Liebe Leser, wegen technischer Störung bekommen Sie heute ein Nachmittags-Briefing. Die Nachrichten sind aber noch immer lesenswert: Amazon-Chef Jeff Bezos hat sich von seinem Posten als CEO des Internetgiganten zurückgezogen. Dies wird aber nicht nur ein einfacher Führungswechsel sein, denn Bezos hat das Unternehmen in den 1990er Jahren gegründet, danach zu einem der größten Konzerne weltweit geformt und sich selbst zum reichsten Menschen der Welt. Sein Nachfolger Andy Jassy wird keinen einfachen Job haben, denn Bezos wird weiterhin die Fäden ziehen. Es wird spannend, welche Ideen und Vorstellungen Jassy hat wird und wie viele er um- und durchsetzen kann.
///// HANDEL NATIONAL
Aufschwung für die Online-Apotheken
Auch den Online-Apotheken hat die Pandemie einen kräftigen Aufschwung verschafft. Nach einer repräsentativen Umfrage von Bitkom liegt der Anteil der Verbraucher, die ihre Medikamente in einer Online-Apotheke bestellen, bei 62 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Wert bei 58 Prozent. Eine deutliche Steigerung in den vergangenen vier Jahren von 33 Prozent 2018 über 46 Prozent 2019. Nach Angaben von Bitkom bestellen 23 Prozent der Kunden rezeptpflichtige Arzneimittel, 61 Prozent kaufen freie Medikamente. Diese Zuwächse erstrecken sich über die Apotheken hinaus auch auf Plattformen, bei Amazon liegt die Quote mittlerweile bei 15 Prozent. Nach Einschätzung von Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder stellen die virtuellen Apotheken aber nur eine Ergänzung zu den stationären Apotheken dar, sie bildeten keinen Ersatz.
Der Einzelhandel erholt sich weiterhin
Die Erholung des deutschen Einzelhandels hat sich im Mai fortgesetzt. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts lag der Zuwachs gegenüber dem Vormonat bei 4,2 Prozent. Im Vergleich zum Mai 2020 waren die Verkaufszahlen allerdings um 2,4 Prozent niedriger, dabei hatte der Mai 2021 aber auch einen Verkaufstag weniger als der Vorjahresmonat. Die Analysten führen die Steigerung im Mai auf die sinkenden Inzidenzwerte und die Lockerungen der Bundesnotbremse zurück. Einen Schub gab es im Handel außerhalb des Lebensmittelsektors, im Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren schoss der Umsatz um 72,1 Prozent nach oben. Im E-Commerce lagen die Pluswerte im Mai bei 5,7 Prozent gegenüber dem April.
Juristischer Schlag gegen Ebay
Ebay muss eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt wegen des Verhaltens gegenüber anderen Anbietern auf der Plattform verkraften. In der Lebensmittelzeitung wird das Urteil als Sensation eingeschätzt. Es sei entschieden worden, Ebay müsse "Vorsorge treffen, dass es möglichst nicht zu weiteren Verstößen der beanstandeten Händler-Accounts kommt". Ebay verbanne Angebote von unzuverlässigen Händlern pro-aktiv vom Marktplatz. Das Urteil ist das Ergebnis einer Klage des Schwimmscheibenherstellers Delphin. Der Anbieter habe sich zu der Klage entschieden, "weil chinesische Händler dort immer wieder Ware ohne Warnhinweise und Herstellerkennzeichnungen anbieten", zitiert die Lebensmittelzeitung Delphin-Geschäftsführer Bernd Hölzel. Nach Auffassung des Oberlandesgerichts entsprächen die Angebote auf Ebay nicht dem Produktsicherheitsgesetz und anderen Vorschriften, für diese Verstöße sei Ebay verantwortlich. Im Juli komme auch bei der EU-Kommission Bewegung in den Komplex, denn Mitte des Monats trete die neue Marktüberwachungsverordnung in Kraft. Sie sichere ab, dass Plattformen wie Amazon oder Ebay für Produkte haften, wenn der Händler über keine Repräsentanz in der EU verfüge.
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HANDEL INTERNATIONALIn China ist der dortige Fahrdienstleister Didi nach Anweisungen der Datenschutzbehörde aus den App-Stores der unterschiedlichen Anbieter gestrichen worden. Nach einer Meldung des Handelsblatts werden dem "chinesischen Uber" schwerwiegende Verstöße im Umgang mit den Kundendaten vorgeworfen. Didi solle nun die Fehler beseitigen, die gesetzlichen Standards erfüllen und die persönlichen Kundendaten schützen. Die ersten Meldungen über angekündigte Untersuchungen hätten am Freitag zwei Tage nach dem Börsenstart zu Rückgängen der Aktienkurse um bis zu elf Prozent geführt. Didi ist neben China in weiteren 14 Ländern weltweit aktiv.
Einigung auf die globale Mindeststeuer erreicht
Die Einführung einer globalen Mindeststeuer hat eine weitere entscheidende Hürde überwunden, 130 Länder haben sich auf die Einführung geeinigt. Nach einer Mitteilung der Wirtschaftswoche sieht Bundesfinanzminister Olaf Scholz "die Sache jetzt auf dem Gleis" und es sei auf internationaler Bühne der größte Durchbruch in den vergangenen 20 Jahren. Nach jahrelangen Verhandlungen gebe es nun eine weltweite Einigung, die Höhe soll bei 15 Prozent liegen. Für die Verhandlungen um die Details und weitere offene Fragen sei ein Zeitraum bis Oktober angesetzt. Wesentlicher Bestandteil der Steuerreform sei die neue Verteilung der Steuereinnahmen der 100 größten und wirtschaftsstärksten Konzerne weltweit. Diese Steuern sollen in der Zukunft auch in die Länder fließen, in denen sie erwirtschaftet werden.
Plymouth erhält eine lokale Verkaufsplattform
In der englischen Stadt Plymouth ist eine lokale Verkaufsplattform unter dem Namen "Nipii" an den Start gegangen. Auf ihr würden ausschließlich Produkte aus der Region in Südwestengland angeboten, zum Start habe das Portfolio rund 3.000 Waren umfasst, heißt es bei Tamebay. Die online angebotenen Produkte sollen einen Tag nach der Bestellung an die Kunden ausgeliefert werden. Damit solle den Händlern die Möglichkeit gegeben werden neue und bestehende Kunden in der Region besser versorgen zu können. Für sie wäre ein geo-basierter Suchalgorithmus eingerichtet. Die Betreiber der Webseite stellten den Händlern die Nutzungsgebühren bei Verkaufsabschlüssen in Rechnung, Abholung der Waren am Geschäft und Auslieferung übernehme Nipii.
///// TRENDS & TECH
In Helsinki plant Amazon den Aufbau ein neues Entwicklungszentrum für den Aufbau von Lieferrobotern. Im Amazon Scout Development Center sollen mehr als 20 Ingenieure mit der Forschung und Entwicklung beschäftigt werden, meldet CNBC. Dabei gehe es um die Weiterentwicklung des autonom arbeitenden Lieferroboters Amazon Scout, der derzeit in vier Städten in den USA getestet werde. Mit einer 3D-Software solle die "Komplexität des normalen Lebens“ simuliert werden, so dass sich Scout gefahrlos während der Auslieferungen bewegen könne. Erst vor einem halben Jahr habe Amazon mit Umbra in Finnland ein Unternehmen übernommen, das sich auf den Bau von 3D-Modellen spezialisiert habe, teilt CNBC mit. Eine Bestätigung dafür habe es von Amazon-Seite aber nicht gegeben.
Bestimmte Zeichen und Symbole in Netzwerknamen können für Nutzer von iPhones zu einem Ausschluss aus dem Wlan führen. Laut einem Bericht in The Verge hat der It-Spezialist Carl Schou festgestellt, dass es durch Kürzel wie "%" zu dem Abschalten der Wlan-Funktion von iPhones kommen könne. Diese Probleme könnten auch nach einem Neustart des Netzwerke bestehen bleiben.
Wertschöpfung des Online-Handels bei 12,7 Prozent
Der Online-Handel schafft mittlerweile in Deutschland einen Anteil von 12,7 Prozent an der Wertschöpfung, dem Nettobeitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), des Einzelhandels. In absoluten Zahlen sind dies 13,1 Milliarden Euro, heißt es in einer neuen Studie des IFH Köln. Dies verteile sich wiederum mit 45,8 Prozent auf den Multichannelhandel, ein Anzeichen für eine deutliche Verwurzelung der virtuellen Verkaufskanäle im stationären Handel. Dabei habe auch die Zahl der Online-Händler in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, von 22.279 in 2018 auf 39.632 im vergangenen Jahr. Nach Einschätzung der Wissenschaftler sei der E-Commerce "damit zur festen Säule in der Wirtschaft und in der Handelsbranche geworden". Festzustellen sei aber auch, dass der Multichannelhandel klar zugelegt habe, doch auch hier sei es zu Rückgängen gekommen. "Zwar greifen innerhalb der Unternehmen Verlagerungen der Umsätze in den Onlinehandel, diese reichen aber vielfach nicht aus, um die stationären Umsatzverluste aufzufangen", lautet eine der Schlussfolgerungen.
///// NACHHALTIGKEIT
Amazon plant in den USA für die Mitarbeiter eine Sonderzahlung, wenn sie am Unternehmenssitz in Seattle das Fahrrad für Hin- und Rückfahrt zum Arbeitsplatz nutzen. Nach einem Bericht von Geek Wire soll die monatliche Prämie bei 170 US-Dollar liegen. Die Maßnahme sei Bestandteil der Nachhaltigkeitsinitiativen des Konzerns. Ziel sei es, ein grünes Pendeln zum Arbeitsplatz zu stärken, auch wenn es sich nur um zwei Tage pro Woche handle, habe der Konzern mitgeteilt. Nach Einschätzung der Autoren könne es auch die Chancen von Amazon im Kampf um Mitarbeiter gegenüber den anderen Technologie-Unternehmen, die hier auch aktiv seien, in der Region Seattle verbessern. Mit der Unterstützung könnten Leasing und Sharing von Rädern, ihre Reparatur und das Abstellen an Haltestellen des ÖPNV abgedeckt werden. Die Leistungen könnten an anderen Amazon-Niederlassungen in den USA variieren.