Hier ein neuer Marktplatz, da ein neuer Marktplatz. Die Möglichkeiten für virtuelle Marktplatzbummel werden immer besser und größer. Zu den am stärksten genutzten Lehren aus dem Online-Boom im vergangenen Jahr und den Bemühungen die Präsenz im Internet auszubauen und zu stärken, gehört der Umbau des Online-Shops zu einem Online-Marktplatz. Diese Idee bietet für alle eine Win-Win-Situation, denn die kleineren Anbieter, die als Partner einsteigen und ihre Waren dort anbieten können, sind endlich im Internet präsent und die Betreiber der Plattformen ziehen sich neue Kunden auf ihre Webseite. In Deutschland nimmt der Schuhhändler Görtz, der auch zu den Nutznießern der staatlichen Hilfszahlungen gehört, bei den Umbauarbeiten Tempo auf, in Großbritannien wittert Decathlon eine weitere Chance, mehr als nur ein Online-Shop von vielen zu sein.

///// HANDEL NATIONAL
Mehr als drei Milliarden Euro staatlicher Hilfen fließen in die Modebranche
Die Modebranche gehört zu den stark von der Pandemie betroffenen Wirtschaftsbereichen, um nicht den sich daraus ergebenden finanziellen Problemen zu erliegen, haben viele Unternehmen auf die staatlichen Hilfen zurückgegriffen. Nach einer Recherche der Textilwirtschaft haben zum aktuellen Stand insgesamt 4.003 Modespezialisten Kredite, Bürgschaften und Zuschüsse beantragt. Gewährt worden seien die Gelder von der KfW (2,06 Milliarden Euro), der LfA Förderbank (118 Millionen Euro) und dem Bundesfinanzministerium (500 Millionen Euro). Die darüber hinaus vom Bundeswirtschaftsministerium ausgezahlten Hilfsgelder teilten sich auf die Großbürgschaften (100 Millionen) und die Überbrückungshilfen (519 Millionen) auf. Dabei habe der Handel mit 1,3 Milliarden Euro deutlich mehr Geld überwiesen bekommen, 701 Millionen flossen an die Produzenten. Der Durchschnittsbetrag liege bei einem Wert von 513.365 Euro. Insgesamt hätten aber nur 25 Unternehmen Auszahlungsbeträge von mehr als zehn Millionen Euro erhalten. Zu den Antragstellern gehörten auch Platzhirsche wie Galeria Karstadt Kaufhof, Görtz, Ludwig Beck oder Adler.

Nachfrage nach Beschäftigten steigt an
Die Aufwärtsbewegung der deutschen Wirtschaft macht sich stark auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Nach den jüngsten Zahlen des Ifo-Beschäftigungsbarometers gab es im Juni einen kräftigen Sprung nach oben von 100,2 auf 103,7 Punkte. Dabei ist die positive Entwicklung nun auch im Handel angekommen, auch hier haben die Forscher eine stärkere Nachfrage nach neuen Mitarbeitern festgestellt. Im Handel wird im Juni mit 7,6 der höchste Wert seit Ende 2017 erreicht. Die Tiefpunkte in den vergangenen zwölf Monaten waren der Juni 2020 mit -11,4 und der Januar 2021 mit -8,8. Doch weiterhin bleiben Dienstleistungssektor, Maschinenbau und Elektroindustrie die Motoren für den Arbeitsmarkt. Grundlage des Barometers sind die Beschäftigtenplanungen der Unternehmen für die nächsten drei Monate, der Saldowert basiert auf der Differenz der Prozentanteile der Antworten "zunehmen" und "abnehmen".

Görtz wird vom Omnichannel zum Marktplatz
Der Schuhhändler Görtz, der sich mit seinen rund 180 Filialen und dem Online-Shop bislang als Omnichannel-Händler positioniert hat, geht einen weiteren Schritt und baut einen Online-Marktplatz auf, heißt es in Internetworld. Dies erfolge im Rahmen der Strategie "Görtz Connected", zu der die Kooperation mit neuen Partnern auf der Görtz-Plattform und der Verkauf von Marken des Schuhhändlers auf anderen Plattformen gehöre. Darüber hinaus solle den Kunden die Möglichkeit gegeben werden, Produkte aus dem Ladengeschäft nach Hause zu bestellen. Görtz biete derzeit rund 300 Marken, der Online-Handel habe ein Wachstum von rund 90 Prozent erwirtschaftet. Der Zuwachs sei aber nicht nur auf die Pandemie zurückzuführen, auch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle habe eine Rolle gespielt, wird Geschäftsführer Frank Revermann zitiert.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Steuererhöhung für den Online-Handel nicht vom Tisch
In Großbritannien erhält die Diskussion über höhere Steuern für den Online-Handel neues Futter. Nach einem Bericht in Tamebay unterstützen nach den Zahlen einer neuen Studie 46 Prozent der britischen Händler eine Steuererhöhung. Auf der Wunschliste seien aber auch andere Maßnahmen zu finden, denn 47 Prozent plädierten für längere Öffnungszeiten und 38 Prozent für von der Regierung ausgegebene Einkaufsgutscheine. Nach Einschätzung der Studienautoren müsse die britische Regierung einen Weg finden, den Wettbewerbsvorteil des Online-Handels so auszugleichen, dass der stationäre Handel eine Chance fürs Weiterbestehen nach Corona habe.
 

Dingdong mit kleinerem Börsenstart als erwartet
Der chinesische Lebensmittellieferdienst Dingdong hat einen erheblich schwächeren Börsenstart in den USA hingelegt als ursprünglich geplant, meldet Reuters. Insgesamt spülte der erste Verkaufstag knapp 97 Millionen US-Dollar in die Kassen, in den früheren Prognosen sei von einem Erlös in Höhe von rund 357 Millionen US-Dollar gesprochen worden. Kurz vor dem ersten Verkaufstag sei von 94,4 Millionen US-Dollar ausgegangen worden. Als Grund für die gedämpften Erwartungen wurde der schwache Start des Konkurrenten Missfresh in der vergangenen Woche angegeben. Zu den Hauptinvestoren des 2017 gegründeten Dienstleisters gehören Softbank aus Japan, Tiger Global Managment und Sequoia Capital.

Decathlon UK wird zum Online-Marktplatz
Der nächste Anbieter folgt dem Trend, den eigenen Online-Shop in einen Marktplatz zu verwandeln. Nun öffnet sich Decathlon UK neuen Partnern im E-Commerce, meldet Tamebay. Neben den eigenen Produktreihen werde das Angebot nun um Waren diverser externer Hersteller wachsen. Eine solche Umstellung habe Decathlon bereits in Belgien mit dem technischen Partner Mirakl Marketplace Platform vorgenommen, der auch in Großbritannien mit an Bord sein werde. Decathlon wolle den Partnern in Anbetracht der gesteigerten Nachfrage nach Outdoor-Produkten während der Pandemie eine zusätzliche Verkaufsplattform bieten. Gesucht werde auch die Zusammenarbeit mit einigen lokalen britischen Marken.


///// TRENDS & TECH

Fußvermessung mit dem Smartphone
Das Smartphone macht vieles möglich, mit dem man nur bedingt rechnet, nun kommt eine weitere solche Funktion hinzu. Aus dem Hause von Shoepassion gibt es ein neues Tool, das den Schuhkauf vom heimischen Küchentisch noch einfacher macht. Shoepassion verfügt nun über eine Fotovermessung für die Füße, die Eingabe der Fußmaße wie bisher ist nicht mehr erforderlich. Ein Foto-Scan des mit einem schwarzen Strumpf bedeckten Fußes vor einem weißen Hintergrund ermöglicht einem Algorithmus das Erkennen von Länge und Breite des Fußes, im nächsten Schritt werden die passenden Modelle angezeigt. Die Technik wird auch in den Geschäften des Schuhhändlers eingesetzt, die Daten werden für weitere Käufe abgelegt. Durch die individuellere Auswahl der Schuhe will der Anbieter auch die Rate der Rücksendungen senken.

Influencer stark wie nie
Die Influencer beweisen, warum sie so genannt werden, denn ihr Einfluss auf die Kaufentscheidungen anderer Verbraucher in den Zwanzigern ist nach den Ergebnissen des Social-Media-Atlas 2021 so hoch wie noch nie. Die Quote der Internetnutzer über 16 Jahre, die ein Produkt gekauft haben, das von einem Youtuber angepriesen wird, liegt bei 21 Prozent. Für Produkte, die auf der Werbung von einem Instagrammer beruht, haben sich 18 Prozent entschieden. 16 Prozent vertrauen auf die Ratschläge von Bloggern. Über alle sozialen Medien hinweg sind die Einflüsse gewachsen, bei Youtube um vier Prozentpunkte, die anderen Medien erreichen Zuwächse von jeweils fünf Prozentpunkten. Den größten Einfluss erreichen die Influencer in der Gruppe der Twens, bei den Personen mit einem Alter über 30 Jahre spielen die sozialen Medien eine immer geringere Rolle bei der Kaufentscheidung.

Wegfall der EU-Lieferschwellen und Besteuerung im Zielland: Diese neuen Regeln gelten ab 1. Juli
Die neue EU-Umsatzsteuerregel, die am 1. Juli 2021 in Kraft tritt, betrifft jeden, der über EU-Ländergrenzen hinweg verkauft und Waren an Käufer in der EU exportiert. Dennoch haben viele Onlinehändler noch nichts von der geänderten Regelung gehört. Gastautor Roman Zenner, Omnichannel-Experte bei Shopify, erklärt in einem Gastbeitrag, was Händler jetzt beachten müssen.

///// NACHHALTIGKEIT

Die Digitalbranche wird nachhaltiger
Auch im IT- und Online-Sektor setzt sich die Nachhaltigkeit immer stärker fort. Darüber berichtet das Digital Marketing & Tech Event DMEXCO als Ergebnis einer nicht-repräsentativen Umfrage in der DMEXCO Community. Für fast 90 Prozent der Befragten habe Nachhaltigkeit mittlerweile eine wichtige oder sehr wichtige Bedeutung in ihrem Unternehmen, auf einer Skala mit einem Maximalwert von 5 erreiche das Thema 3,5 Punkte. Zu den Maßnahmen, die von den Unternehmen ergriffen werden, gehörten die Klassiker der Mülltrennung und -vermeidung, eine Reduzierung der Geschäftsreisen und ein klimaneutrales Wirtschaften. Ein deutliches Aufholpotenzial ist aber bei der Stromfrage vorhanden, denn hier bezögen in Deutschland nur 27 Prozent der Unternehmen Ökostrom, international liege der Wert nur bei zwölf Prozent. Ähnlich verhält es sich auch beim Thema Verkehr, denn hier böten in Deutschland nur 30 Prozent Fahrräder oder Car-Sharing.