Bestimmendes Thema an diesem Donnerstag werden die am Mittwoch angekündigten Pandemie-Maßnahmen sein. Im Unterschied zum Frühjahrs-Lockdown sollen zwar Restaurants und Freizeiteinrichtungen schließen, aber die Läden geöffnet bleiben, und es ist von einer staatlichen Erstattung von Umsatzausfällen die Rede. Trotzdem wird das dem Online-Handel einen weiteren Schub geben. Wir sind versucht zu sagen: Diese Art Schub wäre verzichtbar.

///// HANDEL NATIONAL
Technik im Lebensmittelhandel: Diebold Nixdorf/Nielsen erkennen sechs Verbrauchertypen
Kassensystem-Spezialist Diebold Nixdorf hat nachgeforscht, inwieweit Verbraucher bereit sind, im Rahmen ihrer Lebensmittel-Einkäufe Technologie zu nutzen. Und zwar gleich im großen Stil: Die Studie "Understanding Why Grocery Shoppers Adopt Technology" stammt von Nielsen und fußt auf 15.000 Befragungen in 15 Ländern. Das Ergebnis sind sechs Einkäufertypen. Nämlich: "Ausgewogen handelnde Traditionalisten" haben "Einzelhandel und Technologie noch nicht miteinander verbunden". "Preisbewusste Gesellige" bevorzugen stationäre Geschäfte und nutzen Technik, wenn sie einen Mehrwert verspricht. "Inaktive Potenzialträger" sind technisch versiert, halten aber viel vom Datenschutz und weniger von Online-Einkäufen. "Hands-On-Pragmatiker" wollen Zeit sparen und bevorzugen Self-Checkouts. "Moderne Convenience-Sucher" schätzen nahtlose Prozesse und folgen den besten Angeboten, weswegen sie auch online unterwegs sind ("erhebliches Risiko für den stationären Handel"). "Ambitionierte Technologie-Fans" schließlich sind "am ehesten bereit [...], traditionelle Einkaufsmuster zugunsten häufigerer, spontanerer und kleinerer Einkäufe aufzugeben, wenn diese ihren unmittelbaren Bedürfnissen entsprechen". Discounter Penny probiert gleich, durch finanzielle Anreize Traditionalisten in ambitionierte Fans zu verwandeln: Wer den neuen Service "Scan & Go" nutzt, erhält zeitlich begrenzt einen Rabatt auf das gesamte Angebot.

Delivery Hero meldet Umsatzfastverdoppelung
Dieses Unternehmen dürften die aktuellen Pandemie-Maßnahmen nicht schocken: Um 99 Prozent sind die Erlöse des Essenslieferdienstes Delivery Hero im dritten Quartal 2020 gestiegen (auf 776 Mio. Euro). Das Berliner Unternehmen profitiert vom Online-Boom, spricht von einem weiteren Rekordquartal, was Umsatz- und Bestellwachstum angeht, und dem siebten Quartal nacheinander mit Wachstum um die 100%. Mit dem Konzept "Quick Commerce", der Lieferung innerhalb einer Stunde, sei man mittlerweile in mehr als 40 Märkten unterwegs und arbeite mit 30.000 lokalen Partnern auf der ganzen Welt zusammen. Das Unternehmen schreibt laut "Wirtschaftswoche" weiter Verluste.

Lebkuchen Schmidt macht Webshop fit für alle Altersstufen
Lebkuchen Schmidt aus Nürnberg, nach eigenen Angaben seit bald 100 Jahren im Lebkuchenversand unterwegs, hat seinen Webshop gründlich überarbeitet. Der neue E-Commerce-Auftritt sei besonders "unter anderem für Nutzer älterer Generationen und für weniger erfahrene Online-Nutzer" entwickelt worden, so Techniklieferant Dynamic Commerce. Ein flexibles Webhosting fängt die Nachfragespitzen von mehr als 2.000 Bestellungen am Tag ab, eine Weihnachtswelt bringt die zentralen Lebkuchenthemen nach vorne, außerdem gibt es alles auch auf Englisch.

Supermarktblog.com analysiert die Online-Strategien von Edeka, Rewe, Kaufland
"Die etablierten Handelsketten [suchen] weiterhin nach der richtigen Strategie für einen Markt, auf den sie nicht so richtig Bock haben", formuliert Supermarktblog.com. Es sei absehbar, "dass der deutsche Online-Lebensmittelhandel wie kein anderer zu einem Kampf der unterschiedlichen Systeme werden könnte". Es folgt eine ausführliche und spitzzüngige Analyse des E-Commerce-Geschäfts von Edeka, Rewe und Kaufland.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Social Media goes E-Commerce
Die Monetarisierung der sozialen Netze nimmt weiter Fahrt auf. Nachdem Whatsapp Käufe aus Chats heraus möglich macht (siehe MB von gestern), gehen auch andere Social-Media-Plattformen (weiter) Richtung E-Commerce. So arbeitet die chinesischstämmige Social-Media-Plattform Tiktok mit Shopify zusammen: "Die Kooperation zwischen den beiden Unternehmen ermöglicht es Verkäufern, Ad-Kampagnen, die sie zuvor im Shopify Dashboard erstellt haben, auf Tiktok zu schalten", fasst Onlinemarketing.de die Idee bündig zusammen. "Das bedeutet, dass zwar über die Kurzvideo-App kein direkter Verkauf stattfindet, aber es ist ein weiterer Schritt dahin, Sales über Tiktok zu vereinfachen." Pinterest ist schon seit Mai 2020 mit Shopify im Bett und bringt jetzt "neue E-Commerce-Funktionen, mit denen Händler ihre Produkte besser zusammenstellen, präsentieren und ihre Performance messen können". Dazu gehören unter anderem neue Möglichkeiten, Shops einzurichten, neue Produkt-Tags und automatisches Bidding fürs Shopping, teilt Pinterest mit.

Amazon hat in Schweden eröffnet
Am gestrigen Mittwoch ist Amazon in Schweden online gegangen. Zum Start seien nur wenige inländische Unternehmen dabei gewesen, aber rund 40.000 weltweite Verkäufer, so Marketplacepulse.com. Eine Prime-Mitgliedschaft gibt es nicht. CNBC.com berichtet von einigen Patzern auf der jungen Amazon.se, zum Beispiel einer falschen Landesflagge und schlecht übersetzten Produktbeschreibungen. Vor sechs Monaten war Amazon in den Niederlanden aufgeschlagen, damals mit 30.000 Verkäufern.

Taylor Swift verkauft Fanartikel exklusiv über Alibaba

Die US-amerikanische Popsängerin Taylor Swift bringt eine neue Reihe von Merchandising-Artikeln heraus – exklusiv über Tmall der chinesischen E-Commerce-Plattform Alibaba. Der Verkauf im Rahmen der jährlichen Aktion "11.11 Global Shopping Festival" ist Teil der Zusammenarbeit zwischen Alibaba und Bravado, dem Vermarktungsunternehmen von Universal Music. Bravado hat auf Tmall einen Shop eröffnet, wo sich auch Anhänger von Guns N' Roses, The Rolling Stones und Bob Marley mit Fanartikeln eindecken können. Taylor Swift allerdings hat den Rang eines "featured artist", so Fashionunited.com.

///// TRENDS & TECH

Netscout: 2000% mehr Cyberangriffe auf deutsche Online-Händler
Deutschlands Online-Händler registrierten im ersten Halbjahr 2020 einen Anstieg der Cyberangriffe um 2016% – das sagt der jüngste "Threat Intelligence Report" von Netscout. Obwohl die Dauer der Angriffe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 69% gesunken sei, hätten die Angriffe eine erhöhte Komplexität gezeigt, die die Reaktionszeit für die Händler verkürzte. Laut Netscout kompromittierten die Angriffe die Leistung und Verfügbarkeit der Dienste, bekannt als Distributed-Denial-of-Service (DDoS): "Das Internet der Dinge, Anwendungen, Netzwerke und Geräte verbreiten sich schneller als die Bemühungen, sie zu sichern, was sie zu attraktiven Zielen für Angreifer macht."

Eine Abmahnung kostet Onliner im Schnitt fast 1.800 Euro
Nicht nur Cyberangriffe, auch Abmahnungen bedrohen Online-Shops. Trusted Shops hat im September 2020 2.383 Online-Händler befragt und herausgefunden, dass 40% (nämlich 945) schon einmal abgemahnt wurden, 42% davon (402 Händler) in den vergangenen zwölf Monaten. Fast die Hälfte (47%) gab an, durch Abmahnungen in der Existenz bedroht zu werden. Über alles gerechnet, schlägt eine Abmahnung im Schnitt mit 1.790 Euro ins Kontor. Trusted Shops betont, die Ergebnisse seien nicht repräsentativ, und spricht von einem "Meinungsbild".