Die Weltwirtschaft ist noch lange nicht über den Berg. Deutschland ist zwar schon relativ weit, doch wieder einmal haben Ökonomen ihre Konjunkturprognose gesenkt. Im März sah es nach Einschätzung des Ifo etwas heller aus. Die Wissenschaftler sehen die Lieferengpässe, die damals so noch nicht abzusehen waren, als Hindernis für alle Branchen von Industrie über Bau bis zum Handel. Eine entscheidende Frage für die Ökonomen ist, wann sie behoben sind. Eine Normalisierung und nur einen geringen Nachholbedarf 2022 erwarten sie für den Konsum. Nun wird es interessant, was das DIW bei seiner Konjunkturprognose heute Morgen vermelden wird und wo es die größten Probleme sieht.
///// HANDEL NATIONAL
Das Ifo Institut senkt die Konjunkturprognose
Das Ifo Institut hat die Konjunkturprognose für 2021 von dem im März berechneten Wert von 3,7 Prozent auf nun 3,3 gesenkt. Als einen Grund für die gedämpften Erwartungen sehen die Wissenschaftler in München die Lieferengpässe an. Sie träten global auf, durch die Pandemie habe sich für wesentliche Produkte eine massive Nachfrage entwickelt, erklärt Timo Wollmershäuser, der Leiter der Ifo-Prognosen. Er erwartet aber, dass sich die Engpässe in der zweiten Jahreshälfte wieder entspannen werden. Auf der Konsumseite sieht er aber für 2022 keinen Schub, im zweiten und dritten Quartal 2021 prognostizieren die Forscher Anstiege um 3,5 Prozent respektive 6,7 Prozent. Es gebe eine Erholung, aber mit Nachholeffekten sei nicht zu rechnen, das Konsumverhalten normalisiere sich. Die Verbraucher hätten den Warenkonsum über den Online-Handel erfüllt, daher gebe es beim Warenkonsum nur einen geringen Nachholbedarf.
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Trotz der herausfordernden Situation in den vergangenen anderthalb Jahren sind die weltweit führenden Kreditkartenunternehmen in puncto Entwicklung nicht untätig gewesen. Für das E- und M-Commerce-Geschäft bringen sie im Jahr 2021 zwei vielversprechende Produkte auf den europäischen Markt: Ein System zur End-to-End-Tokenisierung von digitalen Debit- und Kreditkartenzahlungen sowie ein gemeinschaftlich betriebenes, digitales Karten-Wallet. Mehr
Der HDE begrüßt die Anpassung der Preisangabenverordnung
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat einen Referentenentwurf für eine Novelle der Preisangabenverordnung vorgelegt. Der Handelsverband Deutschland (HDE) bewertet die Änderungen und Anpassungen des Gesetzes positiv und sieht die Händler in einer besseren Position. Ein wesentlicher Pluspunkt ist für den Verband die Preisauszeichnung pfandpflichtiger Getränke. Das Pfand müsse auch in Zukunft separat ausgewiesen werden, was für die Kunden zu einer besseren Vergleichbarkeit der Produkte führe. Der HDE bemängelt aber die Umsetzung der neuen EU-Vorgaben zur Preisauszeichnung bei Preisherabsetzungen. Ein Problem, besonders bei verderblichen Lebensmitteln, könne die Vorgabe darstellen, dass die Händler immer den niedrigsten Preis der vergangenen 30 Tage als Referenz angeben müssten. Dies könne zu Schwierigkeiten beim Abverkauf führen.
Viel Arbeit für die Paketzusteller
Die Paketdienste in Deutschland haben ein fleißiges Jahr hinter sich. Im vergangenen Jahr konnten sie bei den Paketsendungen einen Anstieg um 10,9 Prozent auf 4,05 Milliarden Sendungen verzeichnen. Nach den Zahlen der neuen Studie des Bundesverband Paket und Expresslogistik bedeutet dies mehr als 13 Millionen Sendungen pro Tag und einen Gesamtumsatz von rund 23,5 Milliarden Euro, ein Plus von 10,5 Prozent. Haupttreiber für das starke Wachstum waren nach Angaben des Verbands die Pakete aus dem B2C-Bereich, die selbst um 19,7 Prozent zulegten. Im B2B-Segment dagegen ging es auf dem nationalen Markt um 19,7 Prozent zurück. Für das laufende Jahr erwartet die Leitung des Verbands nochmals 320 Millionen mehr als 2020.
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HANDEL INTERNATIONALAnfang Juni zeigte sich in einer Studie, dass die Anbieter für Luxusgüter wieder Licht am Ende des Tunnels sehen und mit einer Rückkehr auf das Niveau von 2019 rechnen. Auch Chanel, dessen Name ein Synonym für Luxuswaren ist, erwartet 2021 einen positiven Verlauf mit einem zweistelligen Umsatzwachstum, heißt es bei Die Presse. Im vergangenen Jahr habe das Minus bei 18 Prozent gelegen. Der Konzern rechne nicht mit einem Abflauen des Trends, die Motoren lägen in den USA und China. Das Jahr 2020 habe Chanel für Investitionen genutzt, dazu hätten ein Concierge Service gehört, auch eine App für die Verbindung zwischen Beratern und Kunden sei verbessert worden. Kein Geld sei aber in den Online-Handel geflossen, denn der französische Luxus-Spezialist werde den Modehandel weiterhin nur über die Ladengeschäfte führen. Online seien nur Parfumprodukte verfügbar.
Uberall findet neue Investoren
Das Marketing-Start-up Uberall erhält eine neue Kapitalspritze in Höhe von 95 Millionen Euro, heißt es im Handelsblatt. Zu den Geldgebern gehörten Bregal Milestone, Level Equity und United Internet. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin wolle die neuen Finanzmittel primär für die Expansion in Nordamerika einsetzen. In einem weiteren Schritt sei eine Übernahme erfolgt, der Suchoptimierer Moment Feed wechsele unter das Dach von Uberall, eine Kaufsumme wurde nicht genannt. Langfristig sei die Entwicklung eine Plattform für Online-Marketing geplant.
Boohoo mit starkem ersten Quartal
Boohoo konnte die gute Entwicklung aus dem vergangenen Jahr fortsetzen und erreichte im ersten Quartal ein Umsatzplus in Höhe von 32 Prozent auf 486,1 Millionen Britische Pfund, meldet Textilwirtschaft. In Großbritannien und den USA sei es nach oben gegangen, auf dem europäischen Kontinent habe es für die Online-Modekette mit einem Minus einen Rückschlag gegeben. Für das Jahr 2021 gelte weiterhin die Prognose eines Umsatzzuwachs‘ von 25 Prozent. Daneben denkt der Mode-Spezialist darüber nach, eines der Ladengeschäfte, der im Januar übernommen Warenhauskette Debenhams, doch zu öffnen, wie Retailsector berichtet. Dabei gehe es um Produkte, die sich nur bei physischer Präsenz verkaufen ließen. Das Unternehmen äußerte sich zu den Meldungen nicht.
Made.com mit verhaltenem Börsenstart
Der britische Online-Möbelhändler Made.com hat am Mittwoch den Sprung an die Londoner Börse gewagt, die erhoffte Weite hat das Unternehmen aber nicht erreicht. Die Wirtschaftswoche berichtet, dass die Aktien mit einem Minus von sieben Prozent einen negativen Start hatten, auch im Verlauf des Handelstages sei der Ausgabepreis von 200 Pence verfehlt worden, erreicht wurden 192 Pence. Nach Angaben des Unternehmens sollten beim Börsendebut 50 Millionen neue Aktien verkauft werden, zusätzlich zu bereits existierenden weiteren 46,9 Millionen, die wieder auf den Markt gebracht werden sollten. Made.com hat seinen Sitz in Großbritannien, vertreten ist der Möbelspezialist in Großbritannien, Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Belgien, Spanien und den Niederlanden. Die Hälfte der Verkäufe erfolgen auf dem europäischen Kontinent.
///// TRENDS & TECH
Nach einer Studie des Connected Commerce Council (3C) sind besonders kleine und mittelständische Unternehmen Nutznießer von digitalen Sicherheitsnetzen. Digitale Programme kämen der Studie zufolge bei 43 Prozent der befragten 650 Unternehmen zum Einsatz, 36 Prozent seien noch in der Entwicklung, 20 Prozent dagegen noch nicht ausreichend ausgestattet. KMU könnten durch den Einsatz digitaler Sicherheitsnetze finanziell profitieren, dazu gehörten unter anderem digitales Marketing, soziale Medien, Back-Office-Tools sowie E-Commerce und Online-Zahlungen. Unternehmen, die digital nicht optimal ausgerüstet seien, verzeichneten einen Umsatzrückgang von 26 Prozent. Unternehmen, die digitale Lösungen einsetzten, verloren während der Pandemie dagegen nur rund 20 Prozent ihres Umsatzes, bei ihnen habe es auch einen höheren Personalzuwachs gegeben.
Die Fragen des elektronischen Zahlungsverkehrs im Online-Handel und den Ladengeschäften werden immer aktueller und dringender. Mit ihnen beschäftigt sich im Juli das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg in einer Reihe von Webinaren. Start ist am 12. Juli, Thema sind die Grundlagen des Zahlungsverkehrs. Eine Woche später geht es dann um "Auswahl und Integration von Zahlungsverfahren in Ihrem Online-Shop". Am 26. Juli schließen Fragen zu Bargeld- und Kartenzahlungen die dreiteilige Reihe. Der Beginn ist jeweils um 15 Uhr, angesetzt ist eine Stunde, die Teilnahme ist kostenlos.
Wie Händler sensible Kundendaten besser schützen
Mehr Onlinehandel, mehr Cyberkriminalität: Mit der Digitalisierung des Handels gehen höhere Sicherheitsrisiken einher. Kriminelle haben es auf Unternehmen jeder Größe abgesehen, um an wertvolle Kundendaten zu gelangen. Christoph Volkmer vom Cybersicherheitsexperten Tanium erklärt in einem Gastbeitrag, wie Händler ihre Sicherheitsstrategie anpassen, um Umsatzeinbußen und Reputationsschäden zu verhindern.