Der Online-Boom der letzten Monate schien Internet-Giganten wie Google und Amazon nahezu unendlichen Auftrieb gegeben zu haben. Da setzte die Befragung durch den US-Kongress gestern Abend einen deutlich kritischeren Ton. Angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung dürfte aber die Nachfrage nach E-Commerce unverändert hoch bleiben. Das unterstreichen auch die News von heute Morgen.
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HANDEL INTERNATIONALDie Großen Vier vor dem KongressDie Headline klingt ein bisschen nach Western. Und es hatte auch etwas von einem Showdown, als sich gestern Abend mitteleuropäischer Zeit die Chefs von Amazon (Jeff Bezos), Apple (Tim Cook), Facebook (Mark Zuckerberg) und Google (Sundar Pichai) den Fragen des US-Kongresses stellten. Es ging um die Größe und Marktmacht der Tech-Giganten, die auch dem Onlinehandel ihren Stempel aufdrücken: Wo dominieren die vier zu sehr, welche Auf- und Abspaltungen könnten sinnvoll sein? Sechs Stunden lang gingen die Kongressabgeordneten mit den Tech-CEOs hart ins Gericht. Über die Inhalte der Befragung und mögliche Konsequenzen dürfte in den kommenden Tagen intensiv berichtet werden.
Geduld haben mussten alle Zuschauer, die sich für das Thema E-Commerce interessieren. Denn ausgerechnet Jeff Bezos bekam in den ersten anderthalb Stunden kaum Fragen gestellt. Dann aber wurde es interessant, als sich Pramila Jayapal, Abgeordnete für Seattle, Hauptsitz von Amazon, Jeff Bezos vorknöpfte: Direkt gefragt, ob Amazon die Daten von Dritthändlern für eigene Geschäftsentscheidungen nutzt, wand sich der reichste Mann der Welt: "Ich kann diese Frage nicht mit ja oder nein beantworten." Der Amazon-Chef gestand damit erstmals ein, was Branchenbeobachter dem Unternehmen seit Jahren vorwerfen: Mitarbeiter sollen gezielt Marktplatzhändler beobachten, um gut laufende Artikel unter Amazons eigener Marke herauszubringen - und die eigenen Händler dann damit zu unterbieten. Machtmissbrauch wäre wohl der treffende Begriff für ein solches Vorgehen. Noch ein interessantes Detail: Für die virtuelle Befragung im US-Kongress wurde kein Produkt der vier Konzerne eingesetzt, sondern Ciscos Webex.
Ladendiebstahl und Onlinehandel
Onlinehandel beflügelt auch Kriminelle: "Organisiertes Verbrechen im Handel" beschreibt Brian Dodge, Präsident der Retail Industry Leaders Association (RILA) auf CNBC. Ein typisches Vorgehen sei der massenhafte Diebstahl von Waren im stationären Einzelhandel und der anschließende Verkauf über den E-Commerce. Als eine wichtige Maßnahme fordert RILA, dass keine anonymen Accounts mehr auf Handelsplattformen eröffnet werden können. Im US-Kongress wird dazu der "Integrity, Notification, and Fairness in Online Retail Marketplaces for Consumers" Act (INFORM) zur Diskussion gestellt.
Shopify startet durch
Ebay lädt zum Wettbewerb
Derweil haben in Großbritannien gestern die "Ebay for Business Awards" gestartet. Bei dem Wettbewerb geht es darum, "die erfolgreichsten, innovativsten und inspirierendsten" Entrepreneure unter den 300.000 kleinen Unternehmen im Netz von Ebay UK zu finden. Die Geschichten der Händler werden als Video oder kurzer Text eingereicht, der Hauptpreis beträgt 20.000 Pfund. Dazu passt die Nachricht, dass die Zahl neuer Start-ups auf Ebay im Juni 2020 um 335 Prozent größer war als im Juni 2019.
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Primark recycelt "pre-loved"Ebay wirbt schlauer
BLVRD vernetzt Online und Offline lokal
Morgen, am 31. Juli 2020, geht die App BLVRD des gleichnamigen jungen Unternehmens in Hannover als Beta-Version an den Start. Die Produktsuchmaschine für den lokalen Modehandel verbindet die Online-Suche mit dem klassischen Offline-Kauf. Die App soll das „Shoppingerlebnis einer Stadt komplett spiegeln und als digitales Mode-Schaufenster funktionieren“, heißt es zum Start. Zum Start in Hannover und (Ende September) in Hamburg sind auch große Modehäuser wie AppelrathCüpper sowie Peek&Cloppenburg dabei.