Zahlen, Zahlen, Zahlen: Immer mehr Bilanzen zum zweiten Quartal laufen über die Nachrichtenticker. Das Bild der Gewinner und Verlierer des Lockdowns schärft sich. Dass Onlinehandel zu den "Siegern" gehört, wird niemanden verwundern – und dass Amazon besonders glänzt, auch nicht. Wie stationär und digital ineinandergreifen, führt derweil Nike vor, im neuen House of Innovation in Paris. Nicht nur dort wächst zusammen, was gerade in dieser Zeit zusammengehört.
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HANDEL NATIONALNiedrige Margen, hohe Kosten: E-Food-Modelle im Vergleich Kein Lebensmittelhändler kann es sich nach Ansicht von etailment-Experte Thomas Täuber mehr leisten, nicht online zu verkaufen. Und doch sind bisher nur wenige in der Lage, dies gewinnbringend zu tun. Täuber, Geschäftsführer Retail & Consumer Goods (DACH) bei Accenture,
beleuchtet verschiedene Geschäftsmodelle weltweit und zeigt, welche schon profitabel arbeiten.
dm zieht Ökobilanz
Die Drogeriemarktkette hat die mit Wissenschaftlern der TU Berlin durchgeführten Ökobilanzierungen abgeschlossen.
Nun werden die Konsequenzen gezogen: Voraussichtlich im kommenden Frühjahr soll ein Sortiment an "klimaneutralisierten Produkten im drogistischen Kernsortiment" zur Verfügung stehen. Neben Toilettenpapier, Damenhygiene-Artikeln, Shampoo und Duschgel, soll es auch bei Körper- und Gesichtspflege sowie Reinigungs- und Waschmitteln klimaneutralisierte Produkte der dm-Marken geben.
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HANDEL INTERNATIONALNestlé wächst online Der Nahrungsmittelriese hat sich im ersten Halbjahr solide geschlagen. CEO Mark Schneider führt das unter anderem auf die Diversifikation des Geschäfts zurück, über viele Regionen, Produktkategorien und Absatzkanäle hinweg. Nicht zuletzt aber auch auf den Einsatz digitaler Kompetenz. In Zahlen:
Der Umsatz im E-Commerce wuchs um 48,9 Prozent und erreichte einen Anteil von 12,4 Prozent am Gesamtumsatz.
Luxus leidet
Im Lockdown waren Jogginghosen gefragt, keine Prada-Tops oder Hermès-Taschen. Entsprechend fällt die Bilanz der beiden Luxusgüterspezialisten aus. Der Umsatz von Prada brach im ersten Halbjahr um 40 Prozent ein, der von Hermès um 24 Prozent. Immerhin: Prada sieht
Zeichen einer Erholung in allen Regionen, mit einem starken Umsatzwachstum in China seit April. Hermès freut sich über eine starke
Onlinenachfrage aus China. Die hielt sich selbst nach Wiedereröffnung der Geschäfte.
UPS ist überrascht
Die Logistik, Lebensader des Handels, hatte in den zurückliegenden Monaten hohen Puls.
Das spiegelt sich in der Bilanz von UPS. Das Unternehmen übertraf am Donnerstag die Schätzungen der Wall Street für die Zahlen zum zweiten Quartal. Ein Umsatz von 20,5 Milliarden US-Dollar (+13,4 Prozent zum Vorjahresquartal) und ein Nettogewinn von 1,9 Milliarden US-Dollar (+8,8 Prozent): Das Ausmaß des Wachstums überraschte selbst CEO Carol Tomé
Amazon verdoppelt Umsatz nahezu
Die
vier Internetkonzerne, die sich am Vortag bei der US-Kongressanhörung demütig zeigten, haben
gute Quartalszahlen vorgelegt. Besonders
glänzt der Stern von Amazon mit fast 89 Milliarden US-Dollar Umsatz: Die Zahl liegt mehr als sieben Milliarden über den Prognosen der meisten Analysten und rund 40 Prozent über dem Umsatz des gleichen Quartals 2019! Der Gewinn (5,2 Milliarden US-Dollar) hat sich gegenüber dem gleichen Zeitraum 2019 sogar verdoppelt. Die
anfänglichen Probleme in der Corona-Pandemie durch die sprunghaft gestiegene Nachfrage hat Amazon also gut bewältigt. Solche Dimensionen erreichen Apple (60 Milliarden US-Dollar Umsatz, deutlich besser als prognostiziert), die Google-Mutter Alphabet (fast 30 Milliarden Dollar Werbeeinnahmen) und Facebook (18,7 Milliarden Dollar Umsatz, mittlerweile über 3 Milliarden Nutzer im Monat) nicht ganz.
Buchhandel in Corona-ZeitenAmazon hat ja mal als Onlinebuchhändler begonnen. Das ist der Blick auf die internationalen Buchmärkte im ersten Halbjahr 2020 interessant. Die
GfK berichtet aus sieben europäischen Ländern und Brasilien, dass der Umsatz im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr meist zurückgegangen ist. Hart traf es die Branche in Portugal (minus 28,3 Prozent), Spanien (minus 18,4 Prozent), Frankreich (minus 15,4 Prozent) und Brasilien (minus 12,8 Prozent). Zugelegt hat der Buchhandel hingegen im belgischen Flandern und in den Niederlanden (plus 1,6 und 4,2 Prozent).
///// TRENDS & TECH
Stationär trifft digital Am Donnerstag öffneten die Pforten des neuen House of Innovation von Nike in Paris.
Wie die Textilwirtschaft berichtete, pusht Nike schon seit einiger Zeit das Geschäft über die eigenen Kanäle. Im Fokus vieler Aktivitäten: Das Geschäft via Apps. Mit exklusiven Launches und Services will Nike die Kunden binden und sich Daten verschaffen. Eine Schlüsselrolle haben dabei auch die stationären Stores, besonders die Houses of Innovation. Ein solcher Flagship-Store findet sich neben New York und Shanghai nun auch in einer europäischen Metropole.
Da wird viel ausprobiert. Ein Ziel: die digitalen Kompetenzen von Nike im Laden zum Leben erwecken.
Klarna treibt Shopping-App voran
Kann Klarna zu einem relevanten Mobile-Shopping-Player werden?
Das fragt sich Exciting Commerce. Und analysiert, wie Klarna seine Shopping-App vorantreibt. Klarna, 2005 in Schweden gegründeter Zahlungsanbieter und lizenzierte Bank, hatte es im Juni auf der
CNBC-Disruptor-Liste auf Platz 5 geschafft und fand sich zum dritten Mal in dieser Liste innovativer Unternehmen.
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Ob die Kunden im Jahr 2020 66 oder 75 Prozent aller Online-Käufe mit einem mobilen Gerät erledigen, ist aus Sicht des Handels nicht entscheidend. Fest steht dagegen, dass das Smartphone aus dem Leben der Menschen nicht wegzudenken ist. Darum sollte der Handel mobile Geräte besser auf allen Kanälen in seine Strategien einbeziehen. Mehr lesen
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