Der Journalist Jesse Orrall hat die definitive digitale Woche hinter sich: Sieben Tage lang ließ er seine täglichen Entscheidungen von den Algorithmen der Plattformen bestimmen – Kleiderwahl, Mittagessen, Musik. Seine lesenswerte Geschichte kommt zu mehreren Fazits: Je spezialisierter ein Service, desto eher bringt er gute Ergebnisse. Er gab Hunderte Dollar mehr aus als in einer normalen Woche. Und trotz der intensiven Beschäftigung weiß er vor allem, was er über Algorithmen alles nicht weiß. Damit zu den Nachrichten.
///// HANDEL NATIONAL
Uber Eats will bald auch in Frankfurt und München liefern
Uuuuund noch ein Lieferdienst in den Metropolen: Uber Eats will von August an auch in Frankfurt am Main und München Essen von G (wie Gastronomie) nach K (wie Kundschaft) chauffieren. Zur Zahl der teilnehmenden Restaurants gebe es noch keine Angaben, wie die Deutsche Presse-Agentur und Journal-Frankfurt.de schreiben. In Berlin sei die Zahl seit dem Start vor drei Monaten auf rund 700 gestiegen, allerdings könne noch nicht bei allen bestellt werden.
Zalando hat sich in Estland, Lettland und Kroatien niedergelassen
Im Juni wurde es angekündigt (das "Morning Briefing" berichtete), gestern folgte die Umsetzung: Zalando hat Online-Shops in Estland, Lettland und Kroatien eröffnet. Im virtuellen Regal lägen jeweils 300.000 Produkte von mehr als 1.400 Marken, so Zalando. Manche Marke sei zum ersten Mal in diesen Ländern erhältlich und das Zalando-Angebot jeweils das umfangreichste Modesortiment im Land. Den Marken verspricht das Unternehmen 17,5 Mio. potenzielle Neukund:innen, umgekehrt seien lokale Marken eingeladen, über die Plattform europaweit zu verkaufen. Wem in der Länderliste Litauen fehlt: Dort (wie auch in Slowenien und der Slowakei) ist Zalando im Juni online gegangen. Das Partnerprogramm wurde per sofort auf alle sechs genannten Länder erweitert. Erklärtes Ziel sei es, "der Starting Point for Fashion, also die erste Anlaufstelle für Mode, in ganz Europa zu werden".
Bundesgerichtshof berät über Influencer und ihre Anbieter-Links
Es ist der Markenkern von Influencer:innen, über Produkte zu berichten. Wo die Grenze zwischen Bericht und Werbung liegt, darüber berät der Bundesgerichtshof. Dort sind drei Klagen des Verbands Sozialer Wettbewerb gegen Cathy Hummels, Leonie Hanne und Luisa-Maxime Huss gelandet. Zeit.de dröselt die Lage auf, im Kern geht es darum, ob so genannte Tap Tags (Links zu den Anbietern) als Werbung gekennzeichnet werden müssen.
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HANDEL INTERNATIONALAmazon wächst um 27 Prozent, aber unterhalb der ErwartungenEbay I: 1.000 Händler nutzen „Fulfillment by Orange Connex“
Onlinehaendler-News.de hat bei Ebay angefragt, wie viele Händler sich mittlerweile für das vorigen Herbst angekündigte „Fulfillment by Orange Connex“ angemeldet haben. Die Antwort: Insgesamt mehr als 1.000 greifen auf die Dienste des Logistikers zurück. Der Service, den es bereits in China gibt und der gerade in Großbritannien eingeführt wird, sei auch in Deutschland verfügbar und hier bereits seit Anfang des Jahres aus der Beta-Phase entlassen, Orange Connex wickele den Betrieb inzwischen komplett ab.
Ebay II: Automatisierte Sammelkarten-Wertermittlung
Sammelkarten zum Beispiel von Sportstars haben offenbar ein Rekordjahr hinter sich. Ebay jedenfalls begründet damit die Einführung von Tools für die Preisermittlung und das Sammelmanagement. Sie wurden gestern in einer Beta-Version veröffentlicht, wie das Unternehmen mitteilt: für Android und Desktops sowie in einer offensichtlich schon weiter entwickelten Fassung im App Store von Apple. Unter anderem sei es möglich, den aktuellen Wert der eigenen Sammlung ständig im Auge zu behalten und einzelne Karten per Klick anzubieten – über Ebay natürlich.
Ebay III: Ex-Manager muss ins Gefängnis
Weil er zwei kritische Journalisten eingeschüchtert habe, wurde in Boston (USA) ein ehemaliger mittlerer Manager aus dem Sicherheitsbereich von Ebay zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt, berichtet FAZ.net. Er soll gemeinsam mit fünf anderen mittlerweile entlassenen Mitarbeitern unter anderem mit lebenden Insekten und belästigenden Nachrichten gegen die Autoren des Blogs "Ecommerce Bytes" vorgegangen sein.
Walmart bietet anderen Händlern seine digitalen Services an
US-Lebensmittelriese Walmart will seine selbst entwickelte digitale Technik monetarisieren und bietet sie daher anderen Händlern und Marken an. Wie das Unternehmen schreibt, sollen über eine Partnerschaft mit Adobe der Walmart-Marktplatz sowie die Fulfillment- und Pickup-Dienste des Händlers in die E-Commerce-Software "Adobe Commerce" integrert werden, um sie extern bereitzustellen.
///// TRENDS & TECH
Mit einem Blogpost kündigt Twitter an, nach ersten Versuchen 2015 ein neues Shopping-Modul zu testen. In dieser Woche begann der Pilotbetrieb für "Twitter Shopping" – zunächst in den USA, für iOS-Smartphones und für englischsprachige Accounts, die als professionelle Profile registriert sind. In einem Bereich am oberen Ende der Profile sollen Unternehmen ihre Waren darstellen, Interessierte drehen diesen Bereich wie einen Kleiderständer und können ein Produkt auswählen und danach kaufen. Das alles passiert, so die Mitteilung, innerhalb der Twitter-App. Ein neuer Händler-Beirat, das Merchant Advisory Board, werde das Ganze begleiten. Zu den ersten zehn Marken im Modul gehören laut Onlinehaendler-Neews.de der Spiele-Shop Game Stop sowie das Reiseunternehmen Arden Cove. Twitter ist in Gesellschaft: Viele Social-Media-Anbieter betreiben inzwischen Shopping-Funktionen, Instagram hat das jüngst sogar zu einer von vier strategischen Säulen ausgerufen, ist auf Retaildive.com zu lesen.
Das Bezahlen per Smartphone-Selbstscannen nimmt im stationären Handel in Deutschland Fahrt auf: Penny hat erstmals in einer kleineren Filiale (in Zweibrücken) eine klassische Kasse stillgelegt und durch Scan & Go ersetzt. Das schreibt Lebensmittelzeitung.net, die auch weiß, dass Penny jetzt in 120 von 2400 Märkten Scan & Go per Smartphone anbietet (Rewe: 100 von 3.600). Ebenfalls die LZ berichtet, Drogeriemarktbetreiber Budnikowsky habe in Hamburg-Winterhude eine Pilotfiliale mit Smartphone-Scan-&-Go ausgestattet. Auch DM und Rossmann verfolgten das Konzept.
///// NACHHALTIGKEIT
Zu 100 Prozent aus Pflanzenfasern und ohne extrem langlebige polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS): Der Essenslieferdienst Delivery Hero kündigt neue Verpackungen an. In den Märkten Deutschland, Österreich, Ungarn, Chile, Hongkong, Katar, Singapur und Vereinigte Arabische Emirate seien sie für Restaurants "bald" und "zu erschwinglichen Preisen" erhältlich. Bis Ende 2022 will Delivery Hero zehn Mio. Einheiten der neuen Verpackungen verwendet haben. Weitere Länder sollen "in naher Zukunft" dazukommen. Hinter der Entwicklung steht unter anderem die eigene Beteiligung Bio-Lutions.