Der Einzelhandel steckt gerade in einer der schwierigsten Situationen, eine Einführung der 2G-Regel würde das so wichtige Weihnachtsgeschäft stark beeinträchtigen. Aber eine wirkliche Alternative wird es in Anbetracht der erwarteten vollen Innenstädte wohl kaum geben. Auch die Absagen von Weihnachtsmärkten sind eine weitere Belastung, denn sie fallen dann als Magneten, die Menschen in die Städte ziehen, auch weg. Nun nutzt HDE-Präsident Josef Sanktjohanser den Handelskongress, um noch während der Koalitionsverhandlungen Druck auf die potenzielle neue Regierung aufzubauen. Er fordert weniger Eingriffe bei der Tarifhoheit, flexibleren Umgang mit den Öffnungsklauseln und schnellere Maßnahmen für den innerstädtischen Handel. In Coronafragen reagiert die Politik nur, beim Setzen der Impulse und dem Aufbau des Rahmens für einen Neustart gibt es noch Chancen, sie muss aktiv werden.

///// HANDEL NATIONAL

Betriebsratswahl bei Gorillas möglich
Seit Monaten streiten sich Beschäftigte von Gorillas und die Geschäftsleitung über Arbeitsbedingungen. In der Folge wollten Mitarbeiter des Lieferdienstes einen Betriebsrat kündigen, was das Unternehmen unbedingt verhindern wollte. Nun hat das Arbeitsgericht Berlin pro Beschäftigte entschieden und die Wahl für nächste Woche genehmigt. Mögliche Fehler im Wahlverfahren hätten nicht für eine Entscheidung gegen die Wahl ausgereicht, meldet der Spiegel. Das Unternehmen hatte erklärt, dass der Wahlvorstand durch vor kurzem durchgeführte Umstrukturierungen gar nicht zuständig sei. Das Unternehmen könne die Wahl später anfechten, so das Gericht. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig.

Neue Kapitalspritze für Berlin Brands Group
Die Berlin Brands Group (BBG) erhält eine neue Kapitalspritze, die Investmentgesellschaft Ardian übernimmt eine Minderheitsbeteiligung, die genaue Höhe ist nicht bekannt. Die BBG will mit dem zusätzlichen Kapital eine eigene Vertriebsorganisation in China aufbauen, darüber hinaus sind weitere Logistikstandorte in Europa geplant. Das E-Commerce-Unternehmen hat in den vergangenen zwölf Monaten 42 Marken übernommen, es sollen nun weitere folgen, heißt es von Unternehmensseite. Mehrheitsgesellschafter der BBG bleibt Peter Chaljawski mit seinem Gründerteam, vor wenigen Wochen erfolgte der Einstieg von Bain Capital als zweitgrößtem Gesellschafter.

Doordash startet in Stuttgart
Und wieder schickt ein neuer Lieferdienst seine Fahrer los. Aber es gibt eine Abwechslung. Denn Doordash hat sich als ersten Standort in Deutschland nicht Berlin ausgewählt, los geht es in Stuttgart. Zum Start werden für den US-Anbieter 30 Kuriere unterwegs sein, meldet das Handelsblatt. Über weitere Städte gebe es von Unternehmensseite noch keine Angaben, die Deutschlandzentrale in Berlin solle aber ausgebaut werden. Dabei sind aber von Doordash durchaus größere Schritte zu erwarten, denn erst vergangene Woche erfolgte die Ankündigung der Übernahme des europäischen Anbieters Wolt. Gründer Andy Fang hat laut Handelsblatt "die internationale Expansion als das Projekt für die kommende Dekade" für Doordash eingestuft. Doordash und Wolt sollen nun nebeneinander auftreten. Es gehe darum profitabel zu werden, der deutsche Markt habe laut Fang genug Potenzial.


///// HANDEL INTERNATIONAL


Das Aus für Visa bei Amazon UK
In Großbritannien sind zukünftig bei Amazon keine Zahlungen mehr mit einer britischen Visa-Karte möglich, schreibt die Lebensmittelzeitung. Der Online-Konzern nenne als Grund die hohen Gebühren für die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen, die bei Visa anfallen würden. Die Transaktionskosten blieben dadurch weiterhin hoch, durch den technologischen Fortschritt solle aber eine Absenkung erreicht werden. Die Sperrung der Visa-Kreditkarten solle vom 19. Januar an gelten, die Debitkarten würden weiter anerkannt. Visa habe angekündigt, dass man an einer Lösung für eine weitere Anerkennung der Karten arbeite.

Britische Banken wollen "Buy Now Pay Later" akzeptieren
In Großbritannien gibt es Überlegungen der Banken, das Bezahlverfahren "Buy Now Pay Later" (BNPL) einzuführen. Die Bestimmungen sollen geändert werden, die Banken wollten an dem starken Wachstum der Bezahlmethode, das derzeit bei rund 60 Prozent pro Jahr liege, teilhaben. Derzeit liefen rund fünf Prozent der Transaktionen im Online-Handel über BNPL, berichtet Fashion United. Trotz der Befürchtungen, dass die Kunden Schulden mit verschiedenen Unternehmen aufbauen könnten, gebe es Anzeichen von der Regierung für Änderungen der Regeln. Ende Januar wolle das Finanzministerium über die passenden Bestimmungen entscheiden, da BNPL nicht mit den regulären Kundenkreditregeln abgedeckt werde. Einige Banken hätten bereits Interesse an der Einführung gezeigt, so müssten sich bereits aktive Anbieter wie Klarna, Afterpay, Affirm and Paypal auf stärkeren Wettbewerb einstellen.

Schweizer Bundesrat will Preisbindungsklauseln in Buchungsplattformen verbieten
Der Schweizer Bundesrat debattiert über ein Verbot von Preisbindungsklauseln für Hotels und andere Anbieter auf Buchungsplattformen. Dafür müsse das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb geändert werden, es liege nun beim Parlament, meldet die Handelszeitung. Ziel der Gesetzesänderung sei es, dass die Plattformen Hotels nicht mehr verbieten könnten, dass sie Zimmer auf ihren Webseiten günstiger anbieten. Der Bundesrat fordere, dass die Hotels ihre Preise frei gestalten können. Nach der Änderung sollten neben den einzelnen Unternehmen auch Verbänden Klagemöglichkeiten erhalten. In Deutschland hatte das Bundeskartellamt gegen die Bestpreisklausel geklagt, der Bundesgerichtshof hatte sie dann untersagt.


///// TRENDS & TECH

BSI warnt vor Gefahren rund um Black Friday
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) weist auf mögliche Gefahren während der Aktionstage rund um Black Friday und im Weihnachtsgeschäft hin. Die Bundesbehörde warnt den E-Commerce vor "ungewöhnlich starken DDoS-Angriffen" (Distributed Denial of Service). Online-Händler sollten sich mit entsprechenden Abwehrmaßnahmen vorbereiten und nicht auf Erpressungsversuche eingehen. Auf der BSI-Webseite ist eine Cyber-Sicerheitswarnung als Download hinterlegt. Nach Angabe von BSI-Präsident Arne Schönbohm habe es bei DDoS-Angriffen in den vergangenen Wochen bis zu 21,8 Millionen Anfragen pro Sekunde gegeben. Die Schutzmaßnahmen sollten an die neuen Kapazitäten der Cyber-Kriminellen angepasst werden.

Neue Pakete für gewerbliche Kunden bei Ebay Kleinanzeigen
Ebay Kleinanzeigen hat zwei neue Pakete für gewerbliche Kunden vorgestellt. Das Einstiegsangebot steht jetzt unter dem Namen "Basic", zu ihm gehören eine unbegrenzte Anzeigenlaufzeit, das automatische Hochschieben des Anlagenbestandes sowie eine Unternehmensseite. Der Preis für das Paket entspricht dem des alten Pro-Angebots. Im Paket "Power" sind als weitere Funktionen eine Startseitenplatzierung, die monatliche Ansprache von Nutzern, die dem eigenen Profil folgen, sowie eine "dauerhafte Top-Anzeige" integriert. Im Paket "Premium" haben die Nutzer darüber hinaus noch Zugriff auf weitere Funktionen für die Anzeigengestaltung, möglich sind bis zu 40 Bilder pro Anzeige, die eigenen Anzeigen können ohne Werbung Dritter freigeschaltet werden und die Integration von PDF-Dokumenten ist möglich.

Produktverfügbarkeit entscheidet über die Black Week
Die Verbraucher erwartet in diesem Jahr eine andere Black Week als gewohnt. Dies ist das Ergebnis einer Analyse der GfK. Nach Einschätzung von Tatjana Wismeth, Head of Distribution & Supply Chain Intelligence, wird die Aktionswoche im Tech-Sektor in diesem Jahr von der Produktverfügbarkeit bestimmt. Nach ihrer Einschätzung zeichnen die Nachschub- und Lieferkettenprobleme "kein rosiges Bild". Es habe sich zwar eine Verbesserung abgezeichnet, aber die Lage sei angespannt. Für die Hersteller böte die Situation aber auch Chancen, denn Kunden tendierten dazu, sich für andere Anbieter zu entscheiden, wenn sie die ursprünglich ausgesuchten Produkte nicht bekommen könnten. Die Hersteller könnten so neue Kunden gewinnen. Für die Händler stelle sich die Frage, ob sie die Produkte in der Black Week anbieten oder auf das Weihnachtsgeschäft warten wollten, für beide Phasen würde die Ware wahrscheinlich nicht ausreichen. Der Handel könne sich aber auf gute Verkaufszahlen einstellen, die die sehr guten Zahlen von 2020 übertreffen könnten. Die Kunden müssten sich in jedem Fall auf höhere Preise vorbereiten.


///// NACHHALTIGKEIT

Webinar zu Lieferkettentransparenz und Nachhaltigkeit
Am 25. November steht im Rahmen der Klimaschutzoffensive des Handels ein Webinar zum Thema "Lieferkettentransparenz und Nachhaltigkeit für Handel & Hersteller" auf dem Programm. Der HDE lädt mit seinem Partner des Microsoft Envision Forum zu der dreistündigen Veranstaltung ein, auf der unter anderem eine Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn vorgestellt wird. Weitere Themen sind ein Bericht zur Klimaneutralität im Einzelhandel von HDE und dem EHI Retail Institute sowie digitale Lösungen von Microsoft für Nachhaltigkeit und Lieferkettentransparenz.