Die Aussichten für den Handel und schließlich für die Verbraucher machen nur bedingt Spaß. Die Auswirkungen der Probleme und Ausfälle in den Lieferketten lassen das Licht am Horizont beim Blick Richtung Jahresende nur sehr schwach scheinen. Durchgehend heißt es, dass die Engpässe in den Lieferketten 2021 nicht mehr behoben werden können. Die Situation ist als globales Phänomen auch nur schwer zu verbessern, die Auswirkungen sind in den USA mit den vor den Häfen aufgereihten Schiffen klar und deutlich zu sehen. Längst sind die Schwierigkeiten im Handel angekommen, da spielt es keine Rolle, ob der Einkauf online oder im Geschäft erfolgt. Hoffentlich halten sich die Lieferprobleme für Weihnachten in Grenzen, so dass die Kinder nach den vergangenen schwierigen Monaten wenigstens ihre gewünschten Geschenke bekommen.

///// HANDEL NATIONAL

Die Marktplätze sind die Gewinner des Online-Booms
Die deutlichen und bemerkenswerten Wachstumszahlen der Online-Händler während den ersten Phasen der Coronapandemie sind allgemein bekannt, doch nun haben EHI und Statista die Entwicklungen auf den einzelnen Marktfeldern unter die Lupe genommen. Eines der wesentlichen Ergebnisse der Untersuchung lautet, dass die Marktplätze sich zu wichtigen Mitspielern entwickelt haben. "Mehr als jeder zweite Onlineshop verkauft auch über Marktplätze", erklärt Lars Hofacker, E-Commerce-Experte beim EHI. Größere Unternehmen entwickelten sich selbst zu Marktplätzen oder Plattformen. So verfügten mittlerweile 44,8 Prozent der Anbieter ein Shop-Profil bei Amazon, 36,3 Prozent seien bei Ebay präsent. Das Bruttohandelsvolumen von Amazon erreiche einen Wert von 35,4 Milliarden Euro. Beim Blick auf den Gesamtmarkt schnitten die Generalisten am besten ab, zu ihnen gehörten 33,1 Prozent der 1.000 umsatzstärksten Online-Shops, bei den Spezialisten stünden Bekleidung und Unterhaltungselektronik an der Spitze.

Ifo Institut: Der Einzelhandel ächzt unter Lieferproblemen
Nach den Ergebnissen des Ifo Instituts werden die Probleme für den Einzelhandel, die durch die schwachen Stellen in den globalen Lieferketten ausgelöst werden, größer. So berichteten im September 74 Prozent der Einzelhändler über entsprechende Probleme. Klaus Wohlrabe, Leiter der Umfragen im Ifo Institut, blickt Richtung Weihnachtszeit: "Manches Weihnachtsgeschenk wird vielleicht nicht lieferbar sein oder teuer werden." Die Fahrradhändler vermeldeten durchgehend die Schwierigkeiten, bei den Baumärkten und Möbelhändlern liege die Quote bei 99 Prozent. Bei der Unterhaltungselektronik sei wegen des eingeschränkten Angebots an Halbleitern und Chips die Zahl der verfügbaren Produkte deutlich niedriger, 97 Prozent der Händler meldeten Probleme. Wohlrabe prognostiziert nach den Ergebnissen der Umfrage auch Auswirkungen der Preiserhöhungen in der Industrie auf den Handel. Dazu passen auch die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts, das einen Anstieg der Großhandelspreise im September um 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat meldet. Im Juli war es im Vergleich zu 2020 um 11,3 und im August um 12,3 Prozent nach oben gegangen.

Der Online-Lebensmittelmarkt auf Platz fünf
Nach einer neuen Untersuchung des IFH Köln ist der Online-Lebensmittelmarkt der Taktgeber für den E-Commerce, denn in keiner anderen Branche sind die Wachstumsraten höher. Zwar liege der Anteil des Online-Handels nur bei zwei Prozent, der Umsatz erreiche aber ein Volumen von 4,5 Milliarden Euro. Beim Blick auf die Gesamtzahl lägen die Lebensmittelhändler damit auf dem fünften Platz des virtuellen Marktes in Deutschland. Das Wachstum für den gesamten Lebensmitteleinzelhandel beruhe auf der hohen Quote der zu Hause arbeitenden Beschäftigten und die wachsende Nachfrage nach frischen Produkten. Die Autoren der Studien erwarten bis 2030 einen Anstieg des Online-Anteils auf acht Prozent. Dabei könnte der E-Commerce noch bis 2023 von dem durch die Pandemie ausgelösten Schub profitieren, danach werde sich das Wachstum gedämpfter fortsetzen. Bislang hätten aber nur 24 Prozent der Verbraucher die Wahl zwischen mindestens zwei Anbietern, diese würden die weitere Entwicklung bei einem stärkeren Wettbewerb bestimmen.


///// HANDEL INTERNATIONAL


Amazon startet Prime in Polen
Rund ein halbes Jahr nach dem Start des Handels in Polen geht Amazon den nächsten Schritt. Am Dienstag hat der Online-Gigant nach einer Meldung von Reuters im Nachbarland den Amazon-Prime-Service freigeschaltet. Die Kunden könnten nun auf freie Lieferung und Videostreaming zugreifen. Reuters zitiert einen Analysten der polnischen Mbank, der den Start als Überraschung einstufe, nachdem Amazon erst im März in den Wettbewerb eingestiegen sei. Es sehe so aus, dass Amazon ein großes Interesse am polnischen Markt habe.

Ebay bietet in Großbritannien ein Zertifikat für Luxusuhren
Ebay hat in Großbritannien das Serviceprogramm beim Verkauf von Luxusuhren erweitert. Zur Ebay Authenticity Guarantee gehört nun auch ein Zertifikat für Armbanduhren mit einem Verkaufspreis von 2.000 Britischen Pfund oder mehr, das nach dem Verkauf ausgegeben wird, heißt es bei Tamebay. Zur Garantie gehörten eine technische Untersuchung und ein entsprechender Nachweis, dazu wolle Ebay den Kunden dadurch noch eine weitere Vertrauensstufe bieten. Der Verkauf gebrauchter und älterer Armbanduhren sei in den vergangenen zwei Jahren stark angestiegen. Auf der Plattfform seien Uhren mit einem Wert über 2.000 Britischen Pfund von allen bekannten Marken zu finden.

Getir startet in der Türkei einen Taxiservice
Und wieder taucht ein Lieferdienst auf einem neuen Markt auf, diesmal ist es keine geografische Bewegung, jetzt erfolgt der Sprung auf ein neues Produktfeld. Der türkische Lieferdienst Getir bietet den Kunden neben dem schnellen Transport der Lebensmittel vom Supermarkt nach Hause nun auch den Bestellservice fürs Taxi. Nach einem Bericht der Gründerszene erfolgt der Start des Dienstes in Istanbul und Ankara. Getir könne nun den Schnelldienst mit seiner Liebe Bitaksi verbinden, zitiert das Magazin Unternehmensgründer Nazim Salur. Eine Taxi-App habe Salur 2013 gestartet. Getir sei auf dem Weg zu einem globalen Unternehmen, sei Salur überzeugt. In Deutschland hat Getir bereits die ersten Lieferfahrten unternommen, der Start erfolgte im Mai in Berlin. Wann Salur den Taxiservice auch hierzulande anbieten werde, sei aber noch nicht bekannt.

Amazon UK verschenkt Spielzeug am Automaten
Amazon hat in Großbritannien einen Automaten mit den vom Online-Kaufhaus ausgewählten Top Ten Spielzeugen für Weihnachten bestückt. Die "Trending Machine" zieht nach ihrem Start in London durch drei weitere Städte und macht auch Abstecher in einige Krankenhäuser, berichtet Tamebay. In dem Automat könnten sich die Eltern einige der beliebtesten Spielsachen abholen, dazu gehörten Harry-Potter-Produkte und Utensilien aus anderen Filmen wie Spidey and his Amazaing Friends, Batman 36 Transforming Playset oder Spiele wie Luigis Starter Course von Super Mario.


///// TRENDS & TECH

Künstliche Intelligenz für den Fahrradverkauf
Signa Sports United will beim virtuellen Fahrradverkauf neue Wege gehen. Zum Einsatz sollen nach einem Bericht von Onlinehändler News nun Künstliche Intelligenz und 3D-Avatar unter dem Namen "Bike Fitting Engine" kommen. Technischer Partner für das neue Verfahren und den Aufbau des Online-Shops sei Motesque, ein Spezialist für Technologien, die auf Biomechanik und Künstlicher Intelligenz aufbauen. Beim Schuhkauf würden Sensoren eingesetzt, bei Rädern werde auf 3D-Avatare zurückgegriffen. Die Datenerhebung der Kunden erfolge aufgrund wissenschaftlicher Metriken, im Anschluss teste der Avatar das jeweilige Fahrrad. Bei Signa hoffe die Geschäftsleitung nun darauf, den Kunden nicht nur bei der Kaufentscheidung zu helfen, sondern auch die Quote der Räder, die zurückgegeben werden, zu senken.

Zahlen mit dem Smartphone mit Hilfe von NFC
Computop hat eine weitere Zahlungsart mit dem Smartphone entwickelt. Computop Close-by funktioniert mit NFC (Near Field Communication), die nach Angaben des Technologieanbieters einfacher und sicherer als die Arbeit mit QR-Codes sei, da die NFC-Codierung gegen Überschreiben gesichert sei. Computop sieht damit die Übertragung einer weiteren Online-Zahlart auf den mobilen Einsatz erreicht. Dieser erfolge ohne ein POS-Terminal, nach dem Einlesen der digitalen Preisschilder mit NFC-Sendern an den Regalen in den Geschäften würden die Kunden auf Bezahlseiten gelenkt. Dort könnten sie die aus dem Online-Handel bekannten Zahlarten nutzen.

Orderlion kooperiert mit Fruchtmanager und Primeur
Orderlion hat sich mit den ERP-Systemen Fruchtmanager und Primeur auf Verträge über eine strategische Partnerschaft geeinigt. Nach Angaben von Orderlion können die Nutzer der B2B Bestellapp-Systeme des Unternehmens nun die darüber vorgenommenen Bestellungen in die ERP-Systeme der neuen Partner einbinden. Orderlion meldet derzeit 620 Lieferanten in der Gastronomie, die damit an das Hauptsystem angebunden werden und deren Bestellungen in Zukunft automatisiert ablaufen könnten. Für die angeschlossene Gastronomie bestehe nun die Möglichkeit der 24-stündigen Kommunikation mit den Lieferanten. Diese auf der anderen Seite könnten "vielfältige Präsentationsmöglichkeiten" nutzen, sie könnten ihre Shops personalisieren.


///// NACHHALTIGKEIT

Adidas nimmt gebrauchte Kleidung zurück
Adidas will die Aktivitäten in Fragen der Nachhaltigkeit verstärken und setzt ein neues Rücknahmeprogramm in Bewegung. Partner der Initiative "Choose to give back" ist der Händler für Second-Hand-Kleidung Thred Up aus den USA, heißt es aus der Firmenzentrale. Durch die Rücknahme der Sportkleidung will Adidas deren Nutzungsdauer erhöhen. Bei Nutzung der App des Adidas Creator‘s Club können die Kunden Produkte aller Marken an Adidas für den Weiterverkauf oder die Weiterverwendung zurückschicken. Der Sportbekleidungskonzern erkennt die Modeindustrie als einen der größten Umweltverschmutzer der Welt an, so könnten 95 Prozent der Kleidungsstücke, die in den USA im Müll landeten, nicht wiederverwendet werden. Es gehe nun darum, einen Kreislauf zu etablieren, wird die Nachhaltigkeitsbeauftragte Katja Schreiber zitiert. Das Programm soll 2022 online und im stationären Verkauf ausgebaut werden, die Mitglieder des Clubs können ihre Ware mit einem im Voraus bezahlten Etikett verschicken und erhalten Punkte gutgeschrieben.