaltigeren Produkten stellten aber für 58 Prozent die höheren Preise dar. Besonders in Portugal (68 Prozent) und Griechenland (62 Prozent) sei das umweltbewusste Verhalten des Unternehmens ein Kriterium bei der Auswahl.
Getir übernimmt in Großbritannien Weezy
Und schon steht bei den Lieferdiensten die nächste Firmenübernahme vor der Tür. Nun wird der türkische Schnelllieferservice Getir, der eine Lieferzeit von zehn Minuten verspricht, Hauptanteilseigner des britischen Anbieters Weezy. Mit diesem Schritt wolle Getir die Expansion in Großbritannien beschleunigen, meldet CNBC. Bislang sei Weezy in 15 Städten auf der Britischen Insel tätig, die Zahl der Mitarbeiter liege bei über 700. Dazu gehörten auch die Kuriere, die als feste Angestellte beschäftigt seien. Insgesamt liege die Mitarbeiterzahl weltweit nun bei mehr als 4.000. Über die finanziellen Hintergründe der Akquisition machten die beiden Unternehmen keine Angaben.
///// TRENDS & TECH
Nun gibt es auch eine Studie von Bitkom zum Einkaufsverhalten am Black Friday und während der Cyberweek. Die repräsentative Umfrage habe gezeigt, dass sich 55 Prozent der Online-Shopper an den Tagen auf die Rabattsuche begäben. 16 Prozent planten die Verkaufstage gezielt ein, 39 Prozent handelten spontan. Mittlerweile seien diese Tage die umsatzstärksten für den deutschen Online-Handel, stellt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder fest. Rabattaktionen seien für 35 Prozent ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Online-Shops, bei Käufern zwischen 16 und 29 Jahren nannten dies 42 Prozent. Mit einem Anteil von elf Prozent sind nur wenige Verbraucher über 60 Jahre mit Sonderangeboten zum Einkauf zu bewegen.
Nach gut anderthalb Jahren Pandemie war gerade erst wieder allmählich Leben in Deutschlands Innenstädte zurückgekehrt, da stürzt die vierte Corona-Welle die stationären Händler erneut in eine Krise. Schon in den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass vor allem die Händler erfolgreich sind, die ihre Verkaufskanäle erfolgreich verbinden. Welche Rolle Augmented-Reality-Lösungen dabei spielen können, erklärt Gastautor Sebastian Wernhöfer von der Y1 Digital AG.
Betrugsgefahren am Black Friday besonders hoch
Nach einer Analyse des Spezialisten für Cybersicherheit Kaspersky sind die Betrugsrisiken rund um den Black Friday auch für die Verbraucher sehr hoch. Von September bis Oktober seien die Phishing-Angriffe unter der Tarnung als E-Payment-System um 208 Prozent nach oben gesprungen. Die Cyberkriminellen setzten gefälschte Webseiten der Einzelhändler und von E-Payment-Systemen ein, um Zugriff auf die Zahlungsdaten der Käufer zu bekommen. Durch die stärkere Nutzung der Zahlungssysteme entwickelten sich diese auch für Betrüger zu Ansatzpunkten. Bei den Verkaufsplattformen würden bei Phishing-Versuchen die Marken Amazon, Ebay, Alibaba und Mercado Libre am häufigsten genutzt. Die Konsumenten sollten Anhänge in E-Mails von Banken, E-Payment-Apps oder Shopping-Portalen nicht anklicken, die Schreibweise des Unternehmens auf Vertrauenswürdigkeit überprüfen und bei besonders günstigen Angeboten vorsichtig sein, raten die Experten von Kaspersky.
///// NACHHALTIGKEIT
Die Beachtung der Nachhaltigkeit beim Einkaufen wird für viele Deutsche immer wichtiger. Nach den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage, die Istock zusammen mit dem internationalen Marktforschungsunternehmen Market Cast durchgeführt hat, kaufen 60 Prozent nur bei Marken ein, die sich aktiv für den Umweltschutz einsetzen. Eine bessere Nachhaltigkeitsbilanz ihrer Einkäufe erwartet rund ein Fünftel der Verbraucher, wenn sie bei lokalen und kleinen Anbietern einkaufen. Hier sehen die Autoren der Studie einen Ansatzpunkt für den Mittelstand, um sich zu positionieren. Ein in dieser Form eher überraschendes Ergebnis bieten die Zahlen bezüglich der Generationen und ihres Einkaufsverhaltens. Für 63 Prozent der Baby Boomer hat Nachhaltigkeit bei Einkauf und Konsum besondere Bedeutung, bei den Millenials liegt der Wert bei 60 Prozent und bei der Generation Z mit 56 Prozent vergleichsweise niedrig. Eine gewisse Verantwortung der Unternehmen beim Umweltschutz sehen aber insgesamt 67 Prozent der Deutschen.
Ikea will ab 2028 keine Kunststoffverpackungen mehr nutzen
Einen Tag nach der Ankündigung des Abschieds vom Plastikmüll durch Amazon zieht Ikea nach. Der schwedische Möbelkonzern leistet sich aber ein längeres Zeitfenster, denn der Ausstieg soll erst bis spätestens 2028 abgeschlossen sein. Für neue Sortimente soll die Umstellung auf andere Materialien bis 2025 erfolgen, im bestehenden Sortiment ist das Zeitlimit für 2028 angesetzt. Neben einer Reduzierung der Umweltverschmutzung gehe es um die Entwicklung innovativer Verpackungslösungen, teilt Ikea mit. Bereits heute läge der Anteil des Verpackungsmaterials aus Kunststoff unter zehn Prozent, nun solle die Umstellung auf erneuerbare oder recycelte Materialien im eigenen Betrieb forciert werden.