Wieder verschwinden alte und etablierte Markennamen aus der deutschen Wirtschaft. Nun trifft es Karstadt und Kaufhof. 1993 wurde Hertie aufgelöst und verschwand aus der deutschen Handelswelt, nun erwischt es zwei weitere Kaufhausketten. Kaufhof und Karstadt erzielten schon seit einigen Jahren schlechte Zahlen, Einstiege von Investoren scheiterten, nun ist Schluss. Im vergangenen Jahr erhielt Galeria Karstadt Kaufhof noch Finanzhilfen im Rahmen der Corona-Unterstützung, im Herbst kommt es bei Galeria zu einer Neustrukturierung, der Markenname wird vereinheitlicht. Interessant wird, was mit den Filialen der unterschiedlichen Marken innerhalb einer Stadt passieren wird. Galeria kündigt drei Kategorien der Warenhäuser an, doch noch ist nicht klar, wie dies umgesetzt wird und welche Filiale wohin gehört oder vielleicht doch noch geschlossen wird.
///// HANDEL NATIONAL
Der Ifo-Index hat nachgegeben
Die gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich eingetrübt. In den vergangenen Monaten ging es für den Ifo Geschäftsklimaindex kontinuierlich nach oben, nun gibt es mit dem Wert von 100,8 Punkten einen Rückschlag. Im Juni hatte er noch bei 101,7 gelegen. Grund für den Rückgang ist ein weniger optimistischer Blick der deutschen Unternehmer auf die nächsten Monate. Hier sorgen die Lieferengpässe und ein Anstieg der Infektionszahlen für Zurückhaltung. Auch im Handel sind die Unternehmen skeptisch beim Blick auf die nächsten Monate, obwohl die aktuelle Lage gut eingeschätzt wird. Eine Rolle für die gedämpften Erwartungen spielt auch hier die Gefahr der Lieferengpässe. Nach einem Bestwert für den Monatssaldo des Handels im Juni von 17,8 lag dieser im Juli nur noch bei 15,8.
Galeria verabschiedet sich von den Marken Kaufhof und Karstadt
Galeria steht vor kräftigen Umwälzungen. Der Kaufhauskonzern hat ein umfassendes Investitionsprogramm in Höhe von 600 Millionen Euro angekündigt. Der Großteil dieser Finanzmittel soll dann in die Kaufhäuser fließen, die neu aufgestellt und in drei Kategorien eingeteilt werden sollen, melden mehrere Medien. Im Zuge dieser Umstrukturierung sollen dann auch die beiden Marken Kaufhof und Karstadt verschwinden. Für rund die Hälfte der Geschäfte sei ein vollständiger Umbau vorgesehen, sonst würden nur Teile neu gestaltet. Für den Online-Handel seien Investitionen in Höhe von rund 100 Millionen Euro vorgesehen, Ziel sei der Aufstieg in "eine ganz andere Liga". Dafür werde auch die Zahl der Logistiklager von 16 auf zwei reduziert, es werde keinen Versand mehr aus den Ladengeschäften geben.
Paypal startet mit Honey in Deutschland
Vor zwei Jahren hat Paypal das Rabattportal Honey übernommen, nun unternimmt das Start-up erste Schritte in Deutschland. Neben anderen europäischen Ländern soll die App, die Vergünstigungen auf Webseiten sucht, auch hierzulande in Betrieb gehen, meldet Internet World. Die Kunden könnten in der App Wunschlisten anlegen und würden dann informiert, wenn die Preise der gewünschten Produkte günstiger werden. Paypal wolle sich so stärker in die Rabattsuche der Kunden einbinden und ihre Motivationen und Wünsche erkennen. So könnte Papypal eine bedeutendere Rolle im täglichen Leben der Verbraucher spielen und die Händler auf der anderen Seite könnten dadurch ihre Kundenbeziehungen stärken.
/////
HANDEL INTERNATIONALIn Deutschland setzt Sport 2000 seit einiger Zeit auf eine stärkere Spezialisierung, nun soll dieser Schritt auch in den benachbarten Benelux-Staaten folgen. Wie es bei Fashion United heißt, soll dies in den Bereichen Lauf und Sneaker umgesetzt werden, so dass dort eine bessere Beratungsleistung angeboten werden könnte. Die Verantwortung für das neue Konzept liege bei Gunther de Maeyer, seit Juni länderübergreifender Handelsberater.
Amazon will "Schlüssel" für Häuser der Kunden
Unter dem Schlagwort "Key for Business" will Amazon in den USA die Zulieferung von Paketen erleichtern. Die Boten sollen dadurch einen direkten Zugang in die Gebäude der Empfänger erhalten, heißt es in der Wirtschaftswoche. Die Zulieferer sollten mit einem Mobilgerät ausgestattet werden, mit dem sie die Haustüren öffnen und die Pakete dann im Hausflur abstellen könnten. Die Installation der entsprechenden Systeme habe bereits in einigen Städten in den USA begonnen, sie erfolge kostenlos. Amazon setze auch die erhöhte Sicherheit in Fragen des Paketdiebstahls als Argument ein. Die Fahrer würden Hintergrundchecks unterzogen, die Türen könnten nur geöffnet werden, wenn ein Paket für die Adresse vorliege. Die Information der Mieter über das System liege aber bei den Vermietern. IT-Experten warnten vor erhöhten Risiken durch die Gefahr des Hackings solcher digitaler Lösungen. Eine Stellungnahme dazu habe Amazon nicht abgeben wollen.
Der E-Commerce in China kennt keine Pause
In China bewegt sich der E-Commerce weiter auf einem hohen Niveau. Nach Angaben von Location Insider lag das Volumen des digitalen Einzelhandels im ersten Halbjahr bei rund 802 Milliarden Euro, womit dort in sechs Monaten mehr Umsatz erwirtschaftet werde als in Deutschland innerhalb eines Jahres. Damit habe der Online-Handel einen Anteil von 32,2 Prozent im Vergleich zum stationären Handel (ausgenommen Autoverkauf) erreicht. Innerhalb des E-Commerce habe der Handel mit Lebensmitteln, Alkohol und Tabak ein Volumen von rund 659 Milliarden Euro, eine Steigerung im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2020 um 23,5 Prozent. Bei Bekleidung und Schuhen sei es um 24,1 Prozent nach oben gegangen.
///// TRENDS & TECH
In Brüssel laufen die Verhandlungen über den Digital Service Act (DSA) zur Regulierung der Internetkonzerne, in Deutschland wird der Vorschlag als nicht ausreichend angesehen. Als Vorbild gilt in Deutschland das Netzwerkdurchsuchungsgesetz, das in einigen Punkten schärfer ausgestaltet ist. Nach einem Bericht von Euractiv fordern einige deutsche Abgeordnete und Organisationen, dass der DSA nicht schwächer aufgebaut sein dürfe. So müssten rechtswidrige Inhalte in Deutschland innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden, im DSA gebe es solche Fristen nicht. Auf der anderen politischen Seite, auf der solche Löschfristen abgelehnt würden, werde gefordert, den Autoren solcher Inhalte Zeit zur Stellungnahme zu geben. Es bestehe auch die Gefahr des Löschens rechtmäßiger Inhalte. Ein solches "Overblocking" existiere dagegen für die Befürworter einer Verschärfung aber nicht. Aus Brüssel heiße es, dass es darum gehe, schnellstmöglich eine einheitliche Regelung zu finden. Eine "Fragmentierung des EU-Binnenmarktes" solle verhindert werden. Die unterschiedlichen Regelungen der einzelnen Staaten kämen den Konzernen zugute, denn sie könnten die entstehenden Kosten besser abdecken.
Sneaker haben sich zu einem wichtigen Bekleidungsprodukt entwickelt, welchen Stellenwert diese Schuhe inzwischen haben und welche Kriterien eine wichtige Rolle spielen, will Stockx mit dem Current Culture Index aufzeigen. Einen klaren Trend gebe es im neuen Index im Hinblick auf den Aspekt der Komfort beim Schuhkauf. So seien die Verkaufszahlen von Birkenstocks um 610 Prozent nach oben gegangen, diejenigen der Crocs um 430 Prozent. Bei den Marken habe Louis Vuitton um 440 Prozent zugelegt, Chrome-Hearts-Produkte seien auch wegen der Zusammenarbeit mit dem Künstler Drake um 2.200 Prozent stärker verkauft worden, Sammlerstücke von Kanye West hätten Zuwächse um 840 Prozent erreicht. Dabei interessierten sich Anhänger der Sneaker-Mode eben auch für Sammlerstücke, Bekleidung oder Accessoires. Nach Unternehmensangaben habe die Zahl der Plattformnutzer über 45 Jahre um 90 Prozent zugelegt, die überwiegende Mehrheit sei aber unter 35 Jahre alt.
///// NACHHALTIGKEIT
Nachhaltigkeit ist für Ifco als Hersteller von wiederverwendbarem Verpackungsmaterialien das Lebenselixier. Nun will das Unternehmen den Anteil noch weiter steigern. Die Lebensmittelzeitung meldet, dass die Position des Vice President ESG (Environmental, Social & Governance) mit Iñigo Canalejo neu besetzt wird. Er solle Ifco unterstützen, das Unternehmen "an der Spitze der Nachhaltigkeit von Lieferketten zu positionieren", heißt es in einem Zitat von CEO Michael Pooley. Das Geschäftsmodell für Entwicklung und Vertrieb von wiederverwendbaren Verpackungen für frische Lebensmittel solle weiter ausgebaut werden, aufbauend auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Das Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben über eine Produktionskapazität von 66 Millionen Mehrwegbehältern aus Kunststoff, im Umlauf befänden sich 314 Millionen der über 70 Behältermodelle. Die Zahl der Mitarbeiter gibt Ifco mit 1.100 an.