Manchmal ist die Digitalisierung schon ein bisschen zweischneidig. Vom heutigen Mittwoch an brauchen Empfänger von DHL-Paketen keine Kundenkarte mehr an den Packstationen: Die "Post & DHL App" generiert jetzt einen Abholcode für den Scanner der Station. Er wird in kurzen Abständen geändert und ist gerätegebunden. "Die App wird somit zum alleinigen, zentralen Werkzeug für den Paketempfang", schreibt DHL. Tolle Sache -- aber daraus folgt: Wer kein Smartphone hat, kann sich keine Pakete mehr an Packstationen liefern lassen.
///// HANDEL NATIONAL
Otto Group verkauft Wohnklamotte.de an Gruner + Jahr
Erst vor einigen Tagen hatte die Otto Group angekündigt, ihren Suchmaschinenmarketing-Spezialisten Adsoul zu verkaufen (das "Morning Briefing" berichtete), jetzt folgt schon die nächste Veräußerung: Der Einrichtungs-Marktplatz Wohnklamotte.de (wir wollen genau sein: die Interior-Social-Shopping-Plattform) geht mit ihren rund 300 Shops rückwirkend zum 1. September an Gruner + Jahr. Das ist im Kern ein Verlagshaus, frisch verkauft an RTL, und das passt durchaus: Wohnklamotte.de versteht sich explizit auch als Online-Wohnmagazin und soll mit G+J-Titeln wie "Schöner wohnen", "Couch" und "Living at Home" digital verheiratet werden, so das Unternehmen. Josephine Seidel-Leuteritz bleibt Chefin.
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Mit der GründerInnenstadt-Initiative unterstützen Facebook und Instagram Unternehmerinnen beim Aufbau krisenfester Geschäftskonzepte
Laut Facebooks Wirtschaftsstudie zur Lage von Kleinunternehmen aus dem Jahr 2020 beklagten 53 Prozent der von Frauen geleiteten Unternehmen während der Pandemie Umsatzeinbußen, während es bei von Männern geführten Unternehmen 37 Prozent waren. Grund genug für Facebook, die Mittelstandsinitiative GründerInnenstadt ins Leben zu rufen. Mehr zur GründerInnenstadt-Initiative.
Gorillas verdoppelt die oberste Führungsriege
Wer wachsen will, braucht Leute: Lieferdienst Gorillas erweitert sein Management um Elmar Broscheit als Chief Financial Officer (CFO) und Adrian Frenzel als Chief Operating Officer (COO), wie es mitteilt. Broscheit ist Venture Capitalist und Angel Investor und zum Beispiel an Lieferando beteiligt. Frenzel war unter anderem CEO von Hello Fresh US. Die Einstellungen seien explizit ein Zeichen für "eine neue Wachstumsphase": Das Unternehmen will den internationalen Auftritt -- nach eigenen Angaben derzeit insgesamt neun Länder -- ausbauen "und sich dabei insbesondere auf die Bereiche Geschäftsbetrieb, Personalwesen, Produkt- und Technologieentwicklung sowie Nachhaltigkeit konzentrieren". In der Chefetage arbeiten damit Kagan Sümer (CEO), Deena Fox (CPO), Broscheit und Frenzel.
Möbelfirst.de baut Schaufenster für stationäre Möbelhändler
Die Möbelhändler-Plattform Möbelfirst.de (die Schreibung mit Ö funktioniert) kündigt an, jedem der angeschlossenen Händler ein digitales Schaufenster bereitzustellen. "Viele unserer Händler haben eine tolle Webseite, jedoch sind Traffic und die Besucherzahlen nicht sehr hoch. Deshalb verlinken wir jetzt jeden Händler auf unserer Webseite und geben etwas von unserem Traffic ab", zitiert Moebelmarkt.de das Unternehmen. Es übernehme die komplette Content-Erstellung. An Möbelfirst.de sind "über 100 lokale Fachgeschäfte von Hamburg über München bis Wien" angeschlossen bzw. "über 200 Geschäfte [...] in Deutschland und Österreich", da ist sich die Website mit sich selbst nicht ganz einig.
Deichmann testet in Mülheim eigene "Click-&-Collect"-Abholbox
Wer im westlichen Ruhrgebiet wohnt und Schuhe im Online-Shop von Deichmann kauft, kann sie künftig rund um die Uhr im Deichmann-Store in Mülheim-Dümpten in Empfang nehmen, nämlich an der Abholstation vorm Laden. Wie Textilwirtschaft.de berichtet, erhalten die Kunden eine Mitteilung mit einem sechsstelligen Pin-Code für die Abholung. Das sei ein Pilot, eine zweite Station am Limbecker Platz in der Nachbarstadt Essen (dem Unternehmenssitz) sei aber bereits geplant.
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HANDEL INTERNATIONALWelt.de: Amazon plant zusätzliches Verkaufs-Event für OktoberSchweizer E-Commerce liegt 2021 um die Hälfte über 2019
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften hat wie jedes Jahr Onlinehändler befragt, dieses Jahr genau 365, und kommt zum Schluss: Der E-Commerce-Boom geht 2021 ungebrochen weiter. "Insgesamt schätzen wir, dass der Umsatz im Schweizer Onlinehandel 2021 mindestens 15 Milliarden Franken erreichen wird. Das ist ein Plus von beinahe 50 Prozent im Vergleich zu 2019", so die Forscher. Besonders stark gewachsen seien die Bereiche Wohnen und Sport. Beklagt werden Lieferprobleme der Hersteller sowie hohe Einkaufs- und Logistikpreise.
Paypal übernimmt japanischen Wettbewerber Paidy
Der US-Zahlungsdienstleister Paypal will für 2,7 Mrd. US-Dollar den japanischen Wettbewerber Paidy übernehmen. Paidy ist ein Spezialist für Ratenzahlungen nach Online-Käufen mit -- laut Manager-Magazin.de -- mehr als sechs Millionen registrierten Nutzern. Die Übernahme soll noch 2021 abgeschlossen werden.
///// TRENDS & TECH
Die Marktforscher von Yougov haben herumgefragt, wofür Online-Banking genutzt wird -- und das Ergebnis ist erfreulich für den Online-Handel: Fast zwei Drittel der Deutschen überweisen auf diesem Weg und prüfen so ihren Kontostand*. Klassische Bankfunktionen wie Wertpapierhandel oder Push-Nachrichten zum Konto liegen weit abgeschlagen dahinter. Anders gesagt: Das Online-Bezahlen für Online-Einkäufe sollte funktionieren. (* 82 bzw. 80 Prozent der 86 Prozent, die angaben, grundsätzlich Online-Banking zu nutzen.)
Bei Autos hieße das Modellpflege: Ebay kündigt eine Reihe von Produkterweiterungen für gewerbliche Verkäufer an. Gutscheinaktionen sind von Oktober an auch als individuelle Codes für Gruppen ausgewählter Kundinnen und Kunden möglich. Der “Ebay-Sofortversand by Fiege” für die taggleiche Abholung von bestellter Ware wird im Herbst von Dresden und Berlin auf weitere deutsche Städte ausgeweitet. "Ebay Fulfillment by Orange Connex" umfasst jetzt auch die Lagerung des Warenbestands in einem Fulfillment-Center von Orange Connex in Deutschland oder Großbritannien. "Anzeigen" heißt von Ende September an "Anzeigen Standard", denn dann gibt es auch "Anzeigen Erweitert" mit eigenen Keywords und der Möglichkeit, ein maximales Tagesbudget festzulegen. Dazu kommen Erweiterungen der Tools und Berichte sowie klickbare Banner und Raum für die Darstellung des eigenen Unternehmens in "Ebay Shops".
Delivery Hero: "Tech Academy" mit 20 Teilnehmer:innen / Neuer Tech Hub in Istanbul
Programmierer und Entwicklerinnen sind schwer zu finden, daher bildet der Essenslieferdienst Delivery Hero jetzt eigene aus: An der 9,5-monatigen "Delivery Hero Tech Academy", für die mehr als 700 Bewerbungen eingegangen seien, nehmen jetzt 20 Leute mit zwölf Nationalitäten teil. Drei Viertel seien Frauen, das Alter liege zwischen 23 und 41 Jahren, meldet das Unternehmen mit einem gewissen Stolz, denn Vielfalt und Inklusion seien das Ziel. Daher waren Programmierkenntnisse keine Bewerbungsvoraussetzung. Wofür die Leute gebraucht werden? Zum Beispiel für neue "Tech Hubs": Im September zum Beispiel will das Unternehmen seinen 16. Tech-Standort in Istanbul eröffnen, mit geplant 1.000 Beschäftigten. Unter anderem soll die türkische Technologie in die globale Plattform integriert werden.
EHI lockt die Künstliche Intelligenz auf die Bühne
Die digitale "KI & Robotics 4 Retail-Konferenz 2021" des EHI Retail Institute am 5. und 6. Oktober beschäftigt sich mit Automatisierungsfragen, die sich auch Onliner stellen: Puma spricht über sein Europa-Logistikzentrum, Bosch Rexroth über die Automatisierung der Kommissionierung im Warenlagern, Linde über den KI-Einsatz in Flurförderfahrzeugen. Es geht auch um Automatisierungsprozesse für stationäre Filialen. Die Teilnahme kostet netto 595 Euro.
///// NACHHALTIGKEIT
"Small But Perfect" heißt die europaweite Förderinitiative, die Fashion Revolution für Mode-Projekte in kleinen und mittelgroßen Unternehmen ausschreibt, die sich um Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft kümmern. Es gibt 28 Plätze, zum Programm gehört ein 18-monatiges Programm zur Geschäftsentwicklung von Juli 2022 bis April 2023, unter anderem mit Bootcamps. Weder im jüngsten Bericht auf Fashionunited.de noch in der Original-Pressemitteilung oder in der Ausschreibung steht, dass Online-Modehändler und ihre Partner von der Bewerbung ausgeschlossen wären. Deadline ist der 3. Oktober.