Die möglichen Koalitionsparteien haben noch nicht mit den Verhandlungen begonnen und befinden sich noch in den Sondierungsgesprächen, da wächst der Druck von außen bereits. Nun haben sich die in der "Stiftung 2 Grad" zusammengeschlossenen 69 Unternehmen mit ihren Forderungen bezüglich des Klimaschutzes geäußert. Die Beteiligten verteilen sich über die unterschiedlichen Unternehmensgrößen, auch die Branchen sind breit gestreut. Der Handel ist vertreten, aber mit sieben Unternehmen öffnen sich deutliche Lücken. Es fällt auf, dass kein einziger der reinen Online-Händler, von deren Seite die Bedeutung des Klimaschutzes immer betont wird, mit dabei ist.
///// HANDEL NATIONAL
Finanzspritze für Dropp
Der Anbieter für Haustür-Lieferdienste, Dropp, hat eine neue Finanzierungsquelle aufgetan. Nach Unternehmensangaben kündigt das Start-up mit Sitz in Berlin seinen Start in Deutschland an und erhält im Rahmen einer Pre-See-Finanzierung mehr als zwei Millionen Euro. Zu den Investoren gehören Atlantic Labs als Lead Investor, dazu kommen Kima Ventures, Collective Ventures, Ronny Shibley (CTO & Mitbegründer Gorillas) und Jörg Kattner (Co-Mitbegründer Gorillas). Das im März 2021 gegründete Unternehmen verspricht den Partnern aus dem Online-Handel eine Lieferzeit von drei Stunden. Die Lagerung der Waren erfolgt in innerstädtischen Zentren, die Lieferung dann mit Fahrradkurieren, eingesetzt werden E-Lastenräder. Die Kunden können Dropp bei der Vorstellung als Dienstleister auswählen. In der Zukunft ist der Ausbau des Services in weiteren deutschen Städten, unter anderem München und Köln, geplant.
Lieferengpässe beeinträchtigen Chancen der Mittelständler
Der deutsche Mittelstand schaut mit gedämpften Erwartungen in die nächsten Monate. Als Grund dafür sehen die Unternehmer nach einer repräsentativen Umfrage von KfW Research die Lieferengpässe. So sind 48 Prozent der rund 3,8 Millionen kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland von den Auswirkungen der globalen Probleme betroffen. Mit den größten Schwierigkeiten hat das Verarbeitende Gewerbe zu kämpfen, hier liegt die Quote bei 78 Prozent, im Groß- und Einzelhandel bei 63 Prozent. Neben den Engpässen bei den Rohstoffen und Vorprodukten gehören auch die Störungen im Frachtverkehr, Handelskonflikte und Naturkatastrophen zu den Gründen. Eine Verbesserung der Situation bis Jahresende erwarten nur fünf Prozent der Mittelständler, die Mehrheit rechnet mit einer längeren Dauer von sechs bis zwölf Monaten.
Neustart für Picards Online-Shop
Picard hat sich für die Nutzung des Systems von Shopify entschieden, den Online-Shop umgebaut und ist nun neu ans Netz gegangen, meldet Fashion United. So wolle der Lederwarenhersteller mit Hilfe der ausgeweiteten Digitalisierung moderneres Marketing und Social Commerce einsetzen, möglich sei auch die vollständige Verknüpfung des digitalen Vertriebs. Nach zehn Jahren habe sich Picard zum Wechsel vom Oxid E-Shop zu Shopify entschieden. Dabei habe es nicht ausgereicht, nur das Aussehen des Shops zu verändern, wird Johannes Montag, Head of E-Commerce zitiert. Picard habe große Pläne, auf die sich die Kunden im nächsten Jahr freuen könnten, so Montag weiter.
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HANDEL INTERNATIONALDer Online-Handelsmarkt in Österreich erhält einen neuen Mitspieler. Nun unternimmt Galaxus den ersten Schritt in die Alpenrepublik, nach eigenen Angaben umfasst das Portfolio rund eine halbe Million Produkte, aufgeteilt in sieben Kategorien. Der Versand erfolgt vom Logistikzentrum in Krefeld, das Schweizer Unternehmen verspricht eine Lieferung in Österreich innerhalb von zwei Tagen. Galaxus sehe in Österreich noch viel Potenzial für den Online-Handel, erklärt CEO Florian Teuteberg. Die Kunden hätten die Möglichkeit, bei jedem Einkauf den Ausstoß der Treibhausgase abzufragen und an der Kasse eine Kompensationszahlung zu leisten. Mit den Zielen für den neuen Verkaufsmarkt hält sich Teuteberg nicht zurück, denn Galaxus will sich in Österreich unter den ersten fünf Online-Händlern etablieren.
Boohoo startet Kooperation mit Mirakl
Der britische Online-Modehändler Boohoo setzt die Expansion weiter fort. Nun folgt eine Kooperation mit dem französischen Anbieter einer Marktplatz-Software für Online-Shops Mirakl. Ziel ist nach einer Meldung von Fashion United ein Ausbau der Marke Debenhams, zum "größten Marktplatz für Mode, Kosmetik, Sportartikel und Haushaltswaren in Großbritannien". Nun könnten schnell weitere Produkte aufgenommen werden. Nach der Übernahme Debenhmas durch Boohoo im Frühjahr und der Schließung der Ladengeschäfte des Traditionsunternehmens ist die Marke nur noch online verfügbar. Für die Weiterentwicklung sei die Kooperation mit Mirakl entscheidend.
Walmart startet Kooperation mit Netflix
Der US-Handelskonzern Walmart will den Kunden in Zusammenarbeit mit Netflix neue digitale Einkaufsmöglichkeiten bieten. Die Kunden können sich an digitalen Schaufenstern für, teilweise exklusive, Produkte aus Netflix-Produktionen entscheiden, berichtet The Drum. In den nächsten Monaten solle das Angebot ausgebaut werden und Kategorien wie Computerspiele, Musik, Bekleidung und Spielwaren umfassen. Auf der Plattform von Netflix könnten die Kunden Wünsche über neue Produkte zu den Netflix-Shows äußern, über die dann abgestimmt werde. Für Netflix ist es die erste Zusammenarbeit mit einer der nationalen Handelsketten in den USA.
Amazon-Aggregator Thrasio verschiebt SPAC-Deal
Nach einem Bericht von CNBC will der Amazon-Aggregator den Börsengang in Form eines SPAC-Deals verschieben. Thrasio gehöre in den USA zu den größten Aufkäufern von Marken und kleinen Händlern bei Amazon. Die Zahl der Marken betrage derzeit mehr als 200, zu denen rund 22.000 Produkte gehörten. Nun solle im Rahmen eines SPAC-Deals, bei dem ein Mantelunternehmen Geld sammelt, um es dann in Unternehmen zu investieren, ein Börsengang erfolgen. Die Berichte über die Schwierigkeiten basierten auf Aussagen von Mitarbeitern, seien aber vom Unternehmen nicht bestätigt. Klar sind Probleme im Vorstand, denn bekannt ist, dass der Finanzvorstand Thrasio nach drei Monaten verlassen hat, auch der Co-CEO hat diesen Posten aufgegeben. Dazu aber kämen auch finanzielle Probleme. Bestätigt habe das Unternehmen nur, dass ein SPAC nun nicht in Frage komme, aber auch nie feste Pläne dafür gehabt habe.
///// TRENDS & TECH
Der Anbieter für Product Experience Management-Software (PXM), Contentserv, zeigt sich mit der Halbjahresbilanz zufrieden. Im DACH-Raum habe es einen "überdurchschnittlich hohen Nachfrageanstieg" für das Product Information Management- und Digital Asset Management gegeben. In den ersten sechs Monaten sei die Zahl der Neukunden um das Vierfache angestiegen, besonders gut werde die SaaS-Cloud-Lösung nachgefragt, 90 Prozent der Kunden entschieden sich für sie. Es sei eindeutig zu erkennen, dass die Digitalisierung im Mittelstand angekommen sei, die Unternehmen würden erkennen, dass sie Produktivität und Effizienz der Abläufe verbessern könnten, heißt es von Seiten Contentservs. Die Nachfrage nach cloud-basierter Technologie sei nicht zuletzt wegen der Pandemie angestiegen. Der verstärkte Einsatz dieser Software betreffe dabei alle Branchen mit unterschiedlichen Anwendungsbereichen und technischen Entwicklungen.
In einem anderthalbstündigen Dokumentarfilm beschäftigt sich Arte mit der Frage, ob Supermärkte sich zu einem Auslaufmodell entwickelt haben. Die Autoren gehen der Situation der Handelsketten im Hinblick auf den Wettbewerb mit den Online-Konzernen nach. So sei festzustellen, dass die Supermarktkonzerne gegenüber den Lieferanten und Herstellern auf aggressivere Verhandlungsmethoden einsetzten, der sich nicht nur auf die anderen Ketten konzentriere, sondern durch die Online-Plattformen verschärft wurde. Untersucht werden auch die Bedingungen für die Beschäftigten und es gibt einen Ausblick auf das Einkaufen von morgen. Die Reportage läuft am heutigen Dienstag, 12. Oktober, um 20.15 Uhr und ist auf der Mediathek von Arte abrufbar.
///// NACHHALTIGKEIT
Amazon will das nachhaltige Angebot deutlich ausbauen und verspricht in Europa eine Steigerung auf rund 100.000 Produkte. Weltweit nennt der Online-Konzern eine Aufstockung auf rund 200.000 "Climate Pledge Friendly" Produkte. In Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien kommen als Zertifizierungen nun das EU-Bio-Logo, Associazione Italiana Agricultura Biologica (AIAB), Fair For Life, Natrue und Soil Association Certification dazu, die Gesamtzahl liegt nun bei 31. Sie beziehen sich auf Lebensmittel, chemische Produkte und fair gehandelte Waren.
Konzerne fordern klare Klimaschutzpolitik
Die in der "Stiftung 2 Grad" kooperierenden 69 deutsche Unternehmen fordern von der neuen Bundesregierung einen "klaren, verlässlichen und planbaren Pfad zur Klimaneutralität". Wichtig sei es, dass sie in den ersten 100 Tagen eine "Umsetzungsoffensive für Klimaneutralität" vorlege und starte. Zur Stiftung gehören Konzerne und Unternehmen aus der Chemieindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau, Finanzbranche Gebäude, Mobilität und Handel. Entscheidend seien nun klare Perspektiven, es müsse einen verlässlichen Rahmen geben. Notwendig sei eine politische Basis, mit der die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens und der Klimaneutralität bis 2045 erreicht werden. Zu den Forderungen, die die Stiftung erhebt, gehört unter anderem ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch müsse Deutschland international zum Vorbild werden. Zur Stiftung gehören sieben Handelsunternehmen, die auch online präsent sind, zwei Logistikdienstleister, aber kein einziger Online-Händler.