Der Online-Handel hat äußerst unterschiedliche Gesichter – und zeigt gerade alle. Das hässliche: Die Chefs großen Digitalkonzerne inklusive Jeff Bezos von Amazon zahlen durch allerlei legale Tricks oft kaum Steuern. Das bunte: Mit einem "Festival of Optimism" aus Konzert, Tanz und Kunst-Installation feiert Zalando noch bis zum 21. Juni die Mode und das Leben. Das langweilige: Vom 1. Juli an wird das grenzüberschreitende Umsatzsteuerrecht einfacher, aber auch komplizierter. Wir berichten unten, zugegeben, nur über das langweilige Thema. Bevor es hässlich wird.
///// HANDEL NATIONAL
Online-Supermärkte I: Knuspr stichelt gegen die Konkurrenz
Der in München gestartete Lebensmittel-Onliner Knuspr nennt sich selbst „Supermarkt & Hofladen auf einen Klick“ und verspricht, 30 Prozent des Sortiments stammten von regionalen Anbietern. Knuspr-Chef Erich Comor feiert das mit einigen recht knackigen Aussagen: "Die jetzige Struktur des deutschen Lebensmitteleinzelhandels drängt systematisch regionale Kleinbetriebe aus dem Markt", sagt er, und: "Die dürftige Qualität von frischen Lebensmitteln in den deutschen Supermärkten befeuert kontinuierlich den steigenden Wunsch der Kunden nach echten, regionalen Produkten." Wohl verstanden: Er begrenzt das nicht auf Onliner, sondern spricht allgemein von Supermärkten und LEH. Gewagt.
Online-Supermärkte II: Amazon Fresh macht sich schneller
In München, Berlin und Potsdam verspricht der Lebensmittel-Lieferdienst Amazon Fresh seinen Prime-Kunden jetzt eine Lieferung innerhalb von drei Stunden – und steigt damit zumindest teilweise ins Rennen um schnelle Lieferungen ein. Wie Amazon mitteilt, ist ein ähnliches Angebot für Hamburg geplant.
Online-Supermärkte III: Berliner Anwohner protestieren gegen Gorilla
Wer schnelle Lieferungen verspricht, braucht viele Lager an zentralen Orten, die oft beliefert werden und wo Fahrradkuriere mitunter lautstark ein und aus radeln und warten. Dagegen regt sich in Berlin zunehmend Widerstand. Über Plakate mit Schmähungen hinaus gibt es jetzt auch Unterstützung aus der Politik: Die Linke in Pankow unterstützt die Proteste und kritisiert, das Gorilla das Warenlager ohne Sondernutzungsgebühren betreibt, so das Online-Magazin "Gründerszene".
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Christina Skoeries ist neue E-Commerce-Chefin bei Camel Active
Die zu Bültel Worldwide Fashion gehörende Oberbekleidungs-Marke Camel Active hat Christina Skoeries zur Head of E-Commerce ernannt. Sie ist seit Anfang Mai im Amt, berichtet an Volker Weschenfelder, Geschäftsführer für Marketing, E-Commerce und Retail, und soll das Onlinegeschäft ausbauen, und zwar zu einer internationalen Omni-Channel-Ausrichtung. Bültel hat die Lizenz für Camel Active seit Januar 2020 und strukturiert seitdem um, so Fashionunited.de.
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Click to Pay und Scheme Tokens: Die neuen E-Commerce-Features von Visa, Mastercard, AMEX & Co.
Trotz der herausfordernden Situation in den vergangenen anderthalb Jahren sind die weltweit führenden Kreditkartenunternehmen in puncto Entwicklung nicht untätig gewesen. Für das E- und M-Commerce-Geschäft bringen sie im Jahr 2021 zwei vielversprechende Produkte auf den europäischen Markt: Ein System zur End-to-End-Tokenisierung von digitalen Debit- und Kreditkartenzahlungen sowie ein gemeinschaftlich betriebenes, digitales Karten-Wallet. Mehr
Britische Online-Umsätze fallen den Berg hinauf
Monatsbetrachtungen sind immer etwas kurzatmig, diese aus Großbritannien aber zeigt, wie wichtig der genaue Blick ist: Laut Zahlen des "IMRG Capgemini Online Retail Index" sind die Online-Einzelhandels-Umsätze auf der Insel im Mai 2021 um 9,1 Prozent gefallen, weil die stationären Läden wieder öffneten. Schlechte Nachricht? Nö: Das Minus gilt im Vergleich zum Mai 2020 – gegen den Mai 2019 aber lag der Umsatz um 46 Prozent im Plus, rechnet Internetretailing.net vor. Rund 40 Prozent der Gesamtumsätze im britischen Einzelhandel seien im Mai online passiert. Capgemini aggregiert Daten von 200 Online-Händlern.
Gamestop holt noch zwei Amazon-Manager
Der US-amerikanische Spielehändler Gamestop hat Matt Furlong zum neuen Chief Executive Officer ernannt, Mike Recupero zum Chief Financial Officer. Beide waren früher in Amazons Diensten, Furlong für das Wachstum in Australien zuständig, Recupero CFO im nordamerikanischen Geschäft. Vom heutigen Management haben bereits COO Jenna Owens, CTO Matt Francis und CGO (Chief Growth Officer) Elliott Wilke das Wort "Amazon" im Lebenslauf stehen. Gamestop meint es mit seinem geplanten Schwenk hin zum Online-Händler offenbar sehr ernst.
///// TRENDS & TECH
Am 1. Juli tritt die Fernverkaufsregelung in der EU in Kraft. "Für viele Händler bedeutet dies eine Erleichterung. Einige werden aber ebenso vor große Probleme gestellt", fasst Onlinehaendler-News.de in einem ausführlichen Ratgeberartikel zusammen. Zu den Herausforderungen gehörten unter anderem die Tatsache, dass Lieferungen an Privatleute künftig im Zielland versteuert werden müssen, und zwar je Land alles über 10.000 Euro. Das werde dazu führen, dass auch kleinere Händler in fast allen EU-Staaten steuerpflichtig werden.
- 71 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland halten nichts von digitaler Werbung zum Beispiel auf Social Media, sondern sind mit klassischen Werbeformen zufrieden. Fast jeder dritte Betrieb verzichtet auf einen eigenen Internetauftritt. Gründe: fehlende Kapazitäten (41 Prozent), fehlendes Wissen (29 Prozent), Kosten (14 Prozent). (300 befragte Unternehmen aus verschiedenen Branchen im Auftrag der Gelben Seiten, laut Ibusiness.de)
- Der Anteil der IT-Ausgaben an Marketing-Budgets soll in den nächsten zwei bis drei Jahren auf bis zu 20 Prozent wachsen. Allerdings sagen mehr als zwei Drittel der Befragten, die Marketing-IT-Budgets des eigenen Hauses seien (noch) zu gering. (250 befragte Marketing-Verantwortliche aus DACH im Auftrag von Marketing Tech Lab, laut Internetworld.de),
- 16 Prozent derer, die in der Digitalbranche arbeiten, sind Frauen, sie seien damit unterrepräsentiert, so der aktuelle, dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Neben frühkindlicher Bildung und besserem Zugang zu technischen Schulfächern fordern die Aurorinnen und Autoren auch, das männlich geprägte Arbeitsumfeld in der Digitalbranche zu verändern. (laut Zeit.de)
- Für 58 Prozent der Deutschen leisten Paketdienstleister einen positiven Beitrag zur Lebensqualität am jeweiligen Wohnort. (2002 Befragte, Yougov im Auftrag von Hermes Germany)
///// NACHHALTIGKEIT
Der Grüne Knopf ist ein staatliches Nachhaltigkeits-Label. Der Fashion Council Germany hat eines seiner Mitglieder, das zertifizierte Modelabel Phyne, dazu befragt. "Wir sehen den Mehrwert vor allem in der Textilbranche selbst, weniger beim Verkauf unserer Produkte", sagt Geschäftsführer Andri Stocker. "Der Grüne Knopf bietet uns die Möglichkeit, gemeinsam mit größeren Marktteilnehmern – wie zum Beispiel Tchibo oder Aldi – unternehmerische Entscheidungen positiv zu beeinflussen und so den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit zu beschleunigen." Zum Aufwand sagt er: "Lieber anfangs etwas mehr Zeit investieren, um die Zusammenhänge zu verstehen, als hinterher ein Wirrwarr von Anforderungen zu erfüllen versuchen."