Drei Start-ups, dreimal geht es um Transport. Zwar ist das, was zu transportieren ist, völlig unterschiedlich. Doch Nachhaltigkeit und Komfort spielen überall Rollen. Egal, ob es sich um kleine Kinder, Möhren oder E-Bikes handelt.

Bonavi: Der Kinderwagen der gehobenen Qualität

Es gibt nur ein Modell, doch das soll Premiumqualität haben, alle Zwecke des Kindertransports abdecken und trotzdem relativ günstig sein. Nicht verzetteln, weniger, dafür besser. Das ist das Prinzip des Berliner Start-ups Bonavi, das seit 2017 den Kinderwagenmarkt im deutschsprachigen Raum erobern will. Dabei nutzen sie die Ratschläge der deutschen Großmeisterin des Kinderaufdieweltbringens - die Rede ist von der Hebamme Luise Kaller.

Die Bonavi-Gründer Markus und Niklas Ott lassen wegen der guten Infrastruktur nahe Hongkong produzieren, wo etwa der deutsche TÜV Niederlassungen betreibt. Vertrieben wurde der Kinderwagenalleskönner bisher über die Bonavi-Website im deutschsprachigen Raum, Testfahrten konnte man in stationären Partnerläden in ganz Deutschland unternehmen. 
Zum Wohl des Kindes: Sven Behrends (Strategischer Einkäufer, BabyOne), Hasko Heinrici (Director Assortment & Sourcing, BabyOne ), Markus Ott (Gründer und Geschäftsführer Bonavi), Niklas Ott (Gründer und Geschäftsführer Bonavi)
© Bonavi
Zum Wohl des Kindes: Sven Behrends (Strategischer Einkäufer, BabyOne), Hasko Heinrici (Director Assortment & Sourcing, BabyOne ), Markus Ott (Gründer und Geschäftsführer Bonavi), Niklas Ott (Gründer und Geschäftsführer Bonavi)
Seit geraumer Zeit rollen die Edel-Kinderwagen auch auf dem französischen Markt, es gibt zudem das neue Modell 2.0, das den Kleinen noch mehr Fahr- und den Eltern mehr Schiebekomfort verspricht. Der Zugriff auf den Massenmarkt dürfte aber eine Kooperation mit BabyOne sein, Deutschlands größter Babymarktkette. Seit April dieses Jahres kann der Bonavi-Wagen in allen 97 Fachmärkten des Filialisten gekauft werden, zudem im Onlineshop. Diese Kooperation ist für Bonavi ein Quantensprung und der nächste Schritt zum Ziel, ein Multichannel-Händler zu werden.

Frischepost: Der Apfel aus der Region kommt "direkt vom Acker"

Nicht nur Kaufland bietet neuerdings Salatgurken ohne Plastikfolie an. Der Bio-Händler Alnatura feiert sich dafür, dass er auf die üblichen Plastikbeutel für Obst und Gemüse verzichtet. Im Jahr 2019 wird der deutsche Einzelhandel aktiv im Kampf gegen die Plastikvermüllung der Erde. Bei jährlich insgesamt 18 Millionen Tonnen Plastikabfall, der allein in Deutschland anfällt, wird es auch höchste Zeit.

Dabei ist ein verpackungsarmes Lebensmittel-Liefersystem eigentlich kein Hexenwerk, wie das Start-up Frischepost zeigt. Der Hamburger Hofladen karrt Obst, Gemüste, Fleisch und Milch "direkt vom Acker" zum Kunden. Bestellt wird online, ausgeliefert mit eigenen Elektroautos. Ohne Zwischenlager, ohne Verpackung - und naturbelassen. Denn bei Frischepost bekommen die Kunden auch mal eine "krumme" Möhre, anstatt eine, die aussieht, als wäre sie in einer Fabrik formschön modeliert worden. 

Alles aus Wellpappe: Die Frischpost-Lieferbox
© Frischepost
Alles aus Wellpappe: Die Frischpost-Lieferbox
Das 2015 von Eva Neugebauer und Jule Willing gegründete Hamburger Start-up arbeitet mit regionalen Höfen und Produzenten zusammen, beliefert bisher 6.500 private Kunden, Unternehmen sowie Kindertagesstätten in der Hansestadt. Nachhaltigkeit ist das große Thema von Frischepost. Dazu gehören eben die regionalen Lieferanten - und ein striktes Müllreduzierungsprogramm.

Ausgeliefert wird Pfandboxen aus Wellpappe, Kühlakkus halten die Bestellungen frisch. Die Boxen werden bis zu dreißigmal wiederverwendet, "notwendige Mehrwergverpackungen wie Milchflaschen und Joghurtbecher beim Kunden wieder abgeholt", sagt Eva Neugebauer. "Unser Nachhaltigkeitskonzept ist im Online-Handel bisher einzigartig. Mit der anstehenden Finanzierungsrunde wollen wir in weitere deutsche Städte expanideren." Nachhaltigkeit ist ohnehin eine Kernkompetenz von Eva Neugebauer. Noch während ihres BWL-Studiums gründete und leitete sie 2011 die Sozialunternehmerkonferenz SensAbility.

Pamyra: Die Fahrradverschickungszentrale

Mal angenommen, jemand möchte ein Fahrrad von Darmstadt-Eberstadt nach Berlin-Zehlendorf bringen. Ohne es selbst fahren zu müssen. Nicht so einfach. Denn etwa die Otto-Tochter Hermes hat Anfang dieses Jahres ihren Fahrradversand eingestellt. Offenbar war diese Sparte nicht attraktiv für den Logistiker. 

Eine Alternative will hier Pamyra sein. Das Leipziger Start-up ist eine Buchungs- und Vergleichsplattform für private wie gewerbliche Versender von Fahrrädern und E-Bikes. Und so gehts: Man gibt in die Maske für die Versandkostenberechnung Start- und Zielort ein - und bekommt flugs die günstigste Spedition mitgeteilt. In unserem Fall brächte Transportvermittlung Mayer das Rad für 36,90 Euro von Darmstadt nach Berlin. Über den Tarif "All inclusive" bekämen wir noch einen passenden Verpackungskarton nach Hause geschickt. Und Ungeübte finden auf der Plattform noch Checkliste sowie Videoanleitung zum korrekten Verpacken eines Fahrrades. 

Die Fahrrad-Kuriere aus Leipzig: Lasse Landt, Felix Wiegand und Steven Qual haben Pamyra gegründet (v.l.n.r.).
© Pamyra
Die Fahrrad-Kuriere aus Leipzig: Lasse Landt, Felix Wiegand und Steven Qual haben Pamyra gegründet (v.l.n.r.).
"Bei einem Fahrradtransport haben Versender bisher nicht nur die hohen Kosten abgeschreckt, sondern vor allem die aufwendige Organisation des Transports", erklärt Felix Wiegand, Gründer und Geschäftsführer von Pamyra. "Eigentlich liegt unser Fokus nicht auf Fahrradtransporten, aber nachdem viele Kunden mit diesem Thema an uns herangetreten sind, haben wir jetzt gemeinsam mit Partnern aus der Transportbranche eine einfache und kostengünstige Lösung entwickelt. Mit dieser kann innerhalb von drei Minuten über Pamyra ein Transport für Fahrräder gebucht werden." Aktuell bietet die Vergleichsplattform über ihre Partner insgesamt neun Tarife  an. Und dass das deutsche Liefergebiet gut abgedeckt wird, beweist ein zweiter Test: Auch von Berchtesgaden bis auf hinauf auf die Hallig Langeneß ist ein Fahrradversand möglich.