Katastrophen neigen dazu, schnell vergessen zu werden. Daher tut es gut zu sehen, dass es mit Unwetterhilfen.de eine neue, große Unterstützungsaktion nach den Flutkatastrophen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gibt – auch wenn sie ausschließlich Spendern und Nutzern mit Ebay-Konto offen steht. Näheres siehe unten.
///// HANDEL NATIONAL
HDE und Ebay haben Hilfsportal Unwetterhilfen.de freigeschaltet
Händlerinnen und Händler, die von der jüngsten Flutkatastrophe betroffenen sind, können ab sofort über das Portal Unwetterhilfen.de Unterstützung beantragen. Auch Spendenwillige sind hier richtig. (Achtung: Das N am Ende ist wichtig, Unwetterhilfe.de führt auf eine Website voller Anzeigen.) "Die Plattform vernetzt jeden in Deutschland, der bereit ist, Produkte bereitzustellen für die von der Flutkatastrophe betroffenen Unternehmen", versprechen der Handelsverband Deutschland (HDE) und Ebay, die die Aktion gemeinsam auf die Beine stellen. Gefragt sind "alle Waren und Artikel, die zur Reinigung, Trocknung und Wiederherstellung der Räumlichkeiten und Geschäfte geeignet sind". Sie werden zum symbolischen Preis von einem Euro verkauft – aus dem einfachen Grund, dass die Ebay-Software keine kostenlosen Angebote verarbeiten kann. Ein Ebay-Konto sowie einige Formalia genügen zur Teilnahme.
Penny testet Lieferdienst in drei Städten
Rewe und Edeka sind schon im Liefergeschäft unterwegs, jetzt folgt Penny: Eine einstellige Zahl von Filialen in Hamburg, Berlin und Köln testen das Konzept gemeinsam mit dem Lieferdienst Bringoo. Bis zu 20 Kilogramm aus dem gesamten Penny-Sortiment können zu Ladenpreisen bestellt werden, das kostet 2,90 Euro, berichten Ibusiness.de und Lebensmittelzeitung.de.
Neuer E-Commerce-Chef bei Hugo Boss
Hugo Boss hat Jan Philipp Wintjes zum Vice President Global E-Commerce berufen. Wie Textilwirtschaft.de unter Berufung auf das Unternehmen berichtet, folgt er am 1. September auf Matthew Dean, der das Unternehmen verlassen hat. Wintjes habe zuvor für die PVH-Gruppe mit den Marken Tommy Hilfiger und Calvin Klein gearbeitet, zuletzt als Senior Director E-Commerce. Zu seinen Aufgaben werde es gehören, den E-Commerce-Anteil mehr als zu verdoppeln und nahtlose Prozesse über alle Kundenkontaktpunkte hinweg zu gewährleisten.
Galaxus Deutschland: CEO und COO übernehmen
Vor einigen Tagen hat Frank Hasselmann seinen Rücktritt als Galaxus-Deutschland-Geschäftsführer mit Sitz in Hamburg erklärt. Handelszeitung.ch meldet nun, dass die Online-Tochter des Schweizer Migros-Konzerns keinen direkten Nachfolger plane, sondern das deutsche und das Schweizer Team zusammenführe. Operativ leiten der Website zufolge ab sofort Michael Stolle (COO des Unternehmens) sowie Co-Gründer und CEO Florian Teuteberg die Galaxus Deutschland GmbH. Anders gesagt: Deutschland wird Chefsache.
Doc-Morris-Mutter vergrößert den Halbjahres-Verlust
Auch mit Apothekenpreisen ist im Internet offenbar kein Geld zu verdienen: Das Schweizer Unternehmen Zur Rose, Mutter der auch in Deutschland sehr aktiven niederländischen Online-Apotheke Doc Morris, meldet laut DPA einen Nettoverlust von 77 Mio. Franken (71,8 Mio. Euro) für das erste Halbjahr (Vorjahreshalbjahr: minus 52 Mio. Franken). Einer der Gründe für das Minus dreht sich seit Monaten in den Werbeboxen deutscher Bushaltestellen: Doc Morris fährt eine große Kampagne für das kommende elektronische Rezept. Der Umsatz im ersten Halbjahr stieg um etwa 23 Prozent auf 998 Millionen Franken, eingerechnet sind die Zukäufe Apotal (Versand- und Diabetes-Geschäft) und Medpex (Versandapotheke).
/////
HANDEL INTERNATIONALDie Überschriften von gestern zeigen: Die Quartalsergebnisse von Walmart lassen sich auf ganz unterschiedliche Weise lesen und gewichten. Zunächst die Zahlen: Der US-Händler meldet für das zweite Quartal (bis Ende Juli 2021) einen Konzern-Umsatzzuwachs von 2,4 Prozent auf 141 Mrd. US-Dollar (ca. 120 Mrd. Euro) und ein operatives Ergebnis von 7,4 Mrd. Dollar (plus 21,4 Prozent). Der E-Commerce, nur für die USA angegeben, wuchs um sechs Prozent im Vergleich zum sehr starken Vorjahresquartal, um 103 Prozent im Vergleich zu 2019. Das kann man rundum positiv sehen wie DiePresse.com: "Walmart profitiert weiter von der Kauflust seiner Kunden". Retaildive.com dagegen packt den Wermutstropfen in die Überschrift: "Walmart-Umsätze wachsen weiter, auch wenn der Online-Schwung nachlässt". Businessinsider.com stellt nicht den Handel, sondern das verdoppelte Geschäft mit Anzeigen (plus 95 Prozent) in den Vordergrund: "Der Händler verfolgt weiter sein Ziel, sich in einen Werberiesen zu verwandeln". Und NYTimes.com (die "New York Times") und Fashionunited.com sehen Walmart sogar als Verlierer: Amazon habe den größten stationären Händler entthront.
England: Poundland verdoppelt Lieferdienst-Pilotversuch
Der britische Discounter Poundland ist einen Schritt weiter als Penny (siehe oben): Das Lieferdienst-Pilotprojekt wurde verdoppelt, sodass jetzt laut Internetretailing.net sieben Millionen Briten, ein rundes Neuntel, darauf zugreifen können. Allerdings nicht inselweit, sondern in der Mitte Englands: vom Fulfillment-Center in Cannock, Staffordshire, aus in den Midlands und in South Yorkshire. Das bestellbare Sortiment wurde von 2.000 auf 3.000 Artikel erweitert, darunter Lebensmittel, Kleidung, Gartenartikel, Haushaltswaren, Gesundheits-, Schönheits- und Haustierprodukte. Das Lieferentgelt beträgt vier Pfund (ca. 4,70 Euro). Poundland betreibt 850 Filialen in Großbritannien und Irland.
Umfrage: Die Hälfte der Händler weltweit will den Black Friday nicht stationär abhalten
Der zu SAP gehörende britische Omnichannel-Spezialist Emarsys hat sich unter den Marketingleuten der Welt umgehört und herausgefunden: Fast die Hälfte erwägt 2021 aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit Covid-19 keine Black-Friday-Aktionen im stationären Geschäft. Mehr als vier Fünftel wollen ihre Kunden in den Online-Shop locken. Allerdings haben erst 13 Prozent ihre Vorbereitungen bereits abgeschlossen, ein Viertel dagegen noch nicht einmal begonnen. Emarsys findet das laut Tamebay com "beunruhigend". Die Zahl der befragten Unternehmen wird nicht genannt.
///// TRENDS & TECH
Rund zwei Drittel der Kunden in Deutschland sind der Ansicht, "dass die Händler nicht alles in ihrer Macht Stehende tun, um [Online-] Betrug zu verhindern". So fasst Handelsblatt.com eine Umfrage des US-Sicherheitsdienstleisters Riskified unter 4.000 Verbrauchern in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA zusammen. Das Blatt gibt dieser Ansicht im Kern Recht: Online-Händler stünden vor dem Dilemma, dass Sicherheitsprüfungen wie Zwei-Faktor-Authentifizierungen so oft zum Abbruch des Kaufs führen, dass sie oft gar nicht erst eingesetzt werden. Mehr als die Hälfte der parallel befragten 400 Online-Händler seien der Ansicht, Betrug verhindern zu können, nur 39 Prozent von ihnen hätten entsprechende Software im Einsatz. Allerdings seien 90 Prozent der Onliner von Betrugsversuchen betroffen. Dazu passt: Betrüger sollen beim Fintech N26 (ebenfalls laut Handelblatt.com) zwischen Mai 2019 und Juli 2021 rund 1.600 Konten eröffnet haben, um sie im Internet für Fakeshops oder betrügerische Ebay-Konten zu nutzen. Laut N26 sind fast alle dieser Konten mittlerweile geschlossen.
Seine eigenen Verkäufe analysiert wohl jedes Unternehmen. Das US-Unternehmen Stackline, Anbieter von E-Commerce-Software, kündigt mit "Trends" einen Service an, der auch Suchanfragen auswertet. Wie Fashionunited.com schreibt, verspricht das Tool auf der Grundlage von 300 Mrd. E-Commerce-Suchen "ein definitives Ranking der Marken und Themen, die in der Gunst der Verbraucher steigen, sinken und auftauchen" (die Liste steht online, Apple, Nike und Nintendo führen sie an). Das Ganze gilt für den US-Markt.
///// NACHHALTIGKEIT
"Die Secondhand-Welle rollt in die Kaufhäuser", titelt Channelpartner.de und nennt drei Beispiele, allesamt für Textilien: 1) Galeria Karstadt Kaufhof hat in der Filiale am Hermannplatz in Berlin einen "Re-Use-Store" eingerichtet. 2) Breuninger, ein deutschlandweit auftretender Filialist, lädt den Edelmarken-Secondhand-Onliner Vite En Vogue für Pop-Up-Stores in einzelne Läden ein und denkt darüber nach, das dauerhaft einzurichten. 3) Und C & A bietet im Haus in Hamburg-Altona Gebrauchtkleidung, ebenfalls mit Unterstützung eines Onliners, nämlich als Pop-up-Store von Carou. Erwähnenswert sind die Sprachschöpfungen der Anbieter, um das Wort "gebraucht" zu vermeiden: Die Sachen sind "pre-owned", "pre-loved", und die Käufer "ride the fashion carousel".