Die deutschen Städte sind im vergangenen Jahr bunter geworden. Grund für die Zunahme der farbigen Flecken waren und sind die Lieferfahrzeuge der unterschiedlichen Paketdienste. Überall sind sie unterwegs, der Online-Boom hat auch ihnen einen kräftigen Schub verschafft. Umso überraschender ist es, dass Hermes auch in dieser Zeit weiterhin rote Zahlen geschrieben hat. Doch hier zeigt sich wieder einmal, wie sehr ein Markt von einem Platzhirsch bestimmt werden kann und die Mitbewerber trotz hoher Auftragszahlen nur schwer auf einen grünen Zweig kommen. Die Chance für die Erholung ist aber immer noch da, denn alle gehen von einer Fortsetzung des Booms aus. Auch die Dienste selbst, denn sie suchen dringend nach neuem Personal und sehen dafür bei den Bewerbungen nicht immer alles so genau, wie Dekra im neuen Arbeitsmarkt-Report aufzeigt.
///// HANDEL NATIONAL
Hermes schreibt weiter rote Zahlen
Hermes hat der starke Online-Handel und der daraus resultierende Boom in der Paketwirtschaft nur bedingt geholfen. Der Paketdienstleister schreibt weiterhin rote Zahlen. Mehr als eine Milliarde Pakete und andere Sendungen liefen durch die Hermes-Logistikzentren, aber dennoch gab es im finanziellen Ergebnis ein Minus von 10,2 Millionen Euro, schreibt die Lebensmittelzeitung. Würden erfolgsneutrale Aufwendungen und Erträge zusätzlich einberechnet, läge das Minus sogar bei 20 Millionen Euro. CEO Olaf Schabirosky erkläre, die schlechten Zahlen seien bedingt im hohen Preis- und Wettbewerbsdruck und der Marktmacht von DHL. Eine Rolle hätten aber auch einige Investitionen in den vergangenen Jahren gespielt. Diese verteilten sich auf neue Logistikzentren, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie Löhne und Gehälter auf der letzten Meile. Auch habe die Corona-Krise zu veränderten Arbeitsbedingungen und höheren Aufwendungen geführt. Eine Kapitalspritze, die sich aber auf das operative Geschäft kaum ausgewirkt habe, habe es durch Übernahme von 25 Prozent durch Advent im vergangenen August gegeben.
Gesetz für Basisregister in Kraft getreten
Deutsche Unternehmen dürfen sich auf einen weiteren bürokratischen Vorgang freuen, der diese aber langfristig senken soll. Wieder einmal ist ein Gesetz mit einem leicht eingängigen Namen in Kraft getreten. Das Unternehmensbasisdatenregistergesetz verpflichtet alle Betriebe, ihre Daten für die Erstellung eines Registers über Unternehmensbasisdaten weiterzugeben. Nach Vorstellung des Gesetzgebers soll das neue Gesetz das Arbeiten für die Unternehmen erleichtern, denn durch die Vergabe einer bundeseinheitlichen und behördenübergreifenden Identifikationsnummer müssten Unternehmen ihre Stammdaten künftig nur noch einmal gegenüber der Verwaltung mitteilen, heißt es von Seiten des Statistischen Bundesamts. Es bilde einen Beitrag für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes.
Zustellkräfte dringend gesucht
Der deutsche Arbeitsmarkt weist in einigen Feldern auf der Seite der Arbeitnehmer Lücken auf, dazu gehört auch der Bereich der Paket- und Expresszulieferer. Das ist das Ergebnis des neuen Dekra Arbeitsmarkt-Report 2021, für den 350 Stellenangebote in der Branche ausgewertet wurden. Die Verfasser der Reports berichten von einigen auffallenden Trends auf Seiten der Arbeitgeber. Wichtig sei für sie die Zuverlässigkeit der neuen Mitarbeiter und wenn möglich Erfahrungen in diesem Bereich, auf der anderen Seite würden die formalen Nachweise manchmal nicht so stark bewertet. Die stärkste Nachfrage für neue Mitarbeiter bestehe bei den Briefzustellern, nur rund 25 Prozent würden für die Paketzustellung gesucht. Einen großen Wert legten die Arbeitgeber auf eine passende und sichere Beladung des Fahrzeugs. Die Bedeutung dieser Fertigkeiten habe gegenüber dem Report von 2017 zugenommen. Wichtig sei den Paketdienstleistern ein reibungsloser Ablauf. Bei 30 Prozent der Stellenanzeigen würden Deutschkenntnisse in Wort und Schrift verlangt, vor vier Jahren habe dieser Wert bei 23,4 Prozent gelegen. Zuverlässigkeit, Belastbarkeit und Motivation bildeten die maßgeblichen Merkmale, die gewünscht würden. Bei den Lohnfragen werde die Möglichkeit einer Bezahlung nach Vereinbarung wesentlich öfter (17,1 Prozent) in den Stellenanzeigen angegeben als vor vier Jahren (4,3 Prozent).
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HANDEL INTERNATIONALDie Auftritte der polnischen Regierung vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) haben eine relativ hohe Frequenz, meist steht sie dort wegen Klagen aus Brüssel. Nun ist die Regierung als Kläger vor den EuGH gezogen, sie geht gegen die Upload-Filter aus der EU-Urheberrechtsreform vor, meldet Onlinemarktplatz.de. Der Verband der Internetwirtschaft ECO hoffe darauf, dass die vom Verband kritisierten Filter abgelehnt werden und sie als nicht mit EU-Recht vereinbar eingestuft würden. Die EU sei dabei gescheitert, eine einheitliche Regelung für die gesamte Union zu schaffen. Die Uploadfilter grenzten die Nutzung von Online-Plattformen entschieden ein, heiße es von Seiten des Verbands. Mit einer Entscheidung im Sinne Polens habe dies auch Auswirkungen auf die deutsche Regelung zu Upload-Filtern, die am 1. August in Kraft treten solle. Die Regelungen zu den Upload-Filtern könnten dann in den Mitgliedsländern nicht wie dort geplant angewendet werden.
Ocado-Technik beim E-Food-Handel von Casino im Einsatz
Ocado hat seine ersten Schritte von Großbritannien auf den Kontinent gewagt, Partner ist im Raum Paris der E-Food-Spezialist Casino. Das französische Unternehmen setzt die Lagertechnik, das Customer Fullfilment Center und die Routenplanung aus dem Hause Ocado ein, berichtet die Lebensmittelzeitung. Geografische Basis sei für die beiden Partner das Verteilzentrum Fleury-Mérogis, das im Mai 2020 in Betrieb genommen wurde. Bei Casino berichteten die Verantwortlichen, dass es durch die Software nicht mehr dazu komme, dass Artikel fehlten. Bei 85 Prozent der Kunden sei es durch die Routenplanungs-Software möglich, die Ware innerhalb der zugesagten Ein-Stunden-Frist auszuliefern. Dabei lägen Aufbau und Betrieb der Roboter im Lager sowie weiterer technischer Anwendungen in der Verantwortung von Ocado. Casino übernehme die Beschaffung der Produkte, das Marketing und das Eigentum der Bestände liege ebenfalls dort. Neben dem Zentrallager wollen die Partner im Großraum Paris einige Mikrodepots einrichten. Im nächsten Schritt stehe für Casino eine Verbesserung der Artikelstammdaten auf dem Programm, Partner sei hier Alkemics.
Apple entfernt Fakespot aus dem App Store
Im US-amerikanischen Online-Handel ist ein heftiger Streit ausgebrochen. Der Grund dafür ist, dass Apple die App von Fakespot auf den Wunsch von Amazon aus dem App Store entfernt hat. Fakespot hat sich darauf spezialisiert, Bewertungen von Produkten auf Verkaufsportalen auf ihre Richtigkeit zu untersuchen oder ob die Bewertungen automatisch erstellt wurden. Amazon erklärt, das Vorgehen Fakespots würde die Entscheidung der Kunden negativ beeinflussen. Laut Berichten in mehreren Medien wurde Apple dann am vergangenen Freitag aktiv, Fakespot sei nach eigenen Angaben von dem Vorgehen überrascht worden und habe nicht reagieren können. Amazon wiederum gebe an, dass der Konzern bereits am 8. Juni Beschwerde eingereicht und angeführt habe, dass Fakespots die Regeln des App Stores verletzen würde, nach denen Apps, die Inhalte eines dritten Anbieters zeigen, die Erlaubnis dieses dritten Anbieters haben müssten. Amazon erkläre weiterhin, dass Fakespot auch Kundendaten abgreifen würde, es gingen unwahre Informationen über Händler und Waren nach außen und dadurch entstünden auch Sicherheitsrisiken. Fakeposts CEO Saoud Khalifah weise diese Vorwürfe von sich, Kundendaten würden nicht verkauft und Amazon habe keinerlei Beweise.
///// TRENDS & TECH
Der Mittelstand verschenkt Chancen, die ihm ein stärkerer Einsatz der Online-Module bietet. Über die Ergebnisse der neuen Studie "Benchmarks der Internetnutzung 2021" von Eco und Absolit Dr. Schwarz Consulting berichtet Onlinemarktplatz.de. Untersucht wurden hierfür mehr als 5.000 Unternehmen aus neun Branchen. Ein grundlegendes Problem liege schon in einem zu langsamen Aufbau der Webseiten, bei 46 Prozent der untersuchten Unternehmen dauere dies auf mobilen Endgeräten länger als vier Sekunden. Damit ginge der Wert von Aktionen in den Bereichen Content und Call-to-Action verloren. Entscheidend für den Erfolg beim Suchmaschinen-Ranking sei ein "angenehmes Nutzererlebnis auf der Webseite". Ein weiterer wichtiger Faktor sei eine zielgerichtete Werbung, nur 41 Prozent der Unternehmen mit monatlichen Zugriffszahlen unter 10.000 wären hier aktiv. Defizite hätten die Autoren auch bei Domain- und Markenschutz festgestellt, der Versand von E-Mails erfolge in vielen Fällen nicht ausreichend gesichert.
Kluges Einkaufen ist Ländersache
Die Menschen aus unterschiedlichen Ländern haben nicht nur unterschiedliche Geschmäcker, was die Produkte angeht, die sie kaufen möchten, auch ihre Gewohnheiten weisen Unterschiede auf. Diese Unterschiede hat Bravogutschein in 25 OECD-Ländern für eine Studie untersucht und daraus den Smart-Shopper Index erstellt. Analysiert werden unter anderem Ersparnisse und Verschuldung von Haushalten oder Kaufüberlegungen. Die Deutschen erreichen beim Kriterium der Klugheit einen Spitzenplatz, denn sie liegen hier auf Platz drei, an der Spitze steht Frankreich, gefolgt von Irland, das Schlusslicht ist Polen. Die gleiche Position belegen die Deutschen danach auch bei den Fragen der Cleverness. Führend verhalten sich deutsche Einkäufer in Bezug auf das Sparverhalten, denn elf Prozent des Einkommens fließen aufs Sparkonto. Weniger oft als in anderen Ländern sind die Käufer hierzulande auf der Suche nach Angeboten, die Zahl liegt bei zwölf Millionen Mal im Monat, Franzosen und Briten weisen hier Werte auf, die doppelt so hoch sind. Die populärste Marke für die Rabattsuche ist Otto, dann folgen Zalando und Douglas.
///// NACHHALTIGKEIT
Der Trend zu nachhaltigen Produkten zeigt branchenübergreifend nach oben. Die Nachfrage steigt, das Angebot wächst. Zu den Gewinnern dieser Entwicklung gehört auch Hess Natur. Die FAZ zitiert Geschäftsführerin Andrea Eibinger auf die Frage, ob die Erlöse in diesem Geschäftsjahr, das Ende Juli abgeschlossen wird, die 100-Millionen-Grenze überwinden werde, mit dem Wort "deutlich". Dabei flössen rund 80 Prozent des Umsatzes über die digitale Schiene in die Kassen des Spezialisten. Damit habe der Online-Handel um 45 Prozent zugelegt. Auch auf der Seite der Neukunden habe es ein Plus gegeben, bei den Produkten sei Outdoor-Kleidung besonders stark nachgefragt worden.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert Sorgfaltspflichten im Online-Handel
Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich für ein strikteres Vorgehen der EU-Kommission in Fragen von illegalem Verkauf und Import umwelt- und gesundheitsschädlicher Produkte über Online-Plattformen ein. Diese Forderungen hat sie in einem Offenen Brief, den sie zusammen mit weiteren Umwelt- und Industrieverbänden erstellt hat, nach Brüssel geschickt. Die Gesetzesvorschläge der Kommission bezüglich des massenhaften Imports rechtswidriger, unsicherer und umweltschädlicher Produkte seien nicht ausreichend. Eine Umfrage zeige auf, dass die Transparenz nicht ausreichend sei und die großen Online-Plattformen Umwelt- und Verbraucherschutz missachteten. Dadurch könnten die Anbieter Gebühren für bestehende Sammel- und Entsorgungssysteme umgehen. Zu den illegalen Produkten gehören nach Auffassung der Organisationen Fälschungen, gepanschte Kosmetika oder mit Schadstoffen belastetes Kinderspielzeug, zu den umweltschädlichen Produkten zählen sie nicht gesetzeskonforme Autoteile.