Der virtuelle Handel wächst und wächst, damit aber auch die Kosten für die Unternehmen und dies kann nicht mehr nur durch die steigenden Verkaufszahlen finanziert werden. Für viele Unternehmen aus dem Online-Handel steigt die Attraktivität des Gangs an die Börse, die Zahl derer, die den Schritt aufs Börsenparkett wagen wollen, um eine Kapitalspritze zu erhalten, nimmt ständig zu. Auf der anderen Seite sind die Umsatzzahlen und ihr Wachstum während der Pandemie für potenzielle Investoren sehr verlockend. Nun sind Mister Spex und Signa Sports United die nächsten beiden, die als AG firmieren werden. Dabei kann die Zukunft aber noch sehr steinig werden, denn die Gefahren, die aus den Problemen des Frachtgeschäfts entstehen können, sind momentan nur schwer absehbar. Experten und Wissenschaftler raten zur Vorsicht.

///// HANDEL NATIONAL
Mister Spex schaut mit der Brille an die Börse
Einen genauen Blick auf den Finanzmarkt und die Börse will sich nun der Online-Brillenhändler Mister Spex sichern. Die Wirtschaftswoche rechnet mit dem Start in Frankfurt am 2. Juli, das Unternehmen gebe einen Zeitraum bis Ende September an. Angepeilt werde für den Aktienverkauf eine Summe in Höhe von 225 Millionen Euro. Der Unternehmenswert liege bei rund einer Milliarde Euro. Vorgenommen habe sich das Berliner Unternehmen eine internationale Expansion, bislang ist die Plattform in Frankreich, Spanien und den Niederlanden verfügbar. Nach drei Ladengeschäften in Schweden und Österreich könnte auch der internationale stationäre Vertrieb ausgebaut werden. In Deutschland gehören neben der Plattform, über die seit 2007 verkauft wird, 39 Filialen zum Netzwerk.

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Click to Pay und Scheme Tokens: Die neuen E-Commerce-Features von Visa, Mastercard, AMEX & Co.
Trotz der herausfordernden Situation in den vergangenen anderthalb Jahren sind die weltweit führenden Kreditkartenunternehmen in puncto Entwicklung nicht untätig gewesen. Für das E- und M-Commerce-Geschäft bringen sie im Jahr 2021 zwei vielversprechende Produkte auf den europäischen Markt: Ein System zur End-to-End-Tokenisierung von digitalen Debit- und Kreditkartenzahlungen sowie ein gemeinschaftlich betriebenes, digitales Karten-Wallet. Mehr

DHL Express wird musikalisch
DHL Express will in der Zukunft zu den Taktgebern im internationalen Musikgeschäft gehören. Im Zuge einer Kooperation mit der Universal Music Group gehe es darum mit dem DHL Fast Track "Künstlerinnen, Künstler und Fans enger zusammenzubringen", heißt es von Seiten des Logistikunternehmens. Ziel sei es, "die Musik von morgen schon heute zu liefern", erste Musikerin innerhalb des neuen Programms werde Zoe Wees mit ihrem ersten Solo-Konzert. Auf Seiten der Tonstudios konnte DHL die Abbey Road Studios in London und die Capitol Studios Los Angeles gewinnen. Wees Konzert in Hamburg werde in London als Platte produziert, die Auslieferung erfolge mit kurzer Lieferzeit. 

Signa Sports United steht vor dem Börsengang
Signa Sports United unternimmt zwei wichtige Schritte, um das Unternehmen auf stabile finanzielle Füße zu stellen und das Produktangebot zu vergrößern. Nach einem Bericht der Textilwirtschaft plane die Sport-E-Commerce-Plattform den Gang an die Börse und die Fusion mit der Yucaipa Acquisition Corporation, einer Gesellschaft ohne eigenen Geschäftsbetrieb (Special Purpose Acquisition Company (Spac)), die an der Börse gelistet ist. Neben dieser Transaktion erfolge dann zusätzlich die Übernahme des Online-Fahrrad-Händlers Wiggle CRC. Damit komme die Plattform auf einen Netto-Umsatz von rund 1,6 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der Online-Kunden liege bei rund sieben Millionen, die der kooperierenden Sportfachgeschäfte bei über 500. Vertreten werde Signa Sports United dann an der Wall Street in New York, der Abschluss soll in der zweiten Hälfte dieses Jahres erfolgen. 


///// HANDEL INTERNATIONAL

Air Asia steigt in Singapur in die Lieferdienste ein
Die Lebensmittellieferdienste in Singapur erhalten einen neuen Mitspieler. Air Asia startet mit dem Service in der Metropole, berichtet Tech in Asia. Die Airline fordere über ihre App Anbieter und Händler von Lebensmitteln zum Verkauf über die Online-Plattform auf. Der Lieferdienst sei seit Februar verfügbar, Air Asia wolle auch Fahrdienste anbieten und so eine "Super App" entwickeln. Im ersten Monat falle für den Handel keine Provision an, danach betrage sie fünf Prozent. In Singapur seien mit Grab, Foodpanda und Redmart bereits mehrere große Anbieter in diesem Segment vertreten.

My Size kooperiert mit La Caserne
Der Entwickler von Messinstrumenten und -lösungen, My Size, hat einen Partnerschaftsvertrag mit der französischen Modeplattform La Caserne abgeschlossen, meldet Fashion United. Damit hätten die mehr als 25 Marken des Bekleidungsanbieters Zugriff auf die Technologien für Smartphones. La Caserne hoffe, dass durch die maßgeschneiderten Kleidungsstücke die Zahlen der Rücksendungen sinken werden. In der Folge solle dies zu einer besseren Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens führen. Nach Angaben von My Size, Partner unter anderem von Shopify, Woo Commerce, Bitrix und LightSpeed, habe sich die Zahl der Rücksendungen um 50 Prozent verringert.

Preiserhöhungen durch die Krise beim Frachttransport zu erwarten
Die Krise im weltweiten Frachtverkehr könne zu Preiserhöhungen bei Verbrauchsgütern führen. Auch wenn die Auswirkungen jetzt geringer seien als erwartet, baue sich die Dynamik über ein Jahr auf und werde deutliche Effekte haben, wird Volker Wieland, Professor für Monetäre Ökonomik an der Goethe Universität in Frankfurt, bei Bloomberg zitiert. Es bestehe eine Gefahr, dass die Auswirkungen unterschätzt würden. Nach den Zahlen von Drewry Shipping seien die Kosten für den Schifftransport eines Containers von Schanghai nach Rotterdam um 547 Prozent höher als im Durchschnitt um diese Zeit in den vergangenen fünf Jahren, meldet Bloomberg. Kostensteigerungen um rund 80 Prozent für alle Güter, die per Schiff transportiert würden, beträfen alle Warengruppen. Diese Entwicklung basiere auf mehreren Faktoren wie einem Nachfrageanstieg, zu wenigen Containern, ausgelasteten Häfen sowie zu wenigen Schiffen und Personal. 

///// TRENDS & TECH

EHI-Session: Click & Collect am stärksten genutzt
"Connected Retail", so heißt die Studie, in der das EHI Retail Institute aus Köln die Entwicklungen im Online-Handel im vergangenen Jahr untersucht hat. Rund 1.000 E-Commerce-Anbieter wurden im Rahmen der EHI-Session befragt, der von ihnen am häufigsten genutzte Verkaufsweg war Click & Collect (87 Prozent). Dabei habe es aber keinen starken Anstieg im Bereich des Omnichannel gegeben, erklärt Luisa Baeskow, Jr. Data Analyst im Forschungsbereich E-Commerce, 322 der befragten Händler waren bereits in diesem Segment tätig. Doch werde eine Vernetzung der unterschiedlichen Verkaufswege wichtiger, denn die Kunden hätten sich während der Pandemie an solche Einkaufsmöglichkeiten gewöhnt. Als Herausforderung sehen die Analysten die Logistik, denn die Ansprüche auf eine kurze Lieferzeit seien angestiegen. Dazu gehörten auch die Fragen der Warenverfügbarkeit und der Lagerung in Zentrallagern oder in den Filialen.

Die Zahlungslandschaft wird vielfältiger - auch offline
Im Onlinehandel ist die Zahlungsabwicklung längst zu einem wichtigen Erfolgsfaktor geworden. Im stationären Handel hat Corona die Verbreitung neuer Zahlungsmethoden beschleunigt. Dabei sind Hygienebedenken nicht einmal der wichtigste Grund für kontaktloses und mobiles Bezahlen, wie verschiedene Studien zeigen.

Kunden möchten Waren im Laden sehen und testen
Das Sehen und Begutachten der Waren ist für die Kunden einer der wichtigsten Gründe nach der Pandemie wieder im Laden einzukaufen. Weltweit geben 62 Prozent der für den "International Retail Report" Befragten dies an, in Deutschland waren es 63 Prozent. You Gov hat weltweit die Motive der Kunden untersucht, befragt wurden im Januar und Februar mehr als 19.000 Personen in 17 Märkten weltweit. Eine hohe Bedeutung haben auch das Testen der Produkte, hier liegen die Werte bei 53 respektive 52 Prozent. Das Argument des schnelleren Einkaufs im Ladengeschäft spielt bei deutschen Verbrauchern nur eine geringe Rolle (26 Prozent), weltweit sehen dies 45 Prozent als Pluspunkt an.

///// NACHHALTIGKEIT

Galaxus mit erster Klima-Jahresbilanz
Vor einem Jahr startete Galaxus Deutschland die Möglichkeit einer freiwilligen Klimakompensation innerhalb eines Einkaufs. Nun zieht die Online-Plattform eine erste Öko-Jahresbilanz und kommt auf eine sich durch die Kompensation ergebende Summe in Höhe von 1,3 Millionen Euro, die Menge des ausgeglichenen CO₂ betrage 60.000 Tonnen. Das Geld werde in Zusammenarbeit mit dem Partner South Pole in unterschiedliche Klimaschutzprojekte investiert. In den vergangenen zwölf Monaten habe der Anteil der klimakompensierten Einkäufe bei zehn Prozent gelegen, ein Wert, der aber auch schon im vergangenen Oktober erreicht worden war. Bei den Produktsegmenten versuchten am stärksten Käufer von Tierprodukten ihren Anteil für die Kompensation der Treibhausgase zu leisten. Der geringste Prozentsatz sei beim Fahrzeugbedarf festzustellen.