Die EU-Nachhaltigkeitsstandards stehen in der Kritik: Die Bananenbauern Lateinamerikas verlangen in dieser Woche in einer gemeinsamen Erklärung von der EU eine Übernahme der Mehrkosten. Die Umsetzung mache die Produktion unrentabel. Aus Sicht des E-Commerce-Verband bevh sieht die Welt anders aus: Er begrüßte gestern explizit die einheitlichen europäischen Nachhaltigkeitsregeln für Onlinehändler im Rahmen des europäischen Green Deals. Produzenten und Händler müssen an einem Strang ziehen, damit Nachhaltigkeit gelingt. Es sieht so aus, als gäbe es da noch viel Gesprächsbedarf. 

///// HANDEL NATIONAL
Verpackungsregister LUCID wird zur Pflicht
Die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister weist auf die Pflichten der Händlerinnen und Händler ab 1. Juli 2022 im Rahmen der Novelle des Verpackungsgesetzes hin. Händler und Fulfillment-Partner würden stärker in die Pflicht genommen. Sie müssen sich ins Verpackungsregister LUCID eintragen und sowohl Entsorgung als auch Recycling ihrer Verpackungen bezahlen. Dies erfolge über Systembeteiligungsverträge. Der neue Registrierungsprozess starte am 5. Mai. Auch die Kontrollen würden zunehmen. 

Kreislaufwirtschaft: Berliner Start-up Grover erhält Finanzspritze 
Wo sehen Investoren neue Zukunftskonzepte für den Handel: im Miet-Commerce. Das Abo-Geschäftsmodell lässt sich einfach auf Elektronik wie Smartphones und Laptops übertragen. Grover, ein Berliner Start-up unter der Führung von Gründer und CEO Michael Cassau hat hehre Ziele: Man wolle Verfügbarkeiten schaffen, statt übermäßigen Konsum fördern und damit weg von der Wegwerfgesellschaft. Gerade hat Grover wieder 330 Mio. Euro an Eigen- und Fremdkapital von Investoren eingesammelt und ist nun über eine Mrd. US-Dollar wert.

Gorillas-Radkuriere verlieren Prozess vor dem Arbeitsgericht Berlin
Nicht immer sind die Urteile vor Gericht so eindeutig wie dieses: Das Arbeitsgericht Berlin erklärte ehemaligen Radkurieren des Lebensmittel-Lieferdienstes Gorillas, dass ein Streik nur dann rechtmäßig ist, wenn er von einer Gewerkschaft getragen wird. Das waren die "wilden" Streiks der Gorillas-Radkuriere im vergangenen Jahr nicht. Eine Modernisierung des Streikrechts lehnte das Gericht ab. 

Alipay+ hält Einzug bei Müller-Drogerien
Die Müller-Drogeriemärkte in Deutschland und Österreich akzeptieren künftig Alipay+, die digitale Zahlungs- und Marketinglösung der Ant Group. In einer Pressemitteilung heißt es, die Müller-Drogeriemärkte verbinden sich so mit mehr als einer Milliarde Alipay+Nutzern aus Asien. Aktuell gibt es allerdings wenige asiatische Käufer hierzulande. Aber sie werden ja hoffentlich wieder kommen. 


///// HANDEL INTERNATIONAL

JD-Gründer Richard Liu zieht sich zurück
An der Spitze des chinesischen Online-Riesen JD.com hat sich ein Wechsel vollzogen: Gründer und CEO Richard Liu übergibt die Führung an Lei Xu, bereits Mitglied im Präsidium. Der US-Nachrichtensender Bloomberg sieht im Rückzug Lius Parallelen zu anderen prominenten chinesischen Tech-Unternehmern, die neuerdings die Öffentlichkeit scheuen und zurücktreten. Der Regierung in Peking seien sie zu mächtig geworden. Sie versuche sie in die Schranken zu weisen. 

Shein und Klarna eröffnen Popup-Store in London
Ab heute und bis zum Sonntag eröffnet in London ein Pop-up-Store des Fast-Fashion-Online-Riesen Shein in Kooperation mit dem Zahlungslösungsanbieter Klarna in Covent Garden. Gezeigt wird die Frühjahrskollektion von Shein, gepaart mit allerlei Veranstaltungen wie Make-up- und Haar-Tutorials, Massagen vor Ort, einer Yoga-Session, einer Maniküre-Station und einem Kalligrafie-Kurs. Man freue sich auf den persönlichen Kundenkontakt, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. 

Meldeportal soll Etsy-Händler vor Nachahmer-Shops schützen
Der US-Online-Marktplatz Etsy verstärkt seine Bemühungen, seine Händler vor Nachahmern zu schützen. Demnach soll es einfacher werden, die eigene Marke in fünf Schritten zu registrieren und Angebote zu melden, bei denen der Verdacht bestehe, dass sie die Rechte am geistigen Eigentum verletzen. Mit Hilfe von Schlüsselwörtern könnten Mio. von Angeboten durchsucht und alle mutmaßlich rechtsverletzenden Angebote zusammengestellt werden, um diese bei Etsy zu melden.

///// TRENDS & TECH

Online-Fachhändler Contorion optimiert Retourenmanagement
Der auf professionelle Werkzeuge und Werkstattbedarf spezialisierte Online-Fachhändler Contorion konnte sein Retourenmanagement in Kooperation mit seinem Logistikpartner FIEGE und dem Retourenspezialisten BuyBay wesentlich verbessern, heißt es in einer Pressemitteilung. Es sei gelungen, die Waren wieder schneller in den Verkauf zu bringen und Retourenzeiten zu verkürzen. 

Google führt „alles ablehnen“–Button ein
Viele Internetnutzer sind von Cookie-Bannern genervt und stimmen diesen der Einfachheit halber zu, anstatt sich explizit durchzuklicken. Hamburgs oberster Datenschützer Thomas Fuchs hat nun bekannt gegeben, dass Google plane, einen „alles ablehnen“–Button auch in Deutschland zeitnah einzuführen, mit dem Verbraucherinnen und Verbraucher gleich auf der ersten Ebene die Verwendung ihrer Daten insbesondere für Werbezwecke ablehnen könnten. Zunächst soll dieser in Frankreich eingeführt werden. 

Online-Autokauf leidet an Echtzeitproblemen
Wer online ein Auto kaufen will, wird immer häufiger mit Doppelverkauf oder Online-Reservierungen konfrontiert. Grund dafür ist das Mehrfachangebot der Fahrzeuge über verschiedene Plattformen. Abhilfe will nun Carix.de schaffen, eine online Fahrzeugverwaltung, die viele Plattformen über die API-Schnittstelle Vin-Sync speist. Mehr als 150.000 Fahrzeuge können täglich erfasst werden, die durch 5.000 Händler befüllt werden. Nutznießer sind Plattformen wie Instamotion, eine E-Commerce-Plattform für junge Premium-Gebrauchtwagen. 

///// NACHHALTIGKEIT

Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: Hunkemöller betreibt Greenwashing
Wegen irreführender Werbung in Bezug auf Nachhaltigkeit hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz gegen den niederländischen Wäscheanbieter Hunkemöller Klage eingereicht. Die Fashion ID GmbH & Co. KG, Betreiber des Online-Shops peek-cloppenburg.de, und die Popken Fashion GmbH erhielten Abmahnungen. Die Verbraucherschützer hatten 30 der umsatzstärksten Mode-Online-Shops untersucht. Bei Hunkemöller sei nicht sichergestellt, dass die Kleidungsstücke aus nachhaltig produzierten Materialien hergestellt seien. Die Firma sei lediglich Mitglied in einer Organisation, die die Produktion nachhaltiger Baumwolle fördere.