Es ist eine kleine Meldung, und sie steht hier ganz unten unter "Trends & Tech", aber es kann ein echter Fortschritt werden: Amazon vereinheitlicht die Größenangaben für Kleidung. Wenn es funktioniert, dass die Angaben für jede Region in die dort üblichen Begriffe und Zahlen übersetzt werden, ist das nichts anderes als ein Babelfisch für Kleidergrößen. Douglas Adams, der sich den Babelfisch für seine "Anhalter"-Romane ausgedacht hat, hätte wohl Freude daran.

///// HANDEL NATIONAL
Moebel.de hat 2020 um 55 Prozent zugelegt
"Kaufverhinderer" wie Probesitzen und Probefühlen verlieren an Bedeutung: Die Online-Plattform Moebel.de hat im Jahr 2020 den Umsatz der dort vertretenen Händler um insgesamt 55 Prozent gesteigert. Im Januar 2021 überflügelte der Partnerumsatz den Vorjahresmonat bereits um 90 Prozent. Die Zahl der Partner-Produkte auf der Plattform lag 2020 um mehr als 42 Prozent über Vorjahr, der Warenkorb war im Schnitt fast zehn Prozent wertvoller, berichtet Moebelmarkt.de. Die Personalisierung der Angebote habe rund 30 Prozent mehr Nutzer mit sich gebracht. Moebel.de sieht sich als Digitalisierungspartner der Branche.

Baby One wächst online um 160 Prozent und liefert über eigene Franchiser aus
Baby One verkauft Babyartikel und Spielzeug und meldet für das Jahr 2020 rund 31,5 Millionen Euro und damit ein Plus von 160 Prozent im Online-Geschäft. Der Netto-Gesamtumsatz lag bei 224 Mio. Euro (Vorjahr: 235 Mio. Euro). Im laufenden Jahr will das Unternehmen stark in den E-Commerce investieren. Bereits jetzt fungieren alle 102 Franchise-Partner als regionale Auslieferungszentren ("Ship from Store"), so Internetworld.de.

"Wirtschaftswoche" nimmt das Online-Geschäft von Douglas unter die Lupe
Dass Douglas stationäre Filialen schließt und auf das Online-Geschäft setzt, war im Morning Briefing schon Thema. Die "Wirtschaftswoche" allerdings findet keinen rechten Gefallen am Online-Auftritt der Parfümerie. Die Covid-19-Pandemie tauge "nicht als Booster [für] das Online-Geschäft von Douglas". In den vergangenen drei Monaten hätten bei Douglas ähnlich viele Menschen online gekauft wie vor der Pandemie. Douglas sei bei den meisten Kunden nicht für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. Die Aussagen basieren auf dem "Brand Index" des Blattes.

Ebay nennt Deutschland-Zahlen: 5,1 Prozent mehr Umsatz
Etwas später als die Konzernzahlen hat Ebay Ergebnisse für einzelne Länder mitgeteilt. Demnach ist das Deutschlandgeschäft 2020 um rund 5,1 Prozent gewachsen, es wurden netto 970 Mio. Euro erwirtschaftet, nach 923 Mio. Euro im Jahr 2019. In der Berichtswährung Dollar erhöhten sich die Erlöse durch Wechselkurseffekte um fast sieben Prozent (auf 1,11 Mrd. US-Dollar). "Im internationalen Vergleich fiel die Wachstumsrate der deutschen Ebay-Ableger deutlich schwächer aus als bei den Konzernschwestern in aller Welt", schreibt Textilwirtschaft.de. und nennt vor allem Großbritannien (plus 27 Prozent), die USA (plus 26 Prozent) und Südkorea (plus 14 Prozent).

Supermarkt-Lieferservice Gorillas hält den Sonntag jetzt frei -- und expandiert
Das Berliner Unternehmen Gorillas, das Supermarkt-Einkäufe liefert, arbeitet sonntags nicht mehr -- aus dem einfachen Grund, dass das gegen das Arbeitszeitgesetz verstößt. Waren des täglichen Bedarfs fielen nicht unter die Ausnahmen des Gesetzes, so die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit. "Warum Gorillas dennoch monatelang an Sonntagen lieferte, ließ die Behörde offen", kommentiert Businessinsider.de trocken und vermutet einen Zusammenhang mit Pandemie-Ausnahmeregeln. Excitingcommerce.de weiß, dass das Unternehmen nach Frankfurt am Main und Stuttgart expandieren will. In Hamburg, Köln und München sind sie schon vertreten.


///// HANDEL INTERNATIONAL

China: Internetplattformen werden stärker reguliert
Die chinesische Regierung erlegt den E-Commerce-Plattformen strengere Regeln auf. Unter anderem sei es nun untersagt, Händler zur Exklusivität zu verpflichten. Auch Preisbildung und Algorithmen würden stärker reguliert, meldet Handelszeitung.ch. Das betrifft vor allem Alibaba, Tencent und Vipshop. Die Regeln seien lediglich drei Monate nach Ankündigung in Kraft getreten. "Dies unterstreicht die Dringlichkeit, mit der die Regierung ihre Kampagne zur Zügelung der Tech-Giganten führt", kommentiert das Blatt.

Auch Tiktok marschiert Richtung Online-Handel
Die Social-Media-App Tiktok soll im Laufe des Jahres 2021 Marketing-Tools bekommen, die an Instagram und Facebook erinnern, meldet T3N.de. Darunter seien Teleshopping-Formate für Influencer und die Möglichkeit für Unternehmen, ihre Produkte via Katalog zu präsentieren.

Amazon I: Historische Mitbestimmungs-Wahl in Alabama beginnt

Selten hat eine Art Betriebsratswahl derart weltweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Im Amazon-Fulfillment-Center in Bessemer im US-Bundesstaat Alabama sind 5.800 Wahlurnen eingetroffen, da die Belegschaft darüber abstimmt, ob sie sich gewerkschaftlich organisiert oder nicht. Wired.com nennt die über die kommenden Wochen laufende Wahl "historisch". "Wenn das noch nicht einmal ein Jahr alte Lager in Bessemer der erste Amazon-Standort des Landes mit einer Gewerkschaft wird, könnte er Vorreiter für die Branche im ganzen Land werden", schreibt die Website. Sie zitiert Beschäftigte und auch Studien mit den bekannten Vorwürfen, dass die Belegschaft stark überwacht werde und auch kleinste Pausen erfasst würden.

Amazon II: Viel Wind für den Geschäftsbetrieb in Europa

Der Online-Gigantomane möchte seinen Geschäftsbetrieb in Europa mit Windenergie betreiben. Dazu kauft das Unternehmen gleich die Hälfte des Stroms, den Shell und Eneco in der niederländischen Nordsee planen, nämlich 380 von projektierten 759 Megawatt. Der Windpark samt „Amazon-Shell HKN Offshore Wind Project“ soll voraussichtlich 2023 in Betrieb gehen und 69 Windräder rund 19 Kilometer vor der niederländischen Küste umfassen. Wie CNBC.com berichtet, will Amazon bis 2040 "net zero carbon" sein. Dazu soll auch der Einsatz von Gasmotoren in der US-Lieferflotte beitragen.

Home Depot will 90 Prozent der Amerikaner am selben oder am nächsten Tag beliefern können
Die US-amerikanische Baumarktkette Home Depot hat in Dallas ein fast 140.000 Quadratmeter großes, automatisiertes Fulfillment-Center eröffnet, das für Online-Order wie auch für Bestellungen aus den eigenen Läden ausgelegt ist. Erklärtes Ziel des Händlers ist es, 90 Prozent der US-Bevölkerung mit Lieferungen am selben oder am nächsten Tag zu erreichen. Dazu will es 1,2 Milliarden US-Dollar in den Ausbau des nationalen Vertriebs- und Liefernetzes investieren. Allein im Raum Dallas sollen bis Ende des Jahres 1.500 neue Arbeitsplätze entstehen. In Texas betreibt Home Depot 20 Vertriebszentren.

Migros platzt in der Nische aus allen Nähten
"Aktuell geht es darum, möglichst viele zusätzliche Lieferkapazitäten zu schaffen. Jede neue Kapazität, die wir hinzufügen, ist sofort ausgebucht", sagt Katrin Tschannen, Chefin von Migros Online, dem E-Commerce-Zweig des Schweizer Lebensmittelhändlers Migros. Während der Pandemie sei die Zahl der Mitarbeiter von 400 auf mehr als 700 erweitert worden. Allerdings mache das Online-Geschäft trotz der strammen Nachfrage lediglich vier Prozent vom Gesamtgeschäft aus.

Großbritannien: Bohoo kauft Dorothy Perkins, Wallis und Burton
Die britische Boohoo Group kauft in der Covid-19-Krise zu: Der Online-Modehändler hat die Marken Dorothy Perkins, Wallis und Burton von den Insolvenzverwaltern der Arcadia Group übernommen. Der Kaufpreis liegt, wie Textilwirtschaft.de berichtet, bei 25,2 Mio. Pfund (28,7 Mio. Euro). Der Pressemitteilung zufolge wurde das aus Barmitteln bezahlt, der Deal soll am heutigen Dienstag (9. Februar) abgeschlossen werden. Von einer Übernahme der Mitarbeiter ist nicht die Rede.

///// TRENDS & TECH

Amazon III: Einheitliche Kleidergrößen ab 22. Februar
Amazon hat angekündigt, die Kleidergrößen zu vereinheitlichen. Bisher nutzen die Händler auf der Plattform Freitextfelder für Angaben zur Größe. Vom 22. Februar 2021 an dürfen für neue und aktualisierte Angebote nur Größenangaben aus einer vorgegebenen Liste verwendet werden. Das bedeutet unter anderem, dass in jedem Land die dort üblichen Größen und Begriffe ausgespielt werden, schreibt Tamebay.com. Ähnliche Ankündigungen hatte es bereits Mitte 2020 gegeben.

Einige Studien im Schnelldurchlauf
  • Was wollen Kunden von E-Commerce-Websites? Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, eine Auswahl an Bezahloptionen, transparente Kosten und die intuitive Nutzung. (Appinio, 1000 Befragte in Deutschland, laut Ibusiness.de)
  • Wie lässt sich intelligenter mit Retouren umgehen? Mit Algorithmen, die das Verhalten von retourenträchtigen Kunden analysieren, mit "Smart Sorting", also einer Wertberechnung zur Klärung, ob sich ein erneuter Verkauf lohnt, mit papierlosen Rücksendungen via QR-Code-Identifizierung, mit Dienstleistern, die Retouren annehmen und gesammelt zurücksenden. (Kearney, ebenfalls laut Ibusiness.de)
  • Nutzen KMUs die Online-Welle? Kaum. Mehr als die Hälfte der kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMUs) gibt an, die Pandemie habe kaum oder keinen Einfluss auf ihr Geschäft. Nur jedes zehnte Unternehmen hat seit Beginn der Pandemie einen Online-Shop eröffnet, lediglich 16 Prozent haben schon einen. (Ionos/United Internet, 945 Befragte, laut Onlinehaendler-News.de)