Bislang war die Gestaltung der Innenstädte den Regeln des freien Immobilienmarktes unterworfen. Wer sich schon immer mal gefragt hatte, warum in Fußgängerzonen von Kommunen mittlerer Größe neben Fielmann, dm-Drogeriemarkt, der Niederlassung einer Bäckereikette und der Filiale von Vodafone oder Telekom (oder beiden) sowie zwei Banken (ohne Schalter) nur noch Büros von Maklern zu finden sind – das ist der Grund. Jetzt hat sich der Marktwind gedreht und die kommunalen Vertreter bekommen angesichts drohenden Leerstands kalte Füße. "Die Städte wollen innovative Ansätze fördern, bei denen Gewerbe und Wohnen, kulturelle Vielfalt und wirtschaftliche Angebote in den Innenstädten und Stadtteilzentren verträglich und erfolgreich zusammenspielen", lässt das Präsidium des deutschen Städtetages verlauten. Und helfen soll, wer denn sonst, die öffentliche Hand: Die Städtebauförderung müsse deutlich aufgestockt werden. Es sind immer die gleichen Reflexe.
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HANDEL NATIONALDeutscher Städtetag setzt zur Rettung der Innenstädte auf Ausbau der Städtebauförderung Der coronabedingte Wandel des Konsumverhaltens treffe besonders Innenstädte und Stadtteilzentren, was viele Städte alarmiere, meldete der Deutsche Städtetag gestern nach einer Präsidiumssitzung. Es sei wichtig, dass alle relevanten Akteure miteinander beraten, wie die
Innenstädte gestärkt werden können: Vertreter von Immobilien- und Wohnungswirtschaft, Mieterverbänden, Handel, Gastronomie, Handwerk, Kunst, Touristikverbänden, Bund und Kommunen. Jetzt dämmert den Verantwortlichen, dass
für eine Lösung der aktuellen Probleme ganzheitliche Konzepte entwickelt und alle Beteiligten eingebunden werden müssten. Es wird spannend sein zu sehen, wie das Rad jetzt neu erfunden wird, nachdem die Gestaltung der Stadtzentren seit Jahrzehnten den Moden des Marktes und den Wünschen der Immobilienbesitzer überlassen war. Ganz ohne staatliche Hilfe geht es aber offenbar nicht:
Die Städtebauförderung von Bund und Ländern müsse von derzeit 790 Millionen Euro jährlich deutlich aufgestockt werden. Warum eigentlich fordern Kommunen vom Gesetzgeber nicht größere Mitspracherechte, wenn es um die Nutzung von Immobilien geht?
HDE fordert Anpassung des BGB: In Not geratene Händler müssten gegen Mietforderungen geschützt werden Eine Umfrage des Handelsverband Deutschland (HDE) unter 1.000 Händlern aller Branchen, Standorte und Unternehmensgrößen zeigt, dass für das erste Halbjahr 2020 mehr als 90 Prozent der Bekleidungshändler eine Verschlechterung der Geschäftslage feststellen. Im Elektronikhandel liege dieser Anteil bei 45 Prozent. Mehr als drei Viertel der Händler in den Hauptgeschäftslagen der Stadtzentren beurteilten ihre Geschäftslage in den ersten sechs Monaten des Jahres schlechter als im Vorjahr,
viele könnten ihre Mieten nicht in voller Höhe bezahlen. Lediglich ein Drittel der Bekleidungshändler gab in der Umfrage an, dass der Mietzins wegen Corona angepasst wurde, nur knapp ein Viertel konnte Stundungen ausverhandeln. Deshalb fordert der HDE eine
Anpassung im BGB: Es müsse klargestellt werden, dass die in der Corona-Pandemie angeordneten staatlichen Maßnahmen ein Grund zur Anpassung des Mietvertrags wegen Störung der Geschäftsgrundlage gemäß § 313 seien.
Corona-Consumer-Check des IFH: Einkaufsverhalten hat sich nachhaltig verändert Was an dieser Stelle schon mehrfach beschrieben wurde, bestätigt jetzt auch
der aktuelle Corona Consumer Check, den das IFH Köln in Zusammenarbeit mit Sitecore und ecx.io durchgeführt hat. Demnach hat sich das Einkaufsverhalten im Netz bei den deutschen Konsumenten im Verlauf der Corona-Krise nachhaltig verändert. So sei auch Monate nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen und der Wiederöffnung der geschlossenen Geschäfte ein
stärkerer Zugriff auf den Online-Kanal für Einkäufe zu beobachten. Dabei werde nicht nur die Möglichkeit, sich online verstärkt über Produkte und Anbieter zu informieren, sondern auch jene, sich personalisierte Angebote zukommen zu lassen, zunehmend genutzt.
Springer-Verlags-Manager Christoph Keese wird Galeria-Aufsichtsrat
Warenhaus-Eigentümer René Benko holt mit Christoph Keese einen
Top-Manager der Springer-Verlagsgruppe in den Aufsichtsrat von Karstadt Kaufhof. Der Ex-Journalist soll Harald Christ ersetzen, der zum Bundesschatzmeister der FDP gewählt worden ist.
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HANDEL INTERNATIONALBritischer Discounter Home Bargains führt Ampeln an Ladeneingängen ein
Der britische Retailer Home Bargains führt Ampeln an den Ladeneingängen ein, mit der die Anzahl der Käufer im Laden gesteuert werden kann. Die
automatisierten Ampeln werden Bewegungssensoren verwenden, um gleichzeitig die ein- und ausgehenden Personen zu zählen und sicherzustellen, dass die Anzahl der Personen im Ladeninneren im Rahmen der sozialen Distanzierungsrichtlinien liegt. Sie sollen landesweit in allen 550 Geschäften des Sorten-Discounters installiert werden.
Wie The Grocer unter Berufung auf den Systementwickler Hitachi meldet, könne das System auch den Weg eines Kunden durch ein Geschäft verfolgen. Aldi UK hatte im Mai damit begonnen, sie landesweit in den Geschäften einzuführen. Einige Co-op- und M&S Simply Food-Filialen verfügen ebenfalls über diese Ampeln.
Rückzug aus Europa: J Crew schließt Stores und Headquarter in Großbritannien
Der US-Modekonzern J. Crew Group Inc hat den
Rückzug aus dem britischen Markt angetreten. Wie die TextilWirtschaft meldet, wurden alle sechs J Crew-Stores in Großbritannien und das Head Office auf der Insel geschlossen. Der US-Konzern hatte im Mai aufgrund von Ladenschließungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise Insolvenz angemeldet. Anfang September hat J. Crew Group Inc die
Umstrukturierung mit einer deutlich niedrigeren Schuldenlast abgeschlossen.
Corona-Krise kurbelt Online-Absatz an – Nike steigert Gewinn kräftig
Der
Online-Shopping-Boom während der Corona-Pandemie hat Nike im Geschäftsquartal bis Ende August zu deutlich mehr Gewinn verholfen. Wie dpa berichtet, seien
Nikes Erlöse im digitalen Geschäft um 82 Prozent gestiegen. Obwohl der konzernweite Umsatz insgesamt um eine Prozent gesunken sei, konnte Dank niedrigerer Ausgaben der Gewinn auf 1,3 Mrd. Euro gesteigert werden.
Amazon hat seinen Prime Day 2020 in den USA auf den 13. Oktober gelegt
Wie C-Net meldet, hat Amazon seinen alljährlichen
Sales Event, der eigentlich im Juli hätte stattfinden sollen,
auf Dienstag, 13. Oktober verschoben. Über den Termin war bereits seit längerem spekuliert worden, bislang wurde er von Amazon nicht bestätigt. Allerdings hat das Unternehmen in den USA bereits den Urlaub für seine Vollzeit-Lagerarbeiter vom 13. bis 20. Oktober gestrichen. Wie lange der Prime Day dauern wird, ist ebenfalls unklar: 2019 verlängerte Amazon den Prime Day auf 48 Stunden, 2018 hatte er 36 Stunden gedauert.
///// TRENDS & TECH
EU fordert verbraucherfreundliche Instant-Payments-Lösung – Ziel ist, diese bis Ende 2021 EU-weit einzuführen
Die Europäische Union will sich dafür einsetzen, dass das bargeldlose Bezahlen und der elektronische Zahlungsverkehr innerhalb der Union schneller und sicherer werden. Die EU-Kommission wird dazu heute eine neue
Strategie zum Zahlen im Einzelhandel beschließen. Wie t3n meldet, gehe es vor allem um die Entwicklung zahlreicher paralleler elektronischer Bezahllösungen von der (immer noch als EC-Karte bekannten) Girocard und diversen Kreditkarten über Handy-Apps bis hin zu Smartwatches. Gerade die Corona-Krise habe dazu beigetragen, dass diese Entwicklung noch einmal mehr Schub bekommen hat – offenbar nicht nur im bargeldaffinen Deutschland. Jetzt sei das Ziel,
wettbewerbsfähige, eigene pan-europäische Lösungen zu entwickeln, die als Echtzeitüberweisung funktionieren. Ende 2021 solle diese EU-weit durchgesetzt sein.
Walmart weitet Drohnen-Versuche in den USA aus – jetzt werden Covid-Tests aus der Luft geliefert
In den letzten Wochen hat Walmart in den USA
Drohnen-Lieferversuche für Gesundheits- und Wellnessprodukte sowie für Lebensmittel mit Drohnen von Flytrex und Zipline gestartet. Jetzt hat das Unternehmen begonnen,
Covid-Tests per Drohne auszuliefern. Kunden im Norden von Las Vegas können in Kürze bestellte Kits per Drohne erhalten, die vom Unternehmen DroneUp betrieben werden.
Umstieg auf E-Commerce – leichter gesagt, als getan: Die Fehlermarge ist dünn wie eine Rasierklinge
Die Corona-Pandemie und das mit dem Lockdown einhergehende neue Konsumverhalten zeigt dem klassischen Einzelhandel: Der Umstieg auf
E-Commerce ist unvermeidlich. Doch d
er elektronische Handel hat seine eigenen Gesetze, und Missverständnisse hierbei können fatal sein, warnt Raffy Kassardijan in seinem Gastbeitrag für Fashion United: "Im E-Commerce sind die Margen dünn wie Rasierklingen, dies betrifft auch die Fehlermarge." Um Herausforderungen wie der Strukturierung des Warenlagers, Retourenmanagement und den Umgang mit Überbeständen bewältigen zu können, sei radikales Umdenken erforderlich. Versteht sich, dass Kassardijan als CEO der Parker Lane Group insbesondere deren AI-gestützte Rücknahmelogistiklösungen ins Gespräch bringt. Trotzdem interessant! MEHR ZUM THEMA
Vielleicht sind die Innenstädte schon tot?