Gerade hat das British Retail Consortium den heftigsten Umsatzrückgang im Einzelhandel auf der Insel seit 1995 mitgeteilt. Im April gab es einen Einbruch um 19%. In den USA sieht es ebenfalls böse aus, und derzeit tröpfeln die Zwischenbilanzen aus deutschen Städten ein. Die Lage ist miserabel. Aus Bayern kommt nun der Vorschlag, mehr verkaufsoffene Sonntage anbieten zu dürfen. Ob das hilft? Denn wenn die Verbraucher schon wochentags keine Lust haben, sich den komplizierten Einkaufsregeln zu unterwerfen, warum dann am Wochenende? Aber egal, die Branche muss irgendwie alle Register ziehen.

//// HANDEL NATIONAL

Die Verbraucher entdecken die Supermärkte im Netz
Food war bisher mehr so das Orchideenthema des Onlinehandels. Böse gesagt, hatte man eher die Chance, vom Blitz getroffen zu werden, als jemandem zu kennen, der seine Lebensmittel im Internet bestellt. Aber dann kam Corona, und seitdem hat sich die Orderzahl verdoppelt, hat der Digitalverband Bitkom festgestellt. Die Gewinnerfirmen: Rewe.de, bringmeister.de und Amazon Fresh. Was die Verbraucher derzeit am stationären Handel nervt: Abstands- und Hygieneregeln. Also wird die Verpflegung lieber per Mausklick geordert. Das ist eine Chance für die digtale Branche. In Großbritannien schoss im April der Umsatz mit E-Food um 58% in die Höhe, wie der britische Handelsverband meldet.

Görtz-Chef Revermann: Schöner Gruß an die Vermieter
Wenige Kunden, schlichte Bedarfsdeckung, starkes Onlinegeschäft, motiviertes Personal. So lautet die Bilanz von Görtz-Chef Frank Revermann. Im lesenswerten Interview mit der Textilwirtschaft wagt der Revermann auch einen Ausblick auf die Handelsbranche. Fazit: Für die Vermieter von Ladengeschäften sind die fetten Jahre vorbei. "Viele Insolvenzen, von denen man jetzt liest, haben vor allem auch mit den zu hohen Mieten zu tun, neben Personal der dickste Kostenblock für Händler. Hier muss sich der Markt ändern und deutlich schneller auf Veränderungen reagieren. Mieten nur in Insolvenz- oder Schutzschirmverfahren verhandeln zu können, kann nicht die Lösung sein." 

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Die Big Five der deutschen Onlinemode
Wer immer mal wissen wollte, wer die fünf größten Online-Modehändler in Deutschland sind, dem hilft Internetworld und beruft sich dabei auf eine Auswertung auf eine Datenbank des Statistikportals Statista. Alle üblichen Verdächtigen dabei, wie Bonprix, H&M, About you, Zalando und Otto. Nur: Und Amazon?

Die Mode muss anders werden

Es geht ein Ruck durch die Modebranche. Immer mehr Beteiligte fordern eine Veränderung des gesamten Systems mit seinen absurden Lieferzyklen und Kollektionenwandel. "Wir sind uns einig, dass die gegenwärtige Situation zwar schwierig ist, aber die Gelegenheit für einen fundamentalen und willkommenen Wandel bietet, der unser Gewerbe vereinfachen und es ökologisch und sozial nachhaltiger machen wird, sodass es im Endeffekt den Bedürfnissen der Kunden besser entspricht", schreiben die Top-Designer Dries van Noten, Joseph Altuzarra, Mary Katrantzou und Tory Burch in einem offenen Brief, aus dem Fashionunited zitiert.

Hermes bleibt in der Erfolgsspur
Diese Bilanz ist noch nicht coronabedingt, sie ist einfach nur so gut: Im Geschäftsjahr 2019/20 (Stichtag 29. Februar) steigerte Hermes seinen Umsatz um 9% auf 3,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Die Coronazeit erlebte der Logistiker so: Im März sackte die Menge der Sendungen ab, aber ab April lag die Quote bei 40% über der ursprünglichen Planung und damit auf Vorweihnachtsniveau. 


//// HANDEL INTERNATIONAL

Amazon schaltet in Normalbetrieb

Die Zeit der reduzierten Wareneingänge bei Amazon ist vorbei. Der Notbetrieb der Coronakrise wird in den Alltagsmodus umgestellt. Heißt: Die Versandzeiten sollen wieder normalisiert werden. Amazon hebt auch die Beschränkungen für nicht lebenswichtige Artikel in seinen Lagern auf und kehrt zu beliebten Funktionen seiner Website zurück, schreibt CNBC.

Die Amerikaner schalten in den Billigmodus
Sag mir, wie die Leute einkaufen, und ich sage dir, in welchem Zustand sich das Land befindet. Für die Vereinigten Staaten ist die Coronakrise schon jetzt ein Desaster. Die Arbeitslosenquote ist mit 14,7% auf dem Höchststand wie seit Beginn der Aufzeichnungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Menschen haben ihr Konsumverhalten der schlechten wirtschaftlichen Lage angepasst: Sie kaufen zwar verstärkt Lebensmittel, aber auch verstärkt Billigprodukte und Handelsmarken, zitiert CNBC eine Studie des Marktforschungsunternehmen IRI. CNBC verweist außerdem auf eine Verbraucherbefragung der Einzelhandelsanalysten von Wells Fargo, wonach die Amerikaner ihre Ausgaben für Konsum um durchschnittlich 8% senken wollen. Gerade Schuhe und Bekleidung sind derzeit wenig gefragt. Auch interessant: Etwa 11% der Befragten sagen, dass sie solange kein Bekleidungs- oder Schuhgeschäft betreten wollen, bis es einen Impfstoff oder ein Heilmittel für das Coronavirus gibt. 

//// TECH & TRENDS

Per Livestream einkaufen
Technik, die begeistert - das könnte auch im stationären Einzelhandel die Zukunft sein. Über KI und Augmented Reality hatten wir hier schon berichtet. Nun gibt es das Modell Online-Shopping per Livestream. Hier und dort wird bereits damit gewerkelt, der Modehändler Orsay will nun etwas dickere Bretter bohren, informiert Fashionunited. etailment hatte schon vor einer Weile auf die guten Möglichkeiten dieser lustigen Einkaufsshow hingewiesen. 

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Business Guide

63 Seiten Roadmap für die „neue Normalität“

Favorit der Leser:
"Reden wir über Corona" heißt eine neue Interviewserie von etailment. Wie erleben Händler aller Art diese Krise, will die Redaktion wissen. Den Auftakt macht Hornbach-Chef Erich Harsch, der wegen der Videokonferenzn unter anderem eine neue Gesprächskultur in Meetings festgestellt hat.