Eines der Versprechen künstlicher Intelligenz ist ja die stärkere Individualisierung von Angeboten. Und das funktioniert offenbar auch so: Die schwedische Boulevardzeitung "Aftonbladet" lässt ihr Nachrichtenangebot von einer KI rappen, um damit junge Leserinnen und Leser zu gewinnen. Wie Businessinsider.com schreibt, ist dem eine Testphase mir 1.000 jungen Leuten vorausgegangen. Wäre das nicht auch was für Produktbeschreibungen in Online-Shops?

///// HANDEL NATIONAL
HDE senkt E-Commerce-Prognose von acht auf 5,8 Prozent
Ende Januar hatte der Handelsverband Deutschland (HDE) ein nominales Plus von acht Prozent im deutschen E-Commerce erwartet (preisbereinigt plus vier Prozent; das "Morning Briefing" berichtete). Jetzt ändert der Verband die Prognose auf nominal plus 5,8 Prozent, preisbereinigt plus zwei Prozent, was einem Umsatz von 89,4 Mrd. Euro entspreche. Als Gründe nennt der HDE "die nach wie vor hohe Inflation und die dementsprechend schlechte Konsumstimmung". Im Detail sei das Bild gemischt: Der Online-Handel mit Lebensmitteln wachse deutlich; Wohnen, Garten und Heimwerken ließen nach.

Picnic plant 45 Prozent Umsatzplus in Deutschland
Picnic, niederländischer Lieferdienst mit Edeka-Beteiligung, will 2023 in Deutschland auf 400 Mio. Euro Umsatz kommen. Das berichtet Lebensmittelzeitung.net unter Berufung auf die Bilanz des Unternehmens. Die Summe wäre ein Plus von 45 Prozent: 2022 seien 275 Mio. Euro erreicht worden (plus 64 Prozent), im Jahr zuvor 167 Mio. Euro. Um das Ziel zu erreichen, sollen bis Ende des Jahres bis zu 25 neue Verteilzentren entstehen, Ende 2022 habe ihre Zahl bei 34 gelegen. Das habe seinen Preis: Nach 57,8 Mio. und 63 Mio. Euro Nettoverlust erwarte das Unternehmen für das laufende Geschäftsjahr ein Minus von 67 Mio. Euro. 

Rewe entlässt den "Spar-Assistenten"
Rewe stellt den Chatbot "Spar-Assistent" ein. Das meldet Lebensmittelzeitung.net. Der Handelskonzern hatte den Bot im Dezember 2022 per Pressemitteilung vorgestellt. Er sollte "mit User:innen im privaten Nachrichtenbereich von Instagram kommunizier[en] und sie unter anderem wöchentlich über neue attraktive Coupons in der REWE App informier[en]". LZ.net zitiert das Management, der Service sei "aktuell für nicht genügend Menschen relevant".

Autoradio-Einbau.eu streckt Fühler nach Deutschland aus
Mit einer Unternehmensvorstellung auf einem deutschen PR-Portal wirbt der österreichische Onliner Autoradio-Einbau.eu offenbar um deutsche Kunden: Die Website, hinter der laut Impressum eine Einzelperson steht (Imrana Jashari), verspricht "eine reichhaltige Palette von Autoradio-Einbausets für eine große Zahl von Fahrzeugtypen". Dazu zählen Radiohalterungen, Adapterkabel, Antennenadapter und Nachrüstungen für Lenkradsteuerung. Geliefert werde innerhalb der EU und in andere europäische Länder.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Swappie: Gebraucht-Telefone für die, die eigentlich neue wollen
Swappie, Online-Shop für generalüberholte, gebrauchte Iphones, kündigt im Unternehmensblog eine "Premium-Serie" an. Sie sei für diejenigen gedacht, die eigentlich ein neues Telefon wollen: aufgearbeitete Geräte "in makellosem Zustand mit 100 % Akku-Kapazität als Standard". Ihre Verfügbarkeit sei begrenzt, sie besäßen daher "eine gewisse Exklusivität", seien aber für fast alle Modelle erhältlich. Die CO2-Bilanz liege um 78 Prozent unter der für ein Neugerät. Mit dem Verkauf bietet Swappie den späteren Rückkauf an.

USA: Online-Marktplatz Draup vermarktet digitale Kleidungsstücke
Der US-basierte Mode-NFT-Marktplatz Draup (gesprochen "Drop") sei "endlich an den Start gegangen" meldet Fashionunited.de. Draup habe es sich zur Aufgabe gemacht, den Wert digitaler Mode zu maximieren und zu monetarisieren  zum Beispiel, indem sie nicht nur in virtuellen Kleiderschränken gezeigt, sondern auch weiterverkauft und gegen Geld verliehen werden kann. Wie das geht, zeigt Draup auch selbst: Die erste Kollektion der hauseigenen Marke „Seen on Screen” umfasse 648 Kleidungsstücke des Digitalkünstlers Nicolas Sassoon.

Einige Meldungen zu Amazon
  • In seinem "Small Business Empowerment Report" preist Amazon die Leistungen für kleinere Unternehmen in den USA: Die Zahl der verkauften Produkte sei 2022 auf mehr als 4,1 Mrd. gestiegen (die Vorjahreszahl wird nicht genannt), unabhängige Verkäufer in ländlichen Gegenden hätten um 40 Prozent zugelegt (ohne Angabe der absoluten Zahl), die Zahl der entstandenen Jobs liege bei geschätzten 1,5 Mio.
  • Aus Protest gegen Entlassungen und die verpflichtende Rückkehr aus den Homeoffices sollen die Beschäftigten nach den Vorschlägen zweier Aktionsgruppen am 31. Mai für eine Stunde die Arbeit niederlegen, schreibt GeekWire.com
  • Der Händlerbund berichtet auf Onlinehaendler-News.de, Samsung habe einen Amazon-Händler wegen des Verkaufs gefälschter Produkte (genannt werden Kopfhörer) mit 3.865 Euro abgemahnt.
  • Ach, ja, und Jeff Bezos und seine Lebensgefährtin Lauren Sánchez haben sich CNN zufolge wohl verlobt.

///// TRENDS & TECH

Nach der Krise ist vor der Krise: So werden Lieferketten widerstandsfähiger
Die Krise der Lieferketten ist noch nicht vorbei. Nach der Corona-Pandemie führen Ukraine-Krieg, handelspolitische Unsicherheiten und hohe Energiepreise dazu, dass viele Unternehmen ihre Lieferketten überprüfen und anpassen. Nötig sind massive Investitionen, in die Digitalisierung von Abläufen ebenso wie in die Verbesserung der Beziehungen zu Lieferanten. Ein Beitrag aus unserem Schwestermagazin "Der Handel" auf Etailment.de widmet sich der Frage, was Händler konkret tun können, um ihre Logistikketten krisenfest zu machen. 

Multifaktor-Authentifizierungen lassen sich umgehen
Es geht vor allem um Bankkonten, könnte aber auch im E-Commerce an Bedeutung gewinnen: Betrugserkennungs-Spezialist Biocatch macht auf neuere Cybercrime-Methoden zur Umgehung von Multifaktor-Authentifizierungen (MFA) aufmerksam. Dazu würden die Opfer von vermeintlichen Chefs, Behörden oder Verwandten angerufen, die eine sofortige Geld-Überweisung einforderten. Da das Opfer sich selbst einlogge, versage der MFS-Schutz. Biocatch rät in seiner Pressemitteilung, solche Versuche über Verhaltensanalysen zu erkennen, zum Beispiel seien verzögerte Eingaben und ziellose Mausbewegungen zur Aufrechterhaltung des Seitenkontakts Anzeichen für einen solchen Betrugsversuch.

Bloomreach will Serien-Rücksendern Rabatte verweigern
Businessinsider.com berichtet über ein neues Angebot des Personalisierungs-Spezialisten Bloomreach: Er ermögliche es Onlinern, an Kunden, die zuviel zurücksenden ("serial returners"), erst gar keine Rabatte und Sonderangebote auszuspielen. Denn sie seien die am wenigsten profitablen Kunden. (Man könnte auch sagen: Ihr Rabatt wird zur Finanzierung der Rücksendungen gebraucht.)

Google muss nur bei Nachweis der Unrichtigkeit Suchergebnisse entfernen
Online-Händler wollen gemeinhin nicht von Google vergessen werden – und wenn doch, dann hat der Bundesgerichtshof jetzt Regeln dafür aufgestellt: Ein so genanntes Auslistungsbegehren brauche "relevante und hinreichende Nachweise" dafür, dass die Informationen offensichtlich unrichtig sind oder zumindest ein für den gesamten Inhalt "nicht unbedeutender Teil". So fasst LTO.de das Urteil zusammen, das in voller Schönheit auf der Website des BGH steht (Urteil vom 23. Mai 2023, Aktenzeichen VI ZR 476/18).

Zweimal KI-Texterstellung in Kürze
  • Website-Dienstleister Ionos bietet für seinen Website-Baukasten "My Website Now" eine neue Funktion zur automatischen Erstellung von Texten und Überschriften per künstlicher Intelligenz. Dazu müssen laut Pressemitteilung lediglich ein paar Stichwörter und Vorgaben zur Länge eingegeben werden.
  • Er mag damit offene Türen einrennen: 36 Prozent derer, die ihre Website mit "Wordpress" betreiben, nutzen dafür das KI-Tool "Chat GPT". Von ihnen machen das 91 Prozent wöchentlich, und von denen wiederum 30 Prozent täglich. Hauptanwendung sei die Texterstellung. Das hat Webhosting-Anbieter Strato unter 500 "Wordpress"-Nutzern erfragt, wie er mitteilt.


///// NACHHALTIGKEIT

HDE: Second Hand wird vor allem online gekauft
"Digitale Verkaufskanäle bringen eine starke Dynamik in den Markt" für Second-Hand-Produkte, schreibt der HDE in seinem "Konsummonitor Nachhaltigkeit" (Seite 17): 68 Prozent von 1.002 Befragten geben an, Second-Hand-Sachen auf Plattformen wie Kleinanzeigen oder Vinted zu kaufen, 24 Prozent nutzen Online-Verkaufsdienste wie Sellpy, Momox und andere, 19 Prozent nennen Online-Shops (Mehrfachnennungen waren möglich). Flohmärkte (44 Prozent) und stationäre Second-Hand-Shops (33 Prozent) wirken da fast schon abgeschlagen.