Das Berliner Start-up Buckle&Seam will Transparenz in die Taschenindustrie bringen und Kunden für nachhaltige Lederwaren begeistern. Auch beim Vertrieb verfolgt es eine klare Strategie: Die Symbiose von Social Commerce und klassischem Retail.
Das Besondere: Die Taschen werden in Karatschi/Pakistan in der eigenen Fabrik genäht, unter Bedingungen, die mit der Produktion in Deutschland vergleichbar sein sollen.
Markeninszenierung über Instagram & Co.
Von Beginn an setzten die Start-up-Gründer Marco Feelisch und Georg Wolff beim Marketing auf Soziale Medien, um die eigene Markenphilosophie vorzustellen und nachhaltige Fertigung, hohe Qualität und klassische Designs als Alleinstellungsmerkmale an die relevanten Zielgruppen zu kommunizieren.
Verkauft wurden die Produkte zunächst ausschließlich über den eigenen Onlineshop. 40 Prozent seines Umsatzes erzielt das Start-up über Social Commerce.
Der Kunde will die Tasche anfassen
Marken brauchen Geschichten, und die lassen sich nun einmal gut in den Sozialen Medien erzählen, aber: Kunden, die 200 Euro aufwärts für eine Tasche ausgeben, möchten diese auch einmal in der Hand halten und anfassen. Gerade bei einem solchen Produkt ist der haptische Eindruck wichtig."Bei einer Befragung gaben 65 % unserer Kunden in der Zielgruppe 40+ an, Taschen lieber in einem physischen Geschäft zu kaufen als online", berichtet Feelisch. Eine wichtige Einsicht, die Buckle&Seam heute bei Marketingaktivitäten mitdenkt. Die logische Konsequenz: "Der Kunde muss motiviert werden, einen Store in seiner Nähe zu besuchen." Dabei verfolgt Buckle&Seam einen Ansatz, der weit über die klassische Fachhändler-Suche im eigenen Onlineshop hinausgeht: 2019 hat das Start-up zusammen mit etablierten Herrenausstattern ein Konzept entwickelt, um den stationären Umsatz durch Social Commerce zu stärken.
150% Mehrumsatz durch geografisches Remarketing
Das umfasst u. a. geografisches Remarketing in Form von Facebook- und Instagram-Werbung für ausgewählte Fachhändler in der Nähe des Kunden.Indem dem Kunden unmittelbar angezeigt wird, in welchem lokalen Geschäft er sein Lieblingsprodukt findet, werden nicht nur messbare Erfolge für die Marke verzeichnet, auch der Einzelhändler profitiert, indem er aktiv durch Social Commerce beworben wird, sagt Feelisch.

Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Der Retail-Umsatz von Weekender-Taschen durch Social Commerce erhöhte sich um 150%, der Warenumschlag der Partnergeschäfte stieg entsprechend.
Im Frühjahr 2020 konnte Hallerstede aus Oldenburg als weiterer Partner gewonnen werden, 2021 sollen 20 weitere Fachhändler dazukommen.
Das Social-Commerce-Konzept in drei Schritten
- Markenbotschaft: Interaktive Videos und "Instant Experiences", also spezielle Anzeigen für Mobilgeräte, die im Vollbildmodus angezeigt werden und durchscrollt werden können, um potenziellen Kunden die Marke mobil näherzubringen.
- Produktanzeigen: Sobald die affine Zielgruppe sich näher mit der Marke auseinandergesetzt hat, werden gezielt Produktanzeigen ausgespielt.
- Geografisches Remarketing: Der Kunde wird eingeladen, sich sein Lieblingsprodukt in einem renommierten Fachgeschäft anzuschauen. Dazu werden Stores in der Nähe des Kunden beworben.

Klassische Arbeitsteilung zwischen Händler und Online-Marke
"Besitzer von kleinen stationären Geschäften beschweren sich häufig über die Abwanderung von Umsätzen ins Online-Segment und zu den sogenannten 'direct-to-consumer'-Marken. Dabei kann Online-Marketing auch als Vorteil für den Einzelhandel genutzt werden", sagt Marco Feelisch.Stationären Händlern rät er, sich bewusst online-affine Marken als Partner zu suchen. "Sie können sich auf ihre eigene Expertise fokussieren, weiter stationär agieren und Online-Experten die Arbeit machen lassen - davon profitieren beide Partner."