Die lange Stimmenauszählung in den USA trieb und treibt dort auch den Handel um: Wer vor dem Fernseher die Berichterstattung verfolgt, geht nicht einkaufen. Und sowieso sinke nach Wahlen der Konsum. Dass stationäre Händler durchaus ausbleibende Käufer zu fürchten haben, während Onliner wie Zalando zulegen, sodass Förderprogramme deutsche Innenstadt-Händler digitaler machen sollen – davon handelt dieses "Morning Briefing".

///// HANDEL NATIONAL
Förderprogramme helfen stationären Händlern, digitaler zu werden
Viele stationäre Händler in deutschen Innenstädten verstehen sich ausgezeichnet auf das klassische Geschäft, müssen aber digital sichtbarer werden. Etailment diskutiert die verschiedenen öffentlichen Programme und Branchen-Initiativen, nennt konkrete Beispiele aus NRW und Bremen und weist auf den nächsten Termin hin: Am 1. Dezember 2020 wird die Registrierung für das Förderprogramm "Digital Jetzt" wieder geöffnet und ist dann fortwährend offen. Die monatlich verfügbaren Kontingente werden ab Januar 2021 auf Basis eines Zufallsverfahrens verlost.

Das Beispiel Bremen: Digitallotsen
Die Wirtschaftsförderung Bremen unterstützt mit ihren Digitallotsen stationäre Geschäfte, Gastronomie und Touristikbranche am Ort. Birgitta Schulze van Loon, Inhaberin von Piekfeine Brände, Distillery, Tastillery und Shop, spricht im Etailment-Interview über ihre Erfahrungen mit den Lotsen: "Sie haben mich bei der Antragstellung für das Bundesprogramm ,Digital jetzt‘ unterstützt. Sie haben sehr gezielt nachgefragt, wollten meine Abläufe verstehen und meinen Bedarf beurteilen. Dann haben sie Hinweise und Tipps gegeben. Sie haben auch auf die Kalkulation geschaut. Das war sehr hilfreich."

Zalando legt im dritten Quartal um mehr als 20 % zu
Modehändler Zalando hat im dritten Quartal 1,8 Mrd. Euro umgesetzt, 21,6 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Bruttowarenvolumen stieg um 29,9 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro. Die Prognosen fürs volle Jahr hob das Unternehmen daraufhin an (z. B. Umsatzplus von 20 bis 22 %). Alle 14.000 Mitarbeiter bekommen einen Jahresbonus von 500 Euro, kündigte Zalando an. Mittlerweile kommt Zalando auf 35,6 Mio. aktive Kunden, die im Schnitt 4,8 Mal im Jahr bestellen, außerdem auf 2,6 Mrd. Euro Cash. "Damit ist Zalando für so ziemlich für alle Eventualitäten gerüstet und könnte auch bei weitem größere Übernahmen stemmen als unlängst [das Body-Scanning-Startup] Fision", kommentiert Excitingcommerce.de. Alle Zahlen finden sich in der Quartalspräsentation.

Schweizer E-Commerce-Marktführer will Deutschland mit Nachhaltigkeit erobern
Handelsblatt.com stellt Digitec Galaxus vor, einen Schweizer Onlinehändler, der im Heimatmarkt vor Amazon liegt und seit 2018 auch in Deutschland unterwegs ist (unter dem Namen Galaxus). Vorankommen will er mit dem Versprechen der Klimaneutralität: Zu jedem Produkt werde der Kohlendioxid-Ausstoß durch Produktion und Transport angegeben, was sofort per Extrazahlung ausgeglichen werden könne. Laut Galaxus liegt die Akzeptanzquote kurz nach dem Start bei zehn Prozent. Das Unternehmen mit Standorten in Krefeld und Hamburg zählt dem Artikel zufolge 200.000 Kunden in Deutschland und bietet ihnen 400.000 Produkte.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Großbritannien: Ikea führt Abhol- und Lieferdienste ein
In Großbritannien sind nicht nur Freizeitbetriebe und Restaurants, sondern auch viele Geschäfte im Lockdown, zum Beispiel Möbelhäuser. Ikea führt daher auf der Insel den Abholservice "Contactless Click & Collect" ein, kostenlos ab 300 britischen Pfund. Dazu kommen der Lieferdienst "Click & Deliver" zu Abholstationen von DPD sowie auch die Lieferung nach Hause. Das Restaurant bietet Essen zum Mitnehmen an, Termine zur Planung von beispielsweise Küchen sind ab sofort kostenlos, so Internetretailing.net. Eine klare Ausnahme vom Ikea-Urprinzip, bei dem die Kundschaft einen Teil der Aufgaben übernimmt, zum Beispiel eben den Transport ab Kasse oder Rampe nach Hause.

Marks & Spencer meldet seit langer Zeit erstmals ein Minus – außer online
Der britische Einzelhändler Marks & Spencer hat im ersten Halbjahr 2020 mit 4,09 Mrd. britischen Pfund 15,8 % weniger umgesetzt als im Vorjahr. Er führt das vor allem auf die Covid-19-Pandemie zurück. Das Ergebnis lag um 9,4 Mio. Pfund im  Minus, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Betriebsgewinn von 252,4 Mio. Pfund verbucht worden war. Laut "Textilwirtschaft" ist das der erste Verlust in der 94-jährigen Geschichte des Unternehmens. Das Online-Geschäft allerdings legte ordentlich zu, um 34,3 % zum Beispiel im Bereich Kleidung und Einrichtung. Entsprechend hebt das Unternehmen die Bedeutung des "integrierten Online-Geschäftsbereichs" namens MS2 hervor.

Primark bleibt ohne E-Commerce
Zalando ist trotz der oben erwähnten Wachstumszahlen kein Vorbild: Der Modehändler Primark wird der bestehenden reinen Produktschau auf seiner Website keinen Online-Shop hinzufügen. Die Kunden wollen es so, sagt George Weston, Chef des Mutterkonzerns Associated British Foods. Er findet das "sehr beruhigend".

///// TRENDS & TECH

Keine Corona-Hilfe für Onliner – aber Überbrückungsgeld
"Bekommen auch Online-Händler eine Umsatzentschädigung?", fragen die "Onlinehändler-News" und antworten mit einem deutlichen Nein: Die Corona-Hilfe stehe nur Unternehmen zu, die tatsächlich schließen müssen. Das letzte Wort dazu sei aber noch nicht gesprochen, bis dahin steht Onlinern das Überbrückungsgeld II offen. Wie das funktioniert, erklärt das Magazin hier.

Acht Logistik-Tipps für Online-Shops
"Das diesjährige Weihnachtsgeschäft ist für Händler vor allem eins: unkalkulierbar", befindet die Unternehmensberatung Ecom Consulting und gibt acht Tipps zur richtigen Vorbereitung. Sie reichen von der Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen bis zur Nutzung von Lagermodulen, zielen also vor allem auf größere Flexibilität. Für den einen oder anderen Tipp ist es allerdings möglicherweise etwas spät ("Machen Sie Ihre IT fit").

Favorit der Leser
Steigende Volumina, anspruchsvollere Kundschaft – die Logistik im E-Commerce ist extremen Veränderungen unterworfen. Welchen, das berichtet Gastautor Dr. Dirk Morschett im Rahmen der wöchentlichen Serie mit Ausschnitten aus "HandelsMonitor Mega-Trends 2030+": "Logistik der Zukunft: Anytime, Anywhere, Anyhow" gibt einen Überblick über neue Konzepte für die letzte Meile, wohin immer sie auch führt. Zum Beispiel in Homeoffices, die gerade im Stadtpark arbeiten.