"In zwei Wochen sind wir über den Berg", titelte Spiegel.de gestern gegen Abend zu möglichen Pandemie-Szenarien. Der Handel hat sich die Rückkehr zu ein bisschen Normalität teils erklagt, teils erdiskutiert: In Schleswig-Holstein, Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen ist die 2G-Regel für Non-Food-Geschäfte abgeschafft oder steht kurz davor. Und wenn wir wirklich über den Berg sind – dann wird sich zeigen, wie stark der Online-Handel tatsächlich geworden ist.

///// HANDEL NATIONAL
Offenbach, Stuttgart: Auch Uber Eats weitet Liefergebiete aus
Gestern ging es an dieser Stelle um Tegut/Amazon in Mainz und Wiesbaden, heute ist Uber Eats dran: Der Essenslieferdienst ist ab sofort in Offenbach (30 Restaurants im Programm) und Stuttgart (80 Restaurants) auf der Straße. Wie das Unternehmen mitteilt, sind das die Liefergebiete 9 und 10 (nach Berlin, Frankfurt am Main, München, Köln, Bonn, Düsseldorf, Essen und Hamburg). Insgesamt seien jetzt mehr als 2.500 Restaurants angeschlossen.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Amazon verdiente sein Geld 2021 offenbar mit Web Services und Elektroauto-Beteiligung – Prime-Preise steigen in den USA
Für viele Medien (zum Beispiel Theverge.com) war das die wichtigste Nachricht der Jahreszahlen-Mitteilung, die Amazon gestern veröffentlicht hat: Die Neumitgliedschaft bei Amazon Prime kostet vom 18. Februar an in den USA 139 statt 119 US-Dollar im Jahr (bzw. 14,99 statt 12,99 Dollar im Monat). Amazon macht gestiegene Kosten für Löhne und Lieferketten sowie die Inflation dafür verantwortlich. Die Erhöhung wirkt dennoch seltsam angesichts eines Konzern-Nettogewinns von 33,4 Mrd. US-Dollar, der um satte 56 Prozent über dem von 2020 lag. Aber: "Grund für den starken Gewinnanstieg war vor allem Amazons Beteiligung am Elektroautobauer Rivian, durch die der Konzern bei dessen Börsengang im November stark profitierte", so die Deutsche Presse-Agentur. Der operative Gewinn lag mit 24,9 Mrd. Dollar lediglich neun Prozent über Vorjahr, denn "ohne die Web Services hätte Amazon im vierten Quartal 1,8 Mrd. Dollar operativen Verlust gemacht", hat Geekwire.com ausgerechnet. Der Nettoumsatz des Konzerns wuchs um 22 Prozent auf 469,8 Mrd. Dollar.

Einige weitere Amazon-Nachrichten in Kürze
  • Die US-Gewerkschaften lassen nicht locker: Kommende Woche soll am Amazon-Standort in Bessemer (Alabama) die Abstimmung über Gewerkschafts-Beteiligung wiederholt werden, an zwei Standorten in Staten Island (New York City) werden solche Abstimmungen vorbereitet. (Cnet.com)
  • Gemeinsam mit Starbucks will Amazon in diesem Jahr in den USA zwei weitere Läden mit dem sperrigen Titel "Starbucks Pickup with Amazon Go” eröffnen, in denen beide Unternehmen auf je eigene Rechnung arbeiten. (Geekwire.com)
  • Amazon besitzt jetzt 5,2 Prozent von Aurora Innovations, das Unternehmen liefert die Technik für selbstfahrende Autos. (ebenfalls Geekwire.com)

Schätzung: Zalando wuchs 2021 in der Schweiz um 13 Prozent
"Im hiesigen Fashion-Sektor, der auf notorischem Schrumpfkurs ist, wächst Zalando munter weiter", schreibt Handelszeitung.ch und meint damit die Schätzungen der Unternehmensberatung Carpathia für das Schweiz-Geschäft: Der Umsatz von Zalando sei 2021 um 13,2 Prozent oder 138 Mio. Schweizer Franken auf 1,18 Mrd. Franken (1,14 Mrd. Euro) gewachsen, die Zahl der Pakete in die Schweiz auf 21,5 Mio. gestiegen. Die Retourenquote wird mit 54 Prozent berechnet, ein Minus von zwei Punkten. Das werde so weitergehen, so Carpathia, schließlich seien mit C&A und Otto große Händler auf die Plattform gekommen, und das Sortiment wachse, zuletzt um Apple-Produkte und Kopfhörer (das "Morning Briefing" berichtete).

Decathlon in den USA fast nur noch online vertreten
Der französischstämmige Sportartikelhändler Decathlon wechselt in den USA weitestgehend ins Online-Geschäft. Die beiden Läden in San Francisco und Emeryville (beide Kalifornien) werden zum 15. März geschlossen, berichtet SFChronicle.com. Das Unternehmen wolle sich auf den E-Commerce konzentrieren und auf Partnerschaften mit Walmat, Target und anderen.

///// TRENDS & TECH

Online-Käufer zahlen am liebsten per Onliner oder per Rechnung
Deutschland ist das Land der Überweisungen und Rechnungen, das zeigt erneut eine Bitkom-Umfrage: Wer im Internet einkauft, bevorzugt die Zahlung über Online-Dienstleister wie Paypal, Klarna oder Amazon Payments (42 Prozent der Befragten) oder die gute, alte Rechnung (32 Prozent). Kreditkarte (11 Prozent), Lastschriftverfahren (7 Prozent) und "Buy Now Pay Later" (2 Prozent) kommen auf viel niedrigere Werte, allerdings auch die Sofortüberweisung (4 Prozent). Der Wandel ist schon unterwegs: Die Rechnung kam bei Befragten über 65 Jahren auf 48 Prozent, bei denen von 16 bis 21 Jahren auf bloß 21 Prozent. (Online-Umfrage, Oktober 2021, 1.109 Befragte ab 16 Jahren, darunter 1.048 Online-Shopper.)

Amazon-Marketing: Das sind die Unterschiede zwischen Sponsored Display und DSP
Werbung bei Amazon besteht im Wesentlichen aus „Amazon Sponsored Ads“ und „Amazon DSP“. Zuletzt wurden Sponsored-Display-Anzeigen um neue Targeting-Funktionen erweitert. Dennoch werden sie häufig noch nicht genutzt, weil Unsicherheit über die Anwendung besteht, sagt Etailment-Experte Markus Caspari. Er erläutert Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Sponsored Display und Amazon DSP und zeigt, wie sich beides sinnvoll ergänzen lässt.

Paypal zählte 2021 rund 49 Mio. neue Accounts
Zahlungsdienstleister Paypal hat ein gutes Jahr hinter sich: 2021 stieg der Umsatz um 17 Prozent auf 25,4 Mrd. US-Dollar, teilt er mit, das vermittelte Volumen um 33 Prozent auf 1,25 Bio. Dollar. Und das soll im laufenden Jahr weitergehen, allerdings durchaus gebremst: Das Unternehmen erwartet 15–17 Prozent mehr Umsatz und 19–22 Prozent mehr Volumen. Dafür sollen 15 Mio.–20 Mio. neue Paypal-Accounts sorgen. 2021 waren 49 Mio. hinzugekommen, sodass Paypal derzeit rund 426 Mio. aktive Accounts zählt. Paypal plant also mit weniger Neukunden, weniger Volumen, aber fast gleichem Umsatz, in einem Wort: mit mehr Geschäft pro Account.