Rund zwei Jahre war der Markt für Konzerte und Events coronabedingt fast komplett lahmgelegt. In den vergangenen Monaten nahm er Fahrt auf, Theaterhäuser und Opern sind offen, zahlreiche Konzerte und Festivals haben wieder stattgefunden. Neben den traditionellen Verkaufsstellen und -agenturen haben auch einige andere Anbieter ein attraktives Geschäft und Chancen entdeckt. Erst vergangene Woche verkündete Penny den Verkauf von Eintrittskarten, nun können auch Nutzer von Spotify in den USA erstmals Tickets kaufen. Eine Überraschung ist es bei beiden. Beim Discounter ist es der Start an sich, beim Musikspezialisten der späte Start nach so vielen Jahren als einer der führenden Streamingdienste.

///// HANDEL NATIONAL
Galaxus eröffnet das zweite Logistikzentrum in Deutschland
In Krefeld hat das zweite Logistikzentrum von Galaxus hierzulande den Betrieb aufgenommen. Nach Angaben des Schweizer Online-Händlers sind dort auf einer Grundfläche von 14.000 Quadratmetern mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, die jährlichen Kapazitäten liegen bei rund einer Million Pakete. Eine Marke, die nach Prognosen des Anbieters in diesem Jahr übertroffen werden soll. Vom Niederrhein startet die Belieferung der Kunden in Deutschland und Österreich. Galaxus hat das neue Zentrum wie das erste Lager in Krefeld platziert und es soll in der Zukunft als Lieferstandort für andere europäische Ländern dienen.

Görtz setzt auf Verzahnung von digitalem und stationärem Handel
Frank Revermann, CEO des Bekleidungshändlers Görtz, sieht Unternehmen und Branche in einer schwierigen Situation. Nach Schlussverkäufen im Frühjahr muss noch viel geschehen, auch die Schließung von Läden schließt er nicht aus, wie er in einem Interview mit der Textilwirtschaft sagt. Ein deutliches Wachstum habe es für den Online-Handel gegeben, er liege derzeit bei 30 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Plattform spiele eine große Rolle, doch die Läden seien für die Marke Görtz wichtig. Es gehe um eine enge Verzahnung beider Vertriebswege. Mit einem neuen Projekt, das im September starten soll, könnten die Markenpartner die Produkte selbst zum Kunden liefern, wenn sie auf der Goertz-Webseite nicht mehr verfügbar seien. Online bleibe ein reines Plattformgeschäft, aber es könne Kooperationen geben.

Die Zahl der Neugründungen im Online-Handel wächst
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der neuen Versand- und Online-Händler kräftig zugenommen. Mittlerweile meldeten sich nach einer Untersuchung von Databyte pro Jahr deutlich mehr Unternehmen beim Handelsregister im Vergleich zu 2009 an, meldet Ibusiness. Beim Blick auf die Zeitleiste habe es 2009 1.282 Neugründungen gegeben, 2019 sei die Zahl auf 1.712 angestiegen, 110 Unternehmen hätten Insolvenz angemeldet. 2021 sei es bei 87 Insolvenzen zu 2.600 Neugründungen gekommen. Die meisten Neuanmeldungen zeige das Handelsregister in Berlin, die niedrigste Quote ergebe sich in Mecklenburg-Vorpommern.

Wochenmarkt will Frischepost angreifen
Die Nachricht, dass Frischepost Insolvenz angemeldet hat (das Morning Briefing berichtete), ist erst wenige Tage alt, nun plant schon ein neuer Anbieter seinen Start in Hamburg. Wochenmarkt24, ein genossenschaftlich organisierter Online-Markt, will noch weiter expandieren und plant in Hamburg die Gründung einer Regionalgesellschaft. Die entsprechende Rubrik ist bereits auf der Webseite eingerichtet. Der Lieferdienst für regionale Produkte der Erzeuger und Landwirte hat seine Wurzeln in Bielefeld, er ist unter anderem in Ostwestfalen, dem Niederrhein, Teilen von München und in Hannover aktiv. Für dieses Jahr ist der Start in den Regionen Münster, Paderborn und Lippe geplant. Dabei hat Frischepost den Betrieb nicht eingestellt, bislang wurde nur Insolvenz angemeldet, Gespräche mit potenziellen Investoren sollen folgen.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Ahold verschiebt Börsengang von Bol.com
Wegen positiver Zahlen im zweiten Quartal hat der niederländische Handelskonzern Ahold Delhaize die Prognosen für das Gesamtjahr erhöht, gleichzeitig wurde aber der geplante Börsengang von Bol.com auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Online-Händler, einer der größten in den Benelux-Staaten, sollte ursprünglich in der zweiten Hälfte dieses Jahr an die Börse gehen, nun würden günstigere Bedingungen am Aktienmarkt abgewartet, heißt es bei Fashion United. Im zweiten Quartal habe es für Ahold ein Umsatzplus von 15 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro gegeben, verteilt auf die USA und Europa.

Market Curly startet in Singapur
Der koreanische Online-Lebensmittelhändler Market Kurly wagt den ersten Schritt auf einen ausländischen Markt und startet in Singapur. Die Verkaufsplattform dafür ist Red Mart, der Lebensmittelservice von Lazada, einem Tochterunternehmen von Alibaba. Lauf Bloomberg bietet Market Kurly fertige Lebensmittelpakete für ausgewählte Gerichte, das Angebot umfasst 44 Pakete. Für die Zukunft sei eine Ausweitung des Angebots über das Lebensmittelportfolio hinaus geplant. Die Bestellungen erfolgten online, die Lieferung folge am nächsten Vormittag. Market Kurly ist seit 2015 in Südkorea aktiv.

Signet Jewelers übernimmt den Online-Schmuckhändler Blue Nile
Für 360 Millionen US-Dollar wechselt der Online-Schmuckhändler Blue Nile den Besitzer, neuer Eigentümer ist Signet Jewelers, eine der weltweit größten Juwelierketten. Für Signet geht es bei der Akquisition primär um eine Erschließung eines jüngeren Kundenstamms und eine Verstärkung des Hochzeitsgeschäfts, schreibt CNBC. Parallel zu der Übernahme habe Signet aber wegen schwächerer Verkaufszahlen im Juli die Erwartungen für das Gesamtjahr gesenkt. Der Kauf von Blue Nile spiele bei diesen Änderungen aber keine Rolle.

Deliveroo steigt in den Niederlanden aus
Für Deliveroo ist in den Niederlanden Schluss. Der britische Lieferdienst kann zwar einen steigenden Umsatz im ersten Halbjahr melden, der Verlust ist aber ebenfalls größer geworden, um 54 Prozent auf 178 Millionen US-Dollar, meldet Tech.eu. Nun erfolge eine Neustrukturierung. Deliveroo ist bislang in elf Märkten aktiv, dabei werde in den Niederlanden nur ein Prozent des Umsatzes erzielt, nun folge dort das Ende des Betriebs. Das Unternehmen habe sich im Hinblick auf unverhältnismäßige Investitionen und einer unsicheren Umsatzentwicklung zu diesem Schritt entschieden. Der Betrieb werde endgültig Ende November eingestellt.


///// TRENDS & TECH

Gute Chancen für kleinere Unternehmen
Kleine und mittelgroße Unternehmen haben bei jungen Mitarbeitern in der IT gute Chancen. Nach einer Studie von Trend Micro und dem Marktforschungsunternehmen Mindfacts spielen für 92 Prozent der Befragten die Technikriesen eine wesentliche Rolle, doch zu den attraktivsten Arbeitgeber zählen sie nur für 27 Prozent. Ein wesentlicher Faktor für eine positive Entscheidung ist für 74 Prozent das hohe Lohnniveau. 65 Prozent denken aber auch über kleinere Unternehmen als Arbeitgeber nach. Die Mitarbeiter erwarten hier eine engere Bindung zwischen ihnen und dem Unternehmen, 62 Prozent befürchten bei Großkonzernen zu einer "anonymen Nummer" zu werden. Als Argumente pro Mittelstand zählen für 48 Prozent eine personelle Kontinuität und der Freiraum für die persönliche Entwicklung (45 Prozent).

Bezahlen per Handfläche in weiteren Whole-Foods-Läden
Amazon baut die Kapazitäten mit modernen Bezahlverfahren weiter aus. In den USA können Kunden nach der Testphase nun in weiteren Läden der Whole-Foods-Kette durch ein Scannen der Handfläche einchecken und bezahlen. Die ersten beiden Geschäfte stehen nach einem Bericht von The Verge in Malibu und Santa Monica in Kalifornien, in dem US-Bundesstaat an der Westküste sollen weitere 65 Läden folgen. Möglich sei die Nutzung der neuen Technologie nach Angabe einer Kredit- oder Girokarte, der Telefonnummer und dem Scannen der Hand. Nach dem Kauf reiche dann das Einscannen der Hand vor dem Lesegerät. In Zukunft wolle Amazon die Technologie auch in Läden außerhalb des Konzerns anbieten.

Sorgenfalten beim HDE
Der Einzelhandelsverband HDE sieht aufgrund der schlechten Konsumstimmung und der hohen Energiekosten pessimistisch in die nächsten Monate. Der Einzelhandel habe nach Corona nun mit zwei weiteren Herausforderungen zu kämpfen. Es seien gezielte und wirksame Maßnahmen erforderlich, bei den Kunden herrsche eine nie dagewesene Verunsicherung. Der Verband fordert eine angepasste Unterstützung für Handel und Verbraucher, so könnte den mittelständischen Unternehmen mit einer Verringerung der Stromsteuer geholfen werden. Die Energiekrise sei eine starke Bremse, die Zurückhaltung sei gerade bei größeren Anschaffungen besonders groß. Der Verband erhofft sich nun durch den Beginn des neuen Schuljahres einen Umsatzimpuls.


///// NACHHALTIGKEIT

Verschiebungen beim nachhaltigen Einkauf
Für Deutsche hat der nachhaltige Einkauf weiterhin eine große Bedeutung. Der Nachhaltigkeitsindex der GfK erreichte im Juli einen Wert von 39,2, im April lag er bei 39,7. Für die Verbraucher steht die Klimakrise unverändert bei den Sorgenthemen auf Platz zwei, nur auf Platz eins hat es eine Verschiebung von Corona zu Inflation gegeben. In den nächsten zwölf Monaten wollen aber nur noch 24 Prozent der Verbraucher größere Anschaffungen nach Nachhaltigkeitskriterien vornehmen, zuvor lag der Anteil bei 27 Prozent. Die Bereitschaft, solche Käufe vorzunehmen, liegt aber langfristig bei 68 Prozent. Beim Einkauf von Bio-Produkten des täglichen Bedarfs gibt es eine Entwicklung hin zu den Discountern.