Radikaler Schritt und Schnitt: Elektronik-Fachhändler Conrad verlagert das Geschäft mit Privatkunden fast vollständig auf Conrad.de, die Filialen werden bis Ende des Jahres geschlossen oder sind schon zu, so das Unternehmen. Nur ein Endkunden-Laden nahe der Firmenzentrale soll bleiben. Stationär will Conrad künftig vor allem B2B handeln. Bemerkenswert: Etwas Ähnliches gab es schon mal. In den 70er-Jahren habe Klaus Conrad "fast alle damaligen Filialen geschlossen und voll und ganz auf den Versandhandel gesetzt."
///// HANDEL NATIONAL
Shop Apotheke ergänzt Now! um First A
Die niederländische, an der Frankfurter Börse notierte Shop Apotheke Europe weitet ihr Geschäft rund um den Apothekenkern aus: Wie sie mitteilt, hat sie den Berliner Medikamenten-Lieferer First A vollständig übernommen. First A arbeite mit 120 Leuten in fünf Städten und sei "eine ideale Ergänzung" zum eigenen Service Now!, der in 14 Regionen in Deutschland und Österreich verfügbar sei. First A, 2021 gegründet, verspricht 30 Minuten Lieferzeit für nicht-verschreibungspflichtige Produkte. Marke, Chefs und Belegschaft sollen bleiben. "Gründerszene" sieht "eher ein[en] Firesale als ein[en] Exiterfolg", First A betont, es sei "kein Notverkauf".
Utry.me erhält eine Mio. Euro
Im November 2021 erhielt Utry.me den "Zukunft Handel Award" des HDE, jetzt hat der 2018 gegründete Online-Probiermarkt in einer ersten Seed-Runde vier neue Investoren gewonnen und Zusagen über eine Mio. Euro erhalten, wie er mitteilt. Eine Crowdfunding-Kampagne soll von Ende April an weitere 500.000 Euro bringen. Utry.me verschickt für 24,90 Euro Probierpackungs-Pakete, die Kunden selbst zusammenstellen. Das Geld soll in neue Produkte, eine App und ein Hersteller-Backend fließen. Utry.me zählt nach eigenen Angaben 40 Mitarbeiter, 500 Partner und 200.000 Kunden.
"Abos sind die E-Commerce-Zukunft"
Das ist mal selbstbewusst: "Abonnements von Konsumgütern sind die Zukunft des E-Commerce", sagt Marco Tunger von den Abonauten. Das Start-up bietet insbesondere kleinen Herstellern und Manufakturen die Möglichkeit, ihre Produkte über Lieferabos bekannt zu machen. Bisher seien 170 Gin- sowie jeweils rund 60 Hersteller von Whisky, Kaffee, Champagner, Wein und Käse vorgestellt worden, die Zahl der Abonnements werde bald vierstellig. Seit dem Beginn der Pandemie registriere er monatliche Zuwächse von rund zehn Prozent. 85 Prozent der Abos seien Probiergrößen, etwa 20 Prozent des Umsatzes entfalle auf Nachbestellungen in Originalgrößen. Insgesamt gebe es in Deutschland Schätzungen zufolge 150 bis 200 Aboboxen-Anbieter.
Ebay I: Rheinschiff durfte versteigert werden
Das Landgericht Düsseldorf hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob über Ebay Rheinschiffe versteigert werden dürfen. Die Antwort: Ja. Die Weiße Flotte wurde zur Herausgabe der "MS Stadt Düsseldorf" für 75.050 Euro an die Meistbietenden verurteilt (nicht rechtskräftig, kein Aktenzeichen angegeben). Ein eingetragenes Schiff brauche keine spezielle Form wie ein Grundstücksverkauf, die nicht angegebene Hypothek sei kein Hinderungsgrund, und dass nicht jeder Bieter bieten konnte, liege an der Verifizierungsfunktion von Ebay.
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HANDEL INTERNATIONALRussen können derzeit nicht online einkaufenEtsy-Verkäufer streiken
Mehr als 20.000 Verkäufer auf der Kunsthandwerk-Plattform Etsy wollen in dieser Woche ihre Shops via Urlaubsmodus schließen, um damit gegen höhere Entgelte zu protestieren. Wie TheGuardian.com schreibt, habe Etsy am 11. April die Entgelte um 30 Prozent erhöht, von fünf auf 6,5 Prozent. Der Protest solle je nach Händler von einem Tag bis zu einer Woche dauern. Er sei über Reddit organisiert worden (r/EtsyStrike) und vom Vorwurf begleitet, Etsy wolle von der Pandemie profitieren. Insgesamt zähle die Plattform mehr als 5,3 Mio. Verkäufer. Es ist also fraglich, ob Etsy die 20.000 Shop-Pausen spürt.
Ebay II: Förderprogramm für Onliner in Großbritannien
Ebay will kleine britische Online-Unternehmen unterstützen, damit sie besser mit der Inflation und den Auswirkungen der Pandemie zurechtkommen, berichtet Lebensmittelzeitung.net. Ebay investiere mehr als eine Mio. Pfund und starte zusammen mit Small Business Britain und den Handelskammern die "Ebay Business Roadshow", die zwölf Städte und Gemeinden besuchen werde. Sie biete Vernetzungsmöglichkeiten, um das Online-Geschäft voranzutreiben. Außerdem gebe es finanzielle Unterstützung. Ziel sei, bis Ende März 2023 Tausende von Unternehmen zu erreichen.
Indien: 120 Mio. Euro für Big Basket
Innovative Retail Concepts, der zur Tata-Gruppe gehörende Betreiber des Online-Lebensmittelhändlers Big Basket, hat Kapitalzusagen über 10 Mrd. Rupien (120,6 Mio. Euro) erhalten. Das berichtet Techinasia.com. Das Geld komme von der Holdinggesellschaft Supermarket Grocery Supplies. Big Basket sei Teil der neuen Super-App "Neu" von Tata und solle um einen 60-Minuten-Lieferdienst ergänzt werden.
///// TRENDS & TECH
Ebay III: Neue Funktionen für HändlerEbay kündigt eine Reihe Neuerungen für Händler an. Unter anderem ist der Sofortversand durch den Logistiker Fiege vom 1. Juni an in acht weiteren deutschen Regionen erhältlich (insgesamt 16), und die Fulfillment-Zusammenarbeit mit Orange Connex automatisiert einzelne Arbeitsschritte für Retouren. Für die Kategorien "Spielzeug", "Beauty & Gesundheit", "Haus & Garten", "Auto- & Motorradteile" gibt es vom 17. Mai an neue Artikelmerkmale, die ab Mitte Juli verpflichtend werden. Im Sommer kommen "Klarna-Rechnung" und "Klarna-Ratenkauf" als zusätzliche Zahlungsoptionen dazu.
"Horizon Worlds" ist ein Online-Spiel, das Facebook-Betreiber Meta für seine Virtual-Reality-Brillen entwickelt hat und das zum "Metaverse" zählt. Wie der Blog Basicthinking.de schreibt, wird es so genannten Creators ermöglicht, innerhalb des Spiels virtuelle Gegenstände zu verkaufen. 25 Prozent dieser "In-World-Käufe" behalte Meta ein (laut CNBC.com sogar 47,5 Prozent). Ziel sei es, so schreibt Meta selbst, dass Creators im Metaversum langfristig "ihren Lebensunterhalt verdienen und Menschen digitale Güter, Dienstleistungen und Erfahrungen kaufen können". Das Ganze sei zunächst ein Test mit "einer Handvoll Creators".
Woo Commerce und Pinterest kooperieren
Die Open-Source-E-Commerce-Plattform Woo Commerce und Pinterest arbeiten zusammen: Laut ChannelX.world können Woo-Commerce-Händler dadurch ein Pinterest-for-Business-Konto erstellen und ihre Produkte als durchsuchbare Produkt-Pins darstellen.
///// NACHHALTIGKEIT
DHL: "Tetris"-artige Software hilft beim PaketpackenShopify und Stripe wollen CO2-Filterung erschwinglicher machen
Zusammen mit Alphabet (Google), Meta (Facebook) und McKinsey haben der Shop-Software-Anbieter Shopify und der Online-Bezahldienst Stripe die Initiative "Frontier" gegründet. Sie hat das Ziel, so TheVerge.com, bis 2030 925 Mio. US-Dollar zu investieren, um Kohlendioxid aus der Luft zu filtern. Insbesondere will Frontier als Broker für solche Filterdienste fungieren, damit die Nachfrage erhöhen und dadurch wiederum die Kosten senken. Unter anderem soll ein entsprechendes Zertifikatesystem entwickelt werden. Frontier betont, solch ein Zertifikat entlaste kein Unternehmen von der CO2-Senkung im eigenen Haus.