Wie kann es sein, dass Amazon in Europa im vergangenen Jahr eine Umsatzsteigerung von 36 Prozent verzeichnen konnte und trotzdem fast doppelt so viel Verlust einfuhr wie im Vorjahr? Die in Luxemburg veröffentlichten Zahlen werfen viele Fragen auf. Klar ist jetzt schon, sollte die Digitalsteuer für Krisengewinner kommen, zahlt Amazon nichts. Im Ursprungsland des US-Online-Riesen bringt sich derweil ein neues Schwergewicht in Stellung: Walmart öffnet seinen Marktplatz für ausländische Händler und hofft, dass nicht nur Chinesen diese Chance ergreifen. Und schließlich droht auch von Verbraucherseite Ungemach: Immer mehr Menschen suchen nach nachhaltigen Alternativen zu Amazon. 

///// HANDEL NATIONAL
Das Deutsche Institut für Service-Qualität (DISQ) testet Paketdienste
Im Auftrag des Nachrichtensenders Ntv hat das DISQ die fünf großen Paketdienste in Deutschland in der Vorweihnachtszeit getestet. Die gute Nachricht: Alle Pakete kamen an. Die bedenklichen Nachrichten: Die Versanddauer lag bei 2,6 Tagen, 15,2 Prozent der Pakete wurde unsachgemäß behandelt, bei 30 Prozent wurde die Verpackung beschädigt oder verschmutzt und 13 Prozent landeten in Paketausgabestellen, obwohl der Besteller anwesend war. Beim Service lagen die Schwachstellen vor allem bei der E-Mail-Beantwortung und der telefonischen Beratung. Einen Testsieger gibt es natürlich auch: DHL. 

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Digital gerüstet für den Neustart im Einzelhandel
Ein erster Schritt zurück zur Normalität: Mit Click & Meet ist Einkaufen zu vereinbarten Terminen wieder möglich. Dabei unterstützt die Telekom mit der Online-Reservierung von MagentaBusiness POS. So lassen sich kinderleicht Shopping-Termine buchen – auch ohne eigene Website. Die Lösung ist kostenlos verfügbar und schnell einsatzbereit. Mehr

Drittes Picnic-Fulfillment-Center in Langenfeld eröffnet
Nordrhein-Westfalen ist Picnic-Land: Am vergangenen Samstag wurde bereits das dritte Fulfillment-Center eröffnet, von dem aus die Besteller:innen im Flächenstaat mit Lebensmitteln versorgt werden. Bei der Eröffnung gab sich die Politik ein Stelldichein: Landesverkehrsminister Hendrik Wüst lobte die Investition der Picnic-Unternehmer in eine intelligente Citylogistik. Dabei dürfte er vor allem die Auslieferung mit E-Vans vor Augen gehabt haben, die Picnic für die letzte Meile zum Kunden einsetzt.  

Kaffeeprojekt mit Segelschiff
Wenige Leute haben beim Kaffeegenuss den Kleinbauern im Ursprungsland im Blick. Das Hamburger Start-up Teikei will dies ändern. Wer hier seine Bohnen kauft, weiß genau, woher diese stammen, und bezahlt den Jahresverzehr im Voraus. Auf der Webseite stellt Teikei dafür verschiedene Abo-Modelle zur Auswahl. Ein weiterer Aspekt im Nachhaltigkeitskonzept des Start-ups ist der Transport über den Atlantik: Dieser findet an Bord eines Segelschiffes statt. Teikei-Kaffee wird im stationären Handel in rund zehn Unverpackt-Läden in Deutschland und der Schweiz angeboten. 


///// HANDEL INTERNATIONAL

Nike verkauft schon 30 Prozent online
Die Online-Verkäufe von Nike stiegen in den USA im vergangenen Jahr um 59 Prozent auf über eine Mrd. US-Dollar. Das Unternehmen kündigte an, die Investitionen in den Online-Vertrieb weiter zu intensivieren und damit den Direktvertrieb zu stärken, um die Abhängigkeit von anderen Marktplätzen zu senken. Geplant sei auch, digitale Tools wie das Live-Streaming, in weiteren Märkten einzuführen. Tests in Japan, Deutschland und Italien seien erfolgreich gelaufen, berichtet CNBC. Wie viele globale Marken leidet Nike derzeit an Pandemie bedingten Lieferengpässen. Betroffen ist vor allem die Lieferung an die Händler und Marktplätze. 

Burberry kopiert Tokioer Flagship-Store in die virtuelle Welt
Der Tokioer Burberry-Flagship-Store erstreckt sich über drei Etagen und kann ab sofort virtuell erkundet werden. In Zusammenarbeit mit Elle Digital Japan wurde eine Kopie des Stores erstellt. Mit einfachen Klicks auf Links gelangen die Kunden:innen in die einzelnen Räume und Etagen mit den aktuellen Modekollektionen und können diese direkt kaufen. Das digitale Erlebnis ist erst einmal für einen Monat bis 18. April 2021 online.  

Amazon macht in Europa trotz Umsatzexplosion Verluste
Auch wenn in Europa eine Digitalsteuer für Krisengewinner kommen würde, müsste Amazon EU S.à r.l. für das Corona-Jahr 2020 nicht in den Topf einzahlen, denn die europäische Tochter des Online-Riesen weist für das vergangene Jahr ein dickes Minus von 1,2 Mrd. Euro aus. Dabei war der Umsatz um 36 Prozent auf 43,84 Mrd. Euro gestiegen. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, sind es vor allem Personalkosten und nicht weiter definierte operationale Kosten, die für den Verlust verantwortlich sind. 

Walmart öffnet seinen Online-Marktplatz für ausländische Händler
Wer bisher als Drittanbieter auf Walmart.com verkaufen wollte, brauchte eine Adresse in den USA oder eine US-Steuernummer. Damit ist jetzt Schluss. Seit Anfang März öffnet sich die Plattform für ausländische Anbieter, die jedoch vom Betreiber genau geprüft würden, heißt es beim Nachrichtendienst Bloomberg. Seit vergangenem Jahr bietet Walmart seinen Händlern einen Fulfillment-Service an. Während das Unternehmen hoffe, dass nicht nur chinesische Firmen die Öffnung nutzen, kündigt es an, künftig darauf zu achten, vermehrt in den USA produzierte Waren anzubieten. 

///// TRENDS & TECH

Wie Händler mit eigenen Engineering-Teams digital erfolgreicher werden
Die digitalen Kanäle sind für den Handel überlebenswichtig. Doch viele Einzelhändler müssen erkennen, dass ihre digitalen Plattformen unflexibel, komplex und teuer in der Weiterentwicklung sind. Woran das liegt und wie Händler die Technologiehoheit zurückerlangen, erklärt Gastautor Olivier Goethals.

KI-Kamera im Lieferwagen - Amazon-Mitarbeiter packt aus
Früher war der Fahrtenschreiber das einzige Mittel, die Lieferzeiten von Lastwagenfahrern zu überwachen. Heute halten Mentor-Apps und KI-Kameras Einzug in den Alltag der Fahrer und überprüfen deren Arbeitsleistung und -Zeiten. Ein Amazon-Mitarbeiter packt nach der Kündigung im Gespräch mit der Thomson Reuters Foundation aus: Als er angehalten wurde, Selfies in die Amazon-App Flex vor Dienstbeginn zu posten, beschloss er, seinen Job an den Nagel zu hängen. 

Alternativen zu Amazon gesucht
Immer mehr Verbraucher in Großbritannien suchen nach Alternativen zu Amazon für ihren Online-Einkauf. Einem Bericht der Tageszeitung The Guardian zufolge haben die Briten im Lockdown mehr Zeit, nach diesen zu suchen. Der Trend gehe zu nachhaltigen kleineren Marktplätzen oder direkt zu den Webseiten der Geschäfte und Händler. Insbesondere bei Kosmetikprodukten steigt die Nachfrage auf Seiten wie Plastic Freedom und Greenbeauty Market. Für Bekleidung sind Social Supermarket und People Tree beliebt. Der Preisunterschied zu großen Online-Marktplätzen wird mit der besseren Bezahlung der Mitarbeiter erklärt. Diesen sollte man beim ethisch korrekten Shopping in Kauf nehmen. 

Digitalisierung befähigt zum Klimaschutz
Der Digitalverband Bitkom hat eine Studie über den Beitrag der Digitalisierung zum Klimaschutz in Deutschland vorgelegt. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass durch den gezielten und beschleunigten Einsatz digitaler Lösungen in den kommenden zehn Jahren die CO2-Emissionen um 151 Megatonnen CO2 verringert werden. Digitale Technologien könnten die Hälfte zum deutschen Klimaziel beitragen. Entscheidend sei allerdings ein konsequentes Handeln bei der Umsetzung. Derzeit sei dieses leider eher moderat.