Ob in Erfurt, Stuttgart oder Berlin – Warenhäuser öffnen wieder vom Keller bis zum Dach. In Leipzig oder Nürnberg dagegen bleiben die Schotten dicht oder nur für 800 Quadratmeter dezent geöffnet. Diese unterschiedlichen Entscheidungen je nach Bundesland sind ein Elend für den Einzelhandel und die Bürger. Jetzt geht die Salamitaktik in die nächste Runde – die Ministerpräsidenten beraten.

//// HANDEL NATIONAL

Wer öffnet wo?
Die einheitliche 800 Quadratmeter-Regel hielt nicht lange. Wenn es um die Öffnungsfrage geht, gelten für Warenhäuser 800 qm. In Einkaufszentren gilt dieser Wert pro Geschäft. Das wollten Betreiber so nicht stehen lassen und klagten. Das Ergebnis – ein Flickenteppich, denn je nach Bundesland fallen die Entscheidungen anders aus.  So sieht's aus: In Berlin öffneten am Samstag Kaufhof-Karstadt Filialen auf ganzer Fläche, nachdem das Berliner Verwaltungsgericht das „Go“ erteilte. Das KaDeWe will im Laufe der Woche nachziehen. Wenige Kilometer weiter in Berlin-Brandenburg dagegen blieb das Oberverwaltungsgericht bei der 800-Quadratmeterregel – die Warenhäuser müssen sich weiter beschränken.
In Baden-Württemberg und Thüringen sind die Entscheidungen warenhausfreundlich ausgefallen. Breuninger kann damit einen Teil seiner Filialen öffnen. Stuttgart, Erfurt, Karlsruhe, Freiburg, Sindelfingen, Ludwigsburg und Reutlingen werden ab heute wieder „vollständig und zu den regulären Öffnungszeiten“ die Pforten öffnen. In Düsseldorf, Leipzig, und Nürnberg sowie im Main-Taunus-Zentrum (MTZ) in Sulzbach bleibt jedoch die Flächenbegrenzung auf 800 Quadratmeter.
Auch Ikea bereitet die Öffnung seiner Läden – nach NRW  – in weiteren Bundesländern vor, berichtet Moebelmarkt.  Das Billy-Paradies startete gestern in Saarlouis, Koblenz, Dresden, Chemnitz und Rostock. In Kaiserslautern geht es heute weiter, Baden-Württemberg und Thüringen werden in Kürze folgen.
Die Diskussionen über weitere Lockerungen gehen weiter. Am Mittwoch wollen sich die Länderchefs auf der Konferenz der Ministerpräsidenten über ein abgestimmtes Vorgehen beraten, berichtet fashionunited. Wir sind gespannt.

Zahlungsverhalten ändert sich
In den vergangenen Wochen haben 43% der Menschen ihr Zahlungsverhalten verändert, ergab eine Umfrage der Bundesbank. Im Vergleich dazu waren es Anfang April nur 25%. 68% dieser Gruppe zahle nun häufiger kontaktlos, so Vorstandsmitglied Burkhard Balz. Er hofft, dass diese Entwicklung die Bedeutung einer europäischen Systemsouveränität verdeutliche und die Entwicklung eines europäischen Bezahlsystems nun beschleunige. Noch wird Europa von chinesischen und US-amerikanischen Systemen dominiert.


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63 Seiten Roadmap für die „neue Normalität“

Reißender Absatz Masken "zum Selbstkostenpreis"
Auch in Corona-Zeiten funktionieren die Instinkte der Käufer. Die Verheißung „zum Selbstkostenpreis“ trieb offenbar Konsumenten an die Regale. Lidl begann mit dieser Aktion am vergangenen Donnerstag und erklärte, dass am Montag der Großteil der 14 Millionen Einwegmasken bereits weg seien. Auch bei Aldi-Süd waren die Masken an vielen Standorten schnell vergriffen, berichtet fashionunited. Die Rewe-Gruppe startete am Wochenende und will bis Ende Mai auch über Penny- und Toom-Märkte rund 30 Millionen Masken in den Verkauf bringen – zum Selbstkostenpreis.

Corona-Krise zeigt der Logistik neue Wege
Die Corona-Krise stellt die Logistik vor große Herausforderungen. Im Lager und auf der Straße zeigt die Branche Flexibilität und testet neue Lösungen. Doch es gibt immer noch Bremsklötze. Welche Probleme stehen bevor? Welche Lösungen sind jetzt und in Zukunft gefragt. Der Business Guide „Neue Wege der Logistik“ zeigt branchenübergreifend auf über 50 Seiten, was die Branche und Business-Kunden tun können, um die Supply Chain in Krisenzeiten zu sichern – und künftig flotter zu machen.

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49 Seiten Ratgeber „Kommunikation in der Krise“: Gute Ideen mit kleinem Budget

Gutscheine vom Tisch
Verpflichtende Gutscheine für stornierte Reisen werden offenbar nicht kommen, meldet das Handelsblatt. Ursprünglich sollten Reiseunternehmen die Möglichkeit erhalten, für stornierte Reisen Gutscheine ausstellen zu können mit einer Gültigkeit bis Ende 2021. Wer sie bis dahin nicht einlöst, sollte ausbezahlt werden. Die EU-Kommission hatte sich gegen eine solche Lösung ausgesprochen. Man wolle jedoch keinen nationalen Alleingang, weshalb SPD und Union nun für eine Fonds-Lösung zur Entschädigung von Reiseunternehmen plädieren.


//// HANDEL INTERNATIONAL

PR-Alptraum für Amazon
Amazon hält sich nicht mit allzu fürsorglichen Gesundheitsvorsichtsmaßnahmen auf. Darüber liest man dieser Tage häufiger. Verschiedentlich versuchen sich Mitarbeiter in dieser Angelegenheit Gehör zu verschafffen - mit eher negativen, persönlichen Auswirkungen. Tim Bray, VP und leitender Ingenieur der Amazon Webservice Abteilung hat nun kurzerhand seinen Rücktritt angekündigt, weil mehrere Mitarbeiter entlassen wurden, die die hausinterne Politik in Sachen Covid-19 in Frage stellten, schreibt thenextweb. Der Hintergrund: Besorgte Lagerarbeiter suchten bei der Gruppe Amazon Employees for Climate Justice (AECJ) Unterstützung in Sachen Corona. AEJC setzte sich für eine Petition ein, organisierte eine internationale Videokonferenz mit Lagerarbeitern und Lagerarbeiterinnen sowie der Gastaktivisten Naomi Klein. Die Folge: Zwei führende AECJ-Mitglieder wurden direkt entlassen. Bray ist über dieses Vorgehen entsetzt. Denn es habe für das Management genügend Zeit gegeben, beispielsweise den Ausschluss von Außenstehenden zu fordern. Die Entlassung von Informanten sei nicht ein Nebeneffekt der makroökonomischen Kräfte, noch eine Begleiterscheinung freier Märkte, schreibt er in seinem Blog. Es sei ein Zeichen einer vergifteten Unternehmenskultur. Er habe sich dafür entschieden, dieses Gift weder zu servieren noch zu trinken.

Post sucht Mitreisegelegenheit
Ein Großteil der Postsendungen wird üblicherweise in Frachträumen von Passagierflugzeugen befördert. Die Zahl der Passagierflüge allerdings sei um 95% eingebrochen, gleichzeitig  die Nachfrage im Online-Handel aber um 25 bis 30% gestiegen, berichtet Internetworld. Diese Diskrepanz führt nicht nur zu Engpässen für Postsendungen, die Preise für die raren Frachtplätze steigen. Die Alternative sind reine Frachtflüge, die allerdings eingeschränkte Routen anfliegen. Weltluftfahrtverband (IATA) und Internationaler Postverband (UPU) bemühen sich, den Post-Gesellschaften den Zugang zu reinen Frachtflügen zu erleichtern. 

Corona im Überblick
Jetzt geht's raus aus dem Zwangspausenmodus: Das neueste Corona-Dossier beschäftigt sich daher mit den Plänen und Programmen, die Händler und Industrie zur Rückkehr in die Normalität ergreifen. Mit den Nachrichten, Berichte und Analysen aus Handel, Gastronomie, Touristik und Modewelt, aus der Lebensmittelbranche, Finanzwelt sowie aus der Logistik von etailment bereiten Sie sich auf die Veränderungen in der Wirtschaft vor und rüsten sich für den Restart.

Glückliches Schweden
In Schweden sind während der Corona-Krise Geschäfte weitgehend geöffnet und so soll es auch bleiben. Schwedens Einzelhandelsmarkt wird mit dieser Taktik 2020 einer der leistungsfähigsten in Europa werden, prognostiziert das Daten- und Analyseunternehmen GlobalData. Zwar rechneten die Analysten vor der Corona-Krise noch mit einem Wachstum von 3,2%, jetzt muss diese Prognose auf einen Rückgang von 0,4% korrigiert werden. Davon träumt manch anderes europäisches Land.


//// TECH & TRENDS

Schnittstelle für Corona-App startklar
Apple und Google wollen ihre Schnittstellen für Corona-Warn-Apps grundsätzlich für jeweils eine Anwendung pro Land verfügbar machen. Über Corona-Apps soll nachvollziehbar werden, welche Smartphones und damit Menschen sich nahegekommen sind, um mögliche Ansteckungen nachzuverfolgen. Nutzer sollen im Nachhinein gewarnt werden können, wenn sich herausstellt, dass sie sich im Umfeld infizierter Personen aufgehalten hatten.
Apple und Google unterstreichen, dass die Anwendungen ausschließlich für COVID-19-Apps verwendet werden. Die Nutzung von Ortungsdiensten sei eingeschränkt auch gezielte Werbung sei nicht möglich. Vor dem Zugriff auf die API-Schnittstelle oder der Weitergabe einer positiven Diagnose sei eine Opt-in-Zustimmung erforderlich, schreibt The Verge.
Durch die Beschränkung auf eine Anwendung pro Land erhoffen sich die beiden Unternehmen eine höhere Akzeptanz und Zahl an Installationen. Zudem soll es einen Wildwuchs an verschiedenen Apps verhindern. Sollte ein Land beschließen, verschiedene Apps für einzelne Regionen aufzusetzen, sei man bereit, sie dabei zu unterstützen. Das wird vermutlich auch auf die USA zutreffen.

Zahlen des Tages
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet für dieses Quartal zeitweise bis zu fünf Millionen Kurzarbeiter und im Jahresdurchschnitt rund 2,5 Millionen, schreibt das Handelsblatt. Zum Vergleich: 2009 erreichte die Kurzarbeiterzahl in der Spitze 1,4 Millionen.

Favorit der Leser:
Künstliche Intelligenz, Internet of Things – darum kommt der Handel in Zukunft nicht drum herum. Was man damit alles im Verkaufsraum anstellen kann, zeigen Händlertests aus aller Welt. Vielleicht sind solche Techniken sogar in dieser Coronakrisenzeit hilfreich: Schlaue Läden sind die besseren Läden.