Wenn die Erfahrung nicht trügt, hat dieser Plan das Potenzial für direkte Auswirkungen auf den E-Commerce: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil wolle "eine grundsätzliche Rückkehr zur Homeoffice-Angebots-Pflicht", berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Die Regelung solle vom 1. Oktober 2022 bis zum 7. April 2023 gelten. Mal schauen, ob die Formel "Mehr Homeoffice = mehr Online-Käufe" auch ohne Lockdown gilt.

///// HANDEL NATIONAL
Hoffnung für Kuchentratsch
Im April hatte der Münchner Gebäck-Online-Shop Kuchentratsch eine Crowdfunding-Kampagne angekündigt, im Juli die Insolvenz gemeldet, jetzt gibt es offenbar Hoffnung: Wie TZ.de berichtet, lägen "mehrere verbindliche Angebote für eine Übernahme" vor. Das soziale Konzept des Unternehmens, dass 53 Seniorinnen und Senioren auf Minijob-Basis ihre Kuchen für Kuchentratsch backen, solle fortgeführt werden. Das Crowdfunding habe 234.000 Euro von 157 Investoren gebracht. Der Umsatz habe 2021 bei 800.000 Euro gelegen.

Erstmal werben: Uber Eats legt Markenkampagne auf
Uber Eats geht in die Offensive: Die in dieser Woche aufgelegte Markenkampagne „Erstmal Essen“ soll dem Platzhirschen Lieferando ein Stück vom Kuchen abnehmen. Laut Pressemitteilung ist das die erste Markenkampagne der Plattform in Deutschland. Sie wurde von Scholz & Friends entworfen und erzählt "kurze Geschichten über die individuellen Genussmomente im Leben" – genauer: dass Essen in jeder Lebenslage richtig ist. Geworben werde auf Out-of-Home-Medien, Billboards, online und natürlich in sozialen Medien. Lebensmittelzeitung.net spricht von einem "Brutto-Werbevolumen im zweistelligen Millionenbereich".

Stock X eröffnet Authentification Center in Berlin
"Wir authentifizieren alles. Überall" – diesem Versprechen von der Website ist die Resale-Plattform Stock X einen Schritt näher gekommen: Wie Fashionunited.de berichtet, eröffnet Stock X ein neues Authentification Center in Berlin. Damit werde es für Verkäuferinnen und Verkäufer einfacher und günstiger, Produkte vor dem Verkauf beglaubigen zu lassen. Stock X vermittele gebrauchte Sneaker, Sammlerstücke, Elektronik, Kleidung und Accessoires. Viele von ihnen würden häufig gefälscht. Das Unternehmen betreibe zwölf Beglaubigungs-Zentren, drei davon in Europa, mit 300 Prüfern.

"Tür zu, Geschäft offen": HDE unterstützt stationären Handel mit Plakaten
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat vier Plakatmotive aufgelegt, die Kunden des stationären Handels erklären, warum die Türen geschlossen und die Schaufenster dunkler sind als sonst: wegen des Energiesparens. Sie können dem HDE zufolge auf Papier bestellt oder kostenlos zum Selbstausdruck heruntergeladen werden.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Farfetch übernimmt fast die Hälfte an YNAP
Textilwirtschaft.de nennt es "eine tektonische Verschiebung im Luxus-E-Commerce": Der Online-Luxus-Marktplatz Farfetch übernimmt in einem ersten Schritt 47,5 Prozent an Yoox Net-a-Porter (YNAP). Der bisherige YNAP-Eigentümer Richemont werde mit Farfetch-Aktien bezahlt, in einem ebenfalls ersten Schritt bis zu 13 Prozent. Richemont habe das Recht, Farfetch in drei bis fünf Jahren die restlichen YNAP-Aktien zu verkaufen, sofern der Onlinehändler Gewinne schreibe.

Nachrichtenseite: Amazon Care wird eingestellt
Amazon hat Interesse am US-Gesundheitsunternehmen Signify Health (das "Morning Briefing" berichtete) – Amazon Care aber soll offenbar zum Jahresende eingestellt werden, wie Geekwire.com und WashingtonPost.com gestern am späten Abend (24. August) berichteten. Es sei "nicht die richtige langfristige Lösung für unsere Unternehmenskunden", zitiert die Website das Unternehmen. Dass die beiden Nachrichten kein Widerspruch sind, zeigt FAZ.net in einer Einordnung der Signify-Health-Ankündigung: Amazon Care sei 2019 zunächst für die eigene Belegschaft gegründet worden, als allgemeines Angebot scheine es "noch nicht allzu viele Kunden" gefunden zu haben. Mit Übernahme des Praxen-/Klinikbetreibers One Medical (das "Morning Briefing" berichtete) wolle Amazon das stationäre Angebot ausbauen. Ähnlich scheint es mit Signify Health zu sein, einem Spezialisten für häusliche medizinische Leistungen. Kurz: Amazon schließt offenbar das erfolgsarme eigene Gesundheitsangebot und kauft erfolgreiche vom Markt.

Ebay im Pressemitteilungs-Fieber
  • Ebay hat nach eigenen Angaben My Fitment übernommen, einen Anbieter von Automatisierungstools für den Online-Verkauf von Autoteilen und -zubehör ("fitment" = Bereifung). Die Transaktion wurde mit dem 23. August wirksam, Einzelheiten bleiben im geschlossenen Kofferraum.
  • Möglicherweise nicht zufällig gleichzeitig kündigt Ebay den neuen Youtube-Kanal "Ebay Motors DE" an. Die Mitteilung spricht von "wöchentlich neuen Videos mit anregendem Content und wertvollen Tipps" sowie drei Shows: „Ebay sucht den Superschrauber“ (Bewerbungen bis 5. September möglich), „Felgen, Fahrwerk, Fetter Sound“ und „Nils schraubt fremd“.
  • Änderungen im Management: Aparna Chennapragada, bisher Chief Product Officer bei Robinhood, ist laut Pressemitteilung vom gestrigen 24. August "mit sofortiger Wirkung" ins Board of Directors von Ebay eingetreten. Ihre Expertise in Sachen Künstlicher Intelligenz, Augmented Reality und Blockchain wird betont. Zum 15. September werde Katie Mitic dieses Gremium verlassen.
  • "Ebay Open": Die diesjährige Ebay-Konferenz am 7. und 8. September in Berlin beschäftigt sich unter anderem mit Personalfindung und Warenbeschaffung in Zeiten von Lieferkettenbrüchen und Inflation.

JD.com erreicht 581 Mio. aktive Kundenkonten
Der chinesische Online-Plattform JD.com hat im Rahmen ihrer Zahlen für das zweite Quartal (Nettoumsatz plus 5,4 Prozent auf umgerechnet 140 Mrd. US-Dollar, Betriebsergebnis verzwölffacht auf 600 Mio. Dollar) auch Nutzerzahlen gemeldet: Die Zahl der jährlich aktiven Kundenkonten sei in den zwölf Monaten bis zum 30. Juni 2022 um 9,2 Prozent auf 580,8 Mio. gestiegen. JD habe "stark von den jüngsten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in China profitiert", namentlich von den Lockdowns.

///// TRENDS & TECH

Youtube nimmt 1,2 Mrd Euro des deutschen BIP für sich in Anspruch
"Wir werden Shopping einführen" – diesen beiläufigen Satz während der Pressekonferenz zum "Youtube Impact Report" führte Andreas Briese, Country Director Youtube Germany & Regional Director Youtube Central Europe, leider nicht weiter aus. Es ging ja auch um anderes: Youtube schätzt den Beitrag seines Umfelds ("Ökosystems") zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf mehr als 1,2 Mrd. Euro, was 0,03 Prozent der 3,6 Bio. Euro von 2021 entspricht. Dazu zählt alles von den Umsätzen der Creators bis zu Musiklizenzen. Außerdem unterstütze Youtube mehr als 30.000 (vollzeitäquivalente) Arbeitsplätze. Basis ist eine Befragung von 3.000 Youtube-Nutzern, 670 Creators und 500 Unternehmen durch Oxford Economics.

EHI-Umfrage: 60 Prozent der Händler sehen das Metaverse als dauerhaft
Ist das Metaverse ein Hype und wird sich nicht durchsetzen? Diese Frage hat das EHI Retail Institute 433 Entscheiderinnen und Entscheidern aus dem deutschsprachigen Handel gestellt. 59,7 Prozent antworteten mit "Nein", sind also der Meinung, das Metaverse werde bleiben. 20,3 Prozent glauben nicht an die Zukunft, so das EHI. Das klingt erstmal nach Action, es gibt allerdings drei Aber: 1) 71,5 Prozent sagten, das Thema sei in ihren Handelsunternehmen nicht bekannt. 2) 96,1 Prozent halten die heutige Bedeutung von Metaverse in ihren Handelsunternehmen für klein, halb so viele (45,7 Prozent) sehen eine große Bedeutung erst in zehn Jahren. 3) Nur 4,9 Prozent sagen, ihr Unternehmen habe die notwendige Expertise, um ins Metaverse-Geschäft einzusteigen. Dauert also noch, bis die Action richtig losgeht.