Es deutet sich eine Woche der Lieferdienste an: Knuspr startet heute und morgen in München, Jokr hat das Geschäft in Wien aufgenommen, der Bundesarbeitsminister persönlich schaut in Berlin bei Gorillas nach dem Rechten, und Wolt scheint sich ebenfalls Schritt für Schritt zum Online-Supermarkt wandeln zu wollen. Schauen wir gut hin, dann können wir später schwärmen: Ach, die wilden Zeiten, wir haben sie erlebt.

///// HANDEL NATIONAL
Amazon und Ebay wollen Kontostatus der von der Flut betroffenen Händler schützen
Die Hilfe für die von Flut und Unwettern betroffenen Regionen rollt, auch Amazon hat auf Anfrage von Onlinehaendler-News.de Unterstützung in Aussicht gestellt: Zunächst gehe es darum, den Kontostatus betroffener Händler zu schützen, weitere Maßnahmen würden geprüft. Ebay habe das Gleiche angekündigt, zudem können hier Lieferzeiten angepasst werden, für Lieferungen in die betroffenen Regionen übernehme Ebay diese Anpassung.

Bundesarbeitsminister besucht heute Gorillas
Die Meldung ist von voriger Woche, aber es geht um den heutigen Dienstag: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will sich mit Beschäftigten des Online-Supermarkts Gorillas treffen und mit ihnen über die Arbeitssituation und ihre Proteste sprechen. Auch bei der Geschäftsführung will er anklopfen. Wie Tagesspiegel.de berichtet, kommt Heil auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Cansel Kiziltepe. Sie hatte Anfang Juli, ebenfalls auf Tagesspiegel.de, im Zusammenhang mit Fahrradkurieren und Start-ups von "digitale[r] Sklaverei" gesprochen.

München: Knuspr hat den Betrieb aufgenommen
Ebenfalls am heutigen Dienstag geht in München der tschechischstämmige Online-Schnell-Supermarkt Knuspr live. "Zunächst will der Anbieter die Logistik testen und fokussiert sich auf die bereits angemeldeten Interessenten aus München", schreibt Lebensmittelzeitung.net. Heute am Abend sollen diese Kunden einen Gutscheincode erhalten, die ersten Lieferungen dann morgen erfolgen.

Auf dem Weg zum "Alleslieferer": Wolt bringt in Berlin jetzt auch Kosmetik von Lush
Blumen, Cupcakes und Wein hatte Essenslieferdient Wolt bisher schon im Programm, jetzt kommen Kosmetika dazu: Seit gestern stehen nach Unternehmensangaben Badebomben und andere Kosmetikprodukte der britischen Marke Lush auf dem Wolt-Lieferzettel. Zumindest in Berlin und zumindest im Umkreis von drei Kilometern um die dortigen Lush-Filialen. "Doch bei erfolgreichem Start ist eine Ausweitung auf weitere Wolt-Städte bereits geplant", kündigt das Unternehmen an, das als Online-Arm für Stationäre fungieren will. Wolt sieht sich "auf unserem Weg zum Alleslieferer" -- es führen offenbar viele Wege zum Online-Supermarkt.

Ebay hat ein Marken-Outlet eingerichet
150 Marken dauerhaft und um bis zu 70 Prozent reduziert: Ebay setzt das Konzept der Outlet-Citys für sich um und hat ein Marken-Outlet für Mode eingerichtet. Das Unternehmen verspricht "modische Kleidung, aktuelle Schuhtrends und stilvolle Accessoires bekannter Fashionmarken". Als Beispiele genannt werden Tommy Hilfiger, Birkenstock, Superdry, Puma, Paul Green, Tom Tailor, Timberland, Bugatti, Diesel und Lee. Es gelte ein Rückgaberecht von 30 Tagen, der Ausbau sei geplant.

Amazon kündigt Verteilzentrum in Garching an
90 Arbeitsplätze im Lager und hunderte für Fahrerinnen und Fahrer: Amazon plant ein neues Verteilzentrum in Garching bei München. Wie der Amazon-Watchblog einer E-Mail des Unternehmens entnimmt, soll das Zentrum in der ersten Jahreshälfte 2022 die Arbeit aufnehmen.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Online-Supermarkt Jokr ist in Wien auf der Straße
Mit 1.500 Produkten, "Micro-Hubs" im gesamten Stadtgebiet und einem 15-Minuten-Versprechen hat der Online-Supermarkt Jokr seine Arbeit in Wien aufgenommen. Laut Brutkasten.com gibt es weder Mindestbestellwert noch Lieferentgelte, und im Management sitzen Foodpanda-Gründer Ralf Wenzel und Lukas Grabenwöger, ehemals Deliveroo. Jokr gibt es schon in den USA, Brasilien, Mexiko, Peru, Kolumbien und Polen – Deutschland steht, so Deutsche-Startups.de, nicht auf dem Expansionsplan: "Gorillas und Jokr gehen sich somit vorerst ein wenig aus dem Weg." Jokr spielt übrigens die grüne Karte sehr originell: Jokr arbeite nachhaltig, "da man immer nur die Produkte einkaufen muss, die man gerade tatsächlich braucht, und somit Abfall vermeidet". Nun, ja, dann darf halt nicht hungrig bestellen.

Abercrombie & Fitch bestellt Chief Digital Officer
Der auch in Deutschland vertretene US-Modehändler hat Samir Desai zum Chief Digital and Technology Officer ernannt. Er kommt vom Fitness- und Lifestyle-Unternehmen Equinox und soll die digitale Transformation von Abercrombie & Fitch vorantreiben, wie Fashionunited.com das Unternehmen zitiert, insbesondere die Marken sozusagen ins Digitale übersetzen.

///// TRENDS & TECH

Händlerbund: Onliner fordern von der Politik vor allem faire Bedingungen
Fairness bei der Besteuerung, bei Retouren, Abmahnungen und Wettbewerbsbedingungen: Das sind die wichtigsten Dinge, die Online-Händler gegenwärtig (also vor der Bundestagswahl) umtreiben. Die Umfrage des Händlerbunds fußt auf der Befragung von 229 Onlinern verschiedener Sortimente. Die Top 3 der politischen Parteien sind FDP, CDU/CSU und Grüne, mit der AFD auf dem 4. Platz. "Daten- und Verbraucherschutz [scheinen] keine entscheidenden Themen zu sein", wundert sich der Verband, "und das, obwohl die Umsetzung von Regelungen aus diesen Bereichen oftmals ein erheblicher Aufwand für Händler ist."

Paysafecard sieht digitales Bezahlen im Kommen
Der E-Payment-Anbieter Paysafecard hat für seine Studie "Lost In Transaction" 8.000 Leute in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Italien, den USA, Kanada und Bulgarien befragt und herausgefunden: Sie zahlen gerne elektronisch. "Bei der Wahl des Bezahlmittels ist jungen deutschen Verbrauchern eine gute Ausgabenkontrolle besonders wichtig. Angst vor Betrug haben sie dagegen weniger", heißt es in einer Pressemitteilung, die von Shoez.biz aufgegriffen wurde. Nur 27 Prozent der "Generation Z" planten, so häufig im stationären Handel einzukaufen wie vor der Pandemie. "Besonders beliebt bei jungen Kund*innen sind Prepaid- und E-Cash-Lösungen." Die Gegenrede kommt vom Twitterer @pe-weha: "Zum Katastrophenschutz gehört übrigens auch, ein Zahlungssystem zur Verfügung zu haben, welches ohne Strom und Internet auskommt, sprich Barzahlung!"

Internetübertragungs-Geschwindigkeitsrekord gebrochen
Medaille, Seite 1: In Japan wurde ein neuer Rekord für die Übertragung von Daten über das Netz aufgestellt. Laut Futurezone.at erreichten die Ingenieure 39,9 Terabyte pro Sekunde über eine Strecke von 3.001 Kilometern. Genutzt wurde ein Glasfaserkabel mit vier Kernen statt einem, mit demselben Durchmesser wie bisherige Kabel. Medaille, Seite 2: In den USA entsteht eine Krypto-Mining-Farm direkt neben einem Atomkraftwerk. Da sieht man, wofür zusätzliche Kapazitäten gebraucht werden.

Favorit der Leser
Datenanalyse im stationären Handel: Welche neuen Chancen Click & Collect bietet
Kundendaten sind das Gold der Händler. Im E-Commerce wird von jeher jeder Klick der Kunden ausgewertet und mit anderen Daten verknüpft. Mit Click & Collect und Click & Meet sind auch im stationären Handel neue Möglichkeiten entstanden, wertvolle Informationen über die Kunden zu gewinnen. Wer sie genau analysiert, kann Sortiment und Marketing besser planen, so Jürgen Baltes auf Etailment.de.

///// NACHHALTIGKEIT

Online-Shop Habitus bietet Designer-Upcycling-Mode
Secondhand allein war ihnen nicht genug: Lucia Fuchs und Charlotte Schmid haben mit Habitus einen Online-Marktplatz für Mode und Accessoires gegründet, die von Designern "aus Abfallprodukten oder nutzlosen Stoffen" entworfen werden. Zielgruppe der Upcycling-Mode seien Leute ab 24 mit festem Einkommen, die bewusst konsumieren wollen, sagen die Gründerinnen auf Suedkurier.de. Jeder Anbieter müsse sich bewerben, die Produkte würden genau überprüft, so Textilwirtschaft.de, beispielsweise Kleider aus Baumwoll-Bettwäsche für 119 Euro. Für ihr Unternehmen haben die beiden Frauen ihr Wirtschaftsstudium in Friedrichshafen unterbrochen und arbeiten gegenwärtig mit freien Mitarbeitern und einigen Praktikantinnen in Berlin.