Liebe Leserin, lieber Leser, Bonprix peppt seinen Pilot-Store digital mächtig auf. Sicherlich nicht ganz verkehrt, mehr digitale Kontaktpunkte zu bieten. Doch die vielleicht sympathischte Neuerung ist ausgerechnet die geräumige Umkleidekabine. Denn wenn der stationäre Handel so sehr das Mantra sensorischer Angebote hochhält, darf das Digitale nur Beiwerk, aber nicht Blendwerk sein.

Bonprix macht Shopping im Laden digitaler
Jemand muss Marketer und Vertriebler massiv überzeugt haben, dass man Kunden am besten vom Sofa in den Laden lockt, ihm also einen Grund für Transaktionskosten liefert, in dem man die Vorteile des stationären Handels konsequent mit den Vorzügen des Onlineshoppings kombiniert. Oder auch umgekehrt. Bonprix, einer der zehn umsatzstärksten Onlineshops in Deutschland, macht diese Addition jedenfalls zum Motto des Shop-Konzepts „fashion connect“ .
Im Pilot-Store an der Hamburger Mönckebergstraße 11, der am 14. Februar eröffnet, assistiert die Bonprix-App als Lotse, Scanner für Artikel, die dann über die App geordert und im Umkleideraum bereitgestellt werden. Der heißt hier vermutlich deshalb "Fitting Room", weil es keine miefige Kleinkabine ist, sondern in dem geräumigen Räumchen vier wählbare Lichtszenarien möglich sind und über ein Display Nachbestellungen erfolgen können (Demo-Video). Einen schnellen Self-Check-out gibt es auch.
Ansehnlich auch: die „One-Item-Presentation” statt Stapelware. Fast 20 Jahre nach Eröffnung des ersten Apple-Stores könnte man ob solcher Begrifflichkeiten meinen, dass auch beim Handel angekommen ist, dass man Ware wie in einem Gottesdienst wirken lassen muss. Heißt hier aber vor alllem, dass die Textilien etwas luftiger als Einzelstücke auf der Stange hängen. Die passende Größe wird ja dann per App geordert.

Paydirekt wackelt
"War's das mit Paydirekt?" fragt sich bereits Finanz-Szene.de., Deutschlands bester Newsletter der Finanz-Branche. Denn die ersten Banken ziehen sich beim Paypal-Klon zurück. ING Diba und weitere Banken kündigen nämlich ihre Anteile an Paydirekt und hoffen nun, dass die Deutsche Bank und die Commerzbank beim Koma-Patienten vielleicht einspringen.

Rocket Internet stößt Anteile von Hellofresh ab
Die Berliner Start-up-Schmiede Rocket Internet hat ihre Beteiligung an dem Kochboxen-Versender HelloFresh von 48,71 Prozent auf 29,88 Prozent reduziert. Und das in einer Zeit, da sich der Aktienkurs eine Diät-Zeit gönnt. Das riecht ein bisschen nach Flucht. Denn obwohl HelloFresh eine gewaltige Wachstumsstory ist, lassen die dauerhaft hohen Kosten bei der Kundenakquise an der Nachhaltigkeit des bislang verlustreichen Modells zweifeln. Mitte März werden die neuesten Geschäftszahlen veröffentlicht. Dann weiß man mehr. Unterdessen hat US-Rivale Blue Apron versprochen, dass man 2019 nach langer Leidensstrecke profitabel sein werde.

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INTERNATIONAL

Neues Konzept für H&M
Raten Sie mal, was das neue Handelskonzept von H&M plant. Sie kommen schnell drauf. Genau: die Kombination der Vorteile des stationären Handels mit den Vorzügen des Onlineshoppings. Dazu gehören digitale Dienste wie eine bessere App-Anbindung an die Filialen, weitere digitale Brotkrumen entlang der Customer Journey, aber auch schickere Ladengestaltung und zusätzliche Services. Internet World nennt Details.

Marketing-Guru prophezeit Amazon-Boxen mit Auswahl 
Marketing-Guru Scott Galloway, prognosefreudiger Marketing-Professor der New York University, der noch dazu oft richtig liegt, wettet darauf, dass Amazon dem Kunden in nicht allzu ferner Zukunft zwei Pakete mit Kram schickt, von denen der Amazon-Algorithmus glaubt, dass man die Artikel haben möchte. Was man dann nicht mag, schickt man einfach zurück. Wenn man so will, wäre das dann Stitchfix in exponentieller Dimension.  Galloway machte seinen Vorhersage auf dem Kongress der National Retail Federation in New York. 

Boohoo weiter im Aufwind
Der britische Online-Modehändler Boohoo (pdf) macht nach einem Umsatzplus von 44% auf 382,2 Mio. britischen Pfund im dritten Quartal weiter in Optimismus und erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 bis zum 28. Februar eine Umsatzsteigerung von 43 bis 45%. Die bereinigte Ebitda-Marge werde voraussichtlich bei 9,25 bis 9,75% liegen. Boohoo ist ein schönes Beispiel, wie man die Schwächen von Wettbewerbern wie H&M und in Teilen Asos nutzen kann, ohne sich gleich an Amazon reiben zu müssen. 

Albert Heijn kommt mit Deliveroo
Die niederländische Lebensmittelkette Albert Heijn lässt künftig von Deliveroo Mahlzeiten ausfahren und hat dafür auch Köche parat, die die Speisen ruckzuck zubereiten. Jetzt fragen wir uns: wann liefert Rewe einen Mittagstisch aus der heißen Theke?

TRENDS & FAKTEN


Zahl des Tages
Trotz stetiger Innovationen im Mobile Payment lieben die Deutschen das Bargeld, und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Grund genug, das Cash-Management zu optimieren und neue Optionen zu nutzen. Auf rund 20 Seiten zeigt unser aktuelles Whitepaper "Cash-Management" Lösungen auf.

Start-up des Tages
Dialogmarketing kann viel mehr als nur mit dem Kunden zu chatten - zumindest, wenn die Software dahinter variabel einsetzbar ist. Kundenbindung von offline bis online hat sich das Start-up Loyjoy zum Ziel gesetzt. Ihre Software interagiert über alle digitalen Kanäle, kann Gewinnspiele, und will Kunden per Smartphone-Kamera in die Onlineshops locken.

Favorit der Leser am Vortag
Alexa gibt es mittlerweile auf 100 Millionen Geräten. Google ist mit seinem Sprach-Assistenten bald auf einer Milliarde Geräte installiert. Podcasts boomen. Radio erlebt eine Renaissance. Audio und Voice sind also gerade mächtig in Fahrt. Das hat Auswirkungen auf Commerce, Marketing und Content. Darüber sprechen wir im Podcast mit Benjamin Buchholz, Geschäftsführer von Nacamar. Hören Sie den Podcast hier bei iTunes, Spotify, Soundcloud.

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