Liebe Leserin, lieber Leser, rund um die Digitalisierung im Handel liefern Studien weiterhin wenig beruhigende Signale. Das liegt natürlich auch daran, dass man das klassische Geschäft noch am Leben erhalten muss. Das ist gut und richtig. Aber wer das eine tut, sollte das andere nicht lassen. Verhängnisvoll wird es, wenn das klassische Geschäft die Investition in Innovation bremst. Dann wird die Tradition zur Bedrohung. Auch für das Stammgeschäft.
Rewe-Online in Lauerstellung
Zum Wachstum der Rewe auf über 60 Milliarden Euro lesen Sie alles Nötige, beispielsweise zum Umsatzplus von 12,3 im Vollsortiment National, gewohnt kundig bei den Kollegen der
Lebensmittel Zeitung (Paywall). Was aber ist mit dem Online-Geschäft? Nicht viel. Zwar legen die Umsätze des Online-Geschäfts unter dem Dach der Rewe Group um insgesamt 22,4 Prozent zu, doch im Onlinehandel mit Lebensmitteln ist erstmal Abwarten angesagt. Denn die Kunden, so der Tenor auf der Bilanz-Pressekonferenz, agieren und kaufen noch nicht so wie man das gerne hätte. So bringt der Lieferservice geschätzt rund
200 Millionen Euro nach Hause, was zwar der Spitzenwert der Branche, für Rewe aber eher ein noch unprofitables Zubrot ist. Darauf kann man jedoch aufbauen - und aufdrehen, wenn die Zeit gekommen ist. „Wenn sich die Entwicklung beschleunigt, dann sind wir da. Das ist das wichtigste“, sagte Konzernchef Lionel Souque.
Ikea baut auf Miet-Möbel Ikea will ab Herbst auch in Deutschland Möbel zum Leihen anbieten. Besser gesagt: Es soll Leasing-Angebote geben. Aber das klingt ja nicht so spektakulär. Ikea "verkauft" das Modell zudem mit dem Etikett "Nachhaltigkeit" und will die Möbel nach Gebrauch recyceln. In der
Schweiz, einer der ersten Testmärkte für das Miet-Abo, bietet Ikea beispielsweise auch schon den
Ankauf gebrauchter Ikea-Möbel an. Welche Sortimente per Ausleihe in den weiteren Testländern wie Niederlande, Schweden und Polen zu haben sein werden? Die Tendenz geht in Richtung Büro- und Studentenmöbel.
Home24 eröffnet neues Logistikzentrum Denkste, die digitalen Großfürsten investieren in Bytes. Schreibste an drei Tagen hintereinander, dass Amazon an drei neuen Standorten in neuem Logistik-Beton macht. Wunderste dich. Schreibst heute, dass auch Home24 gerade
70.000 m² Lagerfläche in Halle (Salle) eröffnet. Wunderste dich über nix mehr.
eBay setzt auf Catch
Real vor Zerschlagung? Der Verkauf von Real wird wohl in der Zerschlagung enden. Die
Metro verhandelt laut
Handelsblatt ernsthaft noch mit zwei, nennen wir sie einmal Immobilienhändlern. Die könnten die Kette dann womöglich filetieren, teilweise an Kaufland weiterreichen. Mit verkauft werden soll auch der Onlinemarktplatz Real.de.
INTERNATIONAL
eBay beerdigt Werbe-Netzwerk eBay macht sein Reklame-Vehikel „eBay Commerce Network“ zum 1. Mai dicht. Die
Performance-Marketing-Werbelösung bot Händlern die Option ihre Angebote auf den angeschlossenen Publisher-Webseiten zu bewerben.
EU will mehr Transparenz von Amazon und Co Die EU will Verbraucher beim Online-Einkauf besser schützen. Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des EU-Parlaments hat dazu weitreichende Reformen beschlossen. So sollen Plattformen wie Amazon, aber auch Preisvergleichseiten zu mehr Vertragstransparenz gezwungen werden und die
Rankingfaktoren für Produktlistings offenlegen. Das ist in etwa so, als müsste Coca-Cola seine Rezeptzutaten im Internet veröffentlichen. Die neuen Regelungen müssen noch durch die politischen Mühlen.
Fliggy Buy lässt chinesische Touristen früher shoppen Alibaba startet eine
neue E-Commerce-Plattform für Reisende. Auf
Fliggy Buy können die Chinesen Produkte shoppen, die sie dann im Laden am Zielort abholen.
TRENDS & FAKTEN
Facebook-Daten offen in Amazon Cloud
Und noch eine
Daten-Panne bei Facebook. Millionen Daten von Facebook-Nutzern lagerten öffentlich zugänglich in den Cloud-Servern von - Trommelwirbel - Amazon. Wenn ich mir was wünschen dürfte: Wie wäre es mit Schadenersatzansprüchen für die Nutzer und Haftung der Eigner und CEO bei solchen und anderen Datenpannen?
re:publica 19: Fachkonferenz über Hanf als Business
Falls Sie in Studien zur Digitalisierung nicht immer so schlecht wegkommen wollen (siehe unten), dann ist der Weg zur
re:publica 19 vom 6. bis 8. Mai 2019 nach Berlin Pflicht. Es ist vielleicht die impulsstärkste Digitalkonferenz mit dem weitesten Horizont - und Themen, die auch jenseits von Business und KPI anregen. Um Geschäfte geht es dort natürlich auch. Beispielsweise auf den Fachkonferenzen im - Achtung - Technikmuseum. Bei
„Digital Hemp – Hanf: das Öl des 21. Jahrhunderts“ steht am 8. Mai beispielsweise das Potenzial der
Hanfpflanze im Mittelpunkt und wie technische Innovationen, digitale Vernetzung und nachhaltige Entwicklung eine neue Dynamik in den neuen Markt bringen. Ich freu mich auf Sie (
Tickets), denn ich werde dort ein bisschen moderieren.
Zahl des Tages 11 Laser-Scanner, 7 Radare und 14 Kameras hat der E-Golf an Bord mit dem VW in Hamburg die autonome Fahrt (Level 4)
testet. Die Länge der innerstädtischen Teststrecke: 3 Kilometer.
Studien des Tages Digitalisierung und der Mittelstand, das will immer noch nicht so recht zusammengehen. 39 Prozent aller Unternehmen sehen sich immerhin selbst als Vorreiter beim Thema
Digitalisierung, 55 Prozent halten sich für Nachzügler und 3 Prozent fühlen sich völlig abgehängt. Im Handel fühlen sich - naja - sogar fast 50 Prozent vorne, sagt eine
Bitkom-Umfrage. Das digitale Standing hängt natürlich auch am Geld, bestätigt eine
KfW-Studie (pdf) bekannte Vorurteile. Zwar wird mehr investiert, doch das auf einem niedrigen Niveau.
Für Maschinen und Gebäude wird das 11-fache ausgegeben. Dazu passt eine Studie von
Capterra, die aufzeigt, dass 35 % der deutschen Mitarbeiter ihr Unternehmen nicht bzw. nicht wirklich als digitalisiert bezeichnen. 56 % wünschen sich zudem, dass ihr Unternehmen die Vorteile von Software besser nutzt und technologisch fortgeschrittener ist.
Favorit der Leser am Vortag About you hat es geschafft – mit einem Wert von über einer Milliarde Euro gehört es zu der kleinen Kaste der Unicorns.
Wer folgt? Aktuell investiert die
Otto Group rege und gründet neue Start-ups – auch um digital den Anschluss zu halten.
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