Nur wenige Märkte befinden sich zur Zeit so stark in Bewegung wie der für Essenslieferdienste. Fast täglich laufen neue Nachrichten durch den Ticker, immer wieder neue Anbieter, neue Kooperationspartner und neue Märkte. Doch das Wachstum ist nicht grenzenlos. Nun hat Deliveroo mal wieder einen Rückschlag erlitten. Zwei Jahre nach dem Schlussstrich in Deutschland verabschiedet sich Deliveroo nun auch aus Spanien. Solche Meldungen wird es neben den Nachrichten über Expansionen und neue Märkte in den nächsten Wochen und Monaten noch öfter geben. Einige der jungen Anbieter sollten sich das eine oder andere Mal selbst abbremsen.

///// HANDEL NATIONAL
Raoul Rossmann schlägt Sondersteuer für den Online-Handel vor
Die Diskussion um die Situation des stationären Handels und das Aussterben der Innenstädte nimmt keine Ende. Zwar ist die Entwicklung in den vergangenen Wochen positiv, doch eine Rückkehr auf das alte Niveau ist gelinde gesagt schwierig, der Online-Handel hat eine zu starke Position erreicht. Nun hat Raoul Rossmann eine Sondersteuer für den Online-Handel durch eine höhere Mehrwertsteuer oder eine Paketsteuer ins Gespräch gebracht. Der Chef der Drogeriekette Rossmann will den E-Commerce damit an den Kosten der Wiederbelebung der Städte beteiligen.

Starker Juni für den Einzelhandel
Der Einzelhandel in Deutschland hat im Juni starke Zahlen erzielt. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts ging es mit den Umsätzen gegenüber dem Mai um 4,2 Prozent nach oben, im Vergleich zum Juni 2020 ist der Umsatz um 6,2 Prozent gewachsen. Nach Einschätzung der Statistiker beruht die positive Entwicklung auf den sinkenden Corona-Inzidenzen und der Einstellung der Bundes-Notbremse zum 30. Juni. Beim Blick auf die einzelnen Branchen war der Umsatz mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren um 3,9 Prozent niedriger als im Vormonat, Gewinner waren die Händler mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren, denn sie erzielten ein Umsatzplus von 70,5 Prozent. Nach unten ging es im Juni für den Internet- und Versandhandel, das Umsatzminus lag bei 7,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorkrisenmonat Februar 2020 lagen die Zahlen aber um 38,4 Prozent höher.

HDE startet Azubi-Schulung mit Google
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres eine Trainingsreihe in Kooperation mit der Google Zukunftswerkstatt gestartet. Die ersten Webinare rund um Fragen und Themen der digitalen Arbeitswelt sollen am 27. September online gehen, heißt es bei Textilwirtschaft. Für die Azubis gehe es um Kommunikation und Zusammenarbeit im Team, Projektmanagement und Kreativität, Soft Skills wie agiles Arbeiten, soziale Kompetenzen und Diversity sowie Online-Sicherheit und Recherche. Der HDE stufe die Kooperation mit dem Internetkonzern als eine Fortsetzung der Zusammenarbeit bei der Initiative Zukunft Handel ein.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Deliveroo plant Abschied aus Spanien
Deliveroo sieht sich in Spanien frischem Gegenwind ausgesetzt und denkt nun über einen Rückzug von der Iberischen Halbinsel nach. Die Regierung in Madrid will mit einem neuen Gesetz die Position der Lieferboten stärken und ihnen bessere Chancen auf Festanstellungen sichern, berichtet die Lebensmittelzeitung. Auch die erforderlichen Investitionen für eine Verbesserung der Marktposition seien unverhältnismäßig hoch. Daher stehe nun die Schließung der Niederlassung in Spanien auf dem Plan. Bislang sei der Anteil des spanischen Marktes am Gesamtumsatzes des britischen Unternehmens nur sehr niedrig, hinter den Konkurrenten Uber Eats, Just Eat und Glovo befinde sich Deliveroo auf dem vierten Platz. Bereits 2019 hatte Deliveroo den Betrieb in Deutschland eingestellt, aktiv ist der Lieferdienst momentan in zwölf Ländern.

Gute Aussichten für die Online-Pharmazie
Am 1. Januar 2022 ist es so weit, in Deutschland starten die E-Rezepte. Mit ihnen wird der Verkauf der Medikamente durch den integrierten Barcode über die Online-Apotheken wesentlich einfacher. In der Folge prognostiziert die Handelszeitung einen starke Wettbewerb der beiden Gegenspieler Shop-Apotheke aus Deutschland und der Versandapotheke zur Rose aus der Schweiz. Beide zusammen erreichten in Deutschland einen Marktanteil von rund zwei Drittel und seien bereits seit Beginn der Pandemie gewachsen. Dabei gebe es aber in der Zukunft durchaus Chancen für beide Anbieter nebeneinander. Dabei unterschieden sich beide in ihren Geschäftsmodellen, denn die Schweizer wollten neben dem Medikamentenverkauf ein umfangreiches Programm bis hin zur Telemedizin bieten. Bei Shop-Apotheke liege dagegen die Konzentration primär auf dem Handel mit pharmazeutischen Produkten, für sie gehe es um Kooperationen mit externen Partnern.

Klarna startet KMU-Programm in Großbritannien
Der schwedische Zahlungsdienstanbieter Klarna hat in Großbritannien ein Unterstützungsprogramm für kleine und mittelständische Unternehmen gestartet. Nach Angaben von Fashion United stehen den Unternehmen drei Millionen Britische Pfund für eine Erholung von der Coronakrise zur Verfügung. Die Hilfsgelder verteilten sich auf 100 Einzelhändler, sie könnten sie für Ausstattung der Büros, Kundenakquise oder Werbemaßnahmen einsetzen. Dazu gehöre auch eine kostenfreie Nutzung der Dienstleistungen von Klarna. Die Unterstützungssummen beliefen sich auf 30.000 Britische Pfund pro Unternehmen. Die Gelder würden aufgeteilt in die Kategorien Innovation, Omnichannel, Nachhaltigkeit und direkte Auswirkungen durch die Pandemie.

///// TRENDS & TECH

Square holt sich Afterpay
Auf dem Markt der Zahlungsdienstanbieter steht eine weitere Übernahme auf dem Tableau. Nun ist es das US-Fintech-Unternehmen Square, das den Kauf des australischen Zahlungsabwicklers Afterpay angekündigt hat. Nach einem Bericht des Spiegels soll der Kaufpreis bei rund 29 Milliarden US-Dollar liegen. Der Schwerpunkt der angebotenen Dienste von Afterpay liegt auf "Buy now, pay later". Afterpay ist derzeit in Australien, den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Italien vertreten. Über einen Einstieg in Deutschland sei derzeit nichts bekannt. Die Kundenzahl liege bei den Geschäftskunden bei rund 100.000, im Sektor der Privatkunden bei 16,2 Millionen. Square verfüge über einen Kundenstamm der eigenen Cash-App von rund 70 Mllionen. Ziel der Übernahme sei es, "das Finanzsystem fairer, zugänglicher und inklusiver zu machen".

Koffer stehen noch im Kurs
Das vergangene Jahr mit den stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten hat das Bedürfnis nach Urlaub in Deutschland in diesem Jahr wachsen lassen. So lautet die Schlussfolgerung des Preisvergleichsportals Billiger.de bei einer Analyse der Nachfragezahlen für Koffer. Danach sei die Nachfrage nach Koffern auf bis zu 789 Prozent nach oben gesprungen. Untersucht wurden die Zahlen zwischen dem 1. Mai und dem 22. Juli, wobei es starke Schwankungen gegeben habe. In Mai und Juni hätten die Werte zwischen einem Plus von 789 und 400 Prozent gelegen, im Juli habe es erst einen Anstieg von 500 Prozent gegenüber 2020 gegeben, Mitte des Monats habe das Plus bei 625 Prozent gelegen. In einer repräsentativen Umfrage konnten die Statistiker zusätzlich feststellen, dass Reisen für 85 Prozent der Befragten ganz oben auf der Wunschliste stehe.

Das Geld sitzt bei vielen Verbrauchern nach der Pandemie lockerer
Die Einschränkungen während der Coronakrise haben sich auf das Einkaufsverhalten in Deutschland ausgewirkt. Nach einer neuen Studie von Integral Ad Science (IAS) zur Untersuchung von Verhalten und Ausgabengewohnheiten seien 38 Prozent der Verbraucher bereit, nach dem Ende der Pandemie die Ausgaben zu erhöhen. An der Spitze der Liste stünden mit 36 Prozent Erlebnisse und Dienstleistungen. 24 Prozent wollten das von ihnen angesparte Geld dafür nutzen. Eine wachsende Bedeutung der Online-Werbung für sie selbst erwarteten 67 Prozent der Kunden, an der Spitze stünden hier die individuelle Verkaufshistorie (43 Prozent) und die kontextsensitive Werbung mit einem klaren inhaltlichen Mehrwert (39 Prozent). Für die Änderungen im Kaufverhalten, die sich während der Pandemie entwickelt hätten, sei keine Rückentwicklung zu erwarten. So wollten 79 Prozent der Befragten an mindestens einer der in dieser Zeit gewachsenen Gewohnheiten wie Online-Kauf, Kochen oder Videospiele festhalten.

///// NACHHALTIGKEIT

Greenstorm startet ein neues Abo-Programm
Der Online-Händler für E-Bikes, Greenstorm, hat sein Angebotsprogramm um ein Abo-Modell ergänzt. Neben den Möglichkeiten des Kaufs oder der Kurzzeitmiete der Elektroräder könnten diese in Deutschland und Österreich nun auch für sechs oder zwölf Monate gemietet werden. Zur Verfügung stünden Pedelecs der Kategorien City, Trekking, Kinder oder Mountainbike sowie in einigen Fällen auch gebrauchte Räder, teilt das Unternehmen mit. Die Auswahl der Laufzeit des Abos erfolge bei der Online-Buchung, im Abo-Preis enthalten seien eine Zusatzversicherung und die Lieferung des Rades, eine Abrechnung der Kilometerleistung entfalle. Für interessierte Kunden bestehe nach Ablauf des Abos die Kaufmöglichkeit des E-Bikes.