Liebe Leserin, lieber Leser, Evangelisten, die verkündeten, die Handelszukunft gehöre allein den Pure Playern und dabei Multichannel verlachten, müssen Amazon hassen. Nicht nur das Amazon eigene Läden baut und Whole Foods kauft, jetzt kümmert sich der stationäre Handel auch noch um die Retouren der Amazon-Kunden. Merke: Traue niemandem, der Zukunftsvorhersagen wie eine Religion verkauft. Aber traue Amazon alles zu.

Morning Briefing
HDE erhöht Umsatzprognose für 2017, Kohl`s nimmt Amazon-Retouren, eBay, Hello Fresh, MyToys, Ocado, Unito
Mit einem Umsatzanstieg von 3 Prozent auf 501 Milliarden Euro rechnet der HDE nach seiner Herbstumfrage unter Mitgliedsunternehmen. Der Handelsverband hat damit seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr erhöht. 30 Prozent dieses Wachstums dürften auf den Onlinehandel entfallen. Den sieht der HDE bei einem Plus von 10 Prozent auf 48,7 Milliarden Euro. Dem Lebensmittel-Onlinehandel verspricht der HDE sogar 20 Prozent Plus. Auf der Gewinnerseite sind dabei investitionsstarke Betriebe und große Ketten, die vom Internet-Boom (eher) profitieren. Kleinere Fachhändler dürften dagegen eher zu jenen 50.000 Läden gehören, die bis 2020 vom Markt verschwinden. Weil (zutreffendes bitte ankreuzen): a) Internet b) langweilig c) servicearm d) unmodern. Na gut, vielleicht gilt das auch für das eine oder andere Warenhaus. Es sei denn man erlebt ein blaues Wunder. Aber Grün ist bekanntlich die Hoffnung.
Der Herbst kommt und wie immer geht dann bei eBay jemand mit dem Laubbläser über den Marktplatz und pustet die Anforderungen für Verkäufer durch. Was eBay zu Bildern, Daten und Co wünscht, sollte man sich ansehen, auch wenn es genauso nervt wie die Laubbläser. Sonst wird man alsbald nämlich auch weggefegt. Zusätzliche Services gibt es allerdings auch.
Der Kochboxen-Versender Hello Fresh geht ins Land Nummer 10: Luxemburg. Dass Hello Fresh, als Börsenkandidat gehandelt, ausgerechnet nun dort aufschlägt, könnte für manchen Kalauer in der Branche gut sein. Aber die Rocket-Tochter hat ja gar kein Geld, das sie dort hinbringen könnte. Zwar konnte man im ersten Halbjahr den Umsatz um knapp 50 Prozent auf 435,4 Millionen Euro steigern. Doch die Verluste bewegen sich bei wenig appetitlichen 46,5 Millionen Euro.
Die Otto-Tochter MyToys will sich mehr dem Thema Machine Learning widmen und schafft dafür unter der Leitung von Florian Berger eine zentrale Analytics-Abteilung. Berger war zuletzt als Head of Business Intelligence bei Trivago. Die Business Intelligence-Abteilung soll neue Technologien auf den Weg bringen, mit denen durch intelligente Datenaufbereitung künftig noch bessere, datengetriebene Geschäftsentscheidungen möglich sind und Kunden persönlichere Inhalte angeboten werden können. MyToys dürfte dabei von einer Fülle historischer Daten über seine Kunden profitieren. Die muss man aber erst einmal brauchbar zusammenschnüren, damit ein Algorithmus daraus schlaue Schlüsse ziehen kann.
Die US-Handelskette Kohl`s nimmt in 82 Filialen künftig Retouren von Amazon-Kunden an und sorgt dann für den Versand. Kohl`s will die Ware sogar für den Kunden verpacken. Außerdem will der Händler Shop-in-Shop-Flächen für Amazon bereitstellen. Dort sollen Amazon Echo und Co präsentiert werden. Kohl`s hofft so auf neue Kunden im Laden.
Die "Financial Times" meldet, dass Amazon offenbar seine eigene Version von Google Glass entwickelt. Die smarten Gläser sollen zudem mit dem Sprachassistenten Alexa interagieren können. Die wilden Spekulationen mutmaßen sogar, dass es keine Kopfhörer braucht, um Alexa zu hören. Stattdessen soll der Schall über Schädelknochen direkt ins Innenohr gelangen (Knochenschall).
Der britische Online-Supermarkt Ocado meldet ein Plus von 13,1 Prozent bei den Handelsumsätzen im abgelaufenen Quartal und zählt 313 Millionen Pfund in der Kasse. Sinkende Warenkörbe und steigende Kosten überschatten aber die Bilanz. Zu den teuren Investitionen gehören unter anderem vollautomatisierte Warenlager in denen nur noch Roboter die Ware picken.
Der österreichische Otto-Tochter Unito hat mit ihrem Bauchladen an E-Commerce und Dienstleistungen den Umsatz in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2017/18 um 22,6 Prozent auf 205,4 Millionen Euro gesteigert. Unito betreibt unter anderem die österreichischen Plattformen von Otto, Quelle und Lascana.
Google bringt offenbar eine kleinere und billigere Version seines vernetzten Lautspreches Google Home auf den Markt. Der Google Home Mini, der an einen Eishockey-Puck erinnert, soll vor allem mit dem Amazon Echo Dot konkurrieren.
Facebook baut seinen nicht immer gerade nutzerfreundlichen Werbeanzeigenmanager um und verheiratet ihn mit dem PowerEditor. Damit soll der Workflow einfacher werden.
Kunden, die während ihrer Kaufentscheidung den Kanal gewechselt haben, sind unzufriedener als Mono-Channel-Käufer. Das zeigen die Ergebnisse einer Kurzstudie von ECC Köln in Zusammenarbeit mit SAP Hybris. Während beim Mono-Channel-Kauf im Geschäft 75,3 Prozent der Konsumenten zufrieden sind, sinkt die Zufriedenheit bei Kanalwechslern von stationär zu online auf 69,8 Prozent. Umgekehrt ist es ähnlich: Bei den reinen Onlinekäufern liegt die Zufriedenheit bei 72,8 Prozent. Wechseln die Konsumenten nach der Onlinerecherche in den stationären Kanal, geben lediglich rund 67 Prozent an, zufrieden zu sein. Die Umfrage unter 1.500 Konsumenten zeigt womöglich, das manches Crosschannel-Angebot eher als Hürde, denn als echter Vorteil gesehen wird.
Wie groß das Amazon-Universum inzwischen schon ist und in welche Lebens-und Wirtschaftsbereiche der Onlinehändler bereits heute vorgedrungen ist, zeigt unsere umfassende Auflistung von Amazon-Diensten.
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