Die Kommunikation von Bund und Ländern zu den Corona-Maßnahmen erfolgt nach der Salamitaktik – jetzt ist der Teil-Lockdown bis 10. Januar verlängert worden, weitere Verlängerungen sind zu erwarten: Man werde vor allem im ersten Quartal an Corona-Maßnahmen festhalten, sagte Bundeskanzlerin Merkel. Die Hinhaltetaktik ist zermürbend. Zum Glück gibt es im Morning Briefing ein paar gute Nachrichten.
///// HANDEL NATIONAL
Einzelhandel legte im Oktober überwiegend zu, Handel mit Bekleidung rückläufig
Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland haben im Oktober 2020 nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) kalender- und saisonbereinigt sowohl real (preisbereinigt) als auch nominal (nicht preisbereinigt) 2,6% mehr umgesetzt als im September 2020. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg der Umsatz real um 8,2% und nominal um 9,4%. Das größte Umsatzplus mit real 29,8% und nominal 31,1% erzielte der Internet- und Versandhandel. Deutlich zugenommen hat auch der Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf mit einem realen Plus von 14,2 %. Noch nicht wieder auf dem Vorjahresniveau waren dagegen der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren und der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser) mit real -6,4 % und -2,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat.
Zalando gewinnt mehr als eine Million Neukund*innen während der Cyber Week
Zalando hat zur sechsten Cyber Week eigenen Angaben nach mehr als eine Million neue Kund*innen gewonnen und damit mehr als je zuvor während einer Cyber Week. Das Bruttowarenvolumen sei um rund 35% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Am Wachstum hatte das Partnerprogramm inklusive Connected Retail einen großen Anteil: Es stieg um 10 Prozentpunkte auf nunmehr rund 30%.
Heil und Müller dringen in Koalition auf Lieferkettengesetz
Im Ringen um ein Gesetz gegen Ausbeutung bei der weltweiten Warenproduktion erhöht Bundesarbeitsminister Hubertus Heil den Druck auf die Union. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, hatten zuvor die EU-Staaten die Kommission einvernehmlich aufgefordert, einen Rechtsrahmen gegen Missstände wie Kinderarbeit oder Hungerlöhne vorzulegen. In der Bundesregierung liegt das Projekt eines nationalen Lieferkettengesetzes derzeit wegen Uneinigkeit in der Koalition auf Eis. Neben Heil setzt sich auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) für entsprechende gesetzliche Regelungen ein und hatte bereits eine Entscheidung vor Weihnachten gefordert.
LG München: Amazon darf Auszahlung von Händlerguthaben nicht einfach verweigern
‚‚Nach vorsichtigen Schätzungen summieren sich die von Amazon unberechtigt zurückgehaltenen Kundengelder allein in Deutschland auf einen zweistelligen Millionenbetrag‘‘, zitiert Internet World den Anwalt Marcel van Maele. Dieser hatte einen Händler vertreten, der gegen Amazon geklagt hatte, weil das Unternehmen ihm nach Sperrung des Verkaufskontos 22.000 Euro Verkaufserlöse nicht ausgezahlt hatte. Dies sei widerrechtlich geschehen, hat das Landgericht München 1 befunden. Für van Maele heißt dies: ‚‚Wenn Amazon jetzt seine Praxis des Einfrierens von Kundengeldern nicht ändert, dann ist das für mich eindeutig Veruntreuung.‘‘
Viele Unternehmen fangen jetzt erst an, im E-Commerce ihre Hausaufgaben richtig zu machen
Im Interview der Lebensmittel Zeitung erklärt Roland-Berger-Handelsexperte Thorsten de Boer, warum er im Online-Handel auch für den LEH ‚‚ein riesiges Potenzial‘‘ sieht und wie neue Nutzungskonzepte für klassische Ladengeschäfte aussehen könnten. Zum Thema Social Commerce äußert sich de Boer nur recht knapp: Für den LEH sei das Thema eher unbedeutend, Lifestyle- und Gesundheitsprodukte hingegen hätten wegen der ihnen zugeschriebenen Emotionalität das größte Potenzial. Zu den aktuellen Trends zählt de Boer die Integration der Online-Shops in das stationäre Stammgeschäft sowie die Nutzung von Transaktionsdaten der Kunden für maßgeschneiderte Angebote.
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HANDEL INTERNATIONALFruugo meldet Rekord-Umsätze am Black-Friday-Wochende insbesondere mit FitnessproduktenErst Steuererleichterung angenommen, jetzt Geschenk zurück gegeben: Tesco zahlt 585 Mio. Pfund an das UK
Nachdem die britische Regierung im April vorübergehende Steuersenkungen für Einzelhandels-, Hotel- und Gaststätten-, Freizeit- und Kindergartenbetriebe zunächst in England und kurz darauf auch im Rest des Vereinigten Königreichs eingeführt hatte, gerieten Supermärkte unter Beschuss: Sie würden die steuerlichen Erleichterungen in Anspruch nahmen, obwohl sie im Unterschied zu anderen Einzelhändlern während der gesamten Pandemie geöffnet bleiben konnten. Kritisiert wurde auch, dass ‚‚systemrelevante‘‘ Lebensmittelhändler auch andere, sonstige Produkte verkauften. Schließlich lösten Tesco und Sainsbury's Kontroversen aus, als sie Dividenden an die Aktionäre ausschütteten.
Wie Yahoo Finance berichtet, hat Großbritanniens größte Supermarktkette Tesco angekündigt, 585 Mio. Pfund (652 Mio. Euro) zurückzuzahlen, die sie durch die stuerlichen Vergünstigungen eingespart hatte. Gleichzeitig verteidigte Tesco die ursprüngliche Entscheidung und sagte, dass ‚‚jeder Penny‘‘ im Kampf gegen die Folgen der Pandemie ausgegeben worden sei.
Wie ein schrulliger Science-Fiction-Onlineshop das russische Amazon wurde
Dem 1998 gegründeten russischen Online-Händler Ozon ist ein perfekter Börsenstart gelungen; die Börsenbewertung beläuft sich auf rund sechs Mrd. Euro. Seit dem Börsengang des russischen Suchmaschinengiganten vor gut neun Jahren habe kein russisches Unternehmen einen ähnlich guten Börsenstart hingelegt, schreibt die WirtschaftsWoche – und hat sich das Unternehmen, das 43 Lager betreibt, fast 2500 Boten beschäftigt und in den ersten neun Monaten des Jahres rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat, näher angeschaut.
///// TRENDS & TECH
Digitale Transformation, wie geht das? Im Otto-Podcast ist einmal mehr Kundenorientierung ein zentraler AspektMüller setzt auf automatisierte Absatzprognosen mittels KI und Machine-Learning-Technologie
Zukünftig wird der deutsche Drogeriemarkt-Betreiber Müller die Disposition auf Basis von Abverkaufs-Prognosen automatisieren, die mit Software des finnischen Anbieters Relex erstellt werden. Wie Retail Optimiser berichtet, wolle der Händler so die Lagerbestände senken und gleichzeitig eine hohe Produktverfügbarkeit garantieren. Müller werde die Lösung zuerst in einer Filiale einsetzen und danach schrittweise international ausrollen. Müller betreibt derzeit 864 Filialen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Kroatien, Ungarn, Slowenien und Spanien.
Beim Einsatz von KI ist im Online-Handel noch viel Luft nach oben
Eine Umfrage von Fact-Finder zeigt, wie stark Künstliche Intelligenz im E-Commerce etabliert ist. Tatsächlich gibt es Stand heute noch viel Luft nach oben, fasst iBusiness die Ergebnisse zusammen: Mehr als ein Drittel der Befragten setze nach eigenen Angaben noch keine KI-Tools im Onlineshop ein und 15 Prozent hätten dies auch in Zukunft nicht vor. Demgegenüber stünden jedoch ganze 79 Prozent der Händler, die in den nächsten drei Jahren in KI investieren wollen.
Scan & Go-Technik bald in über 100 Rewe-Märkten
Aktuell kommt Scan&Go-Technik in knapp 50 der 3600 Rewe-Märkten bundesweit zum Einsatz. Wo sie verfügbar ist, reagieren die Kunden offenbar positiv: ‚‚Die Resonanz der Nutzer übertrifft unsere Erwartungen‘‘, sagt Peter Maly, als Bereichsvorstand bei Rewe für den Vertrieb verantwortlich. Die Zeit sei reif, den Service nun verstärkt auszurollen und einem noch größeren Kundenkreis anzubieten. In den nächsten Wochen werde Scan&Go bundesweit in rund 100 Rewe-Märkten angeboten.
Es begann mit großen Modemarken, mittlerweile hat sich der Trend zur Vertikalisierung in viele Branchen ausgebreitet – ganz besonders im Online-Handel. Für Händler kann dies existenzbedrohend sein. Gastautor Prof. Dr. Dirk Morschett erklärt das Phänomen und zeigt, wie der Handel darauf reagieren kann – eine neue Folge der Reihe HandelsMonitor Mega-Trends 2030+.