Die Idee einer Sondersteuer für den Online-Handel, die Rossmann-Chef Raoul Rossmann auf den Tisch gelegt hat, ist keine Innovation. Sie ist seit dem Start der Probleme des stationären Handels durch die Pandemie immer wieder aufgetaucht und schon mehrfach diskutiert worden, neue Facetten und Argumente gibt es nur wenige. Der BEVH äußert sich wenig überraschend, aber deutlich, ablehnend. Eine Umsetzung der Steuer ist aber auch nicht zu erwarten. Die Parteien werden sich so kurz vor der Bundestagswahl nicht mehr mit einem solchen Thema beschäftigen, davon abgesehen, dass es bis zur Wahl nur noch schwer bis gar nicht mehr umsetzbar ist. Es sieht ganz so aus, dass der leichte Sturm, den Rossmanns Interview ausgelöst hat, nur ein laues Lüftchen im Sommerloch ist.
///// HANDEL NATIONAL
HDE: Verbraucherstimmung verschlechtert sich
Nach den Ergebnissen des HDE-Konsumbarometers August vermeldet der Verband eine negative Entwicklung der Verbraucherstimmung. Erstmals seit fünf Jahren sei der Index leicht gesunken, als Grund nennen die Statistiker die Impfkampagne, die an Tempo verloren habe, und die wieder steigenden Infektionszahlen. Dies zeige auch, wie fragil die Erholung der Verbraucherstimmung sei. Aber der Index bewege sich immer noch auf einem hohen Niveau, im Konsumbarometer Juli sei ein Zweijahreshoch erreicht worden. Auch die etwas schlechteren Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Gesamtwirtschaft spielten vermutlich eine Rolle. So könnten die Schwankungen in der Einkaufsbereitschaft auf zurückgegangenen Einkommenserwartungen basieren. Entscheidend für die weitere Entwicklung der Stimmung seien die Infektionszahlen und das Verhalten der Politik.
Der BEVH wehrt sich gegen eine Online-Sondersteuer
Es hat nicht lange gedauert, bis die Reaktionen auf den Vorschlag von Raoul Rossmann zur Einführung einer Sondersteuer auf den Online-Handel kamen. Klar und deutlich hat der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) seine Einschätzung dieser Idee mitgeteilt. Die Sondersteuer wälze die Kosten auf die kleinen und mittleren Unternehmen ab, dagegen sollten vielmehr diejenigen in die Verantwortung genommen werden, die am stärksten von den Innenstädten profitieren. Die Hilfe müsse mit fairen und ausgewogenen Zielen geleistet werden, fordert Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BEVH. Eine Sondersteuer träfe die Falschen, nämlich die, die in ihre digitale Zukunft investiert hätten, aber auch die, die frühzeitig in neue Handelsmodelle investiert hätten. Eine Besteuerung der Online-Käufe verweigere sich den Wünschen der Kunden und schädige kleine und mittlere Händler, die stärker über digitale Marktplätze verkaufen, ergänzt Daniela Bleimaier, Leiterin Public Affairs Deutschland und Regionales beim Verband.
Rossmann startet Scan-Funktion am Regal
Der Vorschlag einer Sondersteuer für den Online-Handel stellt für die Drogeriekette Rossmann keine Abkehr von der digitalen Welt dar und besonders keinen Ausschluss der Kunden von dort. Zum Start hätten Kunden in drei Filialen nun Zugriff auf die neue Funktion "Scan & Go", mit der die Kunden die Produkte am Regal einscannen könnten, meldet Onlinehändler News. Einsatzbar sei die Anwendung mit Hilfe des Smartphones und der Rossmann-App. Nach dem Einscannen der Ware könnten die Kunden diese dann direkt in die Einkaufstasche packen, ein Auflegen auf das Laufband an der Kasse sei nicht mehr erforderlich. Die Bezahlung sei an einer Laufband- oder einer Selbstscannerkasse möglich.
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HANDEL INTERNATIONALEU-Kommission startet Fusionskontrolle für Facebook und KustomerWieder einmal will Facebook abseits der Öffentlichkeit zu einer Verbesserung der Kundendaten kommen. Doch die EU-Kommission hat die Ampel erst einmal auf rot gestellt und eine Prüfung der geplanten Übernahme von Kustomer durch Facebook eingeleitet. Als Grund für die Fusionskontrolle nennt die Kommission eine mögliche Begrenzung des Wettbewerbs im Bereich der Software für CRM. Als zweiter Punkt steht eine weitere Stärkung von Facebook auf dem Markt für Online-Anzeigen auf dem Prüfbogen. EU-Kommissions-Vizepräsidentin Margrethe Vestager erklärt, es gehe darum, "dass das Vorhaben nicht zu Nachteilen für Unternehmen und Verbraucher führt und dass die Daten, zu denen Facebook Zugang erhält, keine Wettbewerbsverzerrungen verursachen". Für Facebook könnte es möglich sein, bestimmten Unternehmen die Nutzung der Messaging-Dienste zu verwehren oder einzuschränken. Mit dem möglicherweise entstehenden größeren Datenvorteil könne Facebook die Werbeleistungen besser personalisieren.
Bolt will ins Liefergeschäft für Lebensmittel einsteigen
Der nächste Anbieter für Lebensmittellieferungen will sich auf dem Markt ausbreiten. Nun ist es das Start-up Bolt mit Sitz in Estland. Als Grundlage für die Expansionspläne nennt T3N die neuen Investoren Sequoia, Tekne und Ghisallo. Die bisherigen Anteilseigner G Squared, D1 Capital und Naya hätten einer Aufstockung ihrer Anteile zugestimmt, insgesamt komme das Finanzpaket auf ein Volumen von 600 Millionen Euro. Bolt habe nach dem Taxidienst und dem Ausbau durch Vermietung von E-Scootern und E-Bikes nun den Lieferdienst für Lebensmittel ins Auge gefasst. Geplant sei der Aufbau in zehn europäischen Ländern, zum Serviceprogramm gehöre eine Lieferzeit von 15 Minuten. Um Schwierigkeiten mit Arbeitnehmerrechten zu umgehen, würden nur Selbstständige für Bolt tätig sein.
Neue Wahlpläne bei Amazon in Alabama
Nach dem Scheitern einer Gewerkschaftswahl bei Amazon in Alabama im Mai hat ein Arbeitnehmervertreter eine Neuauflage der Wahlen empfohlen. Nach einer Meldung von Reuters soll in den nächsten Wochen eine Entscheidung des US National Labor Relations Board über eine solche neue Wahl fallen. Die Gewerkschaften hatten Amazon vorgeworfen mit Reduzierungen der Zusatzleistungen und einer Beeinflussung der Wahl gedroht zu haben. Der Konzern weise die Vorwürfen zurück und habe erklärt, dass die Mitarbeiter sich mit großer Mehrheit für einen direkten Kontakt mit der Geschäftsführung entschieden hätten. Die Gewerkschaft begrüßt den Vorschlag der zweiten Wahl, denn die Entscheidung, ob es eine Gewerkschaft geben solle, liege bei den Mitarbeitern und nicht beim Arbeitgeber.
///// TRENDS & TECH
Am 12. August gehen die Referenten beim neuesten Ibi-Webinar der Frage "Wie ticken die Post-Corona-Konsumenten?" nach. Im Mittelpunkt der kostenfreien Veranstaltung stehen das Konsum- und das Bezahlverhalten sowie ihre Veränderungen in Folge der Pandemie. Grundlage ist eine neue Studie, die Ibi Research in Zusammenarbeit mit dem Digital Commerce Research Network erstellt hat. Eines der Ergebnisse sei, dass nicht alle Käufergruppen die durch die Coronakrise ausgelöste Bewegung zum Online-Einkauf fortsetzen wollten. Die Veranstaltung beginnt um 12 Uhr, Referenten sind Dr. Georg Wittmann und Nils Deichner, beide von Ibi Research.
Luft bei der Umsetzung des Lieferkettengesetzes
Noch haben die Unternehmen Zeit für die Vorbereitung auf das neue Lieferkettengesetz, das am 1. Januar 2023 in Kraft tritt. Diese benötigen viele von ihnen auch, wie eine neue Studie von Höveler Holzmann, einem Spezialisten für Supply Chain- und Einkaufsoptimierung, zeigt. Nach den Ergebnissen der Untersuchung erfüllten heute nur zehn Prozent der befragten Unternehmen alle Regelungen. Die größte Bedeutung habe für über 80 Prozent das Thema Nachhaltigkeit, für 22 Prozent gelte dies hierbei für alle Aspekte. So habe für zwei Drittel der Befragten das Lieferkettengesetz eine wichtige Bedeutung für die Nachhaltigkeit der Wirtschaft hierzulande. 70 Prozent der Studienteilnehmer hätten den Schritt der Einführung eines Lieferanten-Audits bereits vollzogen. Für 28 Prozent bringe das Gesetz wenig bis gar keinen Nutzen.
///// NACHHALTIGKEIT
Die Deutsche Post will in drei Jahren beim Frachtunternehmen DHL Express mit dem Einsatz der ersten Elektroflugzeuge beginnen. Als ersten Schritt für den Aufbau eines emissionsfreien Netzwerks hat DHL Express zwölf Maschinen des Modells "Alice" des Herstellers Eviation bestellt. Der Jungfernflug sei für dieses Jahr geplant, die Auslieferung der Flugzeuge soll 2024 folgen. Nach Angaben von DHL Express habe Alice ein Frachtvolumen von 1.200 Kilogramm und eine Reichweite von 815 Kilometern. Daher seien die Maschinen gut für kürzere Zubringerstrecken geeignet. Die Ladezeit sei auf 30 Minuten pro Flugstunde angesetzt. Für die Deutsche Post seien täglich mehr als 2.000 Flüge im Express-Frachtgeschäft unterwegs, heißt es von Unternehmensseite. DHL Express achte bei jeder Investition darauf, dass sich der CO2-Fußabdruck verbessere, lautet die Losung von CEO John Pearson. Der Mutterkonzern will das Null-Emissionsziel bis 2050 umsetzen.
Pottsalat errechnet den Kunden die Ökobilanz
Der in Essen ansässige Lieferdienst Pottsalat hat seine Bestellfunktion um einen Rechner zur Aufstellung der Ökobilanz für die Bestellung erweitert. Der Anbieter, der sich auf die Auslieferung von Salaten spezialisiert hat, wolle so den CO2-Fußabdruck der einzelnen Speisen verdeutlichen, heißt es von Unternehmensseite. "Wir stehen für gesundes und nachhaltiges Essen, daher war dies der nächste logische Schritt für uns", zitiert Onlinehändler News Mitbegründer Ben Küstner. Er wolle zusammen mit den anderen beiden Gründerinnen bis Ende 2021 die Klimaneutralität des Start-ups erreichen. Die Auslieferung der Produkte erfolge passend dazu mit Rollern oder E-Bikes, Liefergebiete seien Essen und Dortmund. Nach der Gründung 2016 seien im vergangenen April Investoren aus dem Lebensmittelsektor eingestiegen und hätten einen Unternehmenssanteil von 30 Prozent übernommen.