Die Nachrichten am gestrigen Mittwoch waren geprägt von Angela Merkels Aufruf zum Lockdown, der in Sachsen schon am Montag Realität wird (wie berichtet) und der das hochwichtige vor- und nachweihnachtliche Geschäft stark stören wird. Kein Wunder, dass Galeria Karstadt Kaufhof von existenzieller Bedrohung spricht. Die andere Seite der Medaille: Die Paketdienste stecken im Auslieferungsstau. Als wollte das Jahr uns zeigen, wie alles noch komplizierter und schwieriger geht. Fast schon erstaunlich, dass es auch ganz normale Managerwechsel, Technikneuerungen und Prognosen gibt. Siehe unten.
///// HANDEL NATIONAL
Otto Group stellt Amazon-Manager ein
Wer von Amazon lernen möchte, stellt am besten einen Amazon-Manager ein: Die Otto Group hat zum 1. März 2021 Dr. Christoph Schulte verpflichtet, bisher Teil des EU Seller Services Leadership Teams und für das Fulfillment-by-Amazon-Geschäft in Deutschland verantwortlich. Bei Otto wird er Group Vice President Corporate Strategy and Development, teilt der Konzern mit, und berichtet an den Vorstandschef Alexander Birken. Schulte folgt auf Max von der Planitz, der die Otto Group zum 31. August 2020 auf eigenen Wunsch verlassen hatte.
Home24 holt sich 46 Mio. Euro von Anlegern
Der Berliner Online-Möbelhändler Home24 hat sein Kapital erhöht und dadurch an der Börse 46,4 Mio. Euro eingeholt. Das Geld soll ‚‚in erster Linie für die Stärkung [des] europäischen Geschäfts‘‘ verwendet werden, nämlich für Investitionen in zusätzliches Umlaufvermögen, kundenorientierte Technologie und das Showroom-Konzept, außerdem für Performance Marketing, so Excitingcommerce.de.
Harte Urteile über Apps im Lebensmittel-Einzelhandel
In gewohnt launischer Weise befasst sich das Supermarktblog mit den Apps der Lebensmittelhändler. ‚‚Nicht alles, was in eine App passt, [ist] deshalb automatisch nützlich oder zeitgemäß. Sondern im Zweifel halt auch: überflüssig‘‘, schreibt das Blog und unterscheidet die Unübersichtlichen, die Überflüssigen, die Krücken und die Pragmatischen. Auch wenn manche Urteile hart scheinen – sie sind gut begründet.
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HANDEL INTERNATIONALAmazon will stationäre indische Apotheken-Kette kaufen
Die Probleme von Fulfillment by Amazon
Apple handelt online mit Yogamatten und Fahrradhelmen
Das nennt man wohl Line Extension: Wer den Streaming-Service Fitness+ von Apple nutzt und nicht weiß, woher er/sie die notwendigen Sportgeräte beziehen soll, kann das jetzt bei Apple selbst tun. Dort gibt es Yogamatten, Fahrradhelme, Sprungseile, Schwimmbrillen und andere Dinge – von Drittanbietern und zu durchaus marktüblichen Preisen, wie Mashable.com feststellt. Also ohne den angebissenen Apfel.
///// TRENDS & TECH
Whatsapp erlaubt jetzt WarenkörbeEigentlich hat uns 2020 gelehrt, wie sinnlos Prognosen für das kommende Jahr sein können – E-Commerce-Software-Anbieter Shopify wagt trotzdem die Vorausschau auf 2021. Das globale Online-Wachstum werde sich verlangsamen, heißt es, vorher aber ein Allzeithoch erreichen. Genauso wie die Wettbewerbsintensität, was die Kosten für die Kundengewinnung deutlich erhöhe. Das Fulfillment (also Schnelligkeit, Kosten und Form der Lieferung) werde noch stärker zum Wettbewerbsfaktor. Denn die Pandemie habe den Wunsch der Verbraucher nach Komfort und Unmittelbarkeit verstärkt. Die Prognosen basieren unter anderem auf Daten von mehr als einer Mio. Online-Händlern und auf Umfragen. Die deutsche Zusammenfassung findet sich hier; wer das Original lesen möchte, sollte sich nicht vor bunten Grafik-Sperenzchen fürchten.
Einige Service-Artikel im Schnelldurchlauf
- Onlinehändler-News interviewt den Zahlungsdienstleister Mollie zur Frage, welche Zahlungsarten Online-Händler anbieten sollten.
- CNBC.com lässt in einem (vermutlich bezahlten) Gastbeitrag den Dienstleister VMware Carbon Black erläutern, wie sich Onliner vor Cyberkriminalität schützen.
- Ibusiness.de erklärt, was Addressable TV ist, nämlich digitale TV-Werbung, und wie Händler das nutzen können (Registrierung notwendig).
- Businessinsider.com führt eine Liste der (US-) Onliner, die kostenlose Retouren anbieten.
Gesundheitsämter – wo die Digitalisierung erzwungen werden muss
Kein E-Commerce, aber ein krasses Beispiel, wie unterschiedlich schnell die Digitalisierung in Deutschland vorankommt: Während über Whatsapp jetzt ganze Warenkörbe per Chat gekauft werden können (siehe oben), arbeiten viele Gesundheitsämter noch mit Faxen, auch und gerade bei der Übertragung von Pandemiedaten. Erst 2023 soll das letzte Faxgerät ausgerattert haben, Bayern will die Ämter zur Digitalisierung zwingen. Der Bericht der ‚‚Wirtschaftswoche‘‘ ist ein kleiner Horrorladen der Behördenklischees.
Die Markenlandschaft wird immer bunter – und der Händler bei der Sortimentsgestaltung immer stärker gefordert. Neue, junge Marken stoßen in Lücken, die von klassischen Hersteller- und Handelsmarken nicht glaubwürdig gefüllt werden. Welche Rolle dabei die Sozialen Medien spielen, erläutert Gastautorin Hanna Schramm-Klein in einer neuen Folge der HandelsMonitor Mega-Trends ebenso wie die Frage, wie Händler ihrer Rolle als Kuratoren gerecht werden können.