Das wäre ein riesiger Vertrauensbruch: Entgegen aller Beteuerungen von Amazon sollen sich Führungskräfte Zugriff auf Verkäufer-Daten verschafft haben, um erfolgreiche Produkte für den Eigenverkauf zu ermitteln. Amazon verweist auf interne Richtlinien. Das Wallstreet Journal, das diese Vorwürfe erhebt, ist eine seriöse Quelle. Erhärtet sich der Vorwurf, wäre er ein Argument für die oft geforderte Trennung des Marktplatzgeschäftes von Amazons Eigenhandel, aber auch von der Amazon-Cloud, in der viele Handelskonzerne sensible Verkaufsdaten speichern.

//// HANDEL NATIONAL
Multichannel lohnt sich
Während Konzerne wie Adidas oder Zalando in der Corona-Krise Umsatz verlieren, weiten mittelständische Händler diese gerade aus: Das Handelsblatt präsentiert einige Corona-Gewinner und macht Mut, deren Beispiel zu folgen. Das Warenhaus Schäffer aus Osnabrück etwa verkauft online Geschirr, Gläser, Küchenutensilien erfolgreich in ganz Deutschland. Die Modemarke Funky Staff, die auf den Fachhandel setzt, zieht jetzt 300 Partner auf ihre Online-Plattform. Kunden bestellen hier und holen ihre Waren im Fachhandel vor Ort ab. Auch Bike-Components verkauft heute mehr im Internet als vor der Krise. Einziger Wermutstropfen: Die Online-Erlöse können Ausfälle aus den Filialen nicht ausgleichen, so zumindest die Erfahrung von Hugendubel in München. 

Rhiem produziert Masken zum Bedrucken
Die Maskenpflicht gilt bald in Deutschland – aber es gibt viel zu wenige davon. Auf 12 Milliarden Mund-Nase-Masken pro Jahr schätzt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier den Bedarf, wenn sie täglich beim Einkaufen, Arbeiten, Bahnfahren getragen werden. Die Rhiem-Gruppe, ein E-Commerce-Dienstleister und Hersteller von Verpackungen, produziert jetzt Masken, die mit Logos oder Bildern bedruckt und mehrfach getragen werden können, weil sie sich mit einem Papiertaschentuch auffrischen lassen. Für Händler und Dienstleister wie Friseure hat Rhiem noch Visiere entwickelt: "Wo im Verkauf oder bei der Beratung der Mindestabstand nicht einzuhalten ist, können sich Beschäftigte sowie Konsumenten damit gegenseitig schützen", sagt Ulrich Treiber, Geschäftsführer von Rhiem Packaging & Print. "Mit den Masken und Visieren leisten wir in Corona-Zeiten einen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung im Alltag."


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Spezial-Dossier

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Drogerien sind die Preis-Champions 2020
Welche Unternehmen begeistern Kunden mit ihrer Preisgestaltung? Dieser Frage spürt die Marktforschung Service Value jedes Jahr nach, indem sie 950.000 Kundenurteile zu 2719 Unternehmen in 257 Kategorien auswertet. Als Preis-Champion konnte sich in diesem Jahr die Drogeriekette Rossmann durchsetzen, gefolgt von Konkurrent dm sowie Aldi Süd. Den Branchen-Vergleich entschieden die Drogeriemärkte für sich, Platz 2 und 3 gehen an die Non-Food- und Lebensmitteldiscounter. Bei den Preis-Champions geht es nicht um billig, sondern um Preisstabilität und Transparenz.

Mode wird jetzt günstig
Unsichere Zukunftsaussichten, Home-Office, Kontaktbeschränkungen: Dem Modehandel online wie offline setzt Corona besonders heftig zu. Händler müssen die Frühjahrskollektion noch an den Mann/die Frau bringen und sitzen zudem auf Neuware, die sie nicht mehr stornieren konnten: "Es wird also definitiv zu viel Ware auf dem Markt sein", erklärt Peter Frank von der Handelsberatung BBE. Business Insider rechnet mit vielen billigen Schnäppchen und zeigt, wer reduziert.

Corona-Krise zeigt der Logistik neue Wege
Die Corona-Krise stellt die Logistik vor große Herausforderungen. Im Lager und auf der Straße zeigt die Branche Flexibilität und testet neue Lösungen. Doch es gibt immer noch Bremsklötze. Welche Probleme stehen bevor? Welche Lösungen sind jetzt und in Zukunft gefragt. Der Business Guide „Neue Wege der Logistik“ zeigt branchenübergreifend auf über 50 Seiten, was die Branche und Business-Kunden tun können, um die Supply Chain in Krisenzeiten zu sichern – und künftig flotter zu machen.

Verkaufen mit Influencern
Einerseits nimmt ihr Einfluss zu, andererseits sind immer mehr Verbraucher genervt von ihren Posts: Die Rede ist von Influencern, die in den Social Media, Produkte und Marken empfehlen. Zwar geben noch immer 72 % nichts auf deren Vorschläge, zitiert Onlinemarketing.de eine Umfrage des Branchenverbands BVDW, doch der Anteil derer, die sich von Influencern anregen lassen, nimmt zu. Im Vergleich zu 2019 stieg er um 2 % auf 21 %. Allerdings: Ebenso stark steigt die Ablehnung, zeigten sich 2019 nur 22 % von Influencer-Werbung genervt, sind es heute schon 24 %.


//// HANDEL INTERNATIONAL

Nutzt Amazon Verkaufsdaten seiner Partner?
Das Wallstreet Journal bestätigt die schlimmsten Befürchtungen von Marktplatz-Verkäufern: Führungskräfte von Amazon hätten sich Zugang zu Verkaufsdaten verschafft und darin nach potenziellen Bestsellern fürs eigene Geschäft gesucht, schreibt das Blatt. Dafür hätten die Manager sich über technische Barrieren und Regeln hinweggesetzt. Amazon fordert  Einsicht in die Recherche-Unterlagen: "Wir verbieten unseren Mitarbeitern strengstens, nicht-öffentliche, Verkäufer-spezifische Daten zu verwenden, um zu bestimmen, welche Eigenmarkenprodukte auf den Markt gebracht werden sollen", zitiert CNBC Amazon.

Amazon kontert Facebook-Deal

Schneller Konter: Kaum ist die 5,7 Milliarden-Dollar-Beteiligung von Facebook an Jio Platforms unter Dach und Fach, startet Amazon mit dem Verkauf von Produkten aus Nachbarschaftsläden, berichtet Techcrunch. Facebook und Amazon bringen sich in Stellung im Kampf um die rund 60 Millionen Handelsgeschäfte Indiens. Facebook kooperiert dafür mit Jio Platforms, dem größten Online- und Mobileanbieter des Landes mit 388 Millionen Internetkunden, der außerdem mit dem Marktplatz JioMart schon Unternehmen bei der Digitalisierung hilft. Amazon wiederum beschleunigt jetzt sein Programm Local Shops, das vor sechs Monaten angekündigt wurde und rund 5000 Partnerhändler überzeugt hat. Laut Nextweb hat gerade Facebook die Nase vorn, denn unter Indiens Händlern kommt Amazons rigide Preispolitik gar nicht gut an, sie demonstrierten während Jeff Bezos besuch im Januar dagegen.



Heirats-Markt bricht ein
Bald ist Mai und mit ihm startet die Hochzeits-Saison. Doch nach einer Umfrage des Medien- und Service-Konzerns Knot, der sich auf Hochzeiten und Familienfeste konzentriert, fällt diese eher aus. 96 % der Paare  haben den Tag, der zum schönsten ihres Lebens werden soll, auf Eis gelegt oder verschoben. Das trifft Hochzeitsplaner, Fotografen, Floristen ebenso wie die Hochzeitsmode-Macher und Gastronomen. Mit virtuellen Showrooms und hübschen Masken für Hochzeiter wollen sie im Geschäft bleiben, Fast Company sorgt sich um eine Branche, die in den USA  rund 76 Milliarden Dollar pro Jahr vereinnahmt.

Corona im Überblick
Jetzt geht's raus aus dem Zwangspausenmodus: Das neueste Corona-Dossier beschäftigt sich daher mit den Plänen und Programmen, die Händler und Industrie zur Rückkehr in die Normalität ergreifen. Mit den Nachrichten, Berichte und Analysen aus Handel, Gastronomie, Touristik und Modewelt, aus der Lebensmittelbranche, Finanzwelt sowie aus der Logistik von etailment bereiten Sie sich auf die Veränderungen in der Wirtschaft vor und rüsten sich für den Restart.

Business Guide

49 Seiten Ratgeber „Kommunikation in der Krise“: Gute Ideen mit kleinem Budget



Expedia muss sparen
Um 43 Prozent gingen die Buchungen beim Reiseportal Expedia zurück: Zur Bewältigung der Corona-Krise mit ihren Reisebeschränkungen weltweit nahm das Online-Unternehmen laut Geekwire mehr als 3 Milliarden US-Dollar an Fremd- und Eigenkapital auf, verordnete seinen Führungskräften eine Gehaltskürzung und schickt Angestellte in Urlaub und Kurzarbeit. Und weil das offensichtlich noch nicht reicht an Maßnahmen, ernannte Expedia auch noch Peter Kern als neuen Vorstandschef. Der ist seit 2005 im Vorstand und führt bereits seit dem Sturz von Mark Okerstrom und Finanzchef Alan Pickerill im Dezember 2019 kommissarisch mit Aufsichtsrat Barry Diller die Geschäfte.


//// TECH & TRENDS
Die wichtigsten Tech-Trends
Aby Webb hat wieder geliefert. Der Tech Trend Report der Gründerin des Future Today Institutes liefert die wichtigsten Digital-Trends und sorgt regelmäßig für Aufsehen. Was uns erwartet, hat das Handelsblatt kurz zusammengefasst: Die Vermessung des Menschen durch Fitness- und andere Tracker nimmt zu; Haushalte werden immer mehr Daten aus Geräten emittieren; Augmented Reality gibt's jetzt auch zum Hören und liefert die Infos zu dem, was Nutzer gerade anschauen; syntetische Medien und Stars vermehren sich – also komplett digital erstellte Medien, Models, Musiker, Schauspieler. Nicht zuletzt fürchtet sich Webb vor den digitalen Kriegen durch Codes. Schon heute sind Hacker im Staatsauftrag aktiv und dringen in die Systeme anderer Länder oder wichtiger Unternehmen ein. Nicht alle Trends wirken sich auf den Handel aus, doch der Tech Report im Original lohnt die Lektüre.

Internet per Ballon
Ballone schweben in knapp 20 Kilometern Höhe über der Erde, bauen dort Breitbandnetze auf und verbinden abgelegene Regionen mit dem Internet: Auf diese Idee setzt Loon, eine weitere Tochter von Google-Mutter Alphabet. In Kenia hat das Unternehmen laut Techcrunch gerade seine ersten Ballone erfolgreich getestet und tatsächlich Netze aufbauen können, an denen sei bereits Kenias Telefongesellschaft Telkom interessiert.

Zahl des Tages
Beim Anstecken macht das Corona-Virus keinen Unterschied, doch aus den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie wachsen Unterschiede: Fastcompany stellt den 22 Millionen Amerikanern, die seit Mitte März ihre Jobs verloren, jene 282 Milliarden US-Dollar gegenüber, die in derselben Zeit die US-Milliardäre an Vermögen dazugewannen. In ihrer Hand liegen nun mehr als 3 Billionen Dollar. Als Beispiel muss immer wieder Amazon-Chef Jeff Bezos herhalten: Die Aktie seines Unternehmens befindet sich im Höhenflug, bis zum 15. April summierte sich sein Kapital daher auf rund 138 Milliarden Dollar, ein Plus von knapp 24 Milliarden seit Jahresanfang.

Favorit der Leser:
In Deutschland kann der Handel (oder ein Teil davon) wieder durchstarten – aber regional unterschiedlich schnell. Das Hamburger Oberverwaltungsgericht kassierte ein Urteil des Verwaltungsgerichts, wonach die 800-Quadratmeter-Grenze zur Öffnung von Geschäften unzulässig sei. Mit Hilfe des Kölner Handelsinstituts EHI hat sich etailment durch den Dschungel aus Regularien und Öffnungsszenarien gekämpft. Uff, schwer zu kapieren.