Ein Online-Shop, der zur Selbstabholung zwingt, dafür nur bestimmte Termine erlaubt und das Rückgaberecht verweigert? Funktioniert. Jedenfalls in Ausnahmefällen: Die Unternehmensgruppe «Prinz von Hessen» hatte 2020 das Grandhotel «Hessischer Hof» in Frankfurt am Main für immer geschlossen. Dort und im Schlosshotel in Kronberg gibt es nun 5.500 Weinflaschen zu viel. Das Unternehmen verkauft sie online mit Preisen zwischen 6,50 und 449 Euro zu den genannten Konditionen. Und das klappt: Einige Tage nach dem Start ist bereits ein Gutteil ausverkauft.

///// HANDEL NATIONAL
Zooplus-Bieterrennen erreicht "Schmerzgrenze"
"Die aktuellen Gebote liegen schon weit jenseits dessen, was Analysten Zooplus vorher als Potenzial zugetraut hatten" -- Handelsblatt.com sieht im Bieterwettkampf um den Tierbedarfs-Onliner eine Schmerzgrenze erreicht. Das Angebot von 390 Euro pro Aktie von August sei von Analysten bereits als attraktiv bezeichnet worden, aktuell liegen die Angebote der Interessenten Hellman & Friedman und EQT bei 470 Euro. Als Zeichen für Nervosität wertet das Blatt, dass H & F das jüngste Angebot von EQT nicht übertroffen habe, sondern lediglich gleichgezogen sei. Zooplus sei jetzt mit 3,6 Mrd. Euro bewertet, trotz guter Wachstumsaussichten werde es "extrem schwierig, dass sich die Übernahme mittelfristig rechne".

Lieferdienste I: Everli kommt nach Deutschland
Und noch ein Lieferdienst, diesmal aus Italien: Das 2014 gegründete italienische Unternehmen Everli kündigt für Anfang 2022 die Expansion nach Deutschland an (und nach Rumänien). Grundmodell ist der Einkauf in Supermärkten gegen Entgelt und innerhalb einer Stunde, zu den Partnern gehören Lidl, Kaufland und Carrefour. "Millionen von Kunden erhalten erstmals die Möglichkeit, große Warenkörbe, bis hin zum gesamten Wocheneinkauf, noch am selben Tag zu erhalten", verspricht Everli. Bisher ist der Dienst der Mitteilung zufolge in rund 80 Städten in Italien, Polen, Tschechien und Frankreich unterwegs. Und wo soll es in Deutschland losgehen? In Berlin. Dort gibt es ja auch kaum Lieferdienste ...

Lieferdienste II: Was sich bei Bringmeister ändert
Bringmeister zählt als Deutschlands ältester Lieferdienst für Lebensmittel zur den E-Food-Urgesteinen. Vor rund einem halben Jahr verkaufte Edeka ihn an die tschechische Rockaway-Capital-Gruppe um Jakub Havrlant. Etailment-Experte Dr. Matthias Schu wirft in seiner Shop Critique einen detaillierten Blick auf die jüngsten Entwicklungen. Sein Fazit: "Das Bringmeister-Redesign zeigt vor allem eins: den Fokus auf bekannte, teils schon länger offene Baustellen, deren Beseitigung und die meist konsequente Verbesserung von User Experience und Customer Journey."

Lieferdienste III (in Kürze)

  • Flink ist in Wien gestartet: Der Berliner Dienst liefert seit Anfang der Woche im Wiener Stadtteil Hietzing, geplant ist die Eroberung der ganzen Stadt mit einem Zehn-Minuten-Versprechen für 2100 Produkte inklusive Rewe-Eigenmarken, berichtet Lebensmittelzeitung.de.
  • Durststrecke (Durst.de) hat einen neuen Partner: Mit dem Getränkefachmarkt Hol ab! in Achim wird testweise in den beiden norddeutschen Städten Varel und Ritterhude geliefert, berichtet ebenfalls Lebensmittelzeitung.de.

Kunert hat seine Online-Shops überarbeitet
Textil-Hersteller Kunert meldet die Überarbeitung seiner Online-Shops für die Marken Kunert und Hudson. Unter anderem gebe es ein neues Shop-System ("Magento 2"), eine engere Verknüpfung mit der Warenwirtschaft und responsives Design inklusive verbesserter Such- und Filterfunktion. Bei Hudson werden zudem neue Zahlungsmöglichkeiten (Rechnung und Lastschrift), erweiterte Filter- und mehr Vergleichsmöglichkeiten erwähnt.

///// HANDEL INTERNATIONAL

Walmart eröffnet Online-Shop für Netflix-Serien-Merchandise
Wer braucht nicht unbedingt einen knallblauen Cassettenrecorder zur Fernsehserie "Stranger Things" für 64,88 US-Dollar? Eben. Daher meldet der US-Einzelhandelsriese Walmart die Gründung des "Netflix Hub at Walmart", eines eigenen Online-Shops unter anderem für Merchandise-Artikel zu Netflix-Serien. Genannt werden Musik, Kleidung, Spielzeug und Spiele zu Serien wie "Nailed It!", "Cocomelon", "The Witcher" und eben "Stranger Things". In Zukunft sollen die Kunden sogar über Merch-Produkte mitentscheiden (was ein bisschen an "Lego Ideas" erinnert).

Doordash stellt eine Million Dollar für Restaurants in Not bereit
Der US-amerikanische Lieferdienst Doordash sorgt sich um Restaurants, aus denen er sein Liefergut bezieht: Der zusammen mit dem Funding-Spezialisten Hello Alice gegründete "Restaurant Disaster Relief Fund" stellt insgesamt eine Million US-Dollar bereit für kleinere Lokale, die unter offiziell anerkannten Naturkatastrophen leiden. Dazu gehören der Hurrikan Ida vom August und die Waldbrände in Kalifornien. Da eine Hilfszahlung 10.000 Dollar umfasst, kann 100 Restaurants geholfen werden.

Modeplattform kauft Software-Anbieter für die Echtheitsprüfung von Sneakern
Über die US-amerikanische Plattform Poshmark.com können Kunden Kleidung kaufen und verkaufen. Für Sneakers, die längst zu Sammelobjekten geworden sind, stellt sich schnell die Frage, ob die angebotenen Exemplare echt sind. Poshmark wird das künftig beantworten können: Das Unternehmen hat mit sofortiger Wirkung Suede One gekauft, eine Plattform für die Online-Zertifizierung von Sneakern. Wie das Unternehmen mitteilt, funktioniert das über eine Mischung aus Machine Learning und menschlicher Expertise: Anhand von Bildern könne die Echtheit mit einer Sicherheit von 99 Prozent bestimmt werden.

///// TRENDS & TECH

Bitkom: "Deutscher Handel so digital wie nie"
Der Digitalverband Bitkom hat rund 500 stationär oder online tätige Groß- und Einzelhändler in Deutschland zur digitalen Befindlichkeit befragt und lobt und kritisiert. Lob: Der Einzelhandel in Deutschland sei seit der Covid-19-Pandemie so digital wie nie. 85 Prozent der Händler verkaufen vollständig online oder parallel zu einem Ladengeschäft (2019: 58 Prozent), davon 72 Prozent auf Plattformen (2019: 46 Prozent). Kritik: Nur zwei Prozent der Händler wollen laut Bitkom dauerhaft in die Digitalisierung investieren. Dabei sei das ein laufender Prozess ohne festes Ende. Wer Hilfe für seine eigene Digitalisierung sucht -- siehe die nächste Meldung.

Hier finden Händler Hilfe für die Digitalisierung
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, kommen Einzelhändler um Multichannel-Konzepte, Prozessautomatisierung und digitales Datenmanagement nicht herum. Die gute Nachricht: Auf dem Weg zum digitalisierten Geschäftsmodell stehen ihnen zahlreiche Beratungs- und Förderprogramme offen. Etailment stellt sie vor. Die Übersicht stammt aus dem neuen Heft der Zeitschrift "Der Handel", das heute erscheint. Das E-Paper steht auf Etailment.de zum kostenlosen Download bereit.

Drei Meldungen zu Amazon in jeweils einem Satz
  • An prominenter Stelle seiner französischen Plattform hat Amazon einen Shop ausschließlich für französische Erzeugnisse mit 230.000 Produkten von Kleidung über Schreibwaren bis Lebensmittel eröffnet, meldet Textilwirtschaft.de und fügt hinzu, es gebe keine Informationen dazu, ob das Konzept auf andere Märkte ausgerollt werden soll.
  • Um die gegenwärtigen Logistikprobleme zu lösen, soll Amazon auf der Suche nach gebrauchten Langstrecken-Frachtflugzeugen für Flüge zwischen China und den USA sein, so Businessinsider.com.
  • Amazon bezeichnet Vorwürfe als unzutreffend, das Unternehmen habe in Indien systematisch Fremdprodukte nachgeahmt und die Algorithmen so manipuliert, dass eigene Produkte im Vordergrund stünden, schreiben Cnet.com und Theverge.com.

///// NACHHALTIGKEIT

Umweltbegriffe müssen genau erklärt werden
Das Oberlandesgericht Hamm hat im August einem (anonymisierten) Online-Shop für Leuchten in mehreren Punkten gründlichst den Kopf gewaschen (Aktenzeichen 4 U 57/21, via Onlinehaendler-News.de). Unter anderem so: Wer mit Umweltschutzbegriffen wirbt, zum Beispiel "nachhaltig" oder "CO2-reduziert", muss genau erklären, was damit gemeint ist. Es müsse klar werden, "in Bezug auf welchen konkreten Aspekt des Produktionsprozesses, der Verpackung und des Vertriebs eine Umweltfreundlichkeit bzw. eine CO2-Reduktion in Relation zu welchem Standard konkret vorliegen soll und in welcher Hinsicht die verwendeten Verpackungen besonders nachhaltig sein sollen". Ansonsten drohten "irrige Vorstellungen" im Kundenkreis. Dem Shop wurden noch eine ganze Reihe anderer Dinge untersagt und ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro angedroht.

Amazon meldet 200.000 Produkte mit dem Label "Climate Pledge Friendly"
Zum einjährigen Bestehen des Programms "Climate Pledge Friendly" für klimafreundliche Produkte nennt Amazon einige Zahlen: So seien mehr als 200.000 Produkte und mehr als 10.000 Marken mit diesem Begriff gekennzeichnet, darunter Kosmetika, Wellness-Produkte, Kleidung, Elektroartikel, Haushaltswaren und Lebensmittel. Insgesamt werde mit 36 Zertifizierungsorganisationen aus den USA und Europa zusammengearbeitet.