Ein kurzer Blick auf den Stand der Digitalisierung: Nicht nur Rentner, auch Dax-Unternehmen verlassen sich immer noch aufs Faxen, schreibt Zeit.de – und die Bundesnetzagentur tut es auch. Gerade läuft eine Ausschreibung für die "Erbringung von Faxdienstleistungen für mindestens 12 Monate, maximal 60 Monate", mit "geschätzt 3.000–4.000 ein- und ausgehende[n] Seiten pro Monat". Das sind mehr als 100 am Kalendertag. Wer hätte das gedacht.
///// HANDEL NATIONAL
HDE-Konsumbarometer mit gemischten Aussichten
Für 2023 erwartet der Handelsverband Deutschland (HDE) ein preisbereinigtes Umsatzminus von drei Prozent im deutschen Einzelhandel, das entspreche einem nominalen Plus von zwei Prozent (das „Morning Briefing“ berichtete). Das monatliche Konsumbarometer des Verbands zeigt in die gleiche Richtung: „Demnach steigt der Index den vierten Monat in Folge und noch dazu so deutlich wie in keinem Monat zuvor“, schreibt der HDE, der „einen möglichen Anstieg des privaten Konsums in den kommenden Monaten“ sieht. Gleichzeitig steige die Sparneigung, insgesamt liege die Stimmung daher unter dem Niveau vor dem Krieg gegen die Ukraine.
Best Secret knackt Milliarden-Umsatz
Online-Offprice-Modehändler Best Secret hat 2022 erstmals mehr als eine Milliarde umgesetzt, nämlich 1,05 Mrd. Euro, was einem Plus von elf bis zwölf Prozent entspricht, wie Textilwirtschaft.de schreibt. Das Plus komme eher aus dem Ausland (34 Prozent) als aus Deutschland (zwei Prozent). Die bereinigte Ebitda-Marge von 13 Prozent liege etwas unter Vorjahr (14,7 Prozent), was an höheren Kosten für Einkauf, Transport, Retouren und Marketing liege. Best Secret führe zudem einen Marktplatz ein, das Unternehmen bietet laut Website 5 Mio. Produkte von 3.000 Designerlabels.
Lieferdienste I: NGG legt sich mit Lieferando an
Die Gewerkschaft NGG will für die etwa 7.000 Beschäftigten des Lieferdienstes Lieferando unter anderem einen Stundenlohn von mindestens 15 Euro, ein 13. Monatsgehalt sowie höhere Zuschläge für Abend-, Sonn- und Feiertagsschichten erreichen. "In der Schweiz und in Österreich gibt es bereits Tarifverträge für Lieferando, das gibt uns Rückenwind. Wir werden unsere Forderungen mit Nachdruck vertreten“, heißt es in einer Pressemitteilung, die das Unternehmen zu Verhandlungen auffordert. Lieferando verwies der Deutschen Presseagentur gegenüber darauf, dass die Fahrer bereits mehr als 14 Euro pro Stunde verdienten sowie direkt und unbefristet angestellt seien, was in der Branche unüblich sei.
Lieferdienste II: Zwei gegenläufige Preistendenzen bei Flink
Supermarktmarktblog.com beobachtet zwei gegenläufige Entwicklungen beim Lebensmittel-Lieferdienst Flink: Zum einen werbe er damit, günstig wie ein Discounter zu sein, und liege bei vielen Produkten auch auf dem Lieferdienst-Preisniveau seines wichtigsten Partners Rewe (vor allem bei der Marke "Ja!"). Andere Produkte dagegen seien deutlich teurer als im klassischen Supermarkt (zum Beispiel die Marken "Rewe Beste Wahl" und "Rewe Bio"). Fazit: "Die Aufschläge werden nötig sein, um Flink nachhaltig in die Gewinnzone führen zu können; gleichzeitig verkleinert sich aber die damit ansprechbare Zielgruppe, der das egal ist."
Lieferdienste III: Drei neue Partnerschaften
Lebensmittelzeitung.net berichtet über drei neue oder erweiterte Partnerschaften großer Lebensmittel-Lieferdienste: 1) Bringoo arbeite enger mit Globus zusammen: Nach dem Piloten in Leipzig-Seehausen sei der Globus-Markt in Waghäusel-Wiesental nun Ausgangspunkt für Lieferungen in Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe. 2) Wolt liefere jetzt aus fast 90 deutschen McDonald's-Filialen in 16 Städten. 3) Just Eat Takeaway werde in Spanien mit dem Discounter Dia zusammenzuarbeiten, zunächst in 50 Filialen in Madrid, Barcelona, Malaga, Sevilla und Bilbao.
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HANDEL INTERNATIONALDreimal Amazon in Kürze- Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien kündigt Amazon Katastrophenhilfe vom Fulfillment-Center in Istanbul aus an, unter anderem Decken, Zelte, Heizgeräte, Nahrung, Windeln und Medikamente. Die ersten Lieferungen sollen am morgigen Mittwoch das Lager verlassen.
- Air Transport Services Group, eine Fracht-Airline, die im Auftrag von Amazon (und DHL) unterwegs ist, erwartet für 2023 weniger Amazon-Frachtflüge aufgrund von sinkender Nachfrage und langsameren Wirtschaftswachstums, so CNBC.com.
- In Seattle (Washington, USA) gebe es einen seit längerem geschlossenen Laden, für den die Stadtverwaltung im Januar ein Kessel-Prüfzertifikat ausgestellt habe – an "Amazon Market". Geekwire.com spekuliert auf ein neues Ladenformat, eventuell eine Großfläche, räumt aber offen ein, das könne nur heiße Luft sein.
///// TRENDS & TECH
BSI warnt vor Ransomware-Angriff im Cloud ComputingDas Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat eine Warnung vor Ransomware-Angriffen ausgesprochen: Ein weltweit breit gestreuter Angriff habe Tausende Server infiziert und verschlüsselt, auf denen die Virtualisierungs-Software "ESXi" des US-amerikanischen Cloud-Computing- und Virtualisierungs-Dienstleisters VM Ware laufe. Server in den USA, Deutschland und Kanada seien am stärksten betroffen. Ein bisschen "selbst schuld" klingt in der Warnung durch: VM Ware habe bereits im Februar 2021 Informationen zur ausgenutzten Sicherheitslücke sowie ein Patch veröffentlicht.
Privatbanken bringen sich für digitalen Euro in Stellung
Die Akzeptanz der Bevölkerung sei ausschlaggebend für Erfolg des geplanten digitalen Euros, schreibt der Bundesverband deutscher Banken (BdB) in der Ankündigung eines Positionspapiers zum Thema. Er müsse sich an den Bedürfnissen der Bürger orientieren und "eine sinnvolle Ergänzung zum Bargeld" sein. Damit bringt sich der BdB als Mitspieler in Stellung, denn: "Banken sind ein entscheidender Erfolgsfaktor für den digitalen Euro", und: "Die Ausgabe eines digitalen Euros sollte nur den Banken vorbehalten sein."
Bitkom: Wertschöpfung im digitalen Marketing steigt
„Online-Werbung ist inzwischen ein bedeutender Wirtschaftszweig“: Der Digital-Verband Bitcom hat ausgerechnet, wie hoch die Wertschöpfung im digitalen Marketing ist. Sie betrug 2022 rund 19,8 Mrd. Euro, die Branche bot 247.000 Menschen Arbeit. Von 2018 bis 2022 sei die Wertschöpfung um 7,3 Mrd. Euro oder 58 Prozent gewachsen, die Zahl der Arbeitsplätze um mehr 63.000. Die Ausgaben für digitales Marketing lagen 2022 Bitkom zufolge bei 25,6 Mrd. Euro, davon gingen 19,0 Mrd. Euro an externe Dienstleister, davon wiederum 34 Prozent in Suchmaschinen-, 26 Prozent in Banner-, 18 Prozent in Videowerbung sowie acht Prozent in E-Mail-Marketing.
Onlinehaendler-News.de fasst den Stand der Diskussion rund um die geplante EU-Verpackungsverordnung zusammen, denn sie betrifft auch den E-Commerce: Der zulässige Leerraum in den Verpackungen werde laut Planung auf maximal 40 Prozent beschränkt. Außerdem sollen von 2030 an zehn Prozent, ab 2040 mindestens fünfzig Prozent aller Transportverpackungen im Online-Handel wiederverwendbar sein.
///// NACHHALTIGKEIT
Lastenrad-Startup Avocargo ist offenbar insolventFür die berühmte letzte Meile der E-Commerce-Logistik sind Lastenräder im Trend, als Free-Floating-Angebot (ähnlich Mieträdern und E-Rollern) scheinen sie nicht zu funktionieren: Wie „Gründerszene“ berichtet, hat der Berliner Anbieter Avocargo in der vergangenen Woche Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Der Insolvenzverwalter sehe gute Chancen auf den Weiterbetrieb, es gehe jetzt aber eher um den Verkauf des Unternehmens als um die Suche nach neuen Investoren.