Wachstum, Zunahme, Steigerung - die magischen Synonyme für Erfolge traditionellen Wirtschaftens haben soeben sowohl der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel als auch das Handelsblatt Research Institute verkündet. Aber so positiv die Berichte auch scheinen mögen, bleiben sie doch punktuelle Zustandsberichte und Entspannung damit ein Wunschtraum, nicht nur wegen der volatilen Infektionsentwicklung. Auch der Handelspakt mit dem Vereinigten Königreich scheint ferner denn je. Und wenn die Zeiten unsicher sind, gilt: erfinderisch sein und flexibel. In diesem Sinne – starten Sie gut in die erste Oktoberwoche.

///// HANDEL NATIONAL

Positive Arbeitsmarktzahlen haben die Verbraucherlaune der Deutschen angekurbelt
Deutschlands Verbraucher lassen sich die Stimmung von den wieder steigenden Infektionszahlen bislang nicht verderben. Das signalisiert laut Handelsblatt das HDE-Konsumbarometer. Vor allem die Konjunkturerwartung der Verbraucher habe spürbar angezogen und liege nun bereits wieder auf dem Niveau zum Jahresauftakt. Nach aktuellem Stand dürfte der Einzelhandel dieses Jahr sogar einen Rekordumsatz erzielen.

E-Commerce-Schwung hält an: Im 3. Quartal Plus von 13,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
Die aktuellen Zahlen für das 3. Quartal 2020 der großen Verbraucherstudie des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) zeigen weiterhin ein starkes Wachstum insbesondere bei Gütern des täglichen Bedarfs. Als Motor des Handels insgesamt legt der Online-Handel für das 3. Quartal 2020 mit einem Plus um 13,3 Prozent erneut stärker zu als im entsprechenden Vorjahresquartal (+11,6 Prozent). Offensichtlich verlassen sich viele Verbraucher weiter auf die belastbaren Lieferstrukturen des Online- und Versandhandels.

///// HANDEL INTERNATIONAL

Amazon nennt erstmals Zahl der in den USA mit Corona infizierten Mitarbeiter
Der E-Commerce boomt, sind dadurch die Mitarbeiter in der Warenlagern und Zustelldiensten stärker von Corona-Infektionen betroffen? Bislang war die Zahl der Corona-Infektionen und Verdachtsfälle bei Amazon ein Geheimnis. Und nicht nur dort: Auch von Walmart wurden seit April keine Zahlen bekannt. Seinerzeit habe die Infizierten-Rate weniger als ein Prozent betragen. Wie der Amazon-Watchblog schreibt, liegt sie (Stand 19.9.) bei Amazon in den USA laut Amazon bei 1,44 Prozent und wäre damit niedriger als die Infektionsrate der Gesamtbevölkerung. Für Deutschland hat das Unternehmen keine Zahlen genannt.

Die Wachstumsperspektiven von Boohoo: 5 Mrd. Pfund Umsatz bis 2025
Gerade erst hat Boohoo seine fulminanten Halbjahreszahlen veröffentlicht und die Gewinnprognose angehoben. Solch gute Nachrichten heizen die Phantasie an. Schon wird gefragt, ob Boohoo im Modemarkt nicht über kurz oder lang die Rolle von Zara, H&M oder Primark übernehmen wird. Für Exciting Commerce scheint das eher eine rhetorische Frage zu sein, jedenfalls liefert Jochen Krisch eine Reihe von Indizien, die das Errreichen des Umsatzzieles von 5 Mrd. Pfund im Jahr 2025 nicht als unrealistisch erscheinen lassen. Die Frage ist nur: Um welchen Preis? Die gerade erst beendete Untersuchung der Compliance von Boohoos britischen Lieferanten in Bezug auf Mindestlöhne und Covid-19-Regeln ergab, dass gefährliche Arbeitsbedingungen und Unterbezahlung der Beschäftigten weit verbreitet sind; beides wurde Boohoo allerdings nicht direkt zur Last gelegt. Dennoch hat das Management angekündigt, seine Governance Prozesse dem Wachstum anzupassen.

Walmart+ gräbt Amazon Prime Mitglieder ab
Das vor zwei Wochen in den USA gestartete Programm Walmart+ scheint sich langsam zu etablieren. Laut einer Umfrage der Meinungsforscher von Piplsay, gaben 11% der 20.179 in den USA am 27. und 28. September befragten Erwachsenen an, dass sie Walmart+ abonniert haben. Insgesamt hatten 53% der Befragten von Walmart+ gehört, 27% sagten, sie wollte sich demnächst anmelden. Interessant sind die Zahlen in Bezug auf Amazon, zu dem Walmart nicht nur hier aufschließen will: 19% gaben an, von Amazon Prime zu Walmart+ gewechselt zu sein! Für 36% der befragten Walmart+-Mitglieder war die Anmeldung das erste derartige Einkaufsabonnement, 45% der Walmart+-Mitglieder gaben an, dass sie auch Amazon Prime nutzten. Um Amazon Prime wirklich gefährlich zu werden, muss Walmart allerdings noch viele Abos verkaufen: Amazon Prime wird von 82% der US-Haushalte genutzt.

///// TRENDS & TECH

EU-Mehrwertsteuermaschine soll Händlern EU-weit rechtssichere Abrechnungen ermöglichen
Was weder Europäische Kommission noch andere Institutionen zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorweisen können, hat das Berliner Start-up eClear AG (vormals ClearVAT AG) eigenen Angaben nach mit seiner EU-Mehrwertsteuermaschine offiziell gestartet: eine zertifizierte und permanent aktualisierte Datenbank mit sämtlichen in der EU geltenden Steuersätzen sowie ein Full Service Clearinghouse für automatisierte Mehrwertsteuer-Zahlungen in allen 27 EU-Staaten. "Eine einfache, praktische und faire Lösung", die Händlern nicht nur Rechtssicherheit verschaffe, sondern ihnen "faktisch den EU-Markt überhaupt erst öffnet" – so ordnet der ehemalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück als Vorsitzender des Aufsichtsrats der eClear AG das Produkt ein. 8.000 große E-Commerce-Händler aus ganz Europa seien zum Start angeschlossen, heißt es. Innerhalb der nächsten zwölf Monate beabsichtigt eClear weiteren rund 300.000 Händlern die technische Integration bereitzustellen.

Favorit der Leser
Umsatzeinbußen sind für stationäre Händler nur eine Seite der Corona-Medaille. Die andere sind die hohen Bestände vor Ort, die sie zu teilweise ruinösen Rabattangeboten veranlassen, sagt unser Gastautor Dr. Martin Anduschus, Vice President bei Arvato Systems. Er beleuchtet eine Alternative, um die Ware aus den Lägern der Filialen mit Gewinn abzuverkaufen: Ship-from-Store.


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