Hohe Inflationsraten und niedrige Wachstumsprognosen sind mittlerweile Tagesgeschäft. Nach den schlechten Zahlen für den Geschäftsklimaindex des Ifo Instituts am Montag meldete sich am Dienstag auch der Internationale Währungsfonds mit einer düsteren Prognose. Im April erwarteten die Forscher ein Plus von 3,6 Prozent für die globale Wirtschaft, nun sind es nur noch 3,2 Prozent für dieses Jahr. Neben dem Angriffskrieg in der Ukraine, den gestörten Lieferketten und der immer noch herrschenden Pandemie ist es vor allem die Inflation. Hier gehen die Forscher von einem Wert von 6,6 Prozent für die Industrieländer aus. Die EZB darf nicht wieder so lange warten, ihr Auftrag ist die Sicherung der Geldwertstabilität.

///// HANDEL NATIONAL
Knuspr startet Programm zur Unterstützung von Kleinbauern
Unter der Überschrift "Genuss-Helden-Programm" hat Knuspr ein Förderprogramm für Kleinbauern ins Leben gerufen, das auf fünf Säulen aufbaut. Die Verträge sollen kurz und übersichtlich aufgebaut sein und umfassen nur vier Seiten, das Zahlungsziel wird von 30 auf 14 Tage verkürzt. Der Lebensmittellieferdienst möchte den Datenaustausch schneller gestalten, die Partner erhalten dafür Zugriff auf das EDI-Tool von Knuspr, die Schulungen erfolgen kostenfrei. Der Einkauf der nachhaltigen Verpackungen erfolgt zentral, zu den Maßnahmen im Marketing gehören Shop-in-Shop-Lösungen für die Partner auf der Knuspr-Webseite. Teilnehmen können Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern, ihr Hof darf nicht weiter als maximal 100 Kilometer vom nächsten Lagerhaus von Knuspr entfernt sein.

Amazon erhöht die Preise für Prime
Kunden des Abo-Angebots Prime von Amazon müssen bald tiefer in die Tasche greifen. Nach den bereits im Lauf des Jahres erfolgten Preiserhöhungen in anderen Ländern steigen die monatlichen Preise in Deutschland von Mitte September an um einen Euro auf 8,99 Euro. Der Preis für das Jahres-Abo steigt von 69,00 Euro auf 89,90 Euro, schreibt die Wirtschaftswoche. Als Grund gebe Amazon die unter anderem durch die Inflation angestiegenen Kosten an. In Kraft trete die Preiserhöhung "frühestens mit der Fälligkeit der nächsten Zahlung oder nach dem 15. September 2022". Nach Angaben von Amazon sei dies die erste Preissteigerung für das Abo seit 2017.

C&A und Zalando bauen ihre Zusammenarbeit aus
Seit Februar 2021 kooperieren C&A und Zalando innerhalb des Connected-Retail-Programms von Zalando, nun werden die Verbindungen zwischen den beiden Partnern enger. C&A möchte den Online-Anteil am Gesamtumsatz deutlich erhöhen, bis 2024/25 soll er auf die Hälfte des Gesamtumsatzes ansteigen. Die dafür erforderliche Stärkung der Logistik erhält C&A durch Zugriff auf das Logistiknetzwerk Zalandos, unter anderem mit den Zalando Fulfilment Solutions. Mit ihnen will C&A die Bestellungen der Kunden schneller bearbeiten und abwickeln. Die Zusammenarbeit erstreckt sich über Deutschland, die Niederlande, Belgien, Österreich, Frankreich und Italien. Zu den Maßnahmen von C&A zur Stärkung des E-Commerce gehört auch eine kürzlich gestartete Zusammenarbeit mit Amazon.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Alibaba wählt Hongkong als zweite Hauptbörse
Die Alibaba Group will sich weiteren Investoren, besonders aus dem chinesischen Heimatland, öffnen und erweitert das Zweitlisting in Hongkong zu einem Primary Listing. Damit wird der E-Commerce-Konzern neben New York im Rahmen eines Dual Listing uneingeschränkt an einer zweiten Hauptbörse gehandelt. Der Vorstand bezeichnet Hongkong als Startplatz für die Globalisierunsgsstrategie von Alibaba und hofft auf einen breiter aufgestellten Kreis an Investoren. Alibaba habe den Aktienhandel eigentlich 2014 in Hongkong starten wollen, doch die Bedingungen seien nicht attraktiv gewesen. Die Umstellung in Hongkong soll bis Jahresende abgeschlossen sein.

Lions Home übernimmt Fashiola
Die Vergleichsplattform für Home & Living, Lions Home, stellt sich breiter auf und übernimmt die Vergleichsplattform im Bereich Mode und Schuhe, Fashiola. Nach Angaben von Lions Home ist dies der erste Schritt im Rahmen der Unternehmensstrategie der Beteiligungsgesellschaft Waterland Private Equity, die seit vergangenen Februar Mehrheitsgesellschafter von Lions Home ist. Waterland habe sich dabei den Aufbau einer europaweit aufgestellten Commerce-Content-Gruppe zum Ziel gesetzt. Fashiola sei derzeit in mehr als 20 Ländern vertreten, die Zahl der Visits liege bei mehr als 60 Millionen pro Jahr. Lions Home sei mit rund 40 Millionen Visits pro Jahr in zehn Ländern präsent. Zu den finanziellen Details haben die Unternehmen keine Angaben gemacht.

Eachnet in China stellt den Betrieb ein
Die chinesische Plattform Eachnet schließt in den nächsten Wochen nach 23 Jahren die virtuellen Pforten. Spätestens am 12. August sollen die Online-Shops und Server abgeschaltet werden, schreibt die South China Morning Post. Nach diesem Datum seien für die Kunden keine Anmeldungen oder weitere Aktivitäten auf ihren Konten mehr möglich. Eachnet war 1999 als Auktionsplattform gestartet, 2002 stieg Ebay mit einem Anteil von 30 Prozent ein, ein Jahr später folgte dann die vollständige Übernahme. Ebay verkaufte das Unternehmen 2012 wieder. Der E-Commerce-Marktanteil von Eachnet habe zeitweise bei 70 Prozent gelegen, erklärt die Zeitung.

Shopify entlässt zehn Prozent der Mitarbeiter
Die Rückkehr der Verbraucher in die Geschäfte geht auch an Shopify nicht vorbei. Das kanadische Software-Unternehmen für den Aufbau von Online-Shops geht nach Medienberichten einen der härtesten Schritte, zehn Prozent der Mitarbeiter, rund 1.000 Angestellte, verlieren ihre Jobs. Der Umsatz sei stark rückläufig, Unternehmensgründer und CEO Tobias Lütke habe die zukünftige Entwicklung und die Chancen nach dem starken Wachstum des E-Commerce in der ersten Phase der Pandemie falsch bewertet, nun folgten Stellenstreichungen in allen Unternehmensbereichen. Im Mittelpunkt stünden Kundensupport, Personal und Verkauf. Der Aktienkurs ist am Tag der Meldung um 17 Prozent eingebrochen.


///// TRENDS & TECH

Die Verkaufszahlen der Plagiate im Internet steigen an
In den vergangenen Jahren haben die Verkaufszahlen von gefälschter Ware im Internet deutlich zugenommen. Nach den Ergebnissen der repräsentativen Untersuchung "Produktpiraterie" von EY, für die 1.004 Verbraucher befragt wurden, haben sie sich seit 2015 mehr als verdoppelt. Dabei hätten 38 Prozent der Deutschen bereits ein Plagiat gekauft, bei den Männern liege die Quote bei 44 Prozent, 32 Prozent der Frauen hätten schon einmal für ein gefälschtes Produkt bezahlt. Das wichtigste Argument für einen Kauf sei der niedrige Preis, wobei hier der Anteil zwischen 2015 und 2022 von 84 auf 72 Prozent gesunken sei. Dabei wäre den Käufern aber bewusst, dass sie den Unternehmen, die Produkte und Marken entwickelt und aufgebaut hätten, durch den Kauf der gefälschten Produkte schadeten. Ein populärer Ort für Kauf und Verkauf von Plagiaten sei das Internet, 28 Prozent der Befragten seien hier aktiv gewesen, eine Verdoppelung gegenüber 2015.

Customer Lifecycle Values statt bloße Konversionsraten als Erfolgsfaktor
Wer seine Käufe und Umsätze im Online-Shop steigern will, setzt auf die üblichen Leistungskennzahlen wie Konversions- oder Wiederkaufsraten. Aber diese Kennzahlen allein reichen künftig nicht mehr, sagt Gastautorin Ivana Nikic von der Norisk Group: In den Mittelpunkt rücken austarierte Services und Touchpoints sowie Faktoren wie die Aktivität der Kunden und ihr Feedback zu den Produkten. Aussagekräftige Kennzahlen des Customer Lifecycle Values sind mit der einfachen Bestell- oder Wiederkaufsquote nicht zu vergleichen. Oder kurz: Die Kunden sind nicht nur "Besteller".

Zu große Verpackungen ärgern die Kunden
Überdimensionierte Verpackungen und aus ihnen resultierender Müll stören die Kunden auf der einen Seite und schaden dem Handel auf der anderen Seite. Nach einer Untersuchung von DS Smith stufen 57 Prozent der Verbraucher die zu großen Verpackungen als das größte Ärgernis beim Online-Kauf ein. Dies gehe nicht spurlos an der Einschätzung des Verkaufs durch die Kunden vorbei, 26 Prozent zeigten sich enttäuscht vom jeweiligen Händler. Für 56 Prozent stelle dies auch die Nachhaltigkeit des Produkts in Frage. Verärgert seien Kunden auch, wenn die Ware trotz der Verpackung beschädigt werde, 47 Prozent der Befragten wären wegen weiterer Käufe bei diesem Anbieter unentschlossen. Auf der Seite des Verkaufs glaubten 25 Prozent an positive Auswirkungen für die Geschäftszahlen durch den Einsatz besserer Materialien. 80 Prozent erwarteten positive Effekte in Fragen der Nachhaltigkeit.


///// NACHHALTIGKEIT

Nachhaltigkeit darf nicht zu teuer werden
Die Kaufbereitschaft der Kunden für nachhaltige Produkte ist im Online-Handel von der Höhe des Preises abhängig. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Zustellplattform Seven Senders zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Appinio unter 3.500 Online-Shoppern in sieben europäischen Ländern, über die Fashion United berichtet. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) stufe den Kauf im Internet als stärker umweltbelastend ein im Vergleich zum Einkauf im Geschäft, 44 Prozent stimmten der Klassifizierung nicht zu. Die größte Rolle für die Käufer spielten wiederverwendbare Verpackungen (34 Prozent), 28 Prozent versuchten, Rücksendungen zu vermeiden. Zur Bezahlung eines höheren Preises seien 54 Prozent der Befragten bereit, doch für sechs Prozent liege die Grenze bei einem Euro und nur für zwei Prozent dürfe der Aufschlag mehr als einen Euro betragen.