Es ist dann doch nicht alles Amazon, und das ist tröstlich. Hans Thomann hat wieder einmal bestätigt bekommen, was für einen vorzüglichen Onlineshop er betreibt. Der Sohn eines Zirkusmusikers redet selten über KI und SEO, obwohl er sich damit gewiss auskennen wird. Stattdessen spricht er gerne über Musik, höhere Mindestlöhne, angenehmen Arbeitsbedingungen sowie einem irgendwie menschlichen Internet. Dass er durch kluge Preiskalkulation trotzdem manchen deutlich billiger ist, als die Konkurrenz, spricht umso mehr für ihn.

//// HANDEL NATIONAL

Thomanns Pauken für Bolivien
Hans Thomann wurde einmal von der "Frankfurter Rundschau" gefragt, warum ein bolivianisches Orchester ausgerechnet bei ihm, einem Onlinehändler aus der fränkischen Provinz, Pauken bestellt. "Das hat wohl mit Vertrauen zu tun. Wenn der Kunde für ein hochwertiges Instrument 8.000 Euro im Voraus ans andere Ende der Welt überweist, muss die Glaubwürdigkeit groß sein. Die haben wir uns über Jahrzehnte erarbeitet." Als Musikalienhändler ist Thomann aus Treppendorf nahe Bamberg ein Gigant, und sein Webshop ist seit Jahren der Maßstab im Onlinehandel. Das hat er jetzt wieder vom E-Commerce Center am Institut für Handelsforschung (IfH) bestätigt bekommen: Der Spezialist Thomann ist zum fünften Mal bester deutscher Onlineanbieter worden - vor den Generalisten QVC und Amazon. "Das Traditionsunternehmen aus der Musikbranche zeigt: Auf die grundlegenden Werte Sympathie, Verlässlichkeit und Vertrauen kommt es an", heißt es in der Begründung. Die Musiker aus Bolivien werden das bestätigen.

Täglicher Bedarf treibt E-Commerce
Wir wissen alle: Verbraucher kaufen während der Corona-Krise vermehrt im Netz. Doch noch im März schlug sich das nicht wie erhofft in den Umsatzzahlen nieder. Aber jetzt: Der E-Commerce erzielte im April ein Umsatzplus von 17,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. 6,82 Milliarden Euro wurden umgesetzt, so das Ergebnis der Sonderauswertung des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel. Interessanterweise wurde das Wachstum vor allem mit Produkten des täglichen Bedarfs erzielt. Bekleidung wie Schuhe lagen hingegen mit -8,8% beziehungsweise -11,3% hinter den Vorjahresergebnissen. Schlusslicht bilden die Sortimente Schmuck/Uhren mit -40,3% und Auto&Motorrad/Zubehör mit -23,7%. 


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Zalando: Neues Outlet
Von seinen zweistelligen und profitablen Wachstumszielen für dieses Jahr hatte Zalando vorige Woche gesprochen. Wenn man so will, zeigt der Online-Modehändler, wie ernst er es damit meint: Outlet Nummer neun wurde eröffnet, pünktlich zum Ende des Lockdowns. Zalando ist nun in der Mannheimer Innenstadt präsent, 1.400 Quadratmeter wird ein bis zu 70% reduziertes Sortiment angeboten, wie Zalando mitteilt. Der Standort ist gut gewählt - Mannheim genießt den Ruf einer "Einkaufsstadt" mit geradezu magnetischer Wirkung auf Kunden. Bis 2022 will Zalando fünf weitere Outlets eröffnen.

Superga: Neuer Flagshipstore
Vielleicht ist das ja ein Zeichen für beginnende Normalität. Denn auch Superga eröffnet einen Laden, und so etwas ist diesen Krisenzeiten bemerkenswert. Der ítalienische Schuhhersteller betreibt laut Fashionunited jetzt einen Flagshipstore ins Bikini Berlin, und das ist eine Concept Shopping Mall, die auf keinen Fall "Einkaufszentrum" genannt werden will. Das Center gegenüber der Gedächtniskirche ist eine Bastion gegen den Mainstream und ein Refugium für Designer und individuelle Shops.

Rabatte, Rabatte, Rabatte
Der Lockdown war für den Modehandel problematischer als für andere Einzelhändler. Denn der Verkauf von Jacken und Hosen ist ein Saisongeschäft. Fällt eine Saison aus, etwa wegen schlechtem Wetter, bleibt der Unternehmer auf seiner Ware sitzen. So ist es jetzt. Das Frühjahr ist für die Branche gelaufen, jetzt müssen die überquellenden Läger freigeräumt werden für die längst bestellte Ware der Sommersaison. Und wie macht man das angesichts der mauen Kauflaune der Konsumenten? Mit kräftigen Rabatten, wie Fashionunited beobachtet hat. 

EK-Servicegroup und der Infektionsschutz
Einzelhändler müssen sich jetzt innerhalb kurzer Zeit in ein bisher unbekanntes Fachgebiet einarbeiten: Infektionsschutz. Die Coronazeiten haben halt alles durcheinandergewirbelt. Das gilt auch für die Mehrspartenverbundgruppe EK/Servicegroup mit ihren 4.000 Mitgliedshändlern europaweit. So eine Größe ist in dem Fall nicht einfach, wenn man sich schnell auf die neuen Zeiten einstellen muss. Für seine Händler hat der Verbund ein stattliches Angebot zur Gesundheitsfürsorge verabschiedet, wie Möbelmarkt berichtet: Checkliste für gesundheitliche Prävention über die Versorgung der Händler z. B. mit Atemmasken, Hustenschutz, Desinfektionsmittelständer oder der Einrichtung kontaktloser Bezahlmöglichkeiten bis hin zum Video-Tutorial zur Eigenproduktion von selbst gefertigtem Mund-Nase-Schutz. 


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Home24 vs Wayfair vs Westwing
Einen hübschen Vergleich Onlinemöbelhändler Home24, Wayfair und Westwing zieht Excitingcommerce. Alle sind Profiteure der Coronakrise. Bei Westwing dürften sie derzeit Polonaise tanzen, nach 80% Umsatzwachsum in April/Mai. 


//// HANDEL INTERNATIONAL

Homies auf Kuschelkurs
Wer braucht neue Anzüge und Lackschuhe in Zeiten des Homeoffice? Kaum jemand, Pyjamas sind gefragt! Im April stieg in den USA der Online-Absatz dieser Nachtwäsche um 143% im Vergleich zum Vormonat. Hosen hingegen hat man sich geschenkt (-13%), braucht auch keiner während einer Videokonferenz, ist die These von CNBC. Passend zum Corona-Cocooning stieg der Kauf von Kurzfilmen um 67%, der von T-Shirts um 47%. Die Daten basieren auf Auswertungen von Adobe Analytics, die die Transaktionen von 80 der 100 führenden US-Einzelhändler verfolgen. 

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63 Seiten Roadmap für die „neue Normalität“

Wie die Intime-Warenhäuser der Krise trotzen
Wie man eine Warenhauskette durch die Coronakrise bringen kann, hat Alizila aufgeschrieben. Intime mit seinen 65 Filialen wurde zwar auch schwer gebeutelt, aber bisher ohne damatische Folgen. Durch Livestreaming, Online-Shopping sowie eine Reihe von schlagkräftigen Kampagnen und Verkaufsinitiativen konnte Intime nicht nur den Betrieb wieder aufnehmen, sondern auch ihre Verluste bekämpfen. Allerdings gehört Intime seit 2017 zum chinesischen Onlinegiganten und kann deswegen auf dessen digitale Angebote zurückgreifen. Etwa auf die Livestreamingplattform Taobao live. Und gibt 200 Sitzungen pro Tag - von morgens bis Mitternacht, ohne Unterbrechung.


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TECH & TRENDS

Conrad fragt: Cappito?
Homeoffice ist das eine, Homeschooling das andere. Kommt beides zusammen, gibt es Stress. Und den gab es reichlich unter deutschen Dächern, denn wenn die ganze Familie ständig daheim ist, arbeitet und für die Schule lernt, dann knarzt es schnell. Technische Hilfen könnten alles mildern. Der Elektronikhändler Conrad hat hier eine Lösung. cAPPito, heißt sie, erfordert weder ein stabiles und schnelles Internet, noch eine aufwendige IT-Infrastruktur, wird versprochen. caAPPito ist vielmehr eine Mini-Computer-Lösung, entwickelt von Softwarehaus Mr. Signal speziell für die Anforderungen in Schulen. Unterstützt wurde der Hersteller vom Team des Conrad Technologie Centrum unterstützt.

Paypal startet mobiles Bezahlen für stationäre Händler
Paypal hat kleine Händler, Gastronomen und Kioske im Blick. Sie können ab sofort individuelle QR-Codes selbst erstellen, die Kunden zugänglich ausgehängt werden. Wer kurz vor dem Bezahlen ist, scannt dann den QR-Code per Smartphone ein. Er wird auf sein Paypalkonto gelenkt und gibt dort die zu bezahlende Summe ein. Bis 13. September ist dieser Service für Händler kostenlos. Danach berechnet Paypal eine Transaktionsgebühr von 0,9% plus 0,10 Euro. 


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63 Seiten Roadmap für die „neue Normalität“

Keine Angst vor KI
Corona treibt den deutschen Einzelhandel in die Digitalisierung. Und vielleicht ist das jetzt auch der Durchbruch für Künstliche Intelligenz (KI) - spekuliert Onlinehändler News. Schöner Satz: "Digitale Prozesse sind keine Dystopien mehr, aus Angst wird Respekt."


Favorit der Leser:
Luxus und Onlinehandel - huuu, das hatte sich lange Zeit überhaupt nicht vertragen. Die feinen Hersteller rümpften gar die Nase über dieses schnöde Internet, wo man ja nur angeblich seinen guten Namen verramscht. Und dann kam Corona, und jetzt werden die Nasen nicht mehr gerümpft, hat etailment-Experte Stefan Luther festgestellt.