Liebe Leserin, lieber Leser, Händler würden sich freuen, wenn sie in sechs Monaten 128.000 neue Kunden gewännen. Die Comdirekt hat das geschafft, aber trotzdem wirkt sich das kaum auf ihren Gewinn aus. Im Gegenteil, die Gefahr, dass er schrumpft, ist groß. Banken stehen unter Druck. Nicht nur wegen niedriger Zinsen. Immer mehr Branchenfremde nehmen ihnen Geschäfte ab. Der Supermarkt zahlt Bares aus, Crowdfunding-Plattformen vermitteln Kredite von und an Menschen, Versender vermitteln Darlehen, FinTechs organisieren Geldtransfers. Nun wildern noch die Vergleichsplattformen im Geldgeschäft. Wer wird diese Konkurrenz gewinnen? Hoffentlich die Kunden.
///// HANDEL NATIONAL
Comdirekt gewinnt und verliert
Zeitweise keine Überweisungen, keine Lastschriften oder Überweisungen möglich und auch der Blick aufs Aktiendepot verwehrt: Die Comdirekt-Bank kämpft gerade mit Systemproblemen – und schaffte es im ersten Halbjahr 2019 trotzdem, rund
130.000 neue Kunden für sich zu gewinnen. Insgesamt 2,6 Millionen Menschen führen Konten bei der Commerzbank-Tochter, die verwaltet ein Vermögen von knapp 73 Milliarden Euro, rechnet das
Handelsblatt vor. Bringt aber
wenig für die Bilanz: Der Ertrag stieg im Vergleich zum Vorjahr gerade mal um zwei Prozent auf 205 Millionen Euro und wird aufs Jahr gesehen eher stagnieren, wenn nicht gar schrumpfen. Und schon wächst neue Konkurrenz: Das Vergleichsportal Check24 will sein Angebot um einfache
Kontofunktionen und Bezahldienstleistungen ausweiten. Die Aufsichtsbehörde Bafin hat die Münchner Pläne bereits abgenickt, weiß die
Wirtschaftswoche.
Galeria.de setzt auf Möbel und Bastler
Nicht mehr nur Kleidung und Elektronik: Die gerade fusionierten Kaufhausketten Kaufhof und Karstadt bauen gerade ihren Webshop Galeria.de um und werden ihn um eine
Möbel- sowie Baumarktabteilung erweitern. Der
Kölner Stadtanzeiger (Abonnement) befragte Digitalchef Marco Werner zu seinen Plänen, und der sieht in beiden Segmenten noch viel Potenzial, weil sie im Online-Handel "unterrepräsentiert" seien. Offensichtlich kennen sie bei Galeria.de die jüngsten Zahlen: Laut
EHI Retail Institut legte der E-Commerce bei Möbeln im vergangenen Jahr um 15,5 % zu, nur etwa
jedes zehnte Möbelstück wird online bestellt. Da ist noch Luft nach oben; die Baumärkte freuen sich über 3 % Wachstum und auch hier ist noch Luft nach oben, wenn es um die Online-Quote geht.
Dann bestell doch bei Netto
Während Edeka oder Lidl ihre Online-Angebote eher beschneiden, weitet Netto sie aus: Der Discounter von Edeka bietet immer mehr Lebensmittel online an und wildert für den Online-Shop auch im Drogerie-Segment oder in den Angeboten von Tierfutter, beobachtet die
Lebensmittelzeitung (Abonnement)
Teure Pakete
Im September müssen auch Geschäftskunden
mehr für den Paketversand bezahlen. Channelpartner rechnet vor, warum vor allem Online-Händler mehr bezahlen müssen: zehn Euro-Cent entfallen auf die
Maut, der Rest auf höhere
Personal- und Transportkosten. Ein Trost: Picker und Fahrer werden besser bezahlt.
///// INTERNATIONAL
Amazon investiert in Speichertechnik
Auch wenn die Web-Services von Amaton (AWS) ihren Markt anführen, investiert der US-Konzern weiter in seine Cloud. Vergleichsweise günstig und für rund 55 Millionen Dollar habe Amazon
das israelische Start-up E8 übernommen, berichtet
Techcrunch. E8 wiederum hat Speicherfunktionen entwickelt, die Zugriffe auf Daten in der Cloud beschleunigen. Die dort gespeicherten Daten wecken allerhöchstes Interesse: Laut Amazons
Transparenz-Bericht stiegen die
Anfragen seitens der US-Behörden allein bei AWS um 77 Prozent, um Rest des Unternehmens um 35 Prozent. In vier von fünf Fällen gab Amazon den Behörden nach und die gewünschten Daten weiter.
Deliveroo macht auf Finanzen
Hoppla – diese Meldung irritiert: Der Londoner Lieferdienst Deliveroo schnappt sich die schottische Web-Agentur Cultivate. Die hat sich – nach mehreren Besitzerwechseln in den letzten Jahren – auf
Finanzdienstleistungen spezialisiert und unter anderem das Bezahlsystem von Deliveroo optimiert, weiß
Techcrunch. Nun soll die neue Tocher in
Edinburgh einen FinTech-Hub aufbauen. Doch das macht Sinn: Weil Fahrer und auch Restaurants modernere Bezahlsysteme benötigen – und weil an Deliveroo Amazon beteiligt ist, der Händler lässt in Irland ebenfalls neue Funktionalitäten entwickeln und will offensichtlich Kräfte bündeln.
///// TRENDS & TECH
Reisefieber wecken
Instagram verändert den Tourismus – auch mit Hilfe der Brüder Jeremy und Tom Jauncy: Seit sieben Jahren wecken die Schotten mit
spektakulären Fotos Reisefieber. Statt selbst zu posten, beraten sie heute Tourismusagenturen, aggregieren die besten Schnappschüsse von der Bilderplattform und beraten Unternehmen in Sachen Social Media. 40 Mitarbeitende in USA, Großbritannien und in Asien arbeiten den beiden zu,
OMR beschreibt das Geschäftmodell mit schönen Bildern von noch schöneren Orten: Traumhaft.
Pinterests Katalog
Neun Millionen Nutzer mehr im letzten Quartal und ein Wachstum von 62 % – Pinterest wird zu einer ernsthaften Alternative für Instagram. Pluspunkt in den Augen kritischer Surfer: Die Pinwand ist nicht mit Facebook verbunden. Händler sollten sich Pinterest anschauen: Ihnen gibt Pinterest einige Tools an die Hand, das neueste: den
Button "More from", mit dem Pinner sich mehr Bilder (Produkte) einer Marke anschauen und Empfehlungen sammeln können. Die jüngsten Zahlen von Pinterest beschreibt das
Handelsblatt, die neuen Funktionen
Engadget. Favorit der Leser Wer online verkauft, braucht elektronische Bezahlsysteme: Händler achten bei der Auswahl der Verfahren zwar auf die Beliebtheit unter Kunden. Beim Preis aber nehmen sie es nicht so genau und übersehen daher die indirekten Kosten. Wie Bezahlverfahrn günstiger werden, listet
etailment auf.
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