An der Nachricht kam gestern niemand vorbei: Amazon-Gründer Jeff Bezos hat mit seiner Raumfahrt-Firma Blue Origin am Weltall angeklopft. Sehr interessant ist ein Satz, den er nach seiner Landung ins Mikrofon sprach: "Ich möchte jedem Amazon-Mitarbeiter und jedem Amazon-Kunden danken, denn Ihr habt das alles bezahlt." Er fügte hinzu: "Ich weiß das sehr zu schätzen." Zu vermuten ist: Dieser Satz wird Amazon noch lange erhalten bleiben.

///// HANDEL NATIONAL
BEVH wiederholt Forderung nach Umsatzsteuerbefreiung für Sachspenden
Angesichts der Flutkatastrophe wiederholt der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) seine Forderung, Sachspenden an gemeinnützige Einrichtungen von der Umsatzsteuer zu befreien. Von den rund 500 Mitgliedern seien viele in der Lage, Hilfsgüter bereitzustellen. Aber: „Immer noch ist das Spenden für Unternehmen steuerlich unattraktiv. Eine Umsatzsteuerbefreiung würde sie anreizen, auch reguläre, verkaufsfähige und marktgängige Waren zu spenden. Gerade in Notlagen wäre dies eine wichtige Unterstützung", so der stellvertretende BEVH-Hauptgeschäftsführer Martin Groß-Albenhausen in einer Pressemitteilung.

Heil rät Gorillas-Beschäftigten zu Betriebsrat und Gewerkschafts-Kooperation
Der gestrige Besuch von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bei den Beschäftigten des Online-Supermarkts Gorillas habe die Rider enttäuscht, berichtet Berliner-Zeitung.de: Sie hätten sich Unterstützung gewünscht. Heil allerdings habe betont, er könne sich nicht in Arbeitskämpfe einschalten. Er habe sich gegen sachgrundlose Befristungen ausgesprochen und die Belegschaft aufgerufen, mit den etablierten Gewerkschaften zusammenzuarbeiten. Laut Tagesspiegel.de empfahl Heil zudem die Gründung eines Betriebsrats. Einen Wahlvorstand gebe es bereits. Gorillas widersprach den Medien zufolge den Vorwürfen der Belegschaft und sagte zu, die Betriebsratsgründung zu unterstützen. Spiegel.de betrachtet die Vorgänge kritisch und schreibt: "Schwer zu sagen, wo in dieser ganzen Gemengelage die Grenze zwischen gerecht und ungerecht verläuft. Es wirkt eher so, als versuche hier so gut wie jeder, einen noch recht unstrukturierten Raum zum eigenen Vorteil zu nutzen."

Türkischer Schnell-Supermarkt Getir greift in Deutschland an
Wiwo.de porträtiert den türkischen Online-Supermarkt Getir ("Bring"), der bereits in 30 türkischen Städten eine Lieferung innerhalb von zehn Minuten verspricht -- und seit Juni auch in Berlin. 1.500 Produkte stehen im Regal. "Getir kommt spät, aber vielleicht gerade richtig", urteilt das Blatt, da das Modell der Online-Supermärkte bereits etabliert sei und trotzdem noch großes Potenzial habe. Allein in diesem Jahr habe Getir fast 680 Mio. US-Dollar an Investorengeldern bekommen. Unter anderem plane der Dienst ein Franchise-Modell.

Jokr erhält 145 Mio. Euro Investoren-Geld
Gestern berichtete das "Morning Briefing" über den Start des Schnell-Supermarkts Jokr in Wien, ebenfalls gestern wurde bekannt, dass das Unternehmen etwa 145 Mio. Euro (170 Mio. US-Dollar) von Investoren erhält. Laut "Gründerszene" ist das "eine der größten Series-A-Runden der vergangenen Jahre".

Modeversender Tristyle Group gründet E-Commerce-Tochter
Die Münchener Tristyle Group, die sich mit den Damenmode-Versandhandels-Marken "Peter Hahn" und "Madeleine" an die Zielgruppe 45+ wendet, hat eine Digitaltochter gegründet: Tristyle Commerce soll mit 40 Leuten eine gemeinsame E-Commerce-Plattform für beide Marken aufbauen und das dialogorientierte Online-Marketing weiterentwickeln. Die Tochter mit Sitz in Stuttgart wird von Tobias Becker (Tristyle Group) und Marcus Wagner (Peter Hahn) geführt.

Polizei warnt vor Fake-Online-Shops, die sich an Flutopfer richten
Das Polizeipräsidium Köln hat eine Warnung vor Betrügern herausgegeben, die in Online-Shops Bautrockner bewarben und nach Bestellung und Vorkasse nicht mehr erreichbar waren. Dem Kriminalkommissariat 24 der Bonner Polizei sind bisher drei Fälle bekannt.

Bei Amazon in Bad Hersfeld wurde gestern gestreikt
Im Kampf um die Anerkennung von Tarifverträgen haben am gestrigen Dienstag Beschäftigte des Amazon-Verteilzentrums im hessischen Bad Hersfeld die Arbeit niedergelegt. Zu den Forderungen gehören laut Deutscher Presse-Agentur 4,5 Prozent mehr Lohn und mindestens 12,50 Euro pro Stunde. Den Stundenlohn will Amazon im Jahr 2022 einführen.


///// HANDEL INTERNATIONAL

"Tag der Freiheit" in Großbritannien: Mehr Menschen im Einzelhandel, aber weniger als prognostiziert
Am Montag war "Freedom Day" in Großbritannien, fast alle Pandemie-Einschränkungen traten außer Kraft. Marktforscher haben sofort genau geschaut, wie sich die Öffnung auf den Einzelhandel auswirkt: Die Zahl der Kunden im stationären Handel lag, wie Internetretailing.net berichtet, bis Montag, 17 Uhr, um 12,7 Prozent über dem gleichen Tag der Vorwoche. Am stärksten gewannen Einkaufsstraßen (14,7 %), gefolgt von Einkaufszentren (13,6 %) und Fachmarktzentren (7,3 %). Es gibt zwei Aber: Die Besucherzahlen lagen um 24,9 Prozent unter denen desselben Tages 2019. Und 7,2 Prozentpunkte unter den Prognosen des Handelsdaten-Spezialisten Springboard, der 19,7 Prozent erwartet hatte.

Amazon startet Bonusprogramm für Traffic
Marktplatz-Plattform Amazon hat das Bonusprogramm "Brand Referral Bonus" aus der Taufe gehoben: Unternehmen, die ihre Facebook- und Google-Werbung auf Amazon verlinken statt auf ihre eigenen Webshops, zahlen weniger Transaktionsentgelte. Aber nur für die auf diese Weise entstandenen Transaktionen: "Das Programm Brand Referral Bonus wird hauptsächlich Amazon zugutekommen", urteilt Marketplacepulse.com. "Aus dem einfachen Grund, dass dann, wenn ein Käufer dasselbe Produkt noch einmal über Amazon bestellt, wieder die vollen Transaktionsentgelte anfallen."

///// TRENDS & TECH

Verizon registriert Anstieg der Phishing-Angriffe im Einzelhandel
Phishing und Identitätsmissbrauch haben 2020 zugenommen -- das ist das zentrale Ergebnis des "2021 Data Breach Investigations Report" des US-amerikanischen Telekommunikations-Anbieters Verizon Business (kostenloser Download nach Registrierung). Im Sektor Einzelhandel haben die Autoren 725 Sicherheitsvorfälle aus der ganzen Welt analysiert und bei 165 ein Datenleck bestätigt. 17 Prozent der Angriffe kamen aus den Unternehmen selbst, 84 Prozent von außen; fast alle (99 %) waren auf Beute aus: Es ging um Zahlungsinformationen (42 %), persönliche Daten (41 %) und persönliche Zugangsdaten (33 %). Der Anteil der Phishing-Angriffe lag bei einem Drittel, voriges Jahr war es noch ein Viertel. Verizon führt das auf den Online-Boom während der Covid-19-Pandemie zurück, so IT4Retailers.de. Dazu passend: Dem IT-Sicherheitsspezialisten Kapersky zufolge ist Whatsapp auf Android-Geräten die am häufigsten für Phishing genutzt App, berichtet T3N.com. Die Maschen seien klassisch: Enkeltricks und Gewinnvorspiegelungen.

So machen Shopping-Apps süchtig
Die Marketing-Blogger von OMR.com zeigen, wie Shopping-Apps über Gamification und Belohnungen "ein bisschen süchtig" machen: Sie vergeben Punkte nicht nur für Käufe, sondern auch für Bewertungen, das Anschauen von Live-Streams, die Teilnahme an Outfit-Wettbewerben und sogar für das bloße Einloggen. Die Punkte können gegen Rabatte getauscht werden -- oder eröffnen den Zugang zu einem höheren Nutzer-Level. So werden "aus klassischen Treueprogrammen mit Punktesammelkarte ausgeklügelte Spiele mit Suchtfaktor", urteilt das Blog.

///// NACHHALTIGKEIT

Alibaba-Marktplatz für Secondhand-Waren meldet starkes Wachstum
Die chinesische Marktplatz-Plattform Alibaba meldet für ihren Secondhand-Waren-Marktplatz Idle Fish steigende Nutzerzahlen: Daten der jährlichen Alibaba-Aktion 6.18 zeigten, dass der Secondhand-Trend in allen Bevölkerungsgruppen in China an Dynamik gewinnt. Die Zahl der Angebote in Kategorien wie „gebrauchte Elektronik“ habe sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht, das Bruttowarenvolumen von Idle Fish im Zeitraum 2019 bis 2021 vervielfacht. Ende 2020 seien mehr als 30 Millionen Nutzerinnen und Nutzer registriert gewesen, übers Jahr gingen 200 Mrd. Transaktionen über den virtuellen Tresen. Seit Januar 2019 gibt es auf Idle Fish einen Kanal für offizielle Shops etablierter Marken, etwa für Musterartikel, Second-Hand-Ware und Überbestände.