Im Sport gibt es den Begriff Trainingsweltmeister. Das sind Athleten, die beim Üben Riesen sind - aber am Tag des Wettkampfs zu Zwergen schrumpfen. Deutsche Konsumenten sind Umfrageweltmeister. Wenn es um edle Ziele geht wie Nachhaltigkeit oder Umweltschutz, werden allergrößte Absichten versichert. Ja klar, das T-Shirt darf ein paar Euro mehr kosten, wenn es ordentlich hergestellt wird. Im Wettkampf, also im Laden, sieht die Sache dann anders aus: Der Preis ist heiß, die edle Absicht vergessen und die Umwelt weit weg. Man muss ja sehen, wo man bleibt. Die Coronakrise soll so ein Konsumverhalten aber ändern, heißt es allerorten. Wir sind skeptisch. Wie immer.

//// HANDEL NATIONAL

Mehr Nachhaltigkeit, mehr Social Shopping
Es kann nicht genug Studien eben über das Megathema dieser Zeit: Wie wird sich die Welt nach der Coronakrise verändert haben? Der Einkaufssender QVC bietet auch eine Version und hat interessante Ergebnisse über die neue Art des Einkaufens: 41 Prozent der Frauen und jeder zweite Mann finden Social Shopping attraktiv. 54 Prozent der befragten Deutschen wünschen sich, dass sich Läden mehr zu Treffpunkten für Communities entwickeln. Zwei Drittel der Deutschen geben an, dass sie künftig eher bei Anbietern einkaufen wollen, die für Solidarität, soziales Engagement und Nachhaltigkeit stehen. Drei Viertel der befragten Deutschen sprechen sich in der Umfrage dafür aus, dass die Corona-Krise nicht dazu genutzt werden sollte, den Klimaschutz aufzuschieben. Aber, jetzt kommt es, und hier werden die Verschwörungstheoretiker hyperventilieren: 38 Prozent der Deutschen können sich für die Zukunft Mikrochips im Körper vorstellen, die bei Gefahr ärztliche Hilfe holen. Chips! Im Körper! Vielleicht noch eigenhändig eingepflanzt von Bill Gates?! Sie haben es immer gewusst.

Bitte derzeit keine Werbung
Es ist auch jetzt, wie es immer war: In einer Krise dampfen die Unternehmen ihre Werbeausgaben ein. PR und so etwa muss man sich eben leisten können. Um 21% sind im April in Deutschland die Ausgaben für Werbung gegenüber dem Vorjahresmonat eingebrochen, hat Internetworld eine Nielsenstudie zusammengefasst. Onlinewerbung hat dabei 18% verloren. Bei den Werbeausgaben haben vor allem die Autohersteller das Geld zusammengehalten - hier wurden 75% weniger investiert.

MediaSaturn ist TÜV-geprüft hygienisch
Ob die zweite Infektionswelle wirklich kommt, ist noch ungewiss. Aber dass wir das Coronavirus so schnell komplett aus unserem Leben verbannen können, glaubt kaum noch jemand. Hygiene wird deswegen zum Dauerbegleiter für jederman. Auch im Einzelhandel. MediaMarkt-Saturn nutzt jetzt nach eigener Aussage als erstes deutsches Handelsunternehmen ein digitales Hygienemanagement in Zusammenarbeit mit dem TÜV Süd. Mit Hilfe einer App kann jeder einzelne Markt die Einhaltung der im Hygienekonzept des Elektronikhändlers definierten Maßnahmen in Echtzeit kontrollieren - und bei Bedarf Anpassungen vornehmen, wie das Unternehmen mitteilt.


//// HANDEL INTERNATIONAL

Home Depot wächst online sagenhaft
Umsatz top, Gewinn flop. So einfach lässt sich die Lage des US-Baumarkthändlers Home Depot im ersten Quartal beschreiben. Heißt in Zahlen: Der Umsatz stieg um 7,1% auf 28,26 Milliarden US-Dollar (26 Milliarden Euro) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn ging aber Nettogewinn um 10,7% auf 2,25 Milliarden Dollar (rund 2 Milliarden Euro) zurück, wie CNBC meldet. Zusatzinfo: Im März betrug das Umsatzplus im eigenen Onlinegeschäft noch 30% - doch im April ging es hier gar dreistellig nach oben. "In den letzten drei Wochen des Quartals lag der Verkehr auf HomeDepot.com durchweg über dem Niveau des Schwarzen Freitags", sagt Ted Decker, Executive Vicepresident of merchandising.

Walmart: Mehr Umsatz, mehr Kosten, weniger Gewinn
Wow. Plus 74% in nur wenigen Wochen erinnert an Kursgewinne von Aktien zur Zeit des Neuen Marktes. Hier geht es aber um das Verkäufe von Walmart mit dem eigenen Webshop im ersten Quartal. In den Läden des größten Einzelhändlers gab es im selben Zeitraum ein Plus von 10% im Vergleich zum ersten Quartal 2019. Noch mehr Zahlen: Umsatz: plus 8,6% auf 134,6 Milliarden US-Dollar (123 Milliarden Euro). Opersatives Ergebnis: plus 5,6% auf 5,2 Milliarden Dollar. Das Unternehmen stellte 200.000 zusätzliche Mitarbeiter ein, um während der Pandemie Geschäfte zu säubern, Regale einzulagern und Online-Bestellungen auszuführen. Bei Hygieneartikeln wie Papierhandtücher und Oberflächenreiniger "haben wir in zwei oder drei Stunden das verkauft, was wir normalerweise in zwei oder drei Tagen verkaufen", sagte Unternehmenschef Doug McMillon laut CNBC. Klingt alles toll, aber weil die Kosten wegen Corona bei 900 Millionen Dollar (823 Millionen Euro) lagen, zog Walmart wie viele andere Unternehmen seine Finanzprognose für das laufende Geschäftsjahr zurück. 

Aus für Jet
Vor vier Jahren sorgte Walmart für hohen Wellengang im E-Commerce: Mit dem Erwerb von jet.com schien der Handelsgigant die richtige Akquisition im wachsenden Onlinegeschäft zu machen. 3,3 Milliarden Dollar (3 Milliarden Euro) war Walmart dieses Startup wert - und viele glaubten, dass Amazon jetzt einen Herausforderer haben würde. Pustekuchen. Walmart stellt jet.com ein und lässt die Marke auslaufen, schreibt CNBC. Warum? Weil die Marke Walmart stark genug sei im E-Commerce, wie der Boss Doug McMillon unter anderem sagte.

Amazon: Neustart in Frankreich
Amazon und Frankreich - das war zuletzt eine stressige Angelegenheit. Wegen unzureichender Corona-Hygienemaßnahmen in den Logistikzentren und einer entsprechenden Gerichtsentscheidung hatte Amazon sämtliche Läger in Frankreich geschlossen. Jetzt läuft der Betrieb wieder an - mit verbesserten Sicherheitsregeln. So dürfen die Arbeiter der Früh- und Spätschichten nicht zusammentreffen, informiert unter anderem die Deutsche Verkehrs Zeitung.


//// TECH & TRENDS

Vollbanklizenz für Check24

Im September 2019 war klar, Check 24 will eine Banklizenz. Jetzt ist es soweit, schreibt Finanzszene.de. Das Vergleichsportal startet mit C24 eine Banking Plattform. Noch tut sich auf der passenden Homepage außer der Ankündigung nicht viel. Ab Oktober soll es ernst werden. Dann sollen beispielsweise Kredite und Tagesgeld, die bislang nur mit Partnerbanken für Check24 möglich waren, selbst angeboten werden.

Reddit startet Kryptowährung
Noch eine?, möchte man stöhnen. Bislang gibt es mehr als 4.000 Kryptowährungen – überwiegend erfolglos. Den meisten fehlen schlicht die Anwender. Facebook und Telegram dachten, dass sie dieses Problem dank ihrer Nutzer gelöst haben und so mit ihren Kryptoprojekten eine kritische Masse erreichen können. Bislang klappt das eher weniger. Telegram stellte seine Kryptowährung noch vor dem Launch wieder ein, Facebook dampfte seinen Plan massiv ein, schreibt gründerszene. Beide entwickelten eine eigene Blockchain. Reddit dagegen setzt auf Ethereum – das hat sich bewährt. Der neue Ansatz von Reddit liegt nicht in der Technik. Reddit setzt für Nutzer Anreize. Sie sollen künftig für Inhalte belohnt werden. Wer einen Kommentar abgibt, der anderen gefällt, kann dafür einen Token erhalten und im Reddit-Universum wieder ausgeben oder damit handeln. Zum Start werden 50 Millionen Token in Umlauf gebracht, weitere 200 sollen in kleinen Schritten monatlich zugefügt werden.

Post startet Online-Plattform
Deutsche Post DHL Group startet mit myDHLi Online-Plattform für Speditionskunden. Darüber können Kunden Angebote, Frachtraten bis hin zu CO2-Emissionen einsehen ebenso wie die kompletten Sendungsdaten – Analysen inklusive. Die Plattform startet auf den Kontinenten Europa, Nordamerika, Asien, Australien und Afrika.


Favorit des Tages:
Bundling, Rabatte, Kommunikation. Unser Gastautor Anoop Vasisht, General Manager Europe von der Online-Personalisierungsplattform Dynamic Yield, hat ein paar gute Tipps, wie ein Webshopbereiber in der Coronakrise richtig mit seinen Kunden umgeht.